AG Geldordnung und Finanzpolitik/Zins/Zinskritik-Kritik

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Vorbemerkung Vorbemerkung:
Dies ist eine Meinung, die derzeit von den Mitgliedern Piratos und Axel Grimm vertreten wird und spiegelt nur die Meinung einiger Mitglieder der Piratenpartei oder der AG Geldordnung und Finanzpolitik wider. Wer Anmerkungen/Fragen hat schreibt diese bitte auf die Diskussionsseite zu diesem Artikel.


Einleitung

Dies ist eine Ausarbeitung, die von dem Mitgliedern Piratos und Axel Grimm erstellt worden ist. Der im Text vorkommende Satz: "Daher ist auch die Vorstellung, dass der "fehlende Zins" im System zur Neuverschuldung führt, eindeutig widerlegbar." ist die Feststellung der Autoren und muss nicht mit dem allgemeingültiger Erkenntnisstand der AG Geldordnung und Finanzpolitik übereinstimmen. --Piratos 13:31, 15. Jan. 2012 (CET)

Am 17.04.2012 hat ein "Grillfest" zum Zins stattgefunden mit Pro- und Kontraposition. In der Kontraposition ist das Ergebnis enthalten.

--Axel Grimm 15.05.2012

Ein Teil dieser Ausarbeitung wurde bereits als Mehrheitsmeinung der AG beschlossen. -- RedNose 09:43, 20. Jan. 2013 (CET)

Zinsproblematik

Viele sehen im "Zins" und seinen Auswirkungen ein Grund für die Aufschuldung des Geldsystems. An dieser Stelle wird erklärt, warum:

1. Der Zins im Geldsystem NICHT FEHLT, wenn er wieder in der Wirtschaft ausgegeben wird!

2. Der Zins selbst nicht verantwortlich ist, für das Aufschulden im Geldsystem

3. Der Zins nicht der Hauptfaktor ist, der die Geldvermögen stark steigen lässt (hier werden noch absolute Zahlen geliefert, die das Verhältnis darstellen)

4. Der eigentliche Grund der Aufschuldung im Geldsystem im "Sparen im Tauschmittel (Geld)" an sich liegt und der Zins nur dann ein Problem darstellt, wenn dieser auch "gespart" wird.

Der Irrtum vom „fehlenden Zins“

Geld ist kein "Ding", sondern eine Information in einer Bankbilanz. Wenn eine Bank "Zinsen kassiert" für ein Kredit, wird aus dem Kreditnehmer-Konto Giralgeld ausgebucht und im Eigenkapital der Bank eingebucht. (Passivtausch in der Bankbilanz)

Dieses Eigenkapital nutzt die Bank um alle Kosten zu decken, Boni zu zahlen, Guthabenzinsen zu zahlen, Aktiendividenden usw. So landen "die Zinsen" immer wieder im Wirtschaftssystem. (wieder Passivtausch in der Bankbilanz)

Daher ist auch die Vorstellung, dass der "fehlende Zins" im System zur Neuverschuldung führt, eindeutig widerlegbar.

Viele „Experten“ begründen ihre Systemkritik und den Zwang zum Neuverschulden mit dem „fehlenden Zins“ und dem Übel, das davon ausgeht. Hier ein Versuch diesen Denkfehler auszuräumen.

Die Quelle des Irrtums

Anhänger der Theorie „vom fehlenden Zins“ betrachten in ihrer Argumentation meist einen isolierten Kredit. Man stellt sich ein Geldsystem vor, in dem ein einzelner Teilnehmer einer Kreditsumme von 1000 € aufnimmt, diese wird endfällig nach einem Jahr zurückgezahlt und mit 5 % verzinst. In dieser „Inselbetrachtung“ fehlt am Ende der Laufzeit des Kredites tatsächlich der aufzubringende Zins, wie in dieser Grafik rot dargestellt:

Warum der Zins nicht fehlt1.jpg

Abb. 01

Auch wenn man das gleiche Beispiel auf acht Teilnehmer ausweitet, die jeweils 1000 € Kredit gleichzeitig bei der Bank aufnehmen, und dann auch gleichzeitig endfällig nach einem Jahr tilgen, stellt man fest, dass am Ende des betrachteten Zeitraumes der Zins im System fehlt.

