SN:Gruppen/AK Bildung/piraten machen schule

Aus Piratenwiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
Tango-text-x-generic with pencil.svg Dieser Artikel ist keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland, sondern hier findet/fand eine offene Diskussion des Themas statt.

Wenn Du meinst, diese Idee erweitern zu können, tu es, aber bitte beachte die Diskussionsregeln. Ist die Idee tragfähig und mehr als eine Einzelmeinung, so kann man das Ganze auch als Entwurf kennzeichnen.

Vorwort

Wie beim Bildungsplenum 2.0 angekündigt, möchte ich mich maßgeblich für die Ausarbeitung einer Position zum Thema "Einheitsschule" (leider ungünstige, negativ behaftete Namensgebung) einsetzen. Die Informationen auf dieser Seite und mein Programmvorschlag sollen als Diskussionsgrundlage für ein Bildungsplenum 3.0 dienen. Feedback über die Diskussionsseite ist natürlich gern gesehen. --Daniel 20:27, 29. Nov. 2011 (CET)

Piraten (Sachsen) machen Schule - Liquid