Bundesparteitag 2012.1/Antragsfabrik/Programmänderung 056

Aus Piratenwiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
Tango-preferences-system.svg Dies ist ein Programmänderung (im Entwurfsstadium) für den Bundesparteitag 2012.1.

Bitte hilf mit diesen Antrag zu verbessern und zu erweitern. Bitte bekunde auch Deine Unterstützung oder Ablehnung auf dieser Seite, bzw., falls möglich, in LiquidFeedback.

Antragstitel

Lehren aus dem Völkermord

Antragsteller
Antragstyp

Programmänderung

Antragstext

Ich beantrage die Aufnahme des folgenden Textes an passender Stelle in das Grundsatzprogramm:

Die Piratenpartei Deutschland ist sich ihrer Verantwortung bewußt, in einem Land politisch aktiv zu sein, in welchem in der Zeit des Nationalsozialismus durch die diktatorische Regierung furchtbare Verbrechen an vielen Menschen stattgefunden haben.

Diese Taten sind belegt und diese Verbrechen sind ein Teil der deutschen Geschichte.

Völlig zu Recht fühlen sich demokratische politische Parteien in Deutschland verpflichtet, der Verantwortung, die aus dieser Geschichte erwächst, gerecht zu werden.

Die Aufarbeitung dieser Verbrechen fand in den vergangenen Jahrzehnten intensiv statt und findet nach wie vor intensiv statt, die Aussöhnung mit den Opfern und deren Nachfahren ist aufrichtig betrieben worden und wird auch in Zukunft weiterhin aufrichtig betrieben werden, und das Trauma der “Täterschaft”, das damit einhergehend innerhalb der deutschen Bevölkerung verbreitet ist, verschwindet allmählich. Dadurch entsteht die Chance für einen neuen Umgang mit dem Phänomen des Völkermords.

Die Piratenpartei Deutschland fordert daher, den Umgang mit dieser Vergangenheit frei von Schuldgefühlen, jedoch verantwortungsvoll und mit einem neuen Anspruch zu gestalten. Da nicht nur die Geschichtsforschung, sondern auch die Psychologie sich in den vergangenen Jahrzehnten ausgiebig mit dem Thema “Völkermord” beschäftigt hat, sind die psychologischen Mechanismen, die in uns Menschen wirken und dafür sorgen können, dass wir zu derartigen Taten in der Lage sind, zumindest in weiten Teilen erklärbar und für alle zu verstehen. Diese psychologischen Mechanismen sind universell und sie sind bei allen Menschen auf der Welt vorhanden, unabhängig von deren ethnischen und kulturellen Dispositionen.

Es ist die Aufgabe aller Menschen zu erkennen, dass anhaltender Frieden nur durch die dauerhafte Etablierung einer internationalen Kultur des zwischenmenschlichen Verständnisses möglich ist, welche dank der heutigen Technologie durch ein freies Netzwerk zwischen allen Menschen auf der Erde zu erreichen ist.

Alle Menschen, die heute und in Zukunft in Deutschland aufwachsen, dürfen dies frei von Schuldgefühlen tun, da sie in keiner Weise verantwortlich sind für die verbrecherischen Taten der Vergangenheit. Aber sie alle sind verpflichtet, sich geistig dagegen zu wappnen, jemals selbst Teil einer ähnlich verbrecherischen Masse zu werden.

Als Prävention für die Zukunft fordert die Piratenpartei daher, dass in den Pflichtlehrplan aller weiterführenden Schulen in Deutschland ein darauf bezogener Unterricht in Psychologie integriert wird, der sich mit diesen psychologischen Mechanismen beschäftigt.


Antragsbegründung

Ich mache diesen Vorschlag, da es meiner Ansicht nach allerhöchste Zeit ist, einen passenderen Umgang mit diesem Teil der deutschen Geschichte innerhalb der Schulen zu etablieren. Die Erfahrungen, die viele Schüler derzeit im Unterricht beim Umgang mit dem Holocaust sammeln, reichen von schuldbeladenen Aufzählungen von Fakten und Grausamkeiten, über einen Overkill an Daten und Zahlen zu Einzelereignissen während der NS-Zeit, bis hin zu völliger Auslassung des Themas aus dem Geschichtsunterricht. Auch wenn vereinzelt der Umgang mit diesem Thema guten Lehrern gelingen mag, so ist meine persönliche Erfahrung die, dass tatsächliche "Lehren", die gezogen werden können, nicht vermittelt werden. Da ich jedoch das große Glück hatte mal in Warschau eine Vorlesung mit dem Titel "Psychology of Holocaust" zu besuchen, weiß ich, dass diese Ereignisse rational erklärbar sind, und diese Erklärung meiner Einschätzung nach ohne Zweifel für Schüler verständlich dargebracht werden kann.

