Bildungspolitische Illusionen/Aufsichtspflicht

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FG Bildungspolitik - Bildungspolitische Illusionen
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Irgendein Pädagoge forderte mal "das Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod".

Schockierend...

Kinder sind unsere Zukunft. Auch und gerade dann, wenn wir selbst mal nicht mehr sind. Sie stiften Sinn.

Gerade in der typischen Ein-Kind-Familie konzentriert sich sehr viel Hoffnung auf eine einzige Existenz. Die darf nicht riskiert oder gefährdet werden. Keinesfalls.

Schule muss sicher sein.

In jeder Hinsicht. Kinder müssen rund um die Uhr behütet, bewacht und vor eventuellen Gefahren geschützt werden.

Im Klassenzimmer, im Schulgebäude, im Pausenhof. Und erst recht natürlich beim Schwimmen oder gar einer Exkursion.

Das ist die Aufgabe der LehrerInnen. Ihre allerwichtigste natürlich...

Aufsichtspflichtverletzungen sind ein ernstes Thema. Wenn mal was schief geht, ist der Teufel los.

"Lehrer sein bedeutet mit einem Bein im Gefängnis stehen" - erklärte mir mal eine Konrektorin. "Eigentlich mit beiden. Weil wir genau deshalb auch unsere Schule zum Gefängnis gemacht haben."

Ja. Mauern, Zäune... Ausformulierte Strategien zur Überwachung des Pausenhofs in allen Ecken und Winkeln. Stichwort RRR. Kein Rauchen, kein Rennen, keine Rangeleien. Sogar die Toiletten werden regelmäßig kontrolliert.

SchülerInnen brauchen nunmal Pausen. LehrerInnen hm...in einem größeren Kollegium kann man das ja immerhin aufteilen...

Die Fenster in den oberen Stockwerken müssen geschlossen werden, bevor der Lehrer das Klassenzimmer verlässt. Ein Schüler könnte sonst hinausfallen.

Ausflüge sind nur nach Genehmigung durch die Schulleitung möglich. Und nur, wenn eine zweite Aufsichtsperson dafür zur Verfügung steht. Vor Beginn sind die SchülerInnen über Gefahren des Straßenverkehrs zu belehren. Dafür gibt es ein ausformuliertes Merk-Blatt.

Es war keine Grund-, sondern eine Hauptschule. Aber man kann von 12- oder 14-Jährigen nicht erwarten, dass sie alleine und ohne Aufsicht eine Straße überqueren können. Falls was passiert, ist der Lehrer verantwortlich.

Also Risiken vermeiden. Keine Ausflüge machen. Möglichst keine Experimente. Schon gar nicht in Chemie. Da könnte zuviel passieren. Der Baum im Pausenhof wurde schon gefällt. Jemand hätte raufklettern können. Und runterfallen.


Aufsichtspflicht muss sein.

Aber übertriebene Aufsichtspflicht zerstört wertvollen Raum für freie Entfaltung (also die Chance auf "Bildung"). Macht aus LehrerInnen "Aufsichtsbeamte". Und aus Schulen "Gefängnisse".

Freiheit bedeutet immer auch Risiken. Und erfordert Vertrauen. In LehrerInnen und die eigenen Kinder. Wer jedes Restrisiko sicher ausschließen will, will Unfreiheit.

Hier muss dringend nach sinnvollen Kompromissen gesucht werden.


Ach ja... der oben genannte Pädagoge hieß Janusz Korczak. Er war auch Arzt, schrieb Kinderbücher und leitete ein Waisenhaus. In Polen. Als die Nazis seine etwa 200 Kinder abholten, bestand er darauf, sie zu begleiten. Er wollte sie auf ihrem Weg in den Tod nicht alleine lassen und wurde 1942 mit ihnen in Treblinka ermordet.