AG Geldordnung und Finanzpolitik/Target3

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Vorbemerkung Vorbemerkung:
Dies ist eine Meinung, die derzeit von den Mitgliedern Axel Grimm (Autor), Rudi, Piratos und Thomas Weiß vertreten wird und spiegelt nur die Meinung einiger Mitglieder der Piratenpartei oder der AG Geldordnung und Finanzpolitik wider. Wer Anmerkungen/Fragen hat, schreibt diese bitte auf die Diskussionsseite zu diesem Artikel.


Einleitung zum Verständnis der nachfolgenden Studie

Ein Geldsystem kann endogener und/ oder exogener Natur sein. Ein exogenes System führt Geld von „außen“ zu. Bei einem endogenen System, von "innen heraus", entsteht Geld u.a. durch Kredite und vergeht durch Tilgung.

Im letzten halben Jahrhundert hat sich das heutige System von einem exogenen zu einem endogenen System gewandelt. Konten für Jedermann als auch die Telekommunikation haben das Giralgeld zum Geld selbst werden lassen.

Eine Variante eines endogenen Vollgeldsystem entsteht durch den Ansatz, die Zentralbank aus dem Spiel zu nehmen. Es bleibt ein einziges Geld übrig. Banken haben die Aufgabe das Geld zu dokumentieren und als Dienstleister zu überweisen.

Die nachfolgende Ausarbeitung soll als eine utopisch fantastische Denkanregung aufgenommen werden, Es ist eine Variante der Fortführung der Geldentwicklung in Analogie wie hundert Jahre zuvor Bargeld das Gold abgelöst hat. So wie sich vor hundert Jahren nur Wenige vorstellen konnten, das Bargeld zu Geld ist und das Gold ersetzt und verdrängt hat, so ist die Sachlage heute, bei der Girageld das Bargeld ersetzt hat und es letztendlich verdrängt.

Alle, die nur Bargeld als Geld wahrnehmen bzw. nur ZB-Geld als Geld sehen und Giralgeld als Geld nicht akzeptieren, können an dieser Stelle aufhören zu lesen.

Nun geht es los.


Saldendokumentierer statt Zentralbanksystem (Target3) oder "Ein endogenes Vollgeldsystem"

Die Ausarbeitung setzt auf den beiden Basisartikel zum heutigen Geldsystem auf

Die Studie untersucht, wie ein Zahlungsabwicklungssystem von Giralgeld von Konten zu anderen Konten ohne eine Zentralbank durchgeführt werden kann. Dabei wird das Prinzip des Zahlungsabwicklungssystem Target2, das zwischen den Euro-Zentralbanken installiert ist, angewendet. Es wird nichts Neues erfunden, sondern nur ein bestehendes Verfahren genutzt.


Problembeschreibung

In dem aktuellen Banken- und Finanzsystem sind die Geschäftsbanken durch die Interbankenkredite dermaßen miteinander verflochten, dass die Pleite einer einzelnen Bank eine Kettenreaktion auslösen kann. Diese Kettenreaktion würde zu einem kompletten Zusammenbruch des Finanzsystems führen.

Dadurch ist die Politik erpressbar geworden und Geschäftsbanken müssen mit Steuergeldern gerettet werden. Man spricht von dem Too-interconnected-to-fail-Problem.


Entwicklung und Beschreibung des heutigen Systems

Das heutige Zahlungsabwicklungssystem zwischen Banken ist aus dem Bargeldsystem hervorgegangen, als es hauptsächlich Bargeld gab und das Giralgeld ein Nischendasein ohne nennenswerten Umfang führte. Mit der Entwicklung und Verbreitung der Telekommunikation haben sich die Konten für Jedermann verbreitet.

Das Giralgeld, eine Übertragung einer Zahleninformation von einem Konto auf ein anderes, hat das Bargeld verdrängt. Analog dazu hat sich Zentralbankgiralgeld entwickelt.

Veränderungen von Regeln und Gesetzen haben ein zweistufiges Geldsystem gestaltet, bei dem sich Banken bei den übergeordneten Zentralbanken ihre bankinternen Zahlungsmittel besorgen müssen.

Damit eine Bank eine Giralgeldübertragung von oder zu einer anderen Bank akzeptiert hat, musste zeitgleich eine Übertragung mit Zentralbankgeld erfolgen.

