Benutzer:Hase/Wirtschaftsgedanken

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Wer jetzt meint, dass ich hier noch einen lose herumlhängenden Diskussionfaden aufmache, der hat recht: statt mich mit all den Aufgeregtheiten, radikalen Patentlösungen und ideologischen Kampfbegriffen rumzuplagen, die in der innerpiratlichen Diskussion um die aktuelle Wirtschafts- Finanz- Euro- Griechenland/PIGS- und sonstige Lage rumlaufen, mache ich meine eigene kleine runde auf.

Mission statement: Programmantrag zum BPT2012.2 - mithin ca. ein Jahr Arbeitsphase.
Dieser Zeitrahmen ist bewusst sehr sportlich-straff abgestimmt, denn spätestens 2013 ist ja Wahl, bis dahin muss es also in einem verwertbaren Zustand sein.
Ggf. Thesenpapier, parteiliche Publikation, Publikation der Autorengruppe. Bei Forschung ist ja das spannende, dass man vorher nicht weiss was nachher rauskommt.

Method: Wiki Collaboration, halbdiktatorisch.
Ich liebe Pads als Technik. Komplett super. Für Echtzeit-Kollaboration an einem Text. Also hier genau überhaupt gar nicht geeignet, daher Wiki.
Halbdiktatorisch heisst: was unter meinem (hase) Namen läuft verantworte ich, also mache ich es und habe damit automatisch das letzte Wort.
Dennoch ist jeder eingeladen, auf Diskussionseite und im Text mitzuwirken, speziell an der Forschung.
Wem die Form "hase hat am Ende immer recht" nicht gefällt, macht einen Fork und zeigt mir mal, um wie viel besser er es kann. Go for it!

Additional Tools: Zotero(angedacht/geplant).
Für Forschung - und darum geht es mir hier; sicher nicht im sinne einer Doktorarbeit, die neue Erkenntnisse bringt, sondern im Sinne einer Diplomarbeit, bei der der Student bekanntes für sich lernt - hat sich Zotero in jüngerer Zeit für mich gut bewährt. Allerings ist mir noch unklar, wie ich das genau hier einbinden kann.
Mehr später.

Einstieg: Provokante Thesen vorab, dann kommt das Blut in Wallung.

  1. Der Sozialismus ist gescheitert
  2. Der Kapitalismus ist gescheitert
  3. Der Neolibertarismus ist schon wieder gescheitert
  4. Wirtschaft, Finanzen, Soziales kann man getrennt betrachten


zu 4.) Die vielen Details, die allein ein Politikgebiet enthält, werden schnell unüberschaubar. Daher muss man die Sachgebiete trennen und dann arbeitsteilig vorgehen.
Traditionell gibt es Sachgebiete wie Sozial-, Wirtschafts- und Finanzpolitik.

Aber das ist totaler Quatsch, denn alle diese Gebiete entwickeln sich komplizit (in dem Sinne, in dem Cohen/Stewart es in Figments of Reality benutzen): durch gegenseitige Wechselwirkungen und Abhängigkeiten beeinflussen sich alle zeitgleich gegenseitig.

man muss diese drei Sachgebiete gemeinsam betrachten

Zu 3.: [Telepolis-Artikel]

Zu 1.: Nunja, das ist der Grundtenor seit dem Fall des Warschauer Paktes.
Wer 1990 als West-Berliner wie ich Potsdam besucht hat, wer mit den Arbeitern in ehemals volkseigenen, nun rückübertragenen Betrieben gesprochen hat ("Als die Strassen in Berlin auch noch schlecht wurden und nicht mehr repariert - da wussten wir, es geht zuende mit der DDR"), wer '89 dabei war, wie Schlosserhammer und Baumarkt-Meissel der Mauer am Brandenburger Tor zuleibe rückten, wer die Scham empfunden hat, als er merkte, dass er nichts, aber auch gar nichts über diesen anderen Planeten da 1000m von der eigenen Wohnung entfernt wusste, der hat es miterlebt: so konnte ein staatenähnliches Gebilde nicht viel länger existieren.

