NRW:IPOP-Konzept

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Arbeitskonzept für Arbeitskreise in NRW

Motivation

Die politische Arbeit nach der Landtagswahl 2010 in Nordrhein-Westfalen ist innerhalb des Landesverbandes aufgrund vielfältiger Bedingungen nahezu zum Erliegen gekommen. Aus den ehemals 10-15 Arbeitskreisen sind lediglich noch etwa zwei bis drei aktiv, d.h. die Piraten halten Kontakt und diskutieren verschiedene Punkte miteinander.

Als Gründe für die mangelnde Teilhabe an der politischen Willensbildung können vorrangig Zeitmangel, aber auch inzwischen anders gelagerte Interessens- und Aufgabenschwerpunkte genannt werden. So ist beispielsweise eine Vielzahl der ehemals in den Arbeitskreisen aktiven Piraten nun mit Verwaltungsaufgaben in den lokalen Strukturen beschäftigt um beispielsweise die kommunale Basis der Piratenpartei aufzubauen bzw. zu stärken. Andere haben sich schlichtweg übernommen und finden die Kraft nicht mehr um sich der ständigen Konfrontation und Konsensfindung im politischen Diskussionsprozess zu stellen. Wieder andere haben einfach aus privaten Gründen keine Zeit mehr für die aktive Arbeit.

Alle diese vielfältigen Gründe haben die Schwächen unserer bisherigen Organisation von programmatischer Arbeit offenbart.

Wir haben zahlreiche sehr kluge und fähige Köpfe, die in der Lage sind sich mit Themen sachgerecht auseinander zu setzen. Diese verfügen über ein ausgezeichnetes Wissen über eine spezielle Materie in einem ganz bestimmten Politikfeld. Solange sie aktiv sind kann die Piratenpartei von diesem Wissensschatz profitieren. Der letzte Satz legt den Finger in die "Wunde", denn sobald diese Personen ihre Aktivität verlagern oder der Partei in der bisherigen Form nicht mehr zur Verfügung stehen, ist auch ihr Wissen verschwunden. Auch ergibt sich daraus ein weiteres Problem, denn das Wissen steht in der täglichen, politischen, argumentativen Arbeit nicht oder nur teilweise zur Verfügung.

Daraus ergibt sich eine erste Forderung für ein Arbeitskonzept, nämlich das schriftliche Festhalten und zugänglich machen von Wissen - eine sehr piratige Forderung, die wir gerne mit Open Access beschreiben. :)

Aber auch die zweite Forderung lässt sich unmittelbar aus dem Beispiel ableiten. Es geht darum jedem die Möglichkeit zu geben sich zeitlich befristet engagieren zu können, ohne dass das erarbeitete Wissen verloren geht. Das bedeutet es muss ein Weg gefunden werden einen leichten Einstieg in ein Thema zu erhalten, aber auch ein leichter Ausstieg muss gewährt werden. Niemand sollte unverzichtbar sein müssen. Jeder darf und kann, aber muss nicht. Dies ist ein wichtiger Freiheitsaspekt, der zu gewährleisten ist.

Was ist außerdem noch wichtig für ein Engagement für politische Arbeit. Sie muss erfüllend sein, dass heißt sie muss ein positives Feedback geben, einen Glücksmoment schaffen und damit für den Aufwand entschädigen. Es muss für jeden deutlich werden, dass er als Teil eines Ganzen agiert und dort für die Gemeinschaft wertvolle Arbeit leistet. Diese Anerkennung muss es geben. Das bedeutet, am Anfang muss ein Ziel formuliert sein, das so konkret ist, dass man es in gefühlt erreichbarer Zeit auch erreichen kann. Man muss die Früchte seiner Arbeit entstehen und gedeihen sehen. Die Identifikation mit der Partei und der für sie geleisteten Arbeit muss für den Aktiven spürbar sein.

Die Piraten identifizieren sich bereits mit der Partei und dies ist bereits ein großer Schatz und die Grundlage auf der man die Arbeit aufbauen kann. Piratige Prinzipien wie Jeder kann mitmachen und sich einbringen sind das große Zugpferd für unsere Partei. Natürlich ist Arbeit mit Arbeit verbunden, aber wenn man am Ende die moralische Entlohnung dafür erhält, so ist der Aufwand abgegolten.

Aus diesem Aspekt erwirkt sich eine weitere Forderung. Arbeit muss überschaubar sein und emotional befriedigen.