Im Laufe der Zeit haben sich Verrechnungssysteme entwickelt, mit dem Ergebnis, dass nicht jede Überweisung, sondern zum Teil nur noch Tagesdifferenzen in den zunehmenden Überweisungsvolumen mit Zentralbankgiralgeld übertragen werden.

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Abb. 01: Überweisungen zwischen vielen Banken im Laufe eines Tages

Wirft man einen Blick in eine Bankbilanz, dann findet man bei jeder Bank Forderungen und Verbindlichkeiten gegen andere Banken.

Bei einer genaueren Betrachtung setzen sich die Forderungen und Verbindlichkeiten aus vielen Einzelpositionen mit unterschiedlichen Volumen und Laufzeiten zusammen, so dass es vorkommt, das eine Bank gegen eine andere Bank gleichzeitig Forderungen und Verbindlichkeiten hat. Je nach Bank überwiegen die Forderungen oder die Verbindlichkeiten.

Abb02 FordVerb.jpg

Abb. 02: Jede Bank hat gleichzeitig Forderungen und Verbindlichkeiten

Wird aus der Summe der Forderungen und Verbindlichkeiten ein Saldo gebildet, sind die Verbindlichkeiten im Gesamtsystem höher als die Forderungen. Der Grund liegt bei der Zentralbank. Wenn eine Bank einen Kredit bei der Zentralbank aufnimmt, dann taucht dieser ebenfalls bei den Verbindlichkeiten gegen andere Banken auf.

Die Notenbanken haben eine restriktive Zuteilung des Zentralbankgiralgelds betrieben, worauf sich die Banken untereinander gegenseitig Zentralbankgiralgeld ausgeliehen haben, um das Regelwerk der Mindestreserve zu erfüllen. Dies kann aus dem Volumen abgeleitet werden. Der Bankensektor hat weniger als 2% der Bilanzsumme an ZB-Geld (davon 1% als Mindestreserve) und über 30% der Bilanzsumme sind Forderungen und Verbindlichkeiten zwischen Banken.


Die Situation im täglichen Zahlungsabwicklungssystem

Zahlungsverkehr innerhalb einer Bank

Innerhalb einer Bank ist der Zahlungsverkehr nur eine andere Zuordnung auf den Giralgeldkonten. Der angewiesene Betrag wird bei einem Konto abgezogen und dem Zielkonto zugebucht.

Abb03 UeberweisungInBank.jpg

Abb. 03: Überweisung innerhalb einer Bank, Giralgeld wechselt ein Konto

Ein bankinterner Zahlungsverkehr ist ein Buchungsvorgang. Der Buchungsvorgang kann unmittelbar ausgeführt werden.

Zahlungsverkehr zwischen Banken

Beim Zahlungsverkehr zwischen Banken heben sich Zahlungen an andere Banken mit den Zahlungen von anderen Banken größtenteils auf.

Sonderfall: Gleichen sich die Überweisungen von einer Bank zu anderen Banken gegeneinander aus, dann liegt das gleiche Ergebnis wie bei bankinternen Überweisungen vor. Alle Überweisungen sind nur ein Verschiebung von Giralgeld innerhalb der Bank.

Dabei müssen die Einzelüberweisungen nicht gleich groß sein, nur die Summe aller Überweisungen muss gleich hoch sein. Liegt dieser Sonderfall vor, ist für die Bank alles in Ordnung.

Abb04 UeberweisungBankenSaldoNull.jpg

Abb. 04: Überweisung zwischen Banken, Sonderfall mit Saldo Null

Das Giralgeld mit den Adressaten bei anderen Banken landet durch die Eingänge von anderen Banken auf den Konten der betrachteten Einzelbank.

Normalfall: Im Normalfall entsteht eine Differenz zwischen den Überweisungsvolumen von und zu einer Bank. Die Differenz kann entweder ein Zufluss oder ein Abfluss von Giralgeld sein.

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Abb. 05: Überweisung zwischen Banken, Normalfall mit Zufluss- oder Abflusssaldo

In dem heutigem System erfolgt der Saldenausgleich mit einem Interbankengeld, dem Zentralbankgeld, das sich die Banken direkt bei der Zentralbank durch Kredite mit einer Pensionierung zentralbankfähiger Vermögenswerte beschaffen. Mit den Krediten entsteht zeitgleich ZB-Giralgeld.