zu 2.: der Kapitalismus und der Liberalismus sind für mich eng verbunden, obwohl sie ja sehr verschieden sind; allerdings wird in der politischen Diskussion der Liberalismus meist auf die Freiheit des Geldes verkürzt und dann im Grunde Kapitalismus.
Lehman Brothers ist pleite gegangen. Aha. Warum auch nicht? Es ist nun mal Teil des marktwirtschaftlichen Prinzips, dass ein Unternehmen pleite geht, wenn die Umstände danach sind. Nicht immer sind diese Umstände im Unternehmen zu suchen: die Holzkohleindustrie (naja, eher das Köhler-Handwerk) ist zugrundegegangen an den Fortschritten im Bergbau, die Steinkohle bereitstellten: mehr und billiger => Tod des alten.
Aber tatsächlich war das nur ein Auftakt zu einer Krise ohne Ende: Deutschland verstaatlicht Pleitebanken (Berlin haftet noch immer für Pleitegeschäfte der LBB, HypoRealestate und Commerzbank gehören inzwischen mir, weil ich Bürger bin...) aus Angst vor den Auswirkungen, die ein marktwirtschaftlich vorgesehener Konkurs hätte.
Wenn aber das Grundprinzip des Kapitalismus nicht mehr gilt, dann ist er als Lehre offenkundig gescheitert.
Es gibt Menschen, die wähnen sich selbst als Kapitalisten oder auf dem Boden der marktwirtschaftlichen Lehre - sie sind es aber nicht. Sie wollen nur einfach die persönlichen Vorteile ziehen, nicht aber die Risiken tragen.
Diese Menschen sind nicht Kapitalisten sondern Parasitisten.

Das Problem ist altbekannt.
Wenn die parasitären Elemente einer Gesellschaft überhand nehmen, dann gehts irgendwie alles den Bach runter.
In de re publica erweitert Cicero eine ältere Theorie aus Attika (Athen und drumrum), wie Staatsformen sich zwischen Basileua, Tyrannis, Aristokrateia, Oligarcheia, Demokrateia und Ochlokrateia entwickeln, ich habe schon 2009 darüber geschrieben.

Das Problem ist nur - für einen Politiker oder einen, der einer sein will: wenn man offen ausspricht, dass parasitäres Handeln das Grundübel darstellt, dann beginnt unmittelbar und sofort das fingerpointing: jeder und alle zeigen mit dem Finger auf andere, die sie als Parasiten erkannt haben wollen.
Kaum einer bis keiner bemerkt dabei, dass beim Fingerzeigen drei Finger auf ihn zeigen.
Eine gute Anleitung, wie man es stattdessen machen sollte, liefert dieser hier, auch wenn er im Grunde nicht als grosser Philosoph oder Denker des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingegangen ist. Aber recht hat er.

Fingerpointing, Denunziation, Anklage an andere bringt nichts.
Und so hat auch Renate Künast recht, wenn sie uns im Berliner Wahlkampf ermahnte, beim Einkaufen mit en Füssen (oder dem Portemonai) abzustimmen, welche Produkte wir produziert sehen wollen.
Solange nur Geiz geil ist - diese Thematik ist übrigens auch in der Werbung älter, Caroline Korneli kann ein Lied davon singen (nebenbei: bin dankbar für einen Pointer uaf den Originalspot) - solange wird die Wirtschaft die race to the bottom fortsetzen. Ganz neu ist diese Thematik anscheinend auch nicht.

Ein Kernproblem ist der Begriff der Leistung.

Wie so oft is das Wort in verschiedenen Disziplinen verschieden definiert. Man denke hier an Sport, Physik, Jura und Wirtschaftswissenschaften.

