Benutzer:Entropy/Demat

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UPDATE: Mittlerweile habe ich erfahren, dass meine Ideen weitestgehend der ursprüngliche Idee von Liquid Democracy entsprechen. Diese wurde später durch Missverständnisse zu Delegated Voting umdefiniert.

Demat

Demat ist ein vorläufiger Name (Abk. für DEcision MAking Tool).

Demat ist ein internetbasiertes Werkzeug zur kollaborativen Entscheidungsfindung mit dem Ziel, Benutzern dabei zu helfen wohlinformierte Entscheidungen zu treffen.

Es ist im Prinzip für alle Arten von Entscheidungen einsetzbar (Wirtschaft,Privates), soll aber zunächst für die Zwecke der Piratenpartei optimiert werden. In der Piratenpartei kann dieses Werkzeug zur Entscheidungfindung für jede Art von Abstimmung dienen, sei es für einen Parteitag, Mitgliederentscheide oder Umfragen.

Die Vorteile gegenüber klassischen Wegen der Meinungsbildung (Medien, Stammtische, Veranstaltungen) sind, dass es ein klar strukturiertes Verfahren darstellt, eine zentrale Anlaufstelle bietet, konkret auf wenige Entschiedungsalternativen fokussiert, und die Teilnehmer gemeinsam Fehler eliminieren und dadurch die Informationsqualität verbessern können. Es bietet zugleich die Vorteile von Liquid democracy (Heranziehen von Experten), ohne dessen Probleme (Delegationsketten, Wahlcomputer, Datenschutz) zu übernehmen.

Überblick

Im folgenden werden die grundlegenden Prinzipien beschreiben:

Inhalte

Ein Benutzer möchte eine Entscheidung zu einer Fragestellung treffen und sucht Rat. Er sucht im System, ob jemand bereits diese Frage gestellt hat oder stellt diese ggf. ein. Daraufhin geben Teilnehmer (Experten), meist solche die sich näher mit dem Thema beschäftigt haben, begründete Empfehlungen dazu ab. Dabei können sie auch andere Entscheidungsalternativen vorschlagen. Dem Benutzer steht nun frei, wie er mit diesen Informationen umgeht: ob er sich einer oder keiner Empfehlung anschliesst, unschlüssig bleibt oder eine eigene Alternative wählt.

Expertendelegation

Ein Unterschied zu herkömmlichen Systemen ist nun, dass diese Experten individuell bewertet werden und selber zu gewissen Fragestellungen an andere Experten weiterverweisen können. Jeder Teilnehmer, der eine Empfehlung angibt, kann als Experte dienen. Ähnlich wie in liquid democracy können Teilnehmer selber jederzeit festlegen, wie viel sie der Meinung von einzelnen Teilnehmern zu einer Fragestellung bis hin zu ganzen Themengebieten vertrauen. Anders als in liquid democracy überlassen sie aber nicht die Entscheidung einem einzelnen Experten, sondern können sich in ihrer Entscheidung von anderen Teilnehmern nach ihren Vorstellungen beeinflussen lassen. Die Empfehlungen können also von Spezialisten über Vertrauenspersonen an die letztendlich entscheidenden Teilnehmer weitergeben werden. Das ist quasi liquid democracy auf den Kopf gestellt. Die Entscheidung und Verantwortung bleibt beim Fragesteller.

Dynamik

Das System berücksichtigt, dass sich Wissen, Meinungen und Umstände mit der Zeit ändern können und informiert die Teilnehmer darüber. Dies ist auch nach Entscheidungen sinnvoll: die Umstände können sich soweit geändert haben, dass man die Entscheidung lieber revidieren und sich neue Lösungen überlegen sollte. Auch Experten ändern möglicherweise ihre Einschätzung eines anderen Experten und damit die weitergebene Empfehlung. Die Teilnehmer als auch das System lernen also kontinuierlich dazu und bleiben ständig auf dem neuesten Stand.

Anträge

Jeder Teilnehmer kann ein Problem, das er für wichtig erachtet, als Fragestellung und ggf. einen Lösungsvorschlag als Entscheidungsalternative einbringen. Finden sich genug Interessenten für die Fragestellungen und werden die Lösungsvorschläge von genügend Experten empfohlen, können diese zur externen Abstimmung herangezogen werden.

Bewertungen

Ein wesentlicher Aspekt ist, wie Teilnehmer passende Experten finden können. Dazu gibt es ein ausgefeiltes Bewertungssystem. Macht ein Experte logische Fehler, ignoriert oder unterschlägt wichtige Informationen, oder gibt schlecht oder oberflächlich begründete Empfehlungen, kann er von anderen Experten und Teilnehmer dafür begründet abgewertet werden. Für hochwertige Empfehlungen kann er aufgewertet werden. Ebenso kann nach einer Entscheidung einfliessen, wie gut ein Experte die ursprüngliche Situation und die Folgen eingeschätzt hatte.