Die Zentralbanken haben bis 2008 eine Zuteilungsbeschränkung von ZB-Geld an Banken betrieben, was dazu führte, dass sich Banken untereinander Kredite eingeräumt haben. Die Folge ist die gegenseitige Verflechtung der Banken untereinander.


Saldendokumentierer als Alternative

Wird die Zentralbank aus dem Spiel genommen, und mit der Zentralbank das Zentralbankgeld, lässt sich die Verflechtung der Banken untereinander auflösen, mit dem Ergebnis, dass alle Banken eigenständig sind und keine direkte Verbindung mit anderen Banken mehr haben.

Abb06 Bankengeflecht.jpg

Abb.06: Bankenverflechtung und Bankwelt ohne Verflechtung

Geldtechnisch wird aus einem Zweikreisgeldsystem ein System, bei dem nur noch ein Geld existiert. Der Bereich des Zentralbankgeldes, das zwischen Banken verwendet wird und als Quelle des Bargelds diente, wird aufgelöst.

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Abb. 07: Aus einem Zweikreisgeldsystem (Mindestreserve 1:x - System) wird ein Vollgeldsystem (nur ein Geld).

Im Folgenden wird ein System ohne Zentralbank, Interbankenausleihungen und Zentralbankgeld erläutert nach dem Prinzip des Target2-System der nationalen Euro-Zentralbanken.

Der Ablauf verwendet eine bilanztechnische Darstellung. Mit der bilanztechnischen Darstellung werden Buchungssätze grafisch sichtbar gemacht, die in der doppelten Buchführung eine Buchung von Soll an Haben sind und in der Buchungssprache sich nur einem Buchhalter erschließen.

Banken haben heute Konten bei der Zentralbank. In einem Verrechnungssystem ohne Zentralbankkonten sind diese nicht mehr vorhanden. Damit verschwindet auch das Zentralbankgeld, die Mindestreserve und die Refinanzierung.

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Abb. 08: Ein Bankbilanz mit und ohne ZB-Geld.

Der gesamte Bankensektor setzt sich aus Einzelbanken zusammen. In der Ausgangslage haben alle Banken die gleiche Bilanzdarstellung.

Geschäftsvorfälle verursachen Zahlungsströme, die innerhalb des Bankensektors abgewickelt werden. Wie schon in Abb. 04 und Abb. 05 gezeigt, verursachen sowohl Zahlungsströme innerhalb einer Bank als auch sich ausgleichende Zahlungsvolumen zwischen einer Bank und allen anderen Banken keine Aktionen. Nur entstehende Salden sind zu übertragen.


Zahlungsverkehr mit einem Saldendokumentierer

Die für jede Bank individuellen Salden werden mit Hilfe eines neutralen, übergeordneten Saldendokumentierers durchgeführt. Die Volumen zwischen jeweils zwei Banken sind unterschiedlich, einige Banken haben keine Überweisung und manche nur in einer Richtung. Am Ende des Tages ergibt sich für jede Bank ein Abfluss oder ein Zugang von Giralgeld.

Banken, bei denen Giralgeld zu anderen Banken abfließt, ersetzen das Giralgeld in einer Position Giralgeld bei anderen Banken, das in gleicher Höhe beim Saldendokumentierer vermerkt wird. Banken mit einem Zugang verbuchen das Giralgeld in einer Position Giralgeld, das von anderen Banken kommt auf der Vermögensseite. Die finanztechnischen Begriffe lauten Forderungen und Verbindlichkeiten, die für alle Banken beim Saldendokumentierer erfasst sind. Der Saldendokumentierer wird nachfolgend Target3 genannt.

Banken mit einem Abgangssaldo ersetzen das Giralgeld durch „Giralgeld an andere Banken“, der finanztechnische Begriff lautet Verbindlichkeiten an Target3. Banken mit einem Zugangssaldo weisen den Zugang als Zugang von anderen Banken auf der Aktivseite aus, der finanztechnische Begriff lautet Forderungen an Target3.