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Abb. 02

Gleiches gilt auch für das Gedankenmodell, wenn man Einzelkredite betrachtet, die zeitversetzt, nacheinander liegen. Hier hat man den Effekt, dass sich der fehlende Kreditzins aufaddiert, denn auch in dieser Vorstellung hat kein Kreditnehmer die Chance seinen Kreditzins aufzubringen.

Warum der Zins nicht fehlt2.jpg

Abb. 03

Die Widerlegung

Soweit die Betrachtungen und Argumentationen, die die Verfechter eines "fehlenden Zins" ins Feld führen, um Ihre Argumentation zu belegen.

Der Hauptfehler, der in dieser Betrachtungsweise liegt, ist die Inselbetrachtung bzw. die isolierte Betrachtung von einzelnen Krediten in einem Geldsystem. Die Realität in der Welt der Kredite sieht doch ganz anders aus. In unserem Geldsystem überlagern sich zigtausende von Krediten die sich unterscheiden in Beginn, Laufzeit und Höhe des Kredites. Diese Überlagerung soll in dem folgenden Bild dargestellt werden.

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Abb. 04

In blau und lila sind die Einzelfälle dargestellt, die die Anhänger des "fehlenden Zins" als Argumentation nutzen, die weißen Striche stellen jetzt aber weitere Kredite dar, die im Geldsystem durch Banken erzeugt werden und bei Endfälligkeit auch mit Zins zurückgezahlt werden.

Wie bereits oben erwähnt, werden in der Realität die gezahlten Zinsen, die ein Kreditnehmer der Bank zahlt, über das Eigenkapital der Bank wieder zurück in den Wirtschaftskreislauf gebracht, und könnten dort, unter anderem auch dazu benutzt werden, wieder als Zinszahlung an eine Bank bezahlt zu werden. So bezahlt zum Beispiel ein Bankangestellter, der einen Immobilienkredit hat, seine Zinsen aus seinen Lohnzahlungen, die aus dem Eigenkapital der Bank kommen. Diese Lohnzahlungen sind aber nichts anderes als die Zinseinnahmen der Bank. Aber auch ein Dividendenempfänger von Bankaktien kann mit der gezahlten Dividende wieder einen Kredit abzahlen, bzw. die Zinsen dafür bezahlen.

Diese Rückführung des Zinses wird gern von den Anhängern des "fehlenden Zins" übersehen.

Die Rückführung des Zinses am Beispiel der „Einzelkredite in Folge“ mit Zinsrückführung. Eine Aufschuldung ist nicht mehr vorhanden.

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Abb. 05

Genauer erkennt man den Denkfehler, wenn man sich nicht eine isolierte Kreditvergabe betrachtet, sondern eine Kaskade von Kreditverträgen unterschiedlicher Laufzeit die sich überlagern.

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Abb. 06

Nehmen wir uns die angezeigten grünen Kredite `raus, und betrachten was mit der Geldmenge passiert, im Laufe der Kreditname, und was mit den Zinszahlung passiert, die nun, wie in der Realität üblich, zurückgeführt werden.

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Abb. 07

In hellgrün erkennt man die Geldmenge, die durch die unterschiedlichen Kredite entsteht und vergeht, nun plötzlich erkennt man, dass der erste Kreditnehmer seine Schuldzinsen aus dem geschöpften Geld des zweiten Kreditnehmers bedienen kann (dieses Geld hat er durch „wirtschaften im Wirtschaftraum“ erhalten/verdient, schwarzer Pfeil nach oben). Diese Zinseinnahmen gibt die Bank zum Beispiel als Lohnzahlungen wieder zurück in den Wirtschaftskreislauf (grauer Pfeil). Nun fehlt dieser Zins nicht mehr im System. Der in Rot dargestellt Bereich, ist der Zeitraum, in dem der gezahlte Kreditzins im Eigenkapital der Bankbilanz steht, solange bis der Zins zurückgeführt wird.

