BW:Bundestagwahl 2013/Kandidatenfragen/Veranstaltungen

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FRAGE
FRAGE:

Welche Meinung vertritts Du zu folgendem Sachverhalt?

Austragungsorte von Veranstaltungen wie

  • Eurovision Song Contest in Aserbaidschan
  • Fussball EM in der Ukraine
  • EXPO in Südkorea

führen immer wieder zu politischen Verhaltensdiskussionen.

Betrachte dabei auch die Ursachen und was geändert werden sollte, um diese Situation zu verbessern?

wako 22:35, 18. Jun. 2012 (CEST)

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Andreas Lotter

Ich bin generell kein so großer Freund von solchen Showveranstaltungen. Im Falle des ESC haben wir leider keine Möglichkeit auf den Veranstaltungsort einzuwirken, da er immer im Land des amtierenden Gewinners stattfindet. Vom IOC, der Uefa aber auch der Fifa würde ich mir mehr politische Sensibilität wünschen und nicht die leichtfertige Vergabe von großen Sportveranstaltungen nur nach Kapitalinteressen oder durch Korruption. Aber wir sollten nicht naiv sein, ein paar wenige Abgeordnete im Bundestag können auf diese Vorgänge keinen Einfluss nehmen. Ich persönlich habe aber keine Lust solche Ereignisse mit meiner persönlichen Teilnahme noch zu bereichern.

Alexander R. Brehm

Die Frage ist meiner Meinung nach politisch unerheblich, weil diese Veranstaltungen nicht von den Ländern, sondern Organisationen veranstaltet werden. Der Boykott durch Mandatsträger kann nur einen Protest darstellen, dem ich mich anschließen würde.

Dee Kay

Die Frage scheint mir eine "Finde den Fehler" Frage zu sein, denn es erschließt sich mir nicht wie "Expo in Yeosu, Südkorea" zu den anderen beiden Beispielen passen soll.

Dem Sinn nach versuche ich trotzdem zu antworten.
Ich habe bei der Frage "Krieg und Frieden" schon eine ähnliche Antwort gegeben (Achtung, teilweise Wiederholung):
Solange wir eine Außenpolitik der Reaktion und eine Bündnispolitik mit der Ausrichtung Rohstoffe unterstützen, halte ich einen Boykottaufruf für Doppelmoral und entsprechende Erklärungen einzelner Personen für Populismus und Aufmerksamkeitshascherei.

Richtige, ehrliche, deutsche Außenpolitik wäre eine permanente Ermahnung von Menschenrechtsverletzungen in Ländern der Welt und eine konsequente, wirtschaftliche Sanktion gegen diese Länder (nicht erst wenn dort Aufstände mit Massenmord bekämpft werden sondern viel früher).

Jan David Mörike

Solche Länder sollten kritisiert werden. In Einzelfällen mag der Boykott sinnvoll sein.

Aber oft bringt er nichts. Wisst Ihr noch: Boykott der Olympischen Spiele in Moskau / Sowjetunion?

Thomas Bierling

Das ist sehr schwer zu beantworten. Einerseits sind das ja private Veranstaltungen, auf die die Politik nur begrenzten Einfluß hat. Das finde ich prinzipiell auch gut, denn Sport und Kultur sollten unabhängig von der Politik sein. Und gelegentlich hat eine solche Veranstaltung gerade wegen ihrer Umstrittenheit den Vorteil, daß ein bestimmtes Land auch mal diesbezüglich in die Medien kommt. Ich glaube kaum, daß ich sonst sonderlich viel über Aserbaidschan erfahren hätte. Prinzipiell glaube ich, daß unsere Außenpolitik in Menschenrechtsfragen konsequenter sein müßte - also nicht erst dann eingreifen, wenn schon Bürgerkrieg herrscht. Aber auch das ist nicht immer leicht - eigentlich dürften wir mit China überhaupt keine Wirtschaftsbeziehungen pflegen, solange die Menschenrechte dort mit Füßen getreten werden. Aber kann man sich das realistischerweise überhaupt leisten? Es ist wirklich sehr schwer, hier zu praktikablen und trotzdem konsequenten und aufrechten Lösungen zu finden.