Der Aspekt der Überschaubarkeit muss hier noch einmal aufgegriffen werden, denn dies ist entscheidend um allen Teilnehmenden den raschen Einstieg zu ermöglichen. Es gewährt aber auch die Klarheit, dass man sich nicht in makroskopische Weiten oder mikroskopische Details verrennt. Politik ist ein schnelllebiges Geschäft, das sich permanent verändernden Rahmenbedingungen gegenüber sieht da exogene Effekt unvorhergesehen das gesamte System in ein anderes Gleichgewicht bringen können. Das bedeutet, dass auch die Beschäftigung mit politischen Problemen sich diesem System anpassen muss. Ständig muss das eigene Gewicht neu ausbalanciert werden um das gesellschaftliche Gleichgewicht zu wahren.

Aus diesem Grund muss also neben der inhaltlichen Überschaubarkeit auch die zeitliche Überschauberkeit durch das Arbeitskonzept mit der notwendigen, angemessenen Begrenzung bedacht werden.

Schaut man sich die Menschheit und die Entwicklung ihres Wissens an, so kann man feststellen, dass im Regelfall drei Generationen parallel existieren, die Kinder, die Eltern und die Großeltern. Jede Generation für sich steht für ein eigenes Portfolio an Wissen, welches weitergegeben und weiterentwickelt wird. Es gibt die Phase des Erlernens, repräsentiert durch die Kinder, die Phase des Weiterentwickelns, repräsentiert durch die arbeitenden Eltern und die Phase des Reflektierens, repräsentiert durch die Großeltern. Alle diese Phasen greifen in einander über und haben eine relativ klar Schnittgrenze. Zusätzlich ist es so, dass sobald die Kindergeneration zur Elterngeneration wird auch die Elterngeneration wiederum zur Großelterngeneration wird. Ein ewiger Kreislauf.

Aus dieser anthropogenen Erkenntnis heraus leite ich die letzte Forderung ab. Wissen entwickelt sich auf natürliche Weise in Phasen, der Einfachheit und der Leichtigkeit menschlicher Aufnahmefähigkeit willen sollen diese Phasen an einer Hand abzählbar sein.

Zusammenfassend sind die Grundforderungen an ein Arbeitskonzept also, dass ein Engagement für jeden jederzeit möglich sein muss, es Anreize geben muss schnell in Arbeit einzusteigen, diese aber auch kurzfristig wieder verlassen zu können ohne dass ein Wissensverlust für die Partei eintritt, sowie die Gewährleistung der Überschaubarkeit sowohl inhaltlich und zeitlich als auch organisatorisch.

Gleichwohl bleibt Arbeit Arbeit. :)

Vier Phasenkonzept

IPOP - Input, Processing, Output, Presentation

IPOP - dies ist kein neues Produkt eines elektrotechnischen Obsthändlers sondern das Akronym für ein Arbeitskonzept. Es besteht aus vier Phasen, die für die politische Willensbildung zukünftig Anwendung finden sollen. Dabei sind für die ersten drei Phasen feste Zeiträume festgelegt, wohingegen die letzte Phase zeitlich unbefristet ist.

IPOP ist nicht nur das Akronym, sondern auch das Konzept. "I", englisch für "ich" steht hierbei für das persönliche Einbringen in die Arbeit. "To pop" bedeutet im Englischen sinngemäß rasches auswerfen/ausstoßen. "I pop" kann also in diesem Zusammenhang als "ich erzeuge zügig Ergebnisse" gedeutet werden.

Ziel des Verfahrens ist es, wie der letzte Satz bereits andeutet in einem zeitlich leicht überschaubaren Rahmen Ergebnisse in Form von Aussagen und Positionspapieren zu erzeugen, die dann durch eine Mitgliederversammlung abgestimmt werden können und gleichzeitig auch für bestehende Positionen Argumentationshilfen geben.

Die Phasen

Wie bereits eingangs festgestellt hat IPOP vier Phasen, die alle ineinander übergreifen und deren Übergänge zeitliche Meilensteine innerhalb der Arbeit darstellen. Neben der zeitlichen Abgrenzung findet auch eine strikte inhaltliche und auch organisatorische Abgrenzung statt.