Ansichten

Gerade bei politischen Entscheidungen gibt es viele Aussagen, die sich schlicht weg nicht weiter begründen oder nachprüfen lassen. Dazu gehören neben Einschätzung der Umstände und Folgen, die in einem komplexen System schlichtweg nicht vorhersehbar sind, auch grundlegende Werte und Weltanschauungen, die man mit gewissen Teilnehmern teilt. Man kann die Experten nach Übereinstimmung in diesen Ansichten auswählen. Man kann auch auf Teilnehmer hören, mit denen man schon in der Vergangenheit weitestgehend die Meinung geteilt hat.

Themenparteien

Häufig werden sich Experten mit ähnlichen Ansichten und/oder komplementärem Wissen zu Gruppen zusammenschliessen und eine fundierte geschlossene Meinung vertreten. Auch diese Gruppen, die sich für gewisse Themenbereiche oder Grundansichten etablieren oder spontan jederzeit zusammenschliessen können, können als Experte verwendet werden.

virtuelle Experten

Neben menschlichen Experten gibt es auch virtuelle Experten bzw. computergenerierte Empfehlungen. Dies sind die Ausgaben von selbstdefiniteren Funktionen bzw. Filtern, z.B. die Mehrheitsmeinung oder Präferenzwahl einer Reihe von Experten, oder die Präferenz einer Alternativ nur unter gewissen Bedingungen (z.B. solange die veranschlagten Kosten unter einem gewissen Betrag sind). Diese Filter können neben auf andere Expertenmeinungen auch auf nachweisbare Fakten (z.B. Datenbanken) zugreifen. Moderne statistische Verfahren (machine learning), die aus grossen Datenmengen wertvolle Information extrahieren können, stehen ebenfalls zur Verfügung und helfen bei der Bewertung der Experten.

Bedienung

Demat soll sowohl für Laien als auch für Fortgeschrittene benutzbar und anpassbar sein. Im einfachsten Fall wird der Teilnehmer eine existierende Fragestellung zu einer anstehenden Abstimmung aufsuchen und dann die Empfehlung weniger anerkannter oder von Vertrauenspersonen empfohlenen Experten durchlesen um zu seiner Entscheidung zu gelangen. Teilnehmer, die sich für gewisse Themen interessieren, Experten sind, oder andere für Anträge gewinnen wollen, werden Empfehlungen mit Begründungen einstellen. Um ihren Einfluss oder die Qualität ihre Empfehlung und damit Bewertung zu erhöhen, werden sie sich mit anderen Experten austauschen und versuchen andere Experten oder Vertrauenspersonen für sich zu gewinnen, die wiederum anderen Teilnehmern ihre Empfehlung weiterleiten.

Vergleich mit Liquid democracy mit Delegated Voting

Demat ist eine Vorstufe zur Abstimmung über gewisse Fragestellungen und damit nicht mit Regierungsformen oder Herrschaftsmodellen vergleichbar. In Kombination mit direktdemokratischen Mitgliederentscheiden kann man es als eine expertengestützte direkte Demokratie sehen.

Dabei gibt der Stimmberechtigte nicht wie in LD seine Stimme an Delegierte weiter, sondern übt selbst sein Stimmrecht aus. Zur Reduktion des Aufwands der Entscheidungsfindung kann er aber insbesondere bei Sachfragen, bei denen er sich nicht hinreichend auskennt oder bei denen er unschlüssig ist, die Empfehlung über Demat einholen. Die Entscheidung und damit Selbstverantwortung liegt stets beim Stimmberechtigten, so dass man für Fehlentscheidungen nicht Delegierte verantwortlich machen kann, sondern nur die eigene Auswahl an Experten. Diese sind stets bemüht, Vertrauen zu gewinnen, die Empfehlungen gut verständlich und konkret zu begründen und ihren Ruf zu verbessern. In LD "fliesst" also mit der Delegation die Macht und Verantwortung zum (Super)Delegierten. Mit Demat hingegen verbleibt sie beim Benutzer, während die Information vom Experten zum Benutzer "fliesst".

Durch regelmässige Mitgliederentscheide kann die Nutzung des Stimmrechts wie in der Schweiz zur Gewohnheit werden, das System optimiert und der Aufwand mit Hilfe von Demat als vernachlässigbar gesehen werden. Bleibt der Stimmberechtigte Abstimmungen fern, deren Ergebnis ihm missfallen, ist er selbst dafür verantwortlich.

Der Einsatz von Demat kann und soll nicht zwingend vorgeschrieben werden. Die klassische Meinungsbildung und Entscheidungsfindung läuft parallel und wird von einigen Leuten bevorzugt. Demat soll allein durch seine Vorzuge möglichst viele Nutzer überzeugen.

Umsetzung

UPDATE: ein solches System soll in der Software für den Basisentscheid eingebaut werden.