AG Landwirtschaft/Viszeraler Botulismus

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Clostridien

Clostridien sind sporenbildende Bakterien, die in jedem Boden vorkommen.Es gibt nicht-krankheitserregende Clostridien, aber auch solche, die schwere Erkrankungen hervorrufen können.

http://de.wikipedia.org/wiki/Clostridien

Die bekanntesten sind – Clostridium botulinum (löst Botulismus aus), – Clostridium tetani (löst Wundstarrkrampf aus), – Clostridium perfringens (löst Gasbrand aus), – Clostridium chauvoei (löst Rauschbrand aus), – Clostridium septicum (löst Pararauschbrand aus).

Im Zusammenhang mit der sogenannten Faktorenkrankheit bei Rindern spielt ausschließlich Clostridium botulinum eine Rolle.

Clostridium botulinum

ist ein Bakterium, welches, mindestens als Sporen, in jeglicher belebten Erde vorkommt. Es zerfällt an der Luft; seine Sporen überdauern luftige Zeiten. Es gibt 10 bis 15 Typen von C. botulinum, sieben (A bis G) bilden bei der Vermehrung Toxine.

Die Toxine der Typen A, B, E und F sind auch für den Menschen gefährlich, die Typen C und D vor allem für Rinder. Zur Toxinbildung müssen bestimmte Bedingungen erfüllt werden. Man kennt heute 5 Krankheitsbilder, die durch Clostridium botulinum ausgelöst werden:

1. Botulismus
durch Aufnahme von mit Toxin kontaminierten Lebens- oder Futtermitteln. Bei Menschen meldepflichtig.

2. Wundbotulismus
Infektion einer Wunde mit C. botulinum und Produktion von Toxin in vivo, beispielsweise auch nach Drogeninjektion

3. Säuglingsbotulismus
Aufnahme von Sporen und Bildung von Toxin in vivo hauptsächlich über Honig

4. intestinaler Botulismus
ähnlich dem Säuglingsbotulismus

5. Behandlungsbedingter Botulismus
mögliche Nebenwirkung bei der Faltenbehandlung mit Botox (in der vorgeblichen Schönheitschirurgie).


Chronischer Botulismus oder Clostridiose

kann entstehen, wenn der luftmeidende Spaltpilz Clostridium botulinum angreifend den Darm des Rindes besiedelt.

Als Ursache wird insbesondere unsauberes Futter genannt, vor allem schlechte Gras-Silage, wenn sie Tierkadaver, Erde, Morast, Grabenaushub enthält. Gefährdet ist insbesondere Hochleistungsmilchvieh.

In den letzten 20 Jahren ist die Milchleistung der Kühe stetig angestiegen. Das konnte durch Züchtung und Fütterung erreicht werden. Heute ist vor allem der Einsatz von Maissilage erheblich gestiegen. Dadurch muss auch erheblich mehr Soja zugefüttert werden. Soja wird überwiegend aus Ländern importiert, in denen die Pflanzen gentechnisch so verändert wurden, dass sie resistent gegen RoundUp sind, einem Breitbandherbizid mit dem Wirkstoff Glyphosat.

Die Felder werden während der Vegetationsperiode mehrfach mit RoundUP behandelt. Es muss dringend untersucht werden, ob hier ein Zusammenhang mit dem gehäuften Auftreten der Faktorenkrankheit beim Rind besteht.

Sikkationsanwendung, also die Behandlung der angebauten Kultur kurz vor der Ernte, ist zwar zugelassen (hierzulande unter bestimmten Auflagen: spätestens 2 Wochen vor der Ernte, kein Taluvamin-Netzmittelzusatz), aber ob Auflagen in anderen Ländern gelten und wie sie gehandhabt werden weiß man hier kaum.

Der viszerale Botulismus wird in Wissenschaft und Politik kontrovers diskutiert

Vorbemerkung: diese Zusammenstellung soll einen Überblick über die derzeit laufenden Diskussionen geben. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellt ausdrücklich keine Wertung der AG Landwirtschaft dar.

Das Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz informiert in seinem Lexikon über die Problematik.

Das Friedrich Loeffler Institut legt seinen Abschlussbericht zum Thema "Vergleichsuntersuchung zur Botulismusdiagnostik in Deutschland vor".

Die Ergebnisse der gemeinsamen Vortragsveranstaltung von Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein und der Tierärztekammer Schleswig-Holstein,Körperschaft des öffentlichen Rechts, am 14. Januar 2010 sind in einem Tagungsband zusammengefasst.

Summary der Tierärztetagung vom 30. September bis 1. Oktober 2010 zum nachlesen

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie veröffentlicht am 08.02.2012: Kein eindeutiger Beweis für “chronischen Botulismus“ beim Menschen Pressemitteilung

Dieser Aussage widerspricht Prof. Dr. med. Dirk Dressler, Medizinische Hochschule Hannover, mit einem Einschreiben, dass im Internet veröffentlicht ist.

Der Abgeordnete Daniel May (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) stellt am 16.02.2012 eine Kleine Anfrage betreffend chronischer Botulismus in Hessen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat seine FAQ aktualisiert.

Juliane Bräunig vom selben Bundesinstitut gibt den "aktuellen Stand der Wissenschaft" am 21.03.2012 bekannt.

Das Robert Koch Institut befasst sich mit aktuellen Fragestellungen und Diagnostik.

Auch der bayerische Landtag beschäftigt sich mit dem Thema.

Verschiedene Abgeordnete und die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben am 11.4.2012 eine Kleine Anfrage an den Deutschen Bundestag gestellt, die beantwortet wurde.

Die Agrar- und Veterinär-Akademie, die auch Verfasser der "Göttinger Erklärung" ist, macht dazu Anmerkungen

Im Juli-Heft der Tierärztlichen Umschau wird über "Hinweise zum Vorkommen von Rinderbotulismus in Deutschland anhand von Laboruntersuchungen der Jahre 1996 – 2010" berichtet.