Gleichsam, wie der Übergang vom Kindsein zum Elternsein bedingt, dass eine neue Kindesgeneration gezeugt wurde, so wird auch beim IPOP Konzept beim Erreichen des Meilensteins ein neues Arbeitsthema angestoßen. Das bedeutet, dass mittelfristig je drei konkrete Arbeitsphasen für drei unterschiedliche Themen parallel laufen und durch den Arbeitskreis, der metaphorisch als "die Gesellschaft" gesehen werden kann, mit Leben gefüllt werden. Die vierte und letzte Phase dauert, um auch hier wieder die Metapher zu verwenden, bis zum Ende des Lebenszyklus des Themas. Das ist, wie man weiß unbestimmt und hängt von Relevanz des Themas in der politische Landschaft ab. So kann das Vermächtnis der Arbeit langlebig sein, wie die Werke von Homer oder eine kurze Eintagsfliege wie der Pop-Song eines One-Hit-Wonders aus den 80er Jahren.

Die im Abschnitt Motivation benannten Forderungen werden ebenfalls durch das Konzept erfüllt. Die einzelnen Aspekte werden in den einzelnen Phasen erläutert.

Phase 1 - Sammlung

Die erste Phase, für die der erste Buchstabe des Akronyms IPOP steht, widmet sich dem "Input", englisch für "Eingabe". In dieser Phase wird alles an Wissenswerten oder Themenverwandten, das direkt oder indirekt mit dem Thema zu tun hat, gesammelt. Es wird Wissen angehäuft ohne es zu klassifizieren, zu bewerten oder auszuschließen. Alles wird grundsätzlich als relevant angesehen und unvoreingenommen der Informationsbasis hinzugefügt.

Die erste Phase dauert einen Monat. Alle Daten, Texte, Grafiken, Statistiken, Berichte, Studien und was sonst noch zu dem Thema zur Verfügung steht wird gesammelt und dem Thema zugeordnet (gelabelt). Die Zeitbegrenzung ist wichtig, damit man einerseits genügend Zeit hat für die Recherche, aber andererseits auch nur so viel Zeit aufwendet, um eine Informationsmenge zu agglomerieren, die man in der nächsten Phase überblicken und studieren kann. Zu viele Quellen erschweren die Orientierung und erhöhen die psychologische Hürde, die man sieht, wenn man sich fragt ob man dem gewachsen ist. Wie bei jedem Lernen wird man am Ende jedes Lernens ohnehin feststellen - und nur dann kann man sich sicher sein, dass man sich im ausreichenden Maße der Sache gewidmet hat - ich weiß dass ich nichts weiß.

Da die Komplexität von Gesellschaft und somit auch von Politik ähnlich komplex ist wie die menschliche DNA ist es wichtig sich auf einen Aspekt zu fokussieren. Das bedeutet, dass man sich in seiner Aufgabenbeschreibung, der Zielsetzung, so weit wie möglich aber auch so eng wie nötig festlegt. Im Laufe der Arbeit im Arbeitskreis wird man das Gespür für die richtige Quantität erlernen. Im Allgemeinen wird das Ziel wahrscheinlich, und dies ist eine Gefahr für das zielgerichtete Arbeiten, zu allgemein verfasst. Um dieser Problematik Einhalt zu gebieten und zu dem eigentlichen Ziel zu dienen, nämlich dem der Outputerzeugung, ist die zeitliche Begrenzung strikt einzuhalten.

Die Einhaltung der Zeitgrenze ist enorm wichtig. Es wird immer neue und tollere und bessere und genauere und viel phantastischere Quellen geben, die noch multimedialer und noch gewaltiger und noch tiefer und noch breiter das Thema beleuchten, Quellen die einen bisher völlig außer acht gelassenen Punkt, der ja eigentlich dazugehört super gut dokumentieren, und so weiter und so fort. STOP. Wenn euch das passiert, dann seid ihr gerade in die Komplexitätsfalle geraten. Komplexität bedeutet, dass ein Ding immer an einem anderen Ding hängt und das wiederum an zwei weiteren und so weiter und ... Wer hier das Betrachtungsfenster zu groß wählt und es sogar noch Stück für Stück vergrößert, der wird sein Ziel "einen Teil der Welt zu beschreiben" nicht erreichen.