Physik kennen wir alle aus der Schule: umgesetzte Energie pro Zeiteinheit, kurz Energie pro Zeit. Das veraltete Wort "Arbeit" für die Energie wird nicht mehr verwendet.
Die Juristen formulieren in §263 anders, aber umgangssprachlich ist "Betrug" definiert als: Geld nehmen ohne Gegenleistung. Also Geld fliesst in Richtung A->B aber keine Leistung in Richtung B->A.
Dieser Leistungsbegriff ist in der Wirtschaftswissenschaft jedoch nicht verwendet. Dort wird Leistung gemessen, indem man den (in der Richtung entgegengesetzten) Geldfluss misst.
Das ist der Schwierigkeit geschuldet, Leistung messbar zu definieren: was ist eine Ware, die z.B. ein Handwerker hergestellt hat, wert?
Mein Papa - Landwirt von Beruf - lernte es auf die harte Tour, was der Schweinezyklus ist und warum er so heisst: in einem Jahr konnten wir unsere Schweine nur für Preise verkaufen, die nicht mal die Kosten für das Futter decken konnten. Und das, obwohl er die alte wissenschaftliche Erkenntnis kannte und sicher war, antzyklisch gehandelt zu haben.
Was ist so ein Schwein wert? Die Antwort der BWL: was der Kunde bereit ist zu bezahlen - das ist es wert.
Daher kann man in der BWL und wohl auch VWL den Wert einer Arbeitsleistung nicht messen, nicht feststellen. Den Geldfluss dagegen schon, und dieser wird dann zum Mass für den Leistungsfluss. Das Problem ist also, dass die Wirtschaftswissenschaften einen blinden Fleck haben beim Thema, das in §263 behandelt wird: sie können Betrug nicht feststellen; denn ein Geldfluss ist ja erfolgt, und daher eine Leistung gemessen. Oder anders formuliert: die auf der BWL aufbauende Theorie kann zwischen echter Leistung und scheinbarer Leistung nicht unterscheiden.
Hier scheint mir ein Kernproblem aus dem Cluster "Banken- und Eurokrise" zu liegen. Wie kann man im Finanzsektor unterscheiden zwischen echter Leistung und scheinbarer Leistung?

Die Radikalen können das ganz einfach: Banken sind alles Kriminelle, alles abschaffen/verstaatlichen/zerschlagen. Eine Nummer kleiner ist die Forderung, Banken auf das "Kerngeschäft" zu reduzieren. Aber das Kerngeschäft von Banken ist nun mal das Herstellen von Derivaten.
Eines der bekanntesten Derivate mit denen auch sehr viele Leute in Deutschland handeln, ist das sogenannte Geld.
Geld ist Derivat von Arbeitsleistung, gerade in der aktuellen Konstruktion des Schuldgeldes: der Geldschein ist ein Schuldschein und in diesem sehenswerten kleinen Video lernen wir etwas sehr wichtiges darüber.


Das System ist grundsätzlich in Frage zu stellen.

Wissensmanufaktur:Es gibt viele Modelle von nichtverzinsten Schuldgeldsystemen.

todo: Welche?

Lesen: Steuerboykott



Die Folgerung: Schuldenabbau ist Vermögensabbau (denn des einen Schulden sind des anderen Vermögen) und das kann ja nun keiner wollen!!1einself!!
Oder weniger aufgeregt: das will eben in der Tat keiner.

Nochmal Banken: Geldschöpfung ist Aufgabe der Geschäftsbanken, denn der Staat verzichtet bewusst darauf. Herstellung von Derivaten ist schon immer Arbeit von Bankn gewesen.
Western Union Gold-Zertifikate, im wesentlichen Depot-Quittungen: man gibt eine Unze Gold ab und bekommt einen Zettel. Oder man gibt so einen Zettel ab und bekommt eine Unze Schwermetall, transportierten sich viel leichter als das schwere gelbe Zeuch.
Papiergeld mit Gold-Deckung ist ein Derivat.
Das Girokonto mit Euroscheck, Maestro-Karte oder so: Derivate des Papiergeldes.

Und noch ein Kernbereich der Banktätigkeit: der Kredit.
Wer spart, der erbringt eine Leistung, bekommt dafür Geld, verzichtet aber (für den Moment) darauf, aus der Wirtschaft die ihm zustehende Gegenleistung abzufordern: er verschiebt den Leistungsbezug in die Zukunft.
Schon damit die Wirtschaft überhaupt im Gleichgewicht bleiben kann, muss also ein Gegengewicht existieren: ein Leistungsbezug jetzt für den die Gegenleistung später erbracht wird. Der dazu passende Geldfluss ist der Kredit: der Kreditnehmer nimmt das Geld, bezieht dafür eine Leistung (jetzt) und erbringt in der Zukunft die Gegenleistung.
Sparer und Kreditnehmer zusammenzubringen ist ganz klar eine Leistung der Bank. Und für erbrachte Leistung steht auch Geld (als universeller SChuldschein zum Bezug von Gegenleistungen) fraglos zu.
Der Rest der Zinsdifferenz zwischen Sparzins und Kreditzins rechtfertigt sich aus dem Risikoaufschlag: die Bank garantiert dem sparer seine Einlage auch für den Fall dass der Kreditnehmer nicht zurückzahlt (also anders als der Kreditvermittler oder Makler). Ein Risiko zu übernehmen ist ebenfalls fraglos eine Wirtschaftsleistung und daher Geld wert.