Auch die hier vorgestellte Betrachtung ist natürlich wieder vereinfacht/isoliert, in Wirklichkeit überlappen sich diese Kreditverträge deutlich enger und zahlreicher, auch die Rückführung des Zinses über das Eigenkapital der Bank findet in einem ständigen Fluss statt, da die Ausgaben/Ausschüttungen der Bank auch ständig anfallen.


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Abb. 08

Abschließend ist zu sagen, dass, wenn die Banken den Kreditzins, wie bisher, über das Eigenkapital in das Geldsystem zurückführen, die Argumentation der Anhänger des "fehlenden Zins" zusammenbricht.

Deren Argumentation basiert auf geschickt gewählten Einzelfällen in der Kreditvergabe und ignoriert völlig die Rückführung der Zinsen in das Geldsystem. In deren Vorstellung hält die Bank die Zinsen zurück, so dass ein Mangel an Geld im Wirtschaftssystem entsteht, der nun durch Neuverschuldung ausgeglichen werden kann.

In Wirklichkeit kann die Aufschuldung im Geld-System nicht aus angeblich fehlenden Kreditzinsen abgeleitet werden.

In unserer Betrachtung haben wir zudem nur endfällige Kredite betrachtet, um die Komplexität nicht noch weiter zu erhöhen und um uns an die Argumentation der „fehlenden Zins“ Anhängern anzupassen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der übliche Kredit ein Tilgungskredit ist, bei denen die Zins- und Tilgungszahlungen nicht endfällig, sondern monatlich aufgebracht werden. Somit reduziert sich auch während der Laufzeit des Kredits die Zinszahlung monatlich durch die Tilgung des Kredites.

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Abb. 09

Wie man dem Tilgungsplan entnehmen kann, reduziert sich die Zinszahlung monatlich bei einem Einzelkredit. Wenn diese Zinszahlung von der Bank gleich in das Geldsystem zurückgeführt wird, fehlt am Ende der Laufzeit, selbst in der Einzelbetrachtung eines Kredites von 1000 €, nur 0,36 € Zinsen.

Da diese Betrachtungsweise eines Kredites zwar der Realität entspricht, aber bei Verfechtern des "fehlenden Zins" zum Argumentationsproblem führt, wird in deren Erklärungsversuchen stets von einem endfälligen Kredit gesprochen.

Ein Beitrag von Piratos mit freundlicher Unterstützung von Axel Grimm (Inspiration + Grafiken)

Der wahre Übeltäter: "das Sparen im Tauschmittel"

Im vorangegangen Text wurde erklärt, dass der "Zins" nicht zur Aufschuldung im Geldsystem führt, natürlich kommt nun die Frage auf, wer ist den sonst daran "schuld"?

Um den "Übeltäter" zu identifizieren, muss man sich das Entstehen und Vergehen von Geld betrachten. Wie in unserem Grundlagenwerk erklärt wird, entsteht Geld bei Aufnahme von Kredit. Die Teilnehmer an der Wirtschaft, die ein Kredit aufnehmen, geben dieser Geld in der Wirtschaft aus. Zum Beispiel kaufen sie Rohstoffe, um daraus dann ein Produkt zu erzeugen, dass sie weiterverkaufen können. Das erzeugte Kreditgeld befindet sich so nun im Tauschmittelkreislauf, und das Geld tauscht andauert weiter. Es gibt nun 2 Möglichkeiten, wie dieses Geld den Tauschmittelkreislauf verlassen kann.

