Benutzer:Pi.mic/HandlungsempfehlungHamburg2014

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Was der Vorstand sägt

Lasst uns über die Zukunft sprechen. Der „Restvorstand“ in Hamburg hatte nach Austritten im Frühjahr 2014 nicht mehr die kritische Masse aka Wo man Power, um Reformen voranzutreiben. Ehemalige Amtsinhaber und alte Amtsanwärter waren mit den alten Strukturen zudem so stark verwoben, dass sie kein Interesse an strukturellen Veränderungen in diesem Landesverband hatten und auch haben werden. Ich halte mal einige Erfahrungen und Empfehlungen fest. Dies auch, um den neuen Vorstand irgendwann an der Differenz zu dieser Analyse zu messen.


Was braucht der Landesverband Hamburg, um zu funktionieren?


Weniger Personalunion bei anstehenden Aufgaben

Die Kontrollsucht bei einigen unserer Persönlichkeiten ist ein komisches und irres Phänomen in unserem Landesverband. Sie führt dazu, dass Aufgaben – sei dies Bündnisarbeit, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, IT, die Organisation von Demonstrationen und Konferenzen, Wahlkampforga, AG Koordinationen, die Vertretung auf Podien, in Interviews und auf dem Lautsprecherwagen bis hin zu Mitgliederbetreuung, Behördenkontakt, etc. – nur von wenigen Personen schnell und meist per Handschlag zwischen wenigen übernommen wird. Diese Konzentration ist nicht nur bedenklich, weil sie Menschen letztlich ausbrennt, sondern auch, da sie Vertrauen nicht kennt oder gar fördert. Aus Gründen werden die Zügel nicht aus der Hand gegeben und damit auch jede Chance vertan, neue Aktive in diesem Landesverband weiter zu fördern.


Ich persönlich habe meine Aufgabe als Vorstand eher als soziale Infrastruktur verstanden, die Interessierte und Mitglieder befähigen soll, Politik zu machen. Machtmenschen und Profilierungsengagierte sind dafür völlig ungeeignet, denn sie arbeiten leider immer auch aus nicht-sachlichen Gründen gegen die Aktivität anderer Piraten. Die Befähigungskultur in unserer Mitmachpartei würde so schlicht zu einer Verhinderungskultur. Sie grenzt im Zweifel Menschen aus, damit das Machtgefüge so bleibt, wie es ist.


Hier mag es bei jedem Vorstand ein abweichendes Selbstverständnis geben, aber auch nüchtern betrachtet nimmt die Qualität der Arbeit einzelner an übermäßigen Aufgaben ab. Zudem birgt jede Einzelzuständigkeiten immer die Gefahr eines Single Point of Failure und beim Informationsfluss das Problem eines Bottlenecks, das durch Machtmenschen oft strategisch missbraucht wurde und auch noch wird. Eine Übergabekultur fehlt bei Vorstandwechseln in Hamburg komplett, da alte Vorstände und Begünstigte Zugänge und Informationen regelrecht wie persönliche Schätze hüten. Gollum lässt grüßen.


Lange Rede kurzer Sinn: Wir brauchen mehr Ausschreibungen/Beauftragungen aus den folgenden Gründen:


  • Sie binden Mitglieder in einem klar abgegrenzten Rahmen in die politische Arbeit ein
  • Sie fördern Orte des Learning by Doing in dieser Partei, die gerade Quereinsteiger fördern müsste und sie demonstrieren Vertrauen in die Mitpiraten, nicht ängstliche Machtakkumulation
  • Sie sorgen bei Aufgaben für eine längerfristige Perspektive und erhöhen dezentral den Planungsvorlauf und ohne dass sie vom Tagesgeschäft verdrängt werden
  • Sie ermöglichen dem jeweiligen Vorstand, die Partei aktiver und politischer nach außen zu vertreten und außerhalb des Regelbetriebs mit Aktionen Zeichen zu setzen
  • Sie formulieren - selbst im Falle einer Vakanz - transparent den Arbeitsaufwand, der in dieser Partei anfällt und sorgen so für mehr Dankbarkeit gegenüber aktiven Piraten
  • Sie ermöglichen beim jährlichen Wechsel des Vorstandes Konstanz in gewissen Bereichen und kompensieren die fehlende Übergabekultur
  • Sie institutionalisieren die Augenhöhe einzelner Engagierter auch bei möglichen Basta-Vorständen, die alle Gestaltung auf sich konzentrieren wollen


