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"Scheisse." - Lektionen vom OB-Casting in Neumarkt i.d.OPf.

Stand: 03.11.2011


Warum Oberbürgermeister werden?

  • Jeder Kandidat bringt als Grundvoraussetzung seinen ganz eigenen Motivations-Mix aus Heimatverbundenheit, Verantwortung, Stadtrat-Filz beseitigen usw. mit. Sich damit öffentlichen Wahlen zu stellen, schafft durch mehr Auswahl bei der Wahl per se bereits einen Mehrwert für die Gesellschaft.
  • Die Teilnahme an OB-/1.BGM-Wahlen ist für die Piratenpartei lohnend, da es den Kandidatenfaktor als einen wesentlichen Grund, warum Bürger Piraten wählen, zielgerichtet besetzt (andere Gründe: Problemlösungskompetenz, Protest, Stammwähler).
  • OB-/1.BGM-Wahlen sind ein sehr gutes Training für ungleich größere Herausforderungen, wie beispielsweise Landtags- oder Bundestagswahlen.
  • Wird man tatsächlich gewählt, so kann die Bezahlung mitsamt Zulagen nur als echt korrekt bezeichnet werden.
  • "Ich war Oberbürgermeisterkandidat" macht sicht gut im Lebenslauf und stärkt das Ego. ;-)


Formerfordernisse

  • Jedes Casting dient im Zusammenhang mit Wahlen nur der Kandidatenfindung und kann die rechtlich zwingend vorgeschriebene Aufstellungsversammlung nicht ersetzen.
  • Buchtipp: Es gibt verschiedene Mappen mit Infomaterial, Gesetzestexten, Protokollvordrucken und den amtlichen Wahlvordrucken. In der Jüngling-Variante ist eine CD mit den Formularen als PDF dabei. Das Material ist in der Regel beim Wahlleiter erhältlich:
    • Wahlmappe Bürgermeisterwahl Bewerberaufstellung, Best.-Nr. 109 025 9070 900, Jüngling-gbb GmbH & Co. KG, Einsteinstraße 12, 85716 Unterschleißheim
    • Bürgermeisterwahlen - Benennung der Wahl-Bewerber, Best.-Nr. 241.00 Carl Link, Wolters Kluwer Deutschland GmbH, Luxemburger Straße 449, 50939 Köln


Budget

  • Auch mit nur 500 EUR Budget kann man bereits starten.
  • Ab 1.000-1.500 EUR sind eine vernünftige Anzahl (100 Stück) DIN A0-Plakate und PVC-Plakate im Bauzaun-Format (5-8 Stück) leistbar.


Werbemittel

Auf jeden Fall die Plakatstudie der Uni-Hohenheim lesen (bei jedem gut sortierten LaVo als PDF erhältlich). Bei Werbung im Wesentlichen setzen auf:

  • Einen Internet-Auftritt mit www.vorname-nachname.de oder Variation:
    • Mit professionell geknipstem Photo auf der Hauptseite.
    • Mit kleinem Interview "warum, was, wieso", politische Hauptziele für die Amtszeit darlegen, usw.
    • Eine Wordpress-Installation als Unterbau ist schnell erledigt und hat sich bewährt.
  • Plakate sind das A und O. Im Gegensatz zu anderen Werbeträgern nehmen über drei Viertel der Bürger Plakate vor Wahlen tatsächlich wahr. Tipps:
    • Graphischer Aufbau an Plakatstudie orientieren (bzgl. Originalität, Wiedererkennbarkeit), kann im Stil aber durchaus auch "mutiger" sein, siehe die AHW 2011 Berlin Plakate.
    • Plakate stets mit Internet-Adresse versehen.
    • Nach Einholung der behördlichen Plakatierrichtlinien (erlaubte Zeiten und Standorte) sodann beispielsweise mit BayernViewer oder Google Maps gute Standorte vorab sichten und dann in der ersten Nacht schnell sein.
    • Format DIN A0: Als Plakatvariante haben sich bundesweit sogenannte Hohlkammerplakate bewährt, da mit Kabelbinder leicht befestigbar, haltbar, gut transportierbar, günstig.
    • Format Bauzaun: Bauzäune leihen (Größe 3.50x2m, aus dem Baustellenbedarf-Fachhandel) und drei Stück im geschlossenen Dreieck aufstellen. Achtung: Piraten-PVC-Plakate sind bei Jugendlichen bisweilen Sammlerobjekte, daher mit 1-2 Schlössern gegen beiläufigen Diebstahl sichern.
    • Bezugsquellen und Preisvergleich: mcposter.com, flyeralarm.de, flyerdevil.de u.a.
  • Flugblätter (für Handverteilung) in moderaten Mengen (es ist in der Regel schwierig, damit große Sichtbarkeit zu erzeugen)
  • Anzeigen in Zeitungen (falls leistbar)
  • Der Return von Flyering in Briefkästen war nicht meßbar und ist daher nicht zu empfehlen.
  • Radiowerbung war bei OB-Casting gratis, da von Stationen selbsttätig berichtet wurde. Dies ist wiederholbar, sofern man im Einheitsbrei der Anderen auffällt. Frech gewinnt (oft).