Zusammenfassend besteht die erste Phase also am Beginn aus der Zieldefinition, das heißt ein Thema mit dem man sich beschäftigen möchte und an dessen Studienabschluss eine differenzierte, fertige, politische Aussage bzw. Forderung steht. Anhand dessen einigt man sich auf einen Namen für das Kind, der aber nicht dem Charakter oder der späteren Aussage wertend und beeinflussend vorweg greifen darf. Möchte man sich beispielsweise mit Frage der Infrastruktur im ÖPNV beschäftigen, dann sollte man es nicht mit dem Namen "Privatisierung - Fluch des öffentlichen Personennahverkehrs" betiteln, da dies der Betrachtung, Analyse und Erkenntis in eine ganz bestimmte Zielrichtung vorweg greift. Dies kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass einige Beteiligte sich eingeschüchtert oder ausgeschlossen fühlen. Denn ein Richtig oder Falsch kann es am Anfang überhaupt nicht geben. Besser wäre im Beispiel also ein Titel wie "Auswirkung von Eigentumsverhältnissen im ÖPNV".

Zielsetzung ist es die verschiedenen Argumente in den nächsten Phasen herauszustellen, voneinander abzugrenzen und daraus einen Standpunkt abzuleiten. Dabei kann und wird es ganz selbstverständlich, und das ist auch unbedingt so gewollt, zu unterschiedlichen Gewichtungen der Argumente und damit zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen. Wenn das passiert, dann hat der Arbeitskreis sehr gute Arbeit geleistet. Denn die Arbeit des Arbeitskreises ist ganz klar nur die Vorbereitung für den politischen Beschluss durch den Parteitag und die anschließende argumentative Unterstützung der politischen Forderung.

Da die erste Phase ausdrücklich nur das Sammeln der Quellen beinhaltet, kann in der Zeit durch die Mitglieder des Arbeitskreises auch die Arbeit in den parallel stattfindenden Phasen anderer Arbeitsaufgaben erledigt werden. Neue Mitglieder des Arbeitskreises haben so auch die Gelegenheit in jedem beliebigen Monat einzusteigen und stets ein neues Thema von Anfang an mit begleiten zu können. Sind sie in der Arbeit gut eingebunden, fühlen sich wohl und finden sie die Zeit dafür, so können sie im nächsten Monat auch am nächsten Thema mitarbeiten und lernen quasi on-the-fly, allein durch Ihre Anwesenheit bei der monatlichen Arbeitssitzung, wie die Arbeit in der nächsten Phase funktioniert, da sie ja bereits im ersten Monat beobachten konnten, wie das Thema aus dem letzten Monat diese Phase durchlaufen hat. Das Kind lernt am Beispiel der Eltern, wie man sich als Eltern zu verhalten hat und so tun es die Eltern von den Großeltern.

Wichtig bei diesem Konzept ist es, dass die Aufgaben so gewählt werden, dass jedes Mitglied des Arbeitskreises im Allgemeinen in der Lage sein soll in den drei parallel laufenden Arbeitsprojekten mitarbeiten zu können. Dies gewährleistet das fortlaufende Weiterleben des Arbeitskreises. Auch aus diesem Grund sollte das Thema so eng wie möglich formuliert werden. Denn oberstes Gebot ist, dass der Motor läuft und der Arbeitskreis fortwährend arbeitet und Papiere erzeugt.

Die erste Phase des IPOP Konzeptes beginnt also mit der Zieldefinition, gefolgt von der einmonatigen Quellensammlung und endet mit dem Übergang in die zweite Phase. Eine Rückkehr in die erste Phase, das bedeutet eine Erweiterung der Quellensammlung ist ausdrücklich unerwünscht.

Phase 2 - Sichtung und Sortierung

Die zweite Phase des IPOP Konzeptes steht unter dem im Akronym verwendeten zweiten Buchstaben, P für "processing", englisch für Verarbeitung. In dieser Phase werden die in Phase 1 gesammelten Quellen verarbeitet. Das bedeutet, dass sie gesichtet werden und in ihrem Verhältnis zum Thema und nach ihrer Aussagekraft und Relevanz hin geprüft und geordnet werden sollen.

Jede Quelle sollte dabei wenigstens ein Mal gelesen werden und hinsichtlich ihres Ursprungs auf Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit bewertet werden. Wichtige Punkte sollen indiziert und verschlagwortet werden. Innerhalb der Arbeit gilt es Informationen zu gruppieren, die ähnliche Aussagen oder wesensgleichen Inhalt haben.