In der aktuellen (2011) Euro- und Bankenkrise sehen wir, dass die Banken zwar die Risikoaufschläge bei Staatsanleihen der PIGS-Staaten kassieren, aber irgendwie "selbstverständlich" das Risiko bei anderen (zukünftigen Steuerzahlern) liegen muss.
Da erscheint mir doch gelegentlich 263STGB einschlägig.



Es ist absurd zu sagen, dass unser Land zwar 30 Mio. $ als Anleihen herausgegeben hat, aber nicht 30 Mio. als Währung. Beides sind Zahlungsversprechen, aber die eine Option mästet den Wucherer und die andere hilft dem Volk. Wenn die Währung, die von der Regierung herausgegeben wird, wertlos wäre, wären es die Anleihen ebenso.

Thomas A. Edison in der New York Times



Also, Banken erbringen Leistung, sie verdienen das Geld also, das sie bekommen?
Oder etwa nur teilweise?

Leistung wird umverteilt über das Geld, das ist normal.
in 2004 machten die Lotto-Gesellschaften 8,4 Milliarden € Umsatz.
Also haben Spieler Geld eingesetzt und damit ihre Schuldscheine nicht eingelöst (keine Leistung bezogen) und verloren. Man verliert ja beim Lotto immer.
Die wenigen, für die diese statistisch absolut abgesicherte Aussage nicht zutrifft, dagegen haben gewonnen: Geld bekommen ohne eine Leistung erbracht zu haben. Sie können nun die Leistungen beziehen, die die Verlierer sonst hätten beziehen können: Geld wurde umverteilt und daher Leistung umverteilt.

Das ist also normal und Lotterien wie Lotto sind fair: nur der Zufall legt fest, wer gewinnt und wer verliert.
Auch das Wirtschaftsgleichgewicht bleibt gewahrt, denn die von den Gewinnern (und im Falle des Lottoblocks auch den anderen Begünstigten, Lotto finanziert viel Gemeinnutz) bezogenen Leistungen sind solche, auf die andere verzichtet haben; freiwillig und wissentlich, das Verlustrisiko in Kauf nehmend.

Problematisch wird es da, wo die Umverteilung gegen den Willen der GEprellten erfolgt.
Also wieder bei 263STGB, und wieder mitten im blinden Fleck der Wirtschaftslehren.


Quelle



Im High-Frequency-Trading an den Börsen haben einige schon ein Problem erkannt: es ist sehr schwer zu verargumentieren, welche erbrachte Leistung den Gewinnen hier gegenübersteht. Das Wort der Spekulation - schon lange mit einem schlechten Beigeschmack behaftet - kommt in den Sinn.

An der NASDAQ ist man an einem Computeranschluss derzeit auf ca. 75 trades limitiert: mehr geht nicht. Die nächsten Änderungen werden das so in Richtung 100, 120 oder 150 verschieben.