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Abb. 09a: Erfassung von Überweisungssalden in einem Target3-System

Es ist mit diesem Vorgängen kein Geld entstanden oder verschwunden. Es wird nur dokumentiert, bei welchen Banken das Geld verwaltet wird. Im Bankensektor befinden sich nun Banken mit Target3-Forderungen und Target3-Verbindlichkeiten. Ab jetzt werden nur noch die Salden an Target3 verändert.

Abb09b UeberweisungzwischenBanken.jpg

Abb. 09b: Veränderungen von Target3-Salden

Target3-Forderungen einer Bank sinken, wenn Geld an andere Banken abfließt (A und C).
Target3-Forderungen einer Bank steigen, wenn Geld von anderen Banken zufließt (C und D)
Target3-Verbindlichkeiten einer Bank sinken, wenn Geld von anderen Banken zufließt (A und B).
Target3-Verbindlichkeiten einer Bank steigen, wenn Geld an andere Banken abfließt (B und D).

Target3-Forderungen in Banken sind keine Forderungen in üblicher betriebswirtschaftlicher Bedeutung, da Forderungen durch Geldzugänge steigen. Target3-Verbindlichkeiten in Banken sinken durch Geldzugänge und steigen bei Geldabgängen.

Abb10 UeberweisungVieleBanken.jpg

Abb. 10: Überweisung zwischen vielen Banken im Laufe eines Tages

Der Saldendokumentierer ist ein Spiegelbild zu den Banken. Eine Forderung an Target3 bei einer Bank ist bei dem Saldendokumentierer eine Verbindlichkeit an die Bank und eine Verbindlichkeit einer Bank an Target3 ist bei dem Saldendokumentierer eine Forderung. Der Saldendokumentierer zeigt an, von welchen Banken wieviel Giralgeld bei anderen Banken ist.

Auch hier sind Forderung und Verbindlichkeit unglückliche finanztechnische Begriffe. Eine Forderung ist keine Forderung im üblichen Sinne und eine Verbindlichkeit ist keine Schuld.


Das Bargeld

Bargeld liegt außerhalb von Banken und wartet auf Abruf. Banken erhalten das Bargeld von einer staatlichen Institution. Dieses Amt übernimmt die Verwaltung des Bargelds in Bezug auf Bevorratung und Versorgung der Bankenanfragen. Ebenso wie heute und in der Vergangenheit müssen Banken Bargeldbestände dokumentieren.

Banken können nicht einfach in den Bestand greifen. Eine Differenz im Bestand, wie sie z.B. bei einem Diebstahl vorliegt, muss wie heute erklärt werden und geht zu Lasten der Bank.

Ein Abruf von Bargeld ist eine Umwandlung von Giralgeld zu Bargeld. Dabei sinkt die Summe an Giralgeld und wird ersetzt durch eine Verbindlichkeit an Target3 (oder reduziert die Forderung an Target3). Es wird quasi behandelt wie eine Überweisung an eine andere Bank.

Mit jeder Bargeldabhebung und mit jeder Bargeldeinzahlung durch das Publikum verändern sich die Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber dem Target3-Dokumentierer. Die Forderungen und Verbindlichkeiten sind nicht mehr identisch. Die Differenz ist die Menge des Bargelds im Umlauf.

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Abb. 11.: Bargeldabhebung in einem Target3-System

Bargeldeinzahlungen werden wie Überweisungszugänge zu einer Bank gebucht. Das Bargeld wird bei schlechtem Zustand zu dem Bargeldamt zurückgegeben. Ebenso werden zu hohe Bargeldbestände der Bank an das Amt zurückgegeben.


Pleite einer Bank heute und in einem Target3-System

Eine Bank ist pleite, wenn die Passivseite der Bank größer ist als die Aktivseite. Das kann eintreten, wenn Kredite abgeschrieben werden müssen oder eine Bank sich mit scheinbar werthaltigen Wertpapieren eingedeckt hat und sich diese Werthaltigkeit als Irrtum herausstellt.

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Abb. 12.: Eine Bank ist pleite, wenn die Vermögenswerte ausgebucht werden müssen

In dem heutigen System setzt ein Kettenreaktion ein. Je nach Größe der Bank und ihrer Interbankenkrediten kann das zu einem vollständigen Systemzusammenbruch führen, da Banken, die Forderungen an die Pleitebank haben, diese Forderungen abwerten oder gar ausbuchen müssen. Womit diese Banken nun auch in Gefahr geraten, Pleite zu gehen. Eine zu große Bank gilt als systemrelevant.