Michael Krause

Für mich ist das Ziel auf die Probleme in diesen Ländern hin zu weisen. Dabei kann ein Boykott eine Möglichkeit sein. Aber auch eine Reise in das Land kann eine Stärkung der demokratischen Bewegung sein. Aus diesem Grund sollte man das immer von Fall zu Fall entscheiden. Manchmal ist hinschauen besser als wegschauen.

Harry Botzenhardt

Wenn man schon solche Events nicht von der Politik trennen kann, muss man im Einzelfall entscheiden. Wenn durch eine solche Veranstaltung Unterdrückte ein Podium, Arbeitslose eine Arbeit erhalten, sehe ich es nicht als verwerflich an, sich dort zu engagieren. In Polen und der Ukraine wurden Stadien gebaut, es gab für viele Leute Arbeit. Es kamen Touristen und damit Devisen ins Land und Timoschenko wird plötzlich ärztlich behandelt. Darin sehe ich nichts Nachteiliges.

Davon abgesehen: Was würde aus der Olympiade, wenn ständig irgendwelche Länder nicht teilnehmen, weil sie sich an der Teilnahme eines anderen Landes stören? Und wenn sie nur in Ländern stattfinden dürfte, die unserer Facon entsprechen? Und was gewönnen dann die Menschen in den kritisierten Ländern?

Ich finde, solch ein Gebaren trennt eher, als dass es zu Verbesserungen führt! Morgan le Fay 15:36, 3. Jul. 2012 (CEST)

Kevin Baumgartner

Der Boykott einer gesamten Mannschaft oder eines Sängers wird eine kurze Empörung auslösen. Aber diese Momentaufnahme wird auch schnell wieder verschwinden. Daher halte ich einen Boykott nicht wirklich zielführend. Hier müsste es mehr Impulse aus der Politik geben.

Und Südkorea auf eine Stufe mit der Ukraine und Aserbaidschan zu stellen, finde ich nicht wirklich prickelnd. Dann müsste man auch in Deutschland zum Boykott aufrufen, da wir die UN-Konvention gegen Korruption noch immer nicht ratifiziert haben.

Hagen Stanek

Ich bin da nicht genau informiert, aber geneigt, hier keine Einschränkungen walten zu lassen. Menschen treffen Menschen steht immer im Vordergrund und sollte immer genutzt werden. Ich glaube, daß auf diese Weise gut Veränderungen an die jeweiligen Orte getragen werden. Die Annäherung von DDR und BRD ist ein gutes Beispiel in unserer eigenen Geschichte.

Sven Krohlas

Welche Meinung vertritts Du zu folgendem Sachverhalt?

Austragungsorte von Veranstaltungen wie

  • Eurovision Song Contest in Aserbaidschan
  • Fussball EM in der Ukraine
  • EXPO in Südkorea

führen immer wieder zu politischen Verhaltensdiskussionen.

Betrachte dabei auch die Ursachen und was geändert werden sollte, um diese Situation zu verbessern?

Ich kann ja verstehen, dass Sport und Kultur gerne politisch unabhängig wären. Doch so leid es mir tut: Wenn man ein Großereignis in einem undemokratischen, eventuell sogar totalitären Staat ausrichtet, wird dies so oder so von den dortigen Machthabern für die eigene Propaganda genutzt werden. Das sollte jedem bewusst sein.

Und bei aller politischer Neutralität: die Menschenrechte sind universell und sollten auch von politisch neutralen Institutionen gewahrt und unterstützt werden. Vollkommen unabhängig von der sonstigen politischen Einstellung.

Es wäre schön, wenn sich diese Erkenntnis durchsetzen würde, doch erzwingen können wir dies wohl nicht. Als Politiker können wir hier wohl nur die üblichen symbolischen Zeichen setzen. Für bessere Vorschläge bin ich aber offen.

