AG Migration/Integrationskurse Konzept

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Worum geht es?

Es geht um die Integrationskurse für Migranten, welche 2005 im Rahmen des Zuwanderungsgesetzes eingeführt wurden und im Idealfall mit dem Deutschtest für Zuwanderer (DTZ) und damit mit dem Sprachniveau B1 abschließen. (Die Sprachniveaus wurden standardisiert und in einer Skala von A1 (sehr grundlegend) bis C2 (fast muttersprachliches Niveau) festgelegt. Mehr dazu gibt es unter [1].) Bei Wikipedia heißt es zum Sprachniveau B1:

"[Der Zuwanderer] kann die Hauptpunkte verstehen, wenn klare Standardsprache verwendet wird und wenn es um vertraute Dinge aus Arbeit, Schule, Freizeit usw. geht. Kann die meisten Situationen bewältigen, denen man auf Reisen im Sprachgebiet begegnet. Kann sich einfach und zusammenhängend über vertraute Themen und persönliche Interessengebiete äußern. Kann über Erfahrungen und Ereignisse berichten, Träume, Hoffnungen und Ziele beschreiben und zu Plänen und Ansichten kurze Begründungen oder Erklärungen geben."

Wo ist das Problem?

Die Integrationskurse waren ursprünglich wohl mit guten Absichten ins Leben gerufen worden. Leider gibt es aber gleich mehrere Probleme mit der aktuellen Umsetzung:

  • Der Integrationskurs ist nicht für jeden kostenlos. Zitat [2]: "Getragen werden die Kosten der Kurse vor allem vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Die Teilnehmer müssen jedoch pro Stunde 1,20 € bezahlen, sofern sie nicht von diesen Zahlungen befreit sind (Sozialhilfeempfänger u. a.). Die Teilnahme und Kosten werden für bestimmte Gruppen durch das Aufenthaltsgesetz unterschiedlich geregelt. Es wird unterschieden zwischen Ausländern mit Aufenthaltstitel vor oder ab 2005, Deutschen Staatsangehörigen, EU-Bürgern und Spätaussiedlern."
  • Die Arbeitsbedingungen für Lehrer dieser Integrationskurse sind sehr prekär. Dazu heißt es in [2] weiter: "Besondere Aufmerksamkeit bezüglich der Finanzierung verdient hierbei die Organisation der Kurse an sich: Die sogenannten Kursträger, also Sprachschulen und andere Bildungseinrichtungen, die vom BAMF zugelassen werden müssen, sehen sich großer finanzieller Belastung ausgesetzt, um die Kurse anbieten zu können; um wirtschaftlich arbeiten zu können, müssen etwa 20 Teilnehmer eingeschrieben sein (Höchstteilnehmerzahl: 20). Dies führt oft zu geringen Honoraren für die Deutschlehrer." Beim DaZ-Netzwerk [3] (einer Vereinigung von Lehrern der Integrationskurse) heißt es hierzu:

"Heute werden DaZ-Lehrkräfte kaum noch fest eingestellt. Die Kursträger arbeiten fast nur noch mit Freiberuflern, die sich zu 100% selbst sozialversichern müssen. Eine durchschnittlich verdienende Lehrkraft (18 €) zahlt 3,60 € in die Rentenkasse und 3,60 € in die Krankenkasse ein. Dann kommen noch 10% Steuern dazu, damit bleiben 9,72 € übrig. Während der Ferienzeiten schließen viele Kursträger, in dieser Zeit verdient die Lehrkraft nichts. So kommt, über das Jahr gerechnet, ein monatlicher Durchschnittsverdienst von 700 € bis 800 € heraus. Den Rest können sich die DozentInnen dann beim Job-Center holen!"

  • Die Integrationskurse hören bei Niveau B1 auf. Dieses Niveau reicht aber leider noch lange nicht aus um zum Beispiel eine Ausbildung zu beginnen. Um wirklich allem in der Schule folgen zu können, muss zunächst ein höheres Sprachniveau erreicht werden. Ganz zu schweigen von einem Studium, welches das Verständnis von akademischen Deutsch voraussetzt. Sprachkurse ab Niveau B1 bis zu Niveau C2 existieren zwar, müssen dann aber teuer bezahlt werden, da diese entweder von Privatschulen oder der VHS angeboten werden.

Was sind die Forderungen?

Um die momentan sehr schwierige Lage für Zuwanderer, welche die Deutsche Sprache so schnell und gut wie möglich lernen möchten, zu erleichtern, sind die folgenden Maßnahmen ein erster Schritt:

  • Ein schlüssiges Konzept muss erarbeitet werden, welches in einem gut strukturierten System resultiert, welche alle Sprachniveaus (von A1 bis C2) abdeckt und jeden Zuwanderer dort abholt, wo er gerade steht. Individuell kann dann jeder in den Kurs „gesteckt“ werden, welcher seinen momentanen Fähigkeiten entspricht.
  • Die Kurse müssen durchlässig sein, sodass jeder auch mal einen Kurs wiederholen kann oder in einen Kurs mit geringeren Anforderungen wechselt, wenn eine momentane Überforderung festgestellt wird. Ebenso muss es natürlich auch möglich sein in den nächsthöheren Kurs zu wechseln.
  • Die Kurse müssen für alle kostenlos sein
  • Die Lehrer der Integrationskurse müssen vernünftig bezahlt und sozial abgesichert werden.
  • Asylbewerber dürfen von diesen Kursen nicht ausgeschlossen werden. Für Asylbewerber müssen kostenlose Alphabetisierungs- und Integrationskurse unabhängig vom Aufenthaltsstatus angeboten werden.

Begründungen

„Aber der Deutsche Staat hat doch kein Geld“ oder „Warum sollten gerade Migranten in den Genuss solcher Sozialleistungen kommen während die Deutschen auf der Strecke bleiben?“ mag nun der ein oder andere vielleicht einwerfen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber, dass es Deutschland mehr denn je nötig hat eine Willkommenskultur zu etablieren. Der letzte Zensus hat unsere Bevölkerung noch einmal um knapp eine Million Menschen schrumpfen lassen. Die Deutschen bekommen immer weniger Kinder und langfristig werden die Deutschen aussterben, wenn sie sich nicht für Menschen aus dem Ausland öffnen. Dazu gehört eben auch, dass jeder neue Zuwanderer so schnell es geht die bestmögliche (Sprach-)Förderung erhält, sofern er das denn möchte. Es ist einfach von enormer Wichtigkeit die Sprache des Landes, in dem ich lebe, zu beherrschen. Nicht nur um mit meinen Nachbarn, meinen Arbeitskollegen und Freunden zu kommunizieren, sondern auch um eine Teilhabe am demokratischen System Deutschlands zu ermöglichen.

Quellen

[1]: http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinsamer_Europ%C3%A4ischer_Referenzrahmen
[2]: http://de.wikipedia.org/wiki/Integrationskurs#Finanzierung
[3]: http://www.daz-netzwerk.de/