Ja, in der Tat, 75. Jede Sekunde (!). Tätigt ein Trader also nun 75 Handel je Sekunde und setzt dabei jedes Mal die überschaubare Summe von 10000 ein, dann ist das ein Umsatz von 64800000000 am Tag (Dollar, euro, Yen, Rubel - egal). Vierundsechzigkomma8 mal zehn hoch NEUN?
Fast 65 Milliarden Euro Umsatz am Tag. Mit Mini-Geschäften. Aus kleinsten Kursschwankungen von einem zehntel Prozent lassen sich so an einem Tag mal eben 60 Millionen machen bei einem Einsatz von 10.000. Wo ist die Leistung, die die Handler der Börse da erbringen?
Auch wieder einfach für die Radikalen: alles Abzocke, alles verbieten/enteignen/einsperren.
Die OccupyWallstreet-Bewegung hat im Kern recht: hier wird Geld umverteilt gegen den Willen derer, die es verlieren, also Lotto mit gezinkten Kugeln. Oder eben auch wieder nicht.
Immer wenn von "Blasen" die Rede ist, stellt man schnell fest, dass die schöne Theorie "Geld ist Gegenwert erbrachter Leistung" eben nicht stimmt.
Das Wort Geldschöpfung ist auch schon gefallen: Geld wird einfach so erzeugt. Der Geldschöpfungsmechanismus ist die Schuld - im Sinne von "ich schulde Dir" nicht im Sinne von schuldhaftem Handeln und er ist organisiert über die Geschäftsbanken und den o.a. Mechanismus Sparen-Kredit.
Kurz: Geld, das jemand als Kredit aufnimmt, an einen Lieferanten ausgibt, legt dieser wieder auf die Bank - und diese kann daraus den nächsten Kredit vergeben. Die naive Vostellung von Geldmenge als Summe aller gedruckten Scheine muss man schnell durch die ebenso naive Vorstellung "alle Scheine multipliziert mit der Geschwindigkeit, mit der sie von Hand zu Hand gehen" ersetzen.
Man kann sich das schnell vorstellen: Gebe ich dem Mann an der Dönertheke 5 Euro für den Döner und den Softdrink dann kann er denselben Geldschein später am Tag nochmal ausgeben für eine Kiste Kohlköpfe und der Gemüsegrossist auch wieder ausgeben für einen Fingerhut voll Diesel für seinen Truck: nur ein Schein aber schon 3 Zahlungsvorgänge und daher schon 15 Euro Geldmenge. Fortgesetzt gedacht kommen Konten ins Spiel, bargeldloser Zahlungsverkehr (auch so ein Derivat des Papiergeldes) und so weiter.
Mein Kontoauszug zeigt, wieviel Geld die Bank mir schuldet (oder ich ihr - naja...), ist also eine Form von Geld: Geld, das die Bank geschöpft hat.

Die Theorie besagt, dass sich die Geldmenge nicht über die Menge der erbrachten Leistungen ausdehnt.
Schöne Idee.
Klappte auch, wenn alle Finanzgeschäfte als Leistung zu bewerten wären.

An diesem Aufeinandertreffen der Aspekte aus dem HF-Trading, der Geldschöpfung und der Geldumverteilung wird irgendwie fühlbar, dass da ein Knackpunkt liegen könnte: wenn also Banken Geld dadurch erzeugten, dass sie Geld schöpften, für das es keine Leistung gibt, dieses dann aber gegen Geld tauschten, das echt eine Leistung darstellte.
Das wäre dann ganz exakt das Gleiche wie 146STGB.

Genau das passiert.
Wir wissen es, wir sehen die Auswirkungen, es ist irgenwie offensichtlich.

Und ganz hilflos steht man dann da, angesichts dieses perfekten Verbrechens.
Denn man kann bei Finanzgeschäften eben nicht so einfahc unterscheiden, welche davon echte Leistung darstellen (wie o.a. die Risikoübernahme beim Ausreichen eines Kredites) oder nur Scheinleistung sind: im Blinden Fleck der Wirtschaftslehre versteckt sich das sehr gut.

Andere Umverteilungen sind auch offensichtlich, sind auch unfair aber sind goldrichtig.
In vielen Unternehmen werden Führungskräfte über ihrer Leistung entlohnt.
Damit das möglich ist, müssen andere offenbar unter ihrer Leistung Lohn erhalten, denn sonst gäbe das Unternehmen mehr aus als es einnimmt.