PS: Warum steht Südkorea in der Liste? Die Formel 1 hätte noch ein paar passendere Locations zu bieten...

Volker Dyken

Da stimme ich Sven Krohlas zu - Qatar zum Beispiel. Viel wirkungsvoller ist es, wenn Teilnehmer vor Ort in öffentlichkeitswirksamen Aktionen Aufmerksamkeit erregen, auch wenn sie damit den Veranstalter brüskieren, und das Regime ansonsten politisch boykottiert wird. Wieviel Sinn ein sportlicher Boykott macht, haben wir schön in der jüngsten Vergangenheit, in Moskau 1980 und Los Angeles 1984 gesehen. Und wer hat schon gemerkt, dass Armenien beim Eurovision Song Contest gefehlt hat?

Mariotti - Ich bin kein Politiker, sondern nur ein Bürger mit Rechte.

Ich bin ein Verfechter jeglicher Art von herabgreifender Hierarchie. Auch in einer außenpolitischen Stellung der BRD hat diese nichts zu suchen. Mir gefällt es nicht Polizei spielen zu müssen, nur weil irgendein "Verbündeter" das so verlangt! Grundsätzlich ist jeder mein Freund, der mich persönlich (als Staat und als Mensch) in Ruhe lässt. Weiter frage ich jeden Einzelnen von euch. Habt ihr stichfeste Beweise für die Anklagen der Länder oder deren Regierungen und Machthaber? -Bitte sagt nicht: " ...im Fernsehen oder in der Bild steht aber..."- Im o.g. Beispiel wurden konkrete Events an bestimmte Länder vergeben. Wieso? Hat man diese nicht vorab schon ausgeschlossen? Um vielleicht danach große Debatten zu führen, wie man sich verhalten soll? Oder kennt jemand von uns, inwieweit die Initiatoren der Veranstaltungen in der Politik aktiv sind. Oder wie sehr sind die Geschehnisse von Lobbyisten beeinflussbar? Ohne Transparenz kann ich mir kein Bild und keine richtige Meinung bilden. Das Theater geht unverblümt weiter... na dann auf ein happy End im nächsten Teil!  ;-)

Andreas von Marschall

Internationale Sportveranstaltungen sind gerade für Diktaturen immer auch eine politische Bühne, deshalb sollten demokratische Politiker keine Darsteller dieser Bühne sein. (Haben Merkel, Gauck.... bei der EM richtig gemacht)

Aserbaidschan gehört nicht zu Europa, weder politisch noch geographisch, weshalb dort teilnehmen?

Martin Lange

Bitte formuliere in Zukunft Deine Fragen auch möglichst in Form von Fragen, ein "?" am Satzende reicht dafür nicht ;)

Großveranstaltungen unter deutscher Beteiligung sollten immer auch eine Bemühung zur Verbesserung der Menschen- und Bürgerrechte vor Ort bedingen, aktuell ist ja leider meist das Gegenteil der Fall.

Eine Teilnahmeverweigerung würde ich allerdings vor allem in extremeren Fällen empfehlen, ansonsten sollte nicht vernachlässigt werden, dass das Vorhandensein einer großen Menge unabhängiger Journalisten und die gesteigerte öffentliche Wahrnehmung eines Landes im Ausland auch Vorteile für die Bevölkerung vor Ort bringt. Ich sehe hier eine Regierung vor allem in der Pflicht vor solchen Ereignissen auf Mängel hinzuweisen (aber auch positive Entwicklungen zu loben).

Martin Bartsch

Ich bin strikt dagegen kulturelle oder sportliche Großveranstaltungen zu politisieren.

Kultur und Sport bieten großartige Möglichkeiten Brücken zu bauen und mit Ländern in Kontakt zu kommen, mit denen man sonst nichts zu tun hat. Das für Außenpolitik zu missbrauchen kann nur falsch sein.

Sport ist Sport und Kultur ist Kultur. Beides hat höchstens ganz entfernt was mit Politik zu tun und so sollte es auch bleiben. Ob man diese als Mandatsträger besucht sollte man für sich selber entscheiden, aber nicht für andere.