In einem Target3-System haben Banken keine direkten Verbindungen mehr zu anderen Banken. Die Pleite einer Bank kann zu keinem Systemzusammenbruch führen. Je nach Höhe des Schadens wird die Bank einfach weitergeführt und im Laufe der Zeit gleichen die Gewinne den Verlust aus oder die Bank wird verstaatlicht und der Schaden wird z.B. über eine Umlage auf alle anderen Banken behoben.

Mit der Verstaatlichung von Pleitebanken wird die Geldschöpfung in die Hände öffentlich-rechtlicher Institutionen gelegt.

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Abb.13: Verflechtung versus Vereinzelung

Es existieren keine systemrelevanten Banken mehr. Ein Systemzusammenbruch ist abgewendet.

Eine Bank, die Pleite ist, wird zunächst im täglichen Zahlungsverkehr weitergeführt. Die gesamte Geldseite der Bank, also die Passivseite, wird nicht in Frage gestellt. Je nach Höhe des Fehlbetrags wird die Bank verstaatlicht und im realwirtschaftlichen Geschäftsbereich weitergeführt. Jedoch ist die Teilnahme an der Finanzwirtschaft untersagt. Die laufenden Gewinne gleichen die Verluste aus.

Bei höheren Verlusten kann der gesamte Bankensektor zur Kasse gebeten werden, dabei spielt es keine Rolle, ob eine Bank Forderungen oder Verbindlichkeiten an Target3 aufweist. Die Belastung jeder einzelnen Bank ist nicht sehr hoch.

Sehr große Verluste bedürfen einer Rekapitalisierung, was konkret bedeutet, dass der Staat die fehlenden Aktiva durch Staatsverschuldung ersetzt.


Betrachtung: Wie bezahlt eine Bank?

Banken bezahlen in einem Target3-System und in dem heutigen Zweikreisgeldsystem identisch. Ein Erwerb von Geschäftsvermögen ist eine Bilanzverlängerung, bei dem Giralgeld entsteht und durch die Abschreibungen wieder vergeht.

Einnahmen der Bank gehen zu Lasten des Giralgelds und erhöhen das Eigenkapital. Das Eigenkapital ist das Girokonto der Bank bei sich selbst.

Die Bezahlung von Gehältern und anderen konsumtiven Rechnungen geht zu Lasten des Eigenkapitals.

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Abb. 14: Wie Banken bezahlen

Banken sind geldtechnisch ein Spiegelbild der Nichtbanken. Was bei Personen und Firmen als Geld auf der Vermögensseite auftaucht, das steht bei Banken auf der Schuldenseite. Das Konto einer Bank bei sich selbst muss dann ebenfalls auf der Schuldenseite stehen und fällt mit der bilanztechnischen Berechnungsgröße des Eigenkapitals zusammen. Diese Besonderheit gilt nur für den Bankensektor.

Basisartikel zum heutigen Geldsystem sind


Veränderung einer realen Bankbilanz heute und in einem Target3-System

Wird eine Bilanz einer Bank genommen, können Veränderungen in einem Target3-System berechnet werden. Betroffen sind die Positionen Barreserve, Forderungen an MFI und Verbindlichkeiten an MFI. Alle andern Positionen bleiben erhalten.

Die Herausforderung ist die Barreserve, bei der aus einer Bilanz nicht ermittelt werden kann, welcher Anteil davon als Kredite bei der Zentralbank vorliegen und welcher Anteil aus Zugängen anderer Banken kommt, zum Teil via Target2. Das Volumen liegt zwischen 0 und dem Mehrfachen der Barreserve. Für die Berechnung wird die Barreserve (nominal) berücksichtigt.

Als Berechnungsbeispiele dienen die Bilanzen aus dem Jahr 2011 der

  • Stadtsparkasse München
  • Düsseldorfer Hypo Bank
  • Berliner Volksbank
  • Sparda Bank Münster

Als Angaben werden die Bilanzsumme, das Giralgeld, die Barreserve sowie die Forderungen und Verbindlichkeiten an andere Banken explizit ausgewiesen. Die anderen Bilanzpositionen werden entsprechend ihrer Zuordnung in den Kreditforderungen oder Wertpapieren/ Sachanlagen zusammengefasst.