Sind Quellen in der Art geschrieben, dass lediglich zwischen den Zeilen die gewünschte Information zu finden ist, so wird der Inhalt in einem selbst geschriebenen, knappen Text zusammengefasst und mit Bezug auf die Quelle indiziert.

Diese Arbeit ist zeitintensiv und im Groben und Ganzen als Fleißarbeit anzusehen. Im Grund kann man diese Arbeit arbeitsteilig machen, das heißt jeder kann sich einen Teil der Quellen nehmen und sie nach den, für das Thema wichtigen Aussagen durchsuchen und diese heraus filtern. Am Ende sollte aber jeder zumindest den Extrakt der Quellen zur Kenntnis gebracht haben.

Auch in dieser Arbeitsphase gilt es das was man tut dahingehend zu überprüfen, ob es für die Erreichung des Ziels förderlich ist oder nicht. Denn alles was am Ziel vorbei führt muss sein gelassen werden. Entdeckt man im Laufe der Arbeit Aspekte oder Themen, die das Potential haben ebenfalls durch den Arbeitskreis bearbeitet zu werden, so stellt man diese als Themenvorschlag in die Liste möglicher, zukünftig zu bearbeitender Themen, aus welchen dann im nächsten Monat das neue Thema gewählt wird.

Als Möglichkeiten der Darstellung können Abhängigkeitsgraphen, wie beispielsweise Mindmaps verwendet werden.

Diese zweite Phase der Verarbeitung der Quellen dauert ebenso einen Monat.

Am Ende der zweiten Phase wurde jede Quelle verarbeitet und in ihrem Informationsgehalt bewertet.

Phase 3 - Positionsfindung

Die dritte Phase des IPOP Konzeptes steht für Output, englisch für "Ausgabe/Ausstoß". Der Erstellung von Papieren wird in dieser Phase die volle Aufmerksamkeit geschenkt. Ziel der Phase ist es aus den aufgearbeiteten Quellen Positionen zu entwickeln, die dann dem Landesparteitag zur Abstimmung übergeben werden können. Ebenso soll diese Phase der Entwicklung von begleitenden Erläuterung zur parteiinternen Schulung dienen. Diese sollen dann im Rahmen von Bar-Camps und Informationsveranstaltungen für Diskussionen zur Verfügung stehen.

In dieser Phase gibt es kein Richtig oder Falsch. Als politische Partei sind wir eine Gruppierung von politischen Menschen, die Aufgrund ihres Lebens- und Erfahrungshintergrundes auch unterschiedliche Bewertungen von Moral und Notwendigkeiten haben. Somit kann es sein, dass Einschätzungen über den "Richtigen Weg" aus der gewonnenen Erkenntnis nach Studium der Quellen zu ganz unterschiedlichen Bewertungen und Forderungen führt. Dies ist nicht schlimm oder schlecht, sondern ausdrücklich gewünscht. Denn ein Arbeitskreis beschäftigt sich zwar mit einem Thema, muss aber nicht notwendiger Weise auch eine Mehrheitsmeinung innerhalb der Partei repräsentieren. Das Ergebnis wird letzten Endes durch die Mitglieder auf einem Landesparteitag entschieden.

Der letzte Absatz soll keineswegs dazu auffordern für jede kleinste Meinungsvariante ein eigenes Positionspapier zu erstellen. Dies ist nicht im Sinne der zuvor genannten Freiheit. Es soll durchaus durch den Arbeitskreis versucht werden einen Konsens in der Bewertung zu finden, allerdings nicht auf Biegen und Brechen, und auf Kosten des Arbeitsklimas. Diskussion ist gut, Streit ist schlecht. Dieser Leitspruch soll vor allem in dieser Arbeitsphase beherzigt werden.

Im Laufe des Studiums und der Auseinandersetzung mit dem Thema sind höchstwahrscheinlich eigene Bewertungen für das Thema bei den einzelnen Arbeitskreismitgliedern in den Kopf gekommen. Diese gilt es nun in einem ersten Schritt zu Papier zu bringen. Alles was an "Guten" und "Schlechtem" aufgefallen ist soll nun voneinander abgegrenzt und gegenüber gestellt werden. Dabei wird man feststellen, dass es sich oft um zwei Seiten einer Medaille handelt und eine absolute Wahrheit wohl nicht existiert. Das ist aber nicht weiter schlimm, sondern der einfach nur die Erkenntnis der Welt. Der Gewinn des Einen ist stets der Verlust des Anderen.