Stefan Urbat

Zum Einen kann man schlecht internationale Veranstaltungen auf politisch unbedenkliche Länder begrenzen, zu denen m.E. derzeit nicht einmal die USA gezählt werden dürfen. Zum Anderen sollte man solche politischen Fragen nicht alleine auf dem Rücken von Sängern, Sportlern usw. austragen.

Die Ursache ist, dass überall auf der Welt für die Grundrechte gekämpft werden muss, und nur in einer Minderzahl von Ländern ein in dieser hinsicht befriedigender Zustand herrscht.

Selbstverständlich kann man als Politiker, aber auch z.B. als Sportler oder Sänger vor Ort solche Mißstände des Gastgeberlandes kritisieren, man sollte es auch gelegentlich v.a. als Politiker tun. Und Diktatoren (Azerbeidschan) sollte man bei solchen Gelegenheiten ebensowenig unnötig aufwerten wie totalitäre Oligarchieen (wie in China).

Das Ganze erfordert aber Fingerspitzengefühl und ist längst nicht so einfach zu handhaben, wie es vielfach vordergründig dargestellt wird.

Frank Schröder

Die Veranstaltungsorte solcher internationalen Großveranstaltungen dürften sich, falls überhaupt, nur in sehr begrenztem Maße durch den Bundestag beeinflussen lassen. Eine Beeinflussung halte ich auch nicht für sinnvoll. Beeinflussen lässt sich allerdings, ob deutsche Politiker bei solchen Veranstaltungen als Zuschauer teilnehmen. Das muss man im konkreten Einzelfall diskutieren. Einen pauschalen Königsweg gibt es hier meiner Meinung nach nicht. Es ist leider schwer abzuschätzen, ob sich durch einen Boykott einer internationalen Großveranstaltung tatsächlich der Bevölkerung helfen lässt.

Stimmbürger

Betrachte dabei auch die Ursachen und was geändert werden sollte, um diese Situation zu verbessern?

Ja, teilnehmen.

Diese Veranstaltungen sollten nicht politisch instrumentalisiert werden.

Alle Menschen sollten sich mehr mit anderen Kulturen beschäftigen.

Ich bin für ein mehr an: Schüleraustausch, Partnerschaftsstädte usw.

Norbert Hense

Welche Meinung vertritts Du zu folgendem Sachverhalt? Austragungsorte von Veranstaltungen wie

  • Eurovision Song Contest in Aserbaidschan
  • Fussball EM in der Ukraine
  • EXPO in Südkorea

führen immer wieder zu politischen Verhaltensdiskussionen. Betrachte dabei auch die Ursachen und was geändert werden sollte, um diese Situation zu verbessern?

Zunächst: EXPO in Südkorea erschließt sich mir nicht.

Ich finde es schade, dass wir für die Show gerne die Augen vor Menschenrechtsverletzungen verschließen und wirtschaftliche Interessen über Menschenrechte stellen. Ich würde mir wünschen, dass hier große Unternehmen, welche die Veranstalter der Events ja sind, durchaus politisches Gespür walten lassen, auch wenn sie eigentlich neutral sind.

Anderseits, so hörte man aus Aserbaidschan, sei der ESC auch eine Chance gewesen, dass die Menschenrechtler vor Ort auf ihre Probleme aufmerksam machen konnten.

Thomas Lambeck

Austragungsorte von Veranstaltungen wie

  • Eurovision Song Contest in Aserbaidschan, Fussball EM in der Ukraine, EXPO in Südkorea

führen immer wieder zu politischen Verhaltensdiskussionen. [...]

Aus Sicht eines Politikers ist die Frage meiner Meinung nach nicht einfach zu beantworten. Auf jeden Fall nicht pauschal für alle Fälle gleich.

  • Ja, autoritäre Regimes können solche Veranstaltungen nutzen, sich selbst in einem guten Licht darzustellen.
  • Aber: Die Welt schaut dann auch mal für zwei oder drei Wochen auf dieses Land.