Auf den genauen Lehrplan diesbezüglich wird man sich noch einigen müssen, jedoch bin ich 100prozentig überzeugt, dass wir für die Ausarbeitung eines solchen Lehrplans weitreichende, internationale Unterstützung durch die Universitäten erfahren werden, die Vorlesungen zu diesem Thema anbieten.

Einige Autoren, die zu diesen Themen veröffentlicht haben, sind folgende: Hannah Arendt, Daniel Bar-Tal, David R. Mandell, Thomas Blass, Daniel Jonah Goldhagen, Jan Tomasz Gross, Ervin Staub, Peter Suedfeld und Mark Schaller, Peter Glick.

Es gibt jedoch noch viele mehr. Einen guten Einstieg gibt das Buch "Understanding Genocide", http://www.questia.com/PM.qst?a=o&d=103206146 in dem auch viele der oben genannten Autoren vertreten sind.


Völkermorde passieren immer noch auf der Welt, und es handelt sich dabei nicht um unabwendbare Konflikte zwischen feindseligen Völkern, sondern um tragische Fälle verlorener Kontrolle der Menschen über ihre eigenen Instinkte. Dem kann jedoch vorgebeugt werden. Falls es jemals wieder in Deutschland zu solchen Taten kommen würde, woran wir alle nicht glauben, dann läge dies lediglich an einer wiedererstarkten Dummheit der Menschen, und nicht an ihren verloren gegangenen Schuldgefühlen.


Datum der letzten Änderung

27.04.2012


Anregungen

Bitte hier Tipps zur Verbesserung des Antrages eintragen.

  • Nach dem Trauma der "Täterschaft" folgte die Verleugnung der Vergangenheit. Wie hätte diese Generation sich auch sonst selbst ertragen können, meist auch nur Opfer von faschistischer Manipulation und menschenvernichtender Diktatur. Diese Generation wurde um ihre Jugend und ihre Treue und Glauben betrogen.

Der 2. Weltkrieg hat aber auch die überholten Machtstansprüche des Adels aufgebrochen, ab er zu einem Preis, der nicht bezahlt hätte werden dürfen. Es folgten kritische Nachkriegsgenerationen, die escalierten mit den 68er, die in harten Generationskonflikten das selbstgerechte Bürgertum von seinem Sockel holte. Das alles darf nicht umsonst gewesen sein. Errungene Werte gingen und gehen wieder verloren in dem Maß, wo sich Bürger zurücklehnen und Engagement den anderen überlassen. Deshalb bin ich für eine Erweiterung diesen Antrags: Dass die historische und psyschologische Diskussion in den Schulen nicht mit dem 2. Weltkrieg enden, sondern bis zur heutigen Zeit weitergeführt wird und ein gedanklicher Bezug hergestellt wird, der auch Weichen für die Zukunft stellt. Die Schulen haben einen Erziehungsauftrag. Sich selbst überlassenen Jugendliche sind empfänmglich für charismatische Führer ohne zu hinterfragen. Und genau darum geht es.--Wika 11:56, 3. Apr. 2012 (CEST)

  • ...

Diskussion

Bitte hier das Für und Wider eintragen.

Pro/Contra-Argument: ...

  • Ein guter Ansatz um reflektierter mit der Vergangenheit der BRD umzugehen und diese nicht notwendigerweise als die eigene zu verstehen Gizmolo
    • Es könnte aber als Beinflussung der freien Meinungsbildung gewertet werden. Viel mehr sollte in der Öffentlichkeit neutraler mit dem Thema umgegangen werden, da die derzeitige Praxis allzuleicht dazu geeignet ist, mal wieder die 'Nazikeule' auszupacken, da ständig die Pflicht zur Schuld suggeriert wird. Und damit, wenn auch nicht rechtlich, aber faktisch das Recht auf freie Meinugsäusserung beschnitten wird. Und eben dieser Umgang sorgt auch dafür, dass Parteien welche sich trauen zu dieser Thematik Stellung zu beziehen leider auch Gehör finden.Gizmolo

Pro/Contra-Argument: ...

  • entsprechender Ansatz führt möglicherweise dazu, relativierend mit (dem) Völkermord umzugehen -Nadine P

Unterstützung / Ablehnung

Piraten, die vrstl. FÜR diesen Antrag stimmen

  1. --Wika 11:56, 3. Apr. 2012 (CEST)
  2.  ?
  3. ...

Piraten, die vrstl. GEGEN diesen Antrag stimmen

  1. --Nadine P 11:04, . 27. Apr. 2012 (CEST)
  2.  ?
  3. ...

Piraten, die sich vrstl. enthalten

  1.  ?
  2.  ?
  3. ...