Ausschreibungen verhindern zwar den Klüngel nicht, aber sie geben Interessierten die Chance, sich auf kleine und große Aufgaben in dieser Partei zu bewerben, während – wie oben bereits beschrieben – bei manchen Persönlichkeiten in diesem Landesverband wichtige Informationen immer nur für eine bestimmte Entourage verwertbar wurden.


Arbeitsgemeinschaften personalisieren

Beauftragungen können jederzeit entzogen werden und sie personalisieren die Verantwortung, während AGs und andere Strukturen auch bestehen, ohne dass sie von Menschen getragen werden. In Zeiten einer mangelnden kritischen Masse entstehen hier regelrecht Geister-AGs, die eher von Einzelpersonen am Leben gehalten werden. Diese Strukturen produzieren mehr Aufwand – Einladungen, regelmäßige Termine ohne Teilnehmer und dadurch blockierte Räumlichkeiten, stetige Selbsdokumentation – als nötig und sind in einer Einzelkämpfer-Form eigentlich überflüssig. Zudem halten sich dort im Worst Case genau die Personen, wegen derer andere eine Mitarbeit damals frustriert eingestellt haben. Hier brauchen wir einen Schnitt.


Die programmatische Arbeit und die Erarbeitung von Expertise in gewissen Politikbereichen muss völlig nüchtern auf tatsächlich vorhandenes Engagement zurückgestutzt werden. Wir haben hier bereits einen gewissen Rückbau bei toten Listen und toten AGs begonnen. Auch hier könnte ein Anreizsystem mit Beauftragungen letztlich eine Lösung sein. Sollte man feststellen, dass eine Person fähig wäre, eine Themenbeauftragung zu übernehmen, sollte man sie unbedingt als Autor für diese Fragen einbinden und eine solche Themenbeauftragung schaffen. Die zukünftige regelmäßige programmatische Arbeit muss sich auch ohne AG um diese Person herum gruppieren. Die Wiederbelebung einer AG ist bei einem gewissen Interesse natürlich immer eine Option.


Wichtig ist hierbei, dass die thematische Arbeit Output-orientiert ist, auch um eine mögliche Beauftragung immer an ihrer tatsächlichen Aktivität messen zu können. Vier Beiträge pro Jahr auf der Homepage erscheinen mir realistisch. In Pressemitteilungen sollten zudem Zitate von unseren Fachthemenvertretern dominieren, auch um diese mittelfristig als Persönlichkeiten aufzubauen. Hier haben wir oft ein und dieselbe Person zu Wort kommen lassen. Gar nicht gut.


Strukturgruppen statt Arbeitsgemeinschaften

Der Landesverband Hamburg braucht eine funktionierende IT, eine arbeitende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, eine Gruppe, die sich für das Design zuständig zeigt und für die Transparenz eine Gruppe für eine fortlaufende Dokumentation. Derzeit haben wir eine AG Technik, eine AG P&Ö, eine AG Werbemittel und eine AG Wiki. Alle diese Strukturen sollten zunächst als Strukturgruppen oder Servicegruppen umgedeutet werden, denn sie erarbeiten kein Programm. Besonders die Bereiche IT und P&Ö sind auf ihre Weise hoch sensibel, da sie zentrale Scharniere unserer Partei darstellen.


Die Mitglieder der „SG IT“ und die Koordinatoren der „SG P&Ö“ müssen in Zukunft konsequent vom Vorstand bestätigt werden. Hier ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit die Bedingung für eine erfolgreiche Vorstandsarbeit.