Die erste Möglichkeit ist für das Geldsystem ideal. In diesem Fall kreist/tauscht das Tauschmittel solang, bis ein Kreditnehmer=Gelderzeuger, der das Geld durch Leistung in der Wirtschaft erhält, damit seinen Kredit zurückzahlt, also tilgt. In diesem Moment wird bei der Bank sein Geld mit seiner Schuld wieder vernichtet, das Geld hat in seiner Zeit seiner Existenz, vom der Kreditnahme bis zur Tilgung als Tauschmittel, funktioniert und hat der Wirtschaft durch Schaffung von Mehrwert in der Wirtschaft gedient. Entstehen und vergehen von Geld ist hier ähnlich dem Prinzip in der Natur.

Die zweite Möglichkeit, wie Tauschmittel den Wirtschaftskreislauf verlassen kann ist "Sparen", denn gespartes Geld kauft, solang es "gespart" ist, nicht mehr in der Wirtschaft ein. Das Geld ist solang es "spart", als Tauschmittel "geparkt".

Nun entsteht für den Erzeuger des Geldes, also dem Kreditnehmer ein Problem. Egal welche Leistung er in der Wirtschaft anbietet, sein, durch Kredit erzeugtes, Geld liegt nun bei dem Sparer, der durch sparen aber einen Leistungsverzicht gegenüber der Wirtschaft ausübt. Unter diesem Leistungsverzicht leidet nun der Kreditnehmer, er hat keine Chance mehr, an das Geld zu kommen, das er zum tilgen seines Kredites bräuchte. Durch sparen entsteht ein Mangel an freiem Tauschmittel in der Wirtschaft, was normalerweise zu einer Reduzierung der Wirtschaftsleistung führt. Die Folge: Kreditnehmer gehen pleite. Es sei den, eine neuer Kreditnehmer erzeugt wieder neues Geld, dass das Geld ersetzt, was durch sparen dem Geldsystem entzogen wurde.

Hierdurch entsteht nun ein "Neu-Verschuldungszwang" in der Wirtschaft und wenn sich in der Wirtschaft kein Neuschuldner findet, so muss z.B. der Staat einspringen und die Schulden als Lender of last resort übernehmen.

An dieser Stelle sollte auf eine wichtiges Detail aufmerksam gemacht werden. Es wird auch oben im Text davon gesprochen, dass der Zins zurückgeführt wird, also wieder in der Wirtschaft landet und dort "Tauschkraft" bzw. Kaufkraft entwickelt. Das wäre der Idealfall und unschädlich für das Geldsystem, den der Zins tauscht weiter im Geld bzw. Wirtschaftssystem.

Wird der Guthaben Zins aber auch wieder "gespart", also wieder in Geldvermögen angelegt, schadet dieser Entzug genauso wie jedes andere Neu-Sparen - zum Beispiel, wenn man monatlich z.B. einer Lebensversicherung Geld zur Verfügung stellt, die für die Personen "spart".

Das heißt, ob Guthabenzinsen dem Geldsystem schaden oder nicht, hängt davon ab, ob der Zinsempfänger diesen Zins weiter spart oder konsumiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Sparer den Zins weiter spart ist natürlich viel größer, weil der damit verbundene Leistungsverzicht(=das Sparen), "reichen" Menschen leichter fällt als "armen" Zinsempfänger.

Fazit

Sowohl das Sparen von Zinseinkommen als auch das Sparen von Beträgen aus anderen Einkommen führt zur Aufschuldung im Geldsystem und damit zum Anschwellen der Geld- und Geldvermögensbestände.--Piratos 16:05, 15. Jan. 2012 (CET)

Die Aussage anders fomuliert:

Das Sparen von Einkommen, egal aus welcher Quelle das Einkommen stammt, führt zur Verschuldung. Eine Aufschuldung erfolgt, wenn die Sparqote positiv ist, also das Sparvolumen größer ist als das Auflösen von Gespartem.--Axel 24. Jul. 2013 (CET)


Die Widerlegung der Widerlegung

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... Einwände sind auf die Diskussionsseite verschoben (Axel)

Bei dem Transfer auf die Diskussionssseite ist nichts verändert oder entfernt worden ... nur verlagert.