Der Kandidat / die Kandidatin

Der Kandidat oder die Kandidatin sollte aus dem gleichen Ort kommen, in dem auch die Wahl stattfindet. Gründe:

  • In Neumarkt war in Bürgergesprächen zu erfahren, daß ein auswärtiger Kandidat auf hohe Skepsis stösst. Die Bürger wollen möglicherweise auch bei euch jemandem "aus dem Ort".
  • Organisatorisch kann die geographische Distanz zwischen Orga-Team und Kandidat die Erreichbarkeit und Zusammenarbeit stark beeinträchtigen.
  • Unterstützung eines wohlbekannten Piraten-Kandidaten durch Piraten des selben Orts ist möglicherweise höher, als für einen sehr unbekannten "auswärtigen" Kollegen.
  • Caveat: In Neumarkt fanden sich unter fünf Kandidaten vier Piraten und nur ein Externer (ein Moderator von on3-Südwild, der aber nach wenigen Tagen zurückzog). In einem Klima von 10% in manchen Umfragen dürfte der Anteil Karrieristen ohne wesentliche Identifikation mit den Zielen der Piratenpartei mittlerweile stark erhöht sein. Neue Castings müssen sich auf diese Situation einstellen und beispielsweise auf die Filterfunktion einer wählenden Piraten-Basis vertrauen können.


Pressearbeit

  • Vorteile erringt, wer OB-Wahl-Kandidaturen mit "Pfiff" ins Rennen führt. Das Casting-Konzept zog Presse an, ist für manche Piraten-Gliederungen aber aufgrund Bedenken (Seriosität, Wunsch, nur einen tatsächlich geeigneten Kandidaten zu fördern) kein gangbarer Weg.
  • Pressetexte an die örtliche Presse per E-Mail senden und auf der Webseite veröffentlichen.
  • Die üblichen Sitten bei Pressearbeit einzuhalten, wie telefonische Erreichbarkeit des Ansprechpartners und des Kandidaten, ist zu empfehlen.


Unterschriften

  • Die Unterschriftenrate direkt vor dem Rathaus betrug in Neumarkt ca. 1/h. Gründe nach Meinung des Autors: Neumarkt ist sehr "schwarz" und konservativ, quasi keine Arbeitslosigkeit, gute finanzielle Lage, teilweise ausgeprägte Law&Order-Mentalität, die manchen Piraten-Mantras diametral entgegen steht, offene Sympathie für die Piratenpartei musste mit der Lupe gesucht werden. Anmerkung: Die Neumarkter Unterschriften-Sammlung lag mehrere Monate vor der Berlin-Wahl. Post-Berlin-AHW-2011 dürfte jede Sammlung jetzt merklich einfacher zu stemmen sein.
  • Erfolg ist auch bei mehreren Hundert benötigten Unterschriften machbar, braucht dann aber konstant-konsequenten Einsatz vor Ort mit entsprechendem Personal.
  • Anfragen bei Zeitarbeitsfirmen zur Unterstützung bei der Unterschriftensammlung wurden konsequent alle abgelehnt.


Orga und Planung

  • Mindestens 5-7 Piraten sollten für den Kandidaten arbeiten, darunter 1-2 "Kümmerer", die fortwährend und flexibel "lose Fäden" aufsammeln. Gut sind 1-2 Technik-Freaks im Team zu haben, die beispielsweise den Webauftritt betreuen und den Informationsfluss am Laufen halten. Pressetexter und Designer für Werbematerial sind nicht überall vor Ort vorhanden. Ein Ausgleich durch überregional tätige Pixelkünstler möglich, aber das erfordert Netzwerk und manchmal auch Überredungskünste.
  • Mit allem sechs Monate vor der Wahl beginnen, wenn sich der Stress in Grenzen halten soll.
  • Es ist sinnvoll, rechtzeitig mit dem Wahlleiter Kontakt aufzunehmen und einen Gesprächstermin zu vereinbaren.
  • Wiki, Piratenpads und ein Ticketsystem sind heutzutage Standard in der Piratenpartei und sinnvoll.


Verschiedenes

  • Wenn klar wird, daß beispielsweise die Unterstützungs-Unterschriften nicht innerhalb der Frist hereinkommen werden, dann ist vor großen Ausgaben die Notbremse zu ziehen ein harter, aber sinnvoller Schritt. Auf die Art wurden die für Neumarkt/OPf. bundesweit eingesammelten Spenden und Gelder in Höhe von 1.600 EUR komplett erhalten und nicht "verpulvert". Die Ausgaben beschränkten sich auf insgesamt ca. 100 EUR, für die in Relation zur Summe ein ganz erkläkliches Presse-Echo und auch Sichtbarkeit für die Piratenpartei erzielt werden konnte.
  • Die Antwort auf die Frage Sollen Piraten wirklich bei einer Wahl mitmachen? lauter immer: Ja!


Ansprechpartner

  • Mark Huger (Formerfordernisse, ob-casting.de-Domain)


Viel Erfolg!