Hierzu zwei aufschlussreiche Anekdoten. (1) In der Vergangenheit hat ein Ex-Mitglieder der AG Technik damit gedroht, den kompletten Landesverband lahmzulegen und auch unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass es trotz späteren Ausscheidens aus der AG dafür noch alle Mittel in der Hand hätte. Eine Dokumentation oder Übergabe der Arbeitsbereiche hat zudem nie stattgefunden, so dass ein völliger Neuaufbau nötig war. (2) In der Struktur AG P&Ö haben sich nach dem letzten demokratischen Vorstandswechsel extreme Widerstände durch alte Mitglieder aufgetan, die die Entscheidung des Parteitages, wer die Partei nach außen vertritt, ad Absurdum führten.


Beide Erfahrungen zeigen, dass ein vertrauensvolles Verhältnis des Vorstandes zu diesen Strukturgruppen Bedingung für die dortige Mitarbeit sein muss und letztlich die Grundlage für eine funktionierende demokratische Partei ist. Dies gilt in der AG P&Ö zumindest für die Koordinatoren, die bis heute den Presseverteiler der Partei als ihr Eigentum betrachten und trotz mehrfacher Bitte nicht heraus gaben und sich auch sonst gerne das letzte Wort vorbehalten, wenn es um Veröffentlichungen geht. Eine sonstige Mitarbeit muss natürlich niederschwellig möglich sein und sollte auch aktiv gefördert werden. Eine Pressesprecherin halte ich inzwischen für sinnvoll, das Pressetelefon sollte ohne diese Position weiter bei der Vorsitzenden/dem Vorsitzenden liegen, da sie/er die Person ist, die Pressevertreter in der Regel sprechen wollen.


Auch die AG Werbemittel ist eigentlich keine wirkliche Arbeitsgemeinschaft, war meines Wissens nach zeitweise mit keiner Person mehr besetzt (nun haben sich einige zurückgemeldet) und gehört als SG neu aufgesetzt. Hier wäre zumindest eine Dokumentation bestehender Hamburger Designvorlagen mit editierbaren Dateien im Wiki ein erster Schritt, um hier etwas zu entpersonalisieren und das Wissen aus den Köpfen in ein frei zugängliches Archiv zu holen. Auch könnte man so eine Auflistung aller möglichen Formate – vom Facebook-Header bis zum Din A Lang-Flyer – beginnen, um den Aktiven den Spielraum für ihre Ideen anzudeuten.


Die AG Wiki ist zwar eine eher techniknahe Gruppe, stellt aber mit ihrem Anspruch, alle Piraten zur Dokumentation zu befähigen ein wichtige Schnittstelle und Schulungsinstanz für Neupiraten dar. Besonders die Routinen aus anderen Bereichen müssten hier mal aufgearbeitet werden. Quasi als Prozess-Dokumentation - die dann auch das Problem der Übergabe bei Vorstandswechseln lösen könnte (Update: wir als alter Vorstand richten nun immerhin eine ex-vorstands-Liste ein, über die uns der neue Vorstand weiterhin für Fragen erreichen kann). Dies ist natürlich mehr mein Wunschdenken und keine strukturelle Reform, aber schon ein gewisser neuer Fokus. Die AG Wiki als Hüterin des „Wie“ und des „Wo“.


Ordnungsmaßnahmen mit Vorstufen

Es gibt immer mal wieder Arschlöcher, die ihr persönliches Ego über die seelische Gesundheit von anderen Menschen stellen, sich an keine Regeln halten und der Partei und ihrer Ordnung vorsätzlich schaden. Auch wenn man bei chronischen Fällen davon ausgehen muss, dass ein Einsehen und eine Reflektion des Fehlverhaltens nicht stattfinden wird, ist man als Vorstand dazu verpflichtet, dies zu versuchen. Das derzeitige System ist hier mangelhaft.