Nach dem Gegenüberstellen der einzelnen Positionen sollte im nächsten Schritt überlegt werden, wo das gewünschte Gleichgewicht liegen soll. Dieses Gleichgewicht beschreibt nun den Sollzustand der im Positionspapier beschrieben werden soll. Es ist also die im Positionspapier festgehaltene Forderung.

Aus der Studie der Quellen kennt man den Istzustand, den Sollzustand hat man eben festgelegt. Nun gilt es den entsprechenden Weg zu finden. Hierfür wird man wahrscheinlich eine große Vielzahl finden, denn nicht umsonst führen alle Wege nach Rom. Wahrscheinlich hat man in den Quellen bereits einige Lösungsansätze vorgeschlagen bekommen und vielleicht kann man den einen oder anderen miteinander kombinieren oder entsinnt gar neue Wege. Dies ist die Aufgabe des dritten Schritts.

Sind nun diese drei Schritte gegangen so fängt man nun an und schreibt das eigentliche Positionspapier und eventuell eine begleitende Kurzpräsentation in Form von Präsentationsfolien oder einem Flyer.

Auch diese Phase soll innerhalb eines Monats abgeschlossen sein, damit sich der Arbeitskreis konzentriert dem nächsten Thema zuwenden kann.

Das Positionspapier

Das Positionspapier besteht aus fünf Abschnitten.

Im einleitenden Abschnitt, der die Beweggründe und die Motivation darlegt, wird im ersten Satz der Kontext der Thematik beschrieben. Danach folgen drei Hauptaspekte, die in den folgenden Abschnitten jeweils beschrieben werden. Sinn des ersten Abschnitts ist es den Anfang der Argumentationskette gedanklich beim Leser greifbar zu machen.

In den Abschnitten zwei bis vier werden jeweils einzeln und auseinander aufbauend die drei zuvor genannten Hauptaspekte behandelt und erklärt. Dabei ist eine chronologische, logische oder argumentative Rangfolge zu wählen. Die Hauptaspekte können sich in zwei bis drei Unteraspekte gliedern. Der Aufbau jedes dieser Abschnitte gliedert sich in Nennung des Hauptaspektes, Beschreibung der Unteraspekte zur Verdeutlichung des Hauptaspektes und abschließend mit der Schlussfolgerung und Überleitung in den nächsten Abschnitt.

Der fünfte Abschnitt beinhaltet eine Zusammenfassung der Argumente und die daraus entstehende Forderung sowie einen Abschlusskommentar. Dieser Abschlusskommentar soll dem Leser verdeutlichen, dass es sich bei dem Text um einen Abriss des Themas handelt für das noch weitere Punkte gegebenenfalls betrachtet werden sollten.

Ans Ende des Positionspapiers gehört selbstverständlich eine vollständige Auflistung der verwendeten Quellen und die Namen der Bearbeiter.

Eventuell kann hier auf weiterführende oder gegensätzliche Positionspapiere verwiesen werden. Jedes Positionspapier ist mit einer Indizierung zu versehen, die aus dem Namen des Arbeitskreises als Kürzel, dem Datumsstempel der finalen Fassung sowie einer laufende Nummer besteht.

nach [1]

Kurzpräsentation

Die Kurzpräsentation sollte parallel zum Positionspapier erstellt werden damit die Gedanken noch frisch sind und die Argumente noch verinnerlicht.

Die Folien sollten mit dem Kürzel und dem Thema beginnen. Der Aufbau sollte genau wie das Positionspapier gegliedert sein, allerdings so formuliert und gestaltet, dass der Vortragende und die Zuhörer nicht ermüden und ablenkungsfrei der Präsentation folgen können. Also am besten nach dem KISS-Prinzip - Keep it simple and straightforward.

Flyer

Die Flyer dienen der Darstellung der Position im Offlinebereich. Das heißt sie richten sich entweder an die Mitglieder, die beim Parteitag darüber beschließen sollen oder sie richten sich an interessierte Bürger und Piraten, die bei Informationsveranstaltungen oder Infoständen mit dem Thema konfrontiert werden.

Hierbei sollte ein Standardlayout verwendet werden und die wesentlichen Punkte leicht und schnell lesbar sein. Das bedeutet, der interessierte Leser soll innerhalb der ersten 10 Sekunden das Was und Wer, innerhalb von 60 bis 100 Sekunden die vertretene Position begreifen.