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Abb. 15: Veränderung einer realen Bankbilanz heute und in einem Target3-System

Düsseldorfer Hypo Bank:
Bilanz sinkt um 3.345,5 Mio von 14.569,9 Mio auf 11.224,4 Mio (-23%)
Aus 3.322 Mio Forderungen und 4.659 Mio Verbindlichkeiten werden 1.313 Mio Verbindlichkeiten an Target3
Die EK-Quote steigt um 0,4% von 1,6% auf 2,0%

Berliner Volksbank:
Bilanz sinkt um 724 Mio von 9.570 Mio auf 8.846 Mio (-7%)
Aus 344,8 Mio Forderungen, 504,2 Mio Verbindlichkeiten und 439,5 Mio Barreserve werden Mio 60,3 Forderungen an Target3
Die EK-Quote steigt um 0,5% von 6,5% auf 7,0%

Sparda Bank Münster:
Bilanz sinkt um 201,2 Mio von 2.156,6 Mio auf 1.995,4 Mio (-9,3%)
Aus 169,4 Mio Forderungen, 383,4 Mio Verbindlichkeiten und 63,6 Mio Barreserve werden 182,3 Mio Verbindlichkeiten an Target3
Die EK-Quote steigt um 0,3% von 3,3% auf 3,6%


Worauf es im Bankensektor ankommt

Banken sind die Quelle und Senke der Geldversorgung. Wenn Banken Kredite vergeben, dann entsteht Geld. Banken haben auch eine Inkassofunktion, die vergebenen Kredite werden getilgt. Mit der Tilgung vergeht Geld.

Die Werte des Geldes sind mit der Werthaltigkeit der Kredite und Wertpapiere direkt gekoppelt. Hier liegt der Schlüssel zur Stabilität als auch der Funktion einer Bank.

(Umformulieren: Im Klartext: Erwirbt eine Bank Finanzprodukte, die selbst keinen Wert haben wie z.B. Derivate, also auf echte Werte referenzieren, dann entsteht mit dem Erwerb Geld ohne Wert.) Mit dem Ausbuchen der Finanzprodukte wird die Pleite einer Bank eingeleitet. Entweder die Bank wird gerettet, in dem sich z.B. der Staat als Ersatzschuldner einsetzt oder es muss Geld/ Geldvermögen ausgebucht werden.

Die Vermögensseite von Banken setzt sich grob aus 4 Bereichen zusammen:

  • Kreditforderungen mit Pfändungsrecht auf Sicherheiten
  • Staatskredite/ Staatsanleihen
  • Wertpapiere
  • Geschäftsvermögen

Der kritische Anteil sind die Wertpapiere und die vergebenen Kredite.

Es genügt, die Aktivseite von Banken zu kontrollieren. Stimmen die Aktiva, ist das System gesund. Heute haben Banken, ins Besondere systemrelevante, hohe Beträge an Vermögenswerten, die keine sind.

Mit der Einführung eines Target3-System existiert die Zentralbank im heutigen Sinne nicht mehr. Es werden dadurch tausende von Kontrollern frei, die sich um die Aktiv-Seite von Banken kümmern können.


Fazit

Es wird Zeit für den Umbau des Zahlungsabwicklungssystems zur Entkopplung der einzelnen Banken.

Durch die Einführung eines oben beschriebenen Systems wird das Too-interconnected-to-fail-Problem gelöst.

Die Einführung kann zu einem bestimmten Stichtag oder innerhalb eines Zeitraums durchgeführt werden. Da Geschäftsbanken sich Kredite mit unterschiedlichen Laufzeiten (1 Tag bis 3 Monate) gewähren, könnte der Zeitraum für die Umstellung an die längste Laufzeit gekoppelt werden. Immer wenn ein Interbankenkredit ausläuft, wird auf das Taget3-System umgestellt.

Die Bankkunden würden die Umstellung nicht bemerken. Es ändert sich für sie nichts.

Abschluss: Darstellung nationaler und innereuropäischer Überweisungen

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Abb 16: Zusammenfassende Darstellung einer Überweisung von A nach B mit den Zieladressen innerhalb einer Bank, Zieladresse zwei nationale Banken und mit der Zieladresse einer innereuorpäischen Überweisung