Derzeit gibt es die Stufen Verwarnung, Verweis, Enthebung von einem Parteiamt, Aberkennung der Fähigkeit ein Parteiamt zu bekleiden und Parteiausschluss. Zudem ist der Person, die eine Ordnungsmaßnahme im Ermessen des Vorstandes erhalten soll, eine Anhörung zu gewähren. Es gibt jedoch noch weitere, sanftere Möglichkeiten, ein Einsehen einer Person herbeizuführen. Hierbei muss natürlich immer klar sein, dass eine eskalierende, komplizierte Person keine Strafminderung gegenüber einer schüchternen, einsichtigen Person erhalten darf. Es liegt trotzdem im Ermessen des Vorstandes folgende Schritte auszureizen:


  • Einladung zu einem Einzelgespräch ohne Erwähnung einer OM oder des Begriffs „Anhörung“
  • Bitte an das Schiedsgericht, der betroffenen Person den Verlauf einer OM, den möglichen Konsequenzen, so wie rechtliche Möglichkeiten und deren Dauer darzulegen
  • Temporäre Sperrung auf den Mailinglisten, um eine Denkpause zu ermöglichen
  • Bei trotzdem wiederholtem Fehlverhalten dann die Anhörung, aber im Beisein einer neutralen Person aus dem Schiedsgericht
  • Wenn der Realitätsverlust zu groß ist, nahelegen, sich selbst für eine kurze Zeit in die Psychiatrie einzuweisen, ansonsten Ordnungsmaßnahme


Für den Spezialfall der Missachtung des Schiedsgerichts - zum Beispiel durch Veröffentlichung einer Ordnungsmaßnahme – wären Befugnisse des Schiedsgerichts oder einer anderen Stelle brauchbar, um solche Vorgänge disziplinarisch zu ahnden. Gegen die Ordnung der Partei verstößt es allemal.


Es gab mal die gut gemeinte Idee, nachträglich eine Mediation oder Schlichtung als Stufe einzubauen, um hiermit das letzte Mittel auszuschöpfen, ein Gespräch bei einer völlig unwilligen Person einzuleiten. Ich lehne diese Möglichkeit inzwischen ab, da sie das Vorgehen eines Parteiorgans fälschlicherweise auf eine persönliche Fehde reduziert. Der Vorstand als Parteiorgan handelt jedoch nicht aus persönlichen Gründen, sondern weil er die Ordnung der Partei erhalten muss. Eine Ordnungsmaßnahme kann im Rahmen einer Schlichtung niemals Thema sein. Zudem gilt – wie oben bereits angedeutet – für komplizierte Personen keine Sonderbehandlung gegenüber sachlichen Personen.


Trotz dieser Reflektion und der hier beschriebenen konkreten Verbesserungsvorschläge stehe ich zu dem Instrument Ordnungsmaßnahme. Besonders die Aggressivität und der Hass einiger Piraten und die stete Wahrheitsverdrehungen bezüglich des Organs Vorstand gegenüber Dritten und anderen Piraten haben mich gelehrt, dass es juristische Instanzen braucht, die eine Sache im Sinne der Wahrheit und der Ordnung der Partei abschließend klären. Allein das Wissen, dass dies geschehen wird, ist ein Wert. Und um es nochmal unmissverständlich zu sagen: Eine Ordnungsmaßnahme ist keine Eskalation, sondern die Feststellung einer Eskalation, auch wenn ich wie oben beschrieben mit einen anderen Weg immer wünsche.


Presse und Öffentlichkeitsarbeit

Die AG P&Ö wurde ja bereits angesprochen. Trotzdem noch mal ein zwei Hinweise darauf, was dieser Landesverband braucht, damit diese funktioniert. Dies ist tatsächlich kein Vorwurf, sondern lediglich Wunschdenken.


  • Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sollte von den Plattformen Homepage, Twitter, Googleplus, Piratica und Facebook völlig getrennt werden. Ihre Aufgabe ist allein der aktive Kontakt zu Journalisten, die Pflege und Strukturierung des Presseverteilers, die Erstellung von Pressematerialien und das Handwerk der Pressemitteilung. Sollte es eine sympathische Person für den Telefonerstkontakt geben, gehört auch das Pressetelefon in diesen Bereich
  • Für die Social Media Kanäle muss eine eigene Gruppe mit konkreten Zuständigkeiten bestehen. Hier bieten sich Leitfäden an, damit eine Fluktuation der Beauftragten nicht zu einem veränderten Auftritt der Piratenpartei Hamburg führt. Um die hermetische Trennung von dem klar umrissenen Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit voranzutreiben, sollten auch diese Zugänge über Beauftragungen durch den Vorstand geregelt werden.
  • Wie mit den Themenbeauftragungen bereits angedeutet, brauchen wir eine personalisierte Verantwortung für die Artikelproduktion. Zudem eine aktive Förderung eigenständiger Persönlichkeiten und ihrer Expertise, die nicht vom Gutdünken eines Dungeongatekeepers abhängig sind. Eine regelmäßige, von der SG P&Ö völlig unabhängige Redaktionskonferenz wäre hier ein erster Schritt.