Auf den Flyer gehört ebenfalls der Name des Arbeitskreises, das Parteilogo, ein QR-Code und der Link zum Positionspapier. Ebenfalls muss ein V.i.S.d.P. mit Namen drauf.

Phase 4 - Präsentation

Die letzte Phase des IPOP-Konzeptes wird im Akronym durch den vierten Buchstaben repräsentiert, das P. Sie widmet sich der Präsentation, Englisch presentation, der Ergebnisse. Diese Phase ist anders als die ersten drei, denn sie ist zeitlich unbefristet.

Sie ist immer noch Teil des Arbeitsprozesses, denn es geht hier darum die Ergebnisse zu "vermarkten" und anerkennen zu lassen. Dies geschieht durch die Anerkennung der Arbeit durch einen Parteitag, aber auch durch das Zurverfügungstellen für Informationsveranstaltungen und ähnliches. Da hierfür die Vorgabe eines Zeitfensters widersinnig wäre, dauert diese Phase so lange wie das Thema und die erarbeitete Aussage relevant ist.

Der zugehörige Verband sollte diese Phase durch Bereitstellung von Material und Geld unterstützen, denn politische Arbeit ist ohne Außenwirkung bedeutungslos.

Werkzeuge

Für die erste und zweite Phase eignen sich alle Werkzeuge, die Dokumente sammeln und verwalten können. Wichtig ist, dass das Werkzeug Schlagworte setzen kann und auf diese weise eine Indizierung der Quellen ermöglicht. Eine Kommentarfunktion wäre wünschenswert. Auf Belange des Urheberrechts muss geachtet werden.

Für die dritte Phase sollte ein Werkzeug genutzt werden mit dem kollaborativ an einem Dokument gearbeitet werden kann. Ein EtherPad ist ein geeignetes Werkzeug.

Für die Erstellung von Folien für die Präsentation eignen sich entsprechende Office-Produkte oder das Webtool Prezi.

Die Flyer sollten mit einem Grafikprogramm, wie beispielsweise Adobe Illustrator oder dem freien Inkscape, gestaltet werden.

Pro-Argumente

  • IPOP ist skalierbar, d.h. man kann bei entsprechendem Personal- und Zeitüberschuss auch mehrere Themen parallel bearbeiten.
  • IPOP sorgt für einen kontinuierlichen Output
  • Durch die Meilensteine ist eine abgebrochene Arbeit jederzeit durch andere Personen wieder aufnehmbar
  • IPOP ermöglicht neben langfristigem auch ganz explizit kurzfristiges Engagement und bietet durch die überschaubaren Arbeitspakete schnelle Erfolgserlebnisse
  • Der Einstieg ist jederzeit ohne Wissensrückstand möglich
  • Ergebnisse werden nachhaltig erstellt
  • Quellen für das Thema werden mittelfristig zu einer umfangreichen Informationsbibliothek
  • Kontinuierliche und doch abwechslungsreiche Arbeit
  • Da IPOP verfahrenssicher ist, lässt es sich ISO 9000 zertifizieren
  • IPOP inspiriert durch begleitende Mitarbeit zur eigeninitiativer Mitarbeit
  • IPOP ist effektiv, denn es erzeugt qualitative Papiere
  • IPOP ist effizient, denn es schafft in kurzer Zeit greifbare Aussagen
  • IPOP dokumentiert Wissen der Mitglieder
  • IPOP ermöglicht unterschiedlichen Interessengruppen auf eine gemeinsame Informationsbasis zurückzugreifen
  • IPOP erhöht den politischen Bildungsgrad der Mitglieder
  • IPOP funktioniert alleine, aber auch arbeitsteilig in der Gruppe
  • IPOP regt Diskussionen an, aber verhindert (weitgehend) Streit
  • IPOP fördert das zielgerichtete Argumentieren

Contra-Argumente

  • IPOP erfordert Selbstdisziplin bis zur Erreichung des nächsten Meilensteins
  • IPOP bedeutet Arbeit
  • IPOP ist kein Apple(tm)-Produkt und es gibt keine App dafür

Durchführung

Folgende Arbeitskreise arbeiten mit IPOP:

Erfahrungen

Hier kommen später die Erfahrungsberichte hin.

Kurzzusammenfassung

Eine sehr gelungene Kurzzusammenfassung wurde von Graciehopper geschrieben und ist hier zu finden: → Überflug IPOP