Dieses Vorgehen ist solange völlig in Ordnung, wie

  • der Abstand nicht zu gross ist
  • eine Durchlässigkeit hin zu Führungspositionen vorhanden ist
  • nach Leistung befördert wird

Dabei kommt zwar immer das Peter-Prinzip zum Tragen, aber auch das ist erträglich.
Unerträglich wird die Situation, wenn "Führungspositionen" nicht nach Leistung sondern nach anderen Kriterien besetzt werden. Resultat sind dann frisch von der Uni kommende BWL-Jüngelchen in Führungspositionen, die zwanzig Jahre älteren Ingenieuren erklären, wie diese ihren Job zu machen haben: wenn bestimmte formale Qualifikationen, die gerade der fleissigste Arbeiter nicht erwerben kann (weil er eben fleissig an seinem Tagwerk arbeitet) Voraussetzung für "Führungspositionen" sind, dann bricht das System zusammen.
"Das System" ist hier der alte Grundtenor der Deutschland-AG, dass jeder die Chance hat, nach "oben" zu kommen, wenn er nur Leistung zeigt.
So eingesetzt, schafft eine leistungs-ungerechte Bezahlung tatsächlcih Leistungsanreize und bleibt für alle Beteiligten erträglich.

Eingesetzt wie heutzutage aber immer häufiger anzutreffen schafft die nicht leistungsgerechte Bezahlung von Personen, die einfach nur eine bestimmte formale Qualifikation haben, ein Problem: Nicht-Leistung lohnt sich.

Und wo das auftritt, tritt zwangsläufig ein Nebeneffekt auf: Leistung lohnt sich nicht.
Das ist die Grenze zwischen Symbiose und parasitärem Verhalten.

Und wieder sind wir beim o.a. Problem bei der Darstellung: gerne wird der Diskussionsfaden an der Stelle aufgenommen, viele haben das Gefühl "ja genau! Meine Leistung lohnt sich für mich nicht, weil XYZ...".
Objektiv kann das dann stimmen oder kompletter Unsinn sein, sachlich darüber reden kann man dann nicht mehr.

Und genau das Problem gilt es zu lösen für das Parteiprogramm der Piratenpartei.

Der klassische Lösungsansatz: Wachstum



1. Wachstum ist nicht grenzenlos

Die Grenzen des Wachstums

Wouter van Dieren, IMSA Amsterdam, Club of Rome

2. Wachstum im bekannten Sinne ist extensiv, wenn wir den Wachstumsbegriff beibehalten wollen dann kann es nur... ... hmmm ich sag mal "intensiv" ... oder immateriell oder hmmmm... nicht mehr Computer sondern bessere Computer, die Qualität der Güter uns Dienstleistungen muss dann steigen... oder so ;-)


Hier!

From: neuewege <neuewege@news.piratenpartei.de>

Date: Sun, 04 Dec 2011 19:34:39 +0000

Message-ID: <$$1323027279@news01.piratenpartei.de>

To: politik@lists.piratenpartei.de

  1. "Ich würde mir eine Partei wünschen, die nicht das verheerende "Wirtschaftswachstum" (fast um jeden Preis) zum Ziel hat, sondern _Bildungs- und Wissenswachstum_. Und das in jeder Hinsicht: Wissenswachstum in Forschung und Wissenschaft, aber auch Wissenswachstum um die Zusammenhänge menschlichen Zusammenlebens, Erarbeiten von Zielen für das menschliche Zusammenleben im Hier und Jetzt und nicht für das von den Religionen propagierte Jenseits. "


3. Zum Wachstum bzw. eben Nullwachstum etc. gehört auch noch die ständig steigende Produktivität

In der Landwirtschaft z.B. erzeugte um 1900 ein Landwirt Nahrungsmittel für 4 weitere Personen, 1950 ernährte er 10 Personen, 2004 waren es 143

„Der Wohlstand hängt am seidenen Faden"

Popp (D. Währungscountdown S. 51) sagt, dass schon "in den 1960er Jahren... ...die internen Statistiken... ... klar belegen, dass durch die Sättigung der Binnenmärkte Deutschlands eine Versorgung der Menschen mit Gütern und Dienstlesitungen bereits mit nurn 20 Arbeitsstunden pro Woche zu bewerkstelligen sei," 4.Und der Zins ist die Wurzel allen Übels! "Die Mathematik exponentiellen Wachstums"

5. Wachstum und Zins sind unsere beiden Hauptprobleme

Wie funktioniert eine Staatspleite?

