Bildungspolitische Illusionen/ExpertInnen

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FG Bildungspolitik - Bildungspolitische Illusionen
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Selbstverständlich gibt es im Team der Schule nicht nur Coaches, sondern auch "ExpertInnen".

ExpertInnen für bestimmte Fachbereiche. Allgemeiner gefasst. Oder spezieller.

Dabei sollte der jeweiligen Einzel-Schule Gestaltungsspielraum überlassen bleiben, sofern damit ein umfassendes Gesamtangebot sichergestellt wird. Eine Schule mit 30 ExpertInnen für Mathe, aber niemandem für Sport oder Englisch geht an ihrer Aufgabe vorbei.

  • ExpertInnen bieten Veranstaltungen an: Kurse, Vorträge oder was auch immer. Nicht zwangsweise ausschließlich für Kinder und Jugendliche. Auch Erwachsenenbildung gehört ins Geamtkonzept einer Schule.
  • ExpertInnen gestalten Lernumgebungen, in denen sich SchülerInnen eigenständig Fähigkeiten erarbeiten können. Sie stellen geeignete Bücher bereit, geeignete Software oder audio-visuelle Medien.
  • ExpertInnen gestalten Lernmaterialien: Arbeitsblätter, Software, Tests (zur individuellen Selbstkontrolle der SchülerInnen). Und sie stellen diese Materialien via Internet der Allgemeinheit zur Verfügung (von der sie ja letztlich auch bezahlt werden.)
  • ExpertInnen haben Sprechstunden, in denen sich interessierte SchülerInnen Tipps und Anregungen holen können.
  • ExpertInnen suchen Talente, die ihnen bei ihrer Arbeit helfen können. Zum Beispiel ältere SchülerInnen, die selbst spannende Vorträge halten oder Kurse für jüngere SchülerInnen geben könnten. Oder einen örtlichen Handwerker, den Häuptling der Feuerwehr, einen Kollegen von einer anderen Schule oder nen Politiker.
  • ExpertInnen arbeiten mit KollegInnen anderer Fachbereich aktiv zusammen, um Dinge auch gezielt aus verschiedenen Blickwinkeln erkennen zu können. Multiperspektivität beugt Einseitigkeiten und Erstarrung vor. Und ein Kurs mit zwei oder mehr ExpertInnen kann durchaus besonders spannend werden. Auch für die ExpertInnen selbst.
  • ExpertInnen bringen sich auch über ihren Fachbereich hinaus in die Gestaltung des Schullebens ein.

Nicht jeder Experte / jede Expertin muss zwangsweise alle der genannten Punkte erfüllen können. In guter Teamarbeit kann man sich gegenseitig ergänzen und individuelle Schwachstellen kompensieren. Sofern das auf Gegenseitigkeit beruht.

Das Team einer Schule hat gemeinsam die Aufgabe, hinreichende und vielseitige Lernmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen und weiter zu entwickeln. Solange das funktioniert, soll möglichst großer Gestaltungsspielraum bestehen.

Es wird ExpertInnen geben, die es sich im Rahmen dieses Spielraums sehr bequem machen werden. Die SchülerInnen, das Team und die Schulleitung werden in solchen Fällen diskutieren müssen, ob sich sich diese KollegInnen auf Dauer leisten wollen. (Ja: Jede Schule braucht das Recht, ihr Team selbst einzustellen. Und ungeeignete Leute bei Bedarf auch wieder zu entlassen.)

Man kann Experte / Expertin für einzelne Bereiche sein. Oder für mehrere. Und gleichzeitig Coach. Oder auch nicht.

Gerade für kleinere Schulen dürften Team-Mitglieder spannend sein, die vielseitig und flexibel sind. Größere Teams erlauben weitergehende Spezialisierung. Sie sollte allerdings nicht erlauben, frühzeitig den "geistigen Ruhestand" anzutreten und sich auf einem einmal erarbeitetem Stand von Wissen und Fähigkeiten auszuruhen.

Auch ein Experte für Chemie darf sich gerne weiterentwickeln und sich z.B. an Kursen in Kunst versuchen. Oder in Französisch. Im Idealfall natürlich mit Unterstützung anderer ExpertInnen.

Die wichtigste Kompetenz von LehrerInnen ist nicht ihre umfassende Fachkenntnis, sondern ihre Fähigkeit, zu lehren. Die korrespondiert mit der entsprechenden Fähgikeit, zu lernen. LehrerInnen, die selbst nicht mehr lernfähig sind, werden sich schwer tun, Lernprozesse bei anderen zu fördern.

Ein Schulsystem sollte solche Weiterentwicklungen nicht behindern, sondern begünstigen.