Arbeitsbereiche des Vorstandes reformieren

Bisher haben wir im Vorstand mit einem Geschäftsverteilungsplan gearbeitet. Die einzelnen Rollen der Vorstandsmitglieder waren somit nicht klar definiert, sondern bestanden aus einem Mix an Aufgaben, die man zum Teil selber immer wieder nachschlagen musste, wenn etwas anstand. Dies sollte in Zukunft - neben den rein verwaltenden Tätigkeiten - projektorientierter ausgestaltet werden. Da die Basis in einer Freiwilligenpartei mit ihrer Motivation gewissen Schwankungen unterliegt, wurde der Vorstand immer wieder in die Basisrolle gezwungen, musste bei Infoständen vortanzen, selber die Unterschriften sammeln, selber plakatieren. Dies wäre alles kein Problem, würde darunter nicht die mittelfristige Planung leiden und jeder Geschäftsverteilungsplan zu einer Farce, wenn es sowieso derjenige macht, der überhaupt noch stehen kann. Der Geschäftsverteilungsplan hat also nie eine positive Wirkung entfaltet, außer, dass andere einem im Zweifel Schuld nachweisen konnten, wenn man selber schon mit den Kräften am Ende war.


Beisitzer sollten projektorientierter arbeiten

Hier komme ich wieder zu meiner Vorstellung eines Vorstandes als ‚Sozialer Infrastruktur‘. Wenn größere Vorhaben erkennbar sind, sollte frühzeitig der Aufwand ermittelt werden. Der Vorstand hat die Aufgabe, Vorhaben und Projekte zu skizzieren, öffentlich zu kommunizieren, die richtigen Leute zusammenzuführen und etwas darauf zu achten, dass Termine eingehalten werden. Die Verantwortung liegt bei allen und der Vorstand ist hier nur ein HUB. Sollten sich nicht genügend Mitstreiter finden, bläst man das Projekt halt ab: Der Vorstand darf hier niemals die fehlende Basis kompensieren, wie es in der Vergangenheit oft der Fall war.


Bedingung für diesen Ansatz ist natürlich ein funktionierendes Netz an Struktur AGs sowie die Motivations- und Integrationsfähigkeit der Personen im Vorstand. Zur Rolle als ‚Soziale Infrastruktur‘ und zur Befähigung anderer gehört Selbstdisziplin, wenn man Verantwortung immer abgeben soll und Menschen vertrauen muss. Man muss zurücktreten und sich nicht über andere stellen, sondern sie fördern. Dies gehört zumindest für mich zur Wahrheit einer basisdemokratischen Partei dazu, dass ich meine Stellung nicht dazu missbrauche, mein eigenes Ego zu befriedigen, sondern im Zweifel andere glänzen lasse und mich zurücknehme.


Diese Projektorientierung sollte die klassische Aufgabe der Beisitzer sein, idealerweise stellen sie ihre Vorhaben bereits bei ihrer Bewerbung auf dem Parteitag vor.


Der Kommunikationsfluss im Landesverband muss institutionalisiert werden

Ein weiterer Punkt neben dieser aktivierenden Haltung ist die Kommunikation. Diese Aufgabe muss entgegen der oben skizzierten Projektorientierung als feste Rolle im Vorstand verankert sein. Denn ohne Hinweise auf Vorhaben, Ereignisse und Anknüpfungspunkte, Beschlüsse und Möglichkeiten werden wir niemanden in die politische Arbeit einbinden. Es ist zudem nur fair gegenüber allen Mitgliedern, diese auf dem Laufenden zu halten und ihnen auch immer ansprechbar präsent zu sein. Sie müssen zudem wissen, dass ihre Vorschläge fair im Vorstand vertreten werden und nicht bloß ignoriert und abgekanzelt außen vor bleiben, wie es bei manchen Typen bei uns leider effektiv der Fall ist. Diese Rolle habe ich versucht auszufüllen und wenn es mal keine Antwort gab, dann lag dies an dem intern laufenden Abstimmungsprozess und es tut mir leid.