Erinnert sich noch jemand an Haiti? Als dort 2010 ein schweres Erdbeben war, hat die ganze Welt geholfen. Aber vorher hat sich kein Mensch für die Not dort interessiert. Und auch heute interessiert es niemanden mehr...

Einladungen zu Treffen mit der „politischen Elite“ im Rahmen solcher Ereignisse würde ich aber mit sehr großer Sicherheit ablehnen und auch versuchen, andere davon abzuhalten.

Als Privatperson und regelmäßiger Freizeitsportler fällt mir die Antwort sehr viel leichter. Alle diese Veranstaltungen haben IMHO mit dem ursprünglichen Sinn, Brücken zwischen verschiedenen Kulturen zu bauen und ehrlichen Wettkampf zu führen, kaum noch etwas zu tun. Es geht nur noch ums Geschäft. Und da ist es egal, ob wir von:

  • Fußball-WM/EM (Darf man das inzwischen wieder ohne „FIFA“ sagen ohne verklagt zu werden?)
  • Olympia 2xxx (Londoner Restaurantbetreiber durften nicht mal „Olympia-Menüs“ anbieten!)
  • Tour de France
  • oder auch „Eurovision Song Contest“ sprechen.

Ich ignoriere die meisten dieser Veranstaltungen seit Jahren. Zu mehr als einem Halb- oder Finale bei der Fußball-WM, wenn gerade eine öffentliche Leinwand in der Nähe war, hat es schon lange nicht mehr gereicht.

NineBerry

Großveranstaltungen in Ländern mit Menschenrechtsverletzungen

Zuerst einmal muss man feststellen, dass kein Land weltweit (auch nicht Deutschland) frei von berechtigter Kritik ist, was Menschenrechte angeht (ggf. aus der subjektiven Sicht anderer Länder). Es wäre also aussichtslos, alle diese Länder boykottieren zu wollen.

Solche Großveranstaltungen bieten auch eine Chance, ein Schlaglicht auf Menschenrechtsverletzungen in einem Land zu werfen.

Politiker müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein, ob und wie sie mit den Regierungen der austragenden Länder interagieren.

Max Kehm

Hätte der Eurovision Song Contest nicht in Aserbaidschan stattgefunden dann hätte es vermutlich keine solch große Diskussion um die Menschenrechtsverletzungen in dem Land gegeben.

Von daher wäre es vielleicht klüger solche Veranstaltungen in undemokratischen Ländern gezielt für öffentliche Kritik, Boykott oder andere Protestformen auszunutzen um somit International in den Massenmedien auf die Problematik aufmerksam zu machen. Dies wäre nicht möglich wenn solche Veranstaltungen nur in den demokratischen Ländern abgehalten werden würden.

Andre Martens

Austragungsorte von Veranstaltungen wie

  • Eurovision Song Contest in Aserbaidschan
  • Fussball EM in der Ukraine
  • EXPO in Südkorea

führen immer wieder zu politischen Verhaltensdiskussionen.

Betrachte dabei auch die Ursachen und was geändert werden sollte, um diese Situation zu verbessern?

Zunächst einmal sind das keine politischen Ereignisse, sondern Veranstaltungen von unabhängigen Organisationen. Boykottaufrufe sind mir in der Regel zu kurz gedacht und man macht es sich damit zu leicht. Viel effektiver ist es, solche Veranstaltungen zu nutzen, um öffentlichkeitswirksam auf die Menschenrechtssituation hinzuweisen. Ganz ehrlich, wer hätte sich ohne Eurovision Song Contest überhaupt mit der Lage in Aserbaidschan auseinandergesetzt? Wenn solche Veranstaltungen also dazu dienen können, ein Schlaglicht auf problematische Länder zu setzen und darüber Druck aufzubauen, etwas zu ändern, warum nicht?