6. Das Geld

Wie funktioniert das Geld? Teil 1 Teil 2und Teil 3

7. Schuldenabbau - Der Lastenausgleich

Staatsverschuldung

Markus Barwasser (Pelzig:Staatsverschuldung mal einfach erklärt

Die Ablösung des bisherigen Systems wäre über ein dem Lastenausgleich ähnlichem Verfahrens möglich.

Und nochmals der Lastenausgleich

Auf einmal wollen alle tilgenmit weiteren Quellen.

Und noch eine Quelle:MIT SOZIALKAPITAL 1,7 BILLIONEN EURO STAATSSCHULDEN TILGEN?aus dem Basler Institut für Gemeingüter und Wirtschaftsforschung

Und vergib uns unsere Schulden

Was sind Schulden?

Zurück zur alten Währung

8. Änderung des Systems

"Böser Berlusconi" titelt der Beitrag von Klaus Willemsen, freier Referent und ehrenamtlicher Vorstand der Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung, und geißelt die Pharisäer, die "in diesem Drama einen Idioten, auf den sie mit den Fingern zeigen können. "Haltet den Dieb!" schreien die Brandstifter, die jahrzehntelang das Schuldenmachen verharmlost haben."

Und zum Ende des Artikels sagt Willemsen:

"Anstatt also Schuldige zu suchen, auf die man zeigen oder die man an die Wand stellen kann, sollten wir auf eine Änderung dieses Mechanismus hinarbeiten. Das ist nicht so spaßig, wie auf Berlusconi und Co. rumzuhauen. Es ist für eine friedliche und lebenswerte Gesellschaft aber unerlässlich."

Weiter Änderung des Systems:

Geld aus dem Nichts, Banken schöpfen Geld und Lösungsvorschläge und hier insbesondere Monetative, diese stünde in einer Reihe mit den bisherigen drei Gewalten Exekutive, Legislative und Judikative.

Ende, Aus, Neustart - je mehr ick darüber lese bin ich auch für einen harten Reset des Systems!

Neues Geldsystem für Europa

Diese Quelle bietet viel Material, muss aber noch bewertet werden.

9. Die unkontrollierten Finanzmärkte

Um die kommt man nicht herum, also los:

Was führte zur Lehman-Pleite?

Pleite von MF Global entlarvt Finanzplatz London als verrottet

Das Finanzsystem als Parasit des Wirtschaftssystems

Die Krise kurz erklärt, eine Zusammenstellung von Telepolis über 3 Seiten mit vielen Querverweisen.

10. Oder doch Staatsbankrott?

Georg Schramm über kommunales Freigeld und Staatsbankrott

Wenn ich mir den Lesch dann noch reinziehe denke ich, Hase, wir sind größenwahnsinnig bzw. muss uns doch irre machen? So laßt uns ein Apfelbäumchen planzen obwohl ich mit der Religion so garnichts am Hut habe.

Und um Mut zu fassen was für die Seele, Chin Meyer: "So läuft die Finanzwelt"



Wir hören immer wieder vom Wachstum, und insbesondere an zwei Fronten

  1. Politik
  2. Wirtschaft

Wie bei mir üblich fangen wir hinten an: Wirtschaft. Immer wieder lesen wir Pressemitteilungen, in denen die aktuellen Quartalszahlen oder Jahresbilanzen dargestellt werden. Dabei wird gern betont, ein Unternehmen sei "schneller gewachsen als der Markt" oder "habe wichtige Marktanteile hinzugewonnen". Ein Unternehmen muss wachsen. Tut es das nicht, geht sofort der Aktienkurs in den Keller, selbst wenn stetig gute Gewinne gemacht werden und nicht absehbar ist, dass diese zurückgehen könnten. Eine Zeit lang war VA Linux an der Nasdaq mehr wert als IBM. Begründet wurde dieser Wahnwitz mit "tjaaa, bei VA Linux sind halt Chancen auf 100% Wachstum, bei IBM auf keinen Fall": der Aktienkurs spiegelt nicht im Wesentlichen den Unternehmenswert oder Gewinnerwartungen sondern das erwartete Wachstum der Umsätze wieder. Daher sind "Wachstum um jeden Preis"-Strategien gerade bei Managern, die in Aktienoptionen entlohnt werden, recht weit verbreitet. Grosse Mergers sind der Ausweg jener, deren Unternehmen für ein Wachstum am Markt zu gross geworden ist: der Merger erschafft ein "Branchenschwergewicht" oder einen "Branchenprimus", was sich wachstumsartig auf Aktienkurse auswirkt. Dem Ingenieur erschliesst sich die ratio desse nnicht: fast immer ist das fusionierte Unternehmen schon kurz nach der Fusion weniger wert als die ursprünglichen Unternehmen vorher. Auch wenn es in einigen Fällen absolut sinnvoll sein kann - z.B. einen Zulieferer zu übernehmen um so die Zuverlässigkeit der Belieferung sicherzustellen, in der Regel sind Merger kontraproduktiv: Grösse bewirkt immer mehr Verwaltung, das Verhältnis Häuptlinge je Indianer wird immer schlechter.