Die Infoliste ist zwar kein Vorstandskanal, aber derzeit der Ort mit der größten Reichweite unter unseren Mitgliedern. Sie sollte für Ankündigung und Information genutzt und als Kanal für diese Nutzung auch weiter beworben werden. Erfahrungen u.A. aus Schleswig-Holstein zeigen, dass eine Trennung von Information und Diskussion sehr sinnvoll war und gut funktioniert und auch in Hamburg haben Mitglieder mit ihren Abonnements den Bedarf an dieser Umstrukturierung sehr deutlich gemacht.


Zum öffentlichen und dem regelmäßigen Sprechen eines Vorstandes gehört auch das Entgegentreten, wenn es offensichtliche Angriffe auf Mitglieder, das Organ Vorstand oder sein Vorgehen gibt oder Klar- und Richtigstellungen nötig sind, weil fahrlässig oder mutwillig Anschuldigungen geäußert werden. Einige alte Persönlichkeiten in diesem Landesverband waren es anscheinend gewöhnt, dass sie andere herrisch, bedrohlich, erniedrigend – ob physisch anwesend, über Mailinglisten und Twitter – zum Schweigen bringen konnten und selbiges wurde bei uns ebenfalls sehr übermütig versucht. Auch ein solches Hetzklima wird keine neuen Menschen in die politische Arbeit einbinden und sie fördern. Hier schreiten im Idealfall Dritte ein; im Zweifel ist jedoch der Vorstand in der Pflicht, Stoppschilder zu verteilen.


Vorsitzende und Stellvertreter sollten politisch agieren

Die Funktion des Vorsitzes sehe ich stark nach außen gerichtet, denn dort sollten die beiden die Piratenpartei Hamburg vertreten. Sei es die Vertretung in Bündnissen, der Kontakt zu Initiativen und anderen Parteien, der Auftritt auf Landespodien, die Vernetzung zu anderen Piratenverbänden und die Planung der intelligenten, aktiven Pressearbeit: All dies ist die Aufgabe der Parteispitze. All dies wurde von alten Kadern bei uns seit der letzten Wahl in vielen Fällen konterkariert, so dass unsere Parteispitze sich jeden kleinen Fitzel erkämpfen musste und dafür gelegentlich sogar angefahren und beleidigt wurde. Hätten unsere beiden Vorsitzenden nicht zwischendurch die Eierstöcke dafür gehabt, sich ihr Recht zu nehmen, hätte die letzte Wahl auch einfach ausfallen können. Ein demokratischer Wechsel war in manchen Köpfen nicht vorgesehen und auch hier muss man sich fragen, wie ein solcher Umgang zu mehr politischer Beteiligung beitragen soll. Das politische agieren auf Basis unseres Programm muss den Vorsitzenden meiner Meinung nach gerade kurzfristig gestattet sein: Sie sind dafür demokratisch legitimiert, souverän und tun uns im Sinne der Arbeitsteilung einen riesigen Gefallen, dass sie das für uns übernehmen. Souverän in der Hinsicht, dass es das Veto einzelner Basispiraten nicht gibt, denn sie wurden nicht dafür gewählt und hätten selbst in dem Gremium Vorstand wiederum nur eine einzige Stimme. Eine Kritik sollte zudem deeskalierend zunächst direkt und vertrauensvoll an den Vorstand gerichtet werden, bevor diese öffentlich gemacht wird.