Dass Südkorea mit Aserbaidschan nicht wirklich zu vergleichen ist, sollte allerdings klar sein. Vielleicht kann der Fragesteller ja mal erklären, warum er die beiden in einen Topf geworfen hat. ;)

Jürgen 'Yonny' Martin

Frage (verkürzt): Welche Meinung vertrittst du Veranstaltungen z.B. Sport, Musik, Expo in Ländern mit demokratischen Defiziten?

Eine allgemeingültige Aussage hierzu ist schlicht sinnlos, da man jeden Einzelfall getrennt betrachten muss. Wenn ein Boykott eher einer Bestrafung der Bevölkerung und der sich auf die Teilnahme vorbereitenden Sportler, Musiker etc. gleichkommt, ist das möglicherweise kontraproduktiv und nützt keinem.

Andererseits kann eine Teilnahme auch die Gelegenheit ermöglichen, ein Zeichen zu setzen. Ich danke z.B. Anke Engelke für ihre klaren Worte bei der Verkündung des deutschen Votings beim ESC.

Die Teilnahme von deutschen Politikern hätte in allen drei angesprochenen Fällen die jeweiligen Regime gestärkt und aufgewertet. Deshalb ist sie in allen Fällen entbehrlich. Ich bin froh, dass ich in der Ukraine beim EM-Endspiel kein grünes oder anders farbiges Sakko in seiner unnachahmlichen Art jubelnd erleben musste.

Florian 'branleb' Zumkeller-Quast

Das muss man sich für jede Veranstaltung im Einzelfall Fragen. Warum die Expo in Südkorea hier in der Liste steht, ist mir schleierhaft. Kurzes googlen hat mich auch nicht erhellt. Vielleicht holt die Fragestellerin das nach?

Kultur und Sport sind, das ist die Realität, nicht unabhängig von der Politik. Gerade totalitäre Regimes nutzen derartige Veranstaltungen gerne für ihre Propaganda und stellen gerne alles als glänzend dar. Die Öffentlichkeit einer Veranstaltung für den Hinweis auf Missstände wie Menschenrechtsverletzungen zu nutzen, finde ich richtig und wichtig. Ein Boykott bringt da imho weniger wie die Nutzung der vorhandenen (Welt-)Öffentlichkeit, die gerade auf die Veranstaltung und das ausrichtende Land blickt. Zudem kommt bei einem Boykott immer die Fragen auf: Wo ist die Grenze, ab der boykottiert wird? Auch in Deutschland werden Menschenrechte verletzt. Das hinweisen darauf sowie der Versuch, Besserung anzustreben halte ich für effektiver als die Bundesliga zu boykottieren. Und das gilt natürlich auch International.

Holger 'LeLion' Reichert

Zunächst haben solche Veranstaltungen nichts mit Politik zu tun. Natürlich gibt es Verwebungen zwischen diesen und der Politik. Beide Seiten pflegen da in der Sonne der jeweils anderen Seite zu baden.

Ob ein Boykott oder kein Boykott die Situation vor Ort in diesen Ländern irgendwie beeinflussen kann, ist fraglich. Natürlich könnte man politische Aktionen vor Ort machen oder lokale Aktivisten im Rahmen einer solchen Veranstaltung unterstützen. Doch gilt es hier genau abzuwägen, ob die diplomatischen Probleme, die dieses herauf beschwören kann, das ganze Wert und nicht sogar kontraproduktiv sind.

Heinz Kraft

Welche Meinung vertrittst Du zu folgendem Sachverhalt?

Austragungsorte von Veranstaltungen wie

  • Eurovision Song Contest in Aserbaidschan
  • Fussball EM in der Ukraine
  • EXPO in Südkorea

führen immer wieder zu politischen Verhaltensdiskussionen.

Sport und Kultur sind schon seit geraumer Zeit wirtschaftspolitischen Interessen unterworfen. Demonstrierte Unabhängigkeit? Niemals!

Ich kann und werde mich niemals wohl fühlen, wenn Austragungsorte in Staaten liegen, wo Menschenrechte mit Füßen getreten werden.

Politischen Handlungsspielraum erkenne ich im Moment nur in symbolischen Ausdruck.