In der Politik ist Wirtschaftswachstum enorm wichtig. Immer wieder hören wir Worte wie "Konjunktur" und "Wachstum". Ein Glaubenssatz ist, dass eine wachsende Wirtschaft auch mehr Leute beschäftigt, da ja da höhere Sozialprodukt auch erzeugt werden muss. Allerdings zeigt sich, dass mit zunehmender Ausweitung der Finanzsektoren in der Wirtschaft dieser Zusammenhang nicht mehr gilt: manches (Gewinn-)Wachstum in Finanzdingen wird gerade durch Einsparung teurer Arbeitskraft erzielt. Die Krux ist aber vor allem, dass die Staatsschulden immer auf das Bruttoinlandsprodukt oder Bruttosozialprodukt bezogen dargestellt werden. Wächst also das BSP, dann scheinen die Schulden unmittelbar zu sinken - obwohl der Betrag gleich bleibt. Dieses erlaubt dann, neue Schulden zu machen und Verschuldungsgrenzen wie z.B. im Vertrag von Maastricht festgelegt, nicht zu überschreiten. Daher ist auch "negatives Wirtschaftswachstum" (das Wort Schrumpfung will keiner benutzen) so fürchterlich, und Griechenland erlebt es gerade: der Schuldenstand scheint zu explodieren, da die Wirtschaftsleistung zusemmenbricht.

Interessanterweise sind alle diese Lösungsansätze immer äquivalent zum Löschen mit Benzin. In Griechenland wird zur "Lösung" der Schuldenkrise die Wirtschaft konsequent kaputtgespart, was die den Schuldenstand von Besorgnis erregenden z.B. 100% BIP schnell auf 200% BIP steigen lässt und damit in Richtung Paniklevel.

Dennoch ist die Wachstumsideologie möglicherweise nicht ohne Alternative [1]

Leider exsitiert neben Wachstum nur ein anderes Modell zur Entschuldung: Inflation. Diese löst das Schuldenproblem des Staates elegant: die Summen bleiben gleich, sind aber leichter aufzubringen, da dsa Geld weniger wert ist. Nur hat sich gerade Deutschland einer Hartwährung verschrieben (ein Glaubessatz, den unsere französischen Nachbarn immer nicht nachvollziehen konnten) und kann nicht aktiv Inflationspolitik betreiben. Inflation frisst nicht nur Schulden, sie frisst auch Vermögen, das in Geldwerten angelegt ist; Sachwerte sind wenig betroffen, sie steigen halt inflationsbedingt im Preis.

Inflation ist ein Schreckgespenst, speziell die galoppierende Variante, bei der die Lohntüte vom Morgen bis Mittag ausgegeben sein muss, weil schon nachmittags das Geld weniger wert ist. So hat Deutschlnad das direkt nach dem zweiten Weltkrieg erlebt und die Politikergeneration dieser Zeit hat das Grundgesetz auf Geldwertstabilität hin angelegt (Artikel 88 GG).

Ob eine andere Ausrichtung möglich und sinnvoll wäre, kann man diskutieren, die Diskussion ist jedoch müssig: so steht es im GG und das zu ändern ist aus gutem Grund nicht so einfach. Also müssen Überlegungen zur Lösung der Probleme innerhalb der Geldwertstabilität operieren.