Das Verhalten einiger Menschen in dieser Hinsicht, die ihre eigene Prominentenmeinungen flamend und filibusternd für das Scheitern von allgemein akzeptierten Vorstößen auf sicherer Basis unseres Parteiprogramms eingesetzt haben, halte ich für durch und durch undemokratisch und sehr bedenklich. Eine einzelne Person darf niemals der Maßstab sein, außer sie wurde von der Partei dazu offiziell beauftragt oder mit demokratischem Vertrauen dafür ausgestattet. Niemand aus der Basis des Landesverbandes ist gleicher als gleich. Es gibt leider so einige Orgastreiker im Geiste und dies bedroht den Glauben vieler in die demokratische Grundprinzipien dieser Partei.


Generalsekretariat und Schatzmeisteramt

Zu diesen beiden Bereichen hatte ich nur peripher Zugang, deshalb äußere ich mich nur in einem Punkt: Hier sollten von Anfang an weitere Personen eingearbeitet werden, denn der jährliche Wechsel ist in diesen Ämtern schmerzhafte Ressourcen- und Expertisenverschwendung und verhindert oft eine Auswahl. Die Wahl dieser Ämter ist in vielen Fällen eine Farce, da es fast keine Alternativen gibt. Statt diese Personen im Vorstand mit zahlreichen weiteren Aufgaben zu betreuen, sollten sie sich von Anfang an um Nachwuchs und Dokumentation ihrer Prozesse kümmern. Hier sollten über Beauftragungen letztlich kleine Teams entstehen.


Fazit

Das waren jetzt nur einige Bereiche, die ich verbessern würde. Einiges ist pure Utopie, aber Erfahrungen zeigen auch, dass man die falschen Typen in diese Ämter wählen kann, weil sie nie ein Interesse an Innovation entwickeln werden. Manche Nachbarn würden die hiesigen Ansätze schon alleine deswegen vom Tisch wischen, weil sie von mir stammen und ich kenne Menschen, die nicht mal positive Nachrichten zu unserer Partei weiterverbreiten, weil sie wissen, dass der völlig neutrale Tweet im Hamburg-Account von mir stammte. Dort geht es schon lange nicht mehr um die Sache und es entlarvt, welches sachliche Interesse in dieser Partei dominiert oder halt nicht.


Ich hatte begonnen, in Abstimmung mit meinen Kollegen mehr mit Ausschreibungen zu arbeiten, die Informationsflussarbeit habe ich sowieso aufgrund meiner Geschäftsbereiche 'Monitoring' und 'Kommunikation der Vorstandsarbeit' geleistet. Ich war bereits soziale Infrastruktur soweit mir das möglich war und befähige gerne Menschen zu guten Aktionen, habe sie über alle unsere Kanäle unterstützt, ohne mich dabei in den Vordergrund drängen zu müssen. Dies auch, da ich von Anfang an wusste, dass ich wieder aussteige. Ich bin hier nur eingesprungen und hatte lediglich jemandem versprochen, zu unterstützen, sollte er Verantwortung übernehmen. Mein Ego hängt nicht an dieser Partei.


Ich bin hier also erstmal raus. Wegen eines neuen, respektvollen Umgangs auf Augenhöhe und der gemeinsam beschlossenen Themen bleibe ich Mitglied in dieser Partei, nicht wegen mir selbst, oder weil ich Macht bräuchte, um eigene Verfehlungen vergessen zu machen, Unwahres aufrecht zu erhalten und Varianten, andere Meinungen, Philosophien und Ansätze zum Schweigen zu bringen. Wir brauchen weiterhin Menschen, mit denen man zusammenarbeiten will und mehr Öffnung gegenüber allen Neuen, ohne dass man sie in die kruden, zentralistischen Seilschaften knüpft, von ihnen persönlich profitieren will, sondern indem man auch wachsendes Engagement und wachsendes Fachwissen ermöglicht und weiter fördert, sich den Handschlag unter anderen wünscht. Und dies dezentral ohne Kontrolle von Zugängen und Information. Freiheit statt Angst. Ein sozialer Ort, der zu Emanzipation und Handlungen befähigt, das wird meine Partei, in der ich mich in Zukunft wieder engagieren werde.


Ich weiß, dies ist eine große Aufgabe. Aber: auch inkrementell ist progressiv.