Bildungspolitische Illusionen/Messbares und Unmessbares

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FG Bildungspolitik - Bildungspolitische Illusionen
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"Bewertungen" sind immer auch "Entwertungen". Es wird ja nicht alles "bewertet". Und nicht alles was bewertet wird, wird gleich "gewertet".

SchülerInnen lernen recht bald - bewusst oder unbewusst ("hidden curriculum") - was in der Schule wirklich "wertvoll" ist. Dass es Fächer gibt, die mehr zählen als andere. Dass es Zeiten im Schuljahr gibt, die gar nichts mehr zählen, weil die Noten schon fest stehen. Dass bestimmte Unterrichtsinhalte, Methoden oder Arbeitsformen für ihre Noten völlig irrelevant sind - und entsprechend nur unnötiger Ballast sind.

"Brauche ich das für die Prüfung?" meint: "Muss ich jetzt aufpassen, oder darf ich abschalten?"

Die Wertigkeiten dahinter orientieren sich häufig am Kriterium der "objektiven" Messbarkeit und damit der sozialen Vergleichbarkeit von Leistungen.

Anders gesagt: Man misst, was eben messbar, also vergleichbar erscheint. Alles was aus diesem Rahmen fällt, kann dabei Probleme machen.

Dass sich PISA speziell um Mathe, Deutsch und Naturwissenschaften kümmert, hat übrigens vor allem damit zu tun, dass man sich in diesen Bereichen leichter tat, Konzepte zur Vergleichbarkeit zu entwickeln. "Gesellschaftlich-politisches Verständnis ist keinesfalls weniger wichtig als naturwissenschaftliches. Eher im Gegenteil. Aber wir wissen selbst noch nicht, wie wir das sinnvoll messen können. Speziell im internationalen Vergleich."

Die Folge war: Die Welt blickte auf die Messergebnisse und die festgestellten Defizite. Und die betroffenen Fächer wurden "aufgewertet". Auf Kosten der Fächer, die eben nicht gemessen wurden. Nicht weil sie wirklich unwichtiger wären. Aber weil sich damit bei der internationalen PISA-Olympiade kein Blumentopf gewinnen lässt.

Die Bewertung von Mathe-Arbeiten fällt meist leichter, als die von Deutsch-Aufsätzen oder von gemalten Bildern. Deutsch- oder Kunst-LehrerInnen helfen sich dann oft mit klaren Kriterien-Katalogen und Formbeschränkungen. Das erhöht "objektive Vergleichbarkeit", indem es den "subjektiven Handlungsspielraum" drastiv reduziert. Das bedeutet faktisch nichts anderes als das man gezielt versucht, individuelle Kreativität zu reduzieren. Weil sich "Unvergleichliches" nun mal schlecht "vergleichen" lässt.

Auch Mathe-Lehrer zeigen sich oft überfordert, wenn SchülerInnen Aufgabenstellungen nicht nach "Schema F" lösen, sondern von den eingespielten Formen abweichen oder gar eigenständige Lösungsansätze entwickeln.

Das Rezept für schulischen Erfolg ist es, möglichst in der Spur zu bleiben.

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