Jochengp

Ich halte einen Boykott von solchen Veranstaltungen für den falschen Weg. Es gibt vielmehr die Chance derartige Veranstaltungen medial zu nutzen, um auf die jeweiligen Missstände vor einem großen Publikum hinzuweisen. Das schafft mehr Öffentlichkeit und die Chance deer langfristigen Veränderung als ein Boykott.

Tobias Zawisla

Großveranstaltungen mit privaten Veranstaltern, sind eben nicht losgelöst von Politik zu betrachten. Daher gibt es eine gewisse Verantwortung, auch der politischen Entscheidungsträger, zumindest Stellung zur Teilnahme deutscher Vertreter zu beziehen. Ein weiteres Eingreifen halte ich eher für kontraproduktiv, gerade im Bereich von Sportverbänden ist die Verflechtung von Politik und Sport bereits zu groß.


Allgemein sollte man sich aufgrund solcher Großveranstaltungen nicht zu viele Hoffnungen auf eine positive Veränderung im Veranstalterland machen. Leider sehe ich diese Möglichkeit durch einen Boykott ebenso wenig. Das einzige was in dem Rahmen einen positiven Effekt hat, ist die Diskussion im Vorfeld um die Situation im jeweiligen Land.

Christoph Grüner

Es ist nun mal so festgelegt, dass der nächste Eurovision Song Contest im Land des Siegers stattfindet. Somit hat die Bevölkerung Europas, quasi Basisdemokratisch über den Austragungsort abgestimmt. Als Demokrat respektiere ich die Entscheidung des Volkes, auch wenn sie mir nicht immer gefallen muss. Andererseits ist das auch eine gute Gelegenheit, Misstände in einem solchen Land einer internationalen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wer wusste vorher schon etwas davon?

Als die Fußball EM nach Polen und in die Ukraine vergeben wurden, war die Ukraine noch eine aufstrebende Demokratie. Leider ist davon nichts mehr übrig geblieben. Prinzipiell halte ich es für falsch, solche Veranstaltungen in Diktatorische Länder zu vergeben. Wer zulässt, dass Länder wie China die Olympischen Spiele als Propagandaspiele missbrauchen, hat die Lektion von 1939 nicht verstanden. Man könnte einerseits solche Veranstaltungen, wenn sie schon stattfinden, dafür nutzen, auf Misstände hinzuweisen, bsp indem man politisch gefangene Oppositionelle im Gefängnis besucht, sollte dies aber auch sehr genau abwägen, da man dadurch auf politischer Ebene einiges kaputtmachen, und den Menschen, welchen man helfen wollte, schaden kann. Letzten Endes sind es die unterdrückten und verfolgten vor Ort, die solche Aktionen am Ende ausbaden müssen. Hier ist Fingerspitzengefühl verlangt.

Südkorea ist ein demokratisches Land, welches die Menschenrechte respektiert. Ich glaube nicht, dass sich die freie Welt ihre Freiheiten von Diktaturen wie China oder Nordkorea beschränken oder diktieren lassen darf. Daher ist diese Expo absolut in Ordnung.

Sven Fuchs

Was haben Gruselmusik, Fussball und Südkorea gemeinsam?

  • Boykott von Ländern in denen unabhängige Organisationen Veranstaltungen halten... Das muss jeder für sich ausmachen. Erstmal hat das aber auch etwas Gutes, die Auge der Weltöffentlichkeit werden für einen Moment auf diese Staaten gerichtet.
  • als politisch Arbeitender muss man sich grundsätzlich mit der Thematik auseinandersetzen - schneide ich Staaten/Nationalitäten oder versuche ich Brücken zu bauen und neue Anreize zu schaffen?
  • der Arabische Frühling hat zuletzt gezeigt, was alles möglich sein kann. Es benötigt aber Zeit und Glück. Und harte Arbeit. Hat ja auch nur 40.000 Jahre bis zur Demokratie gedauert und die paar Jahre die es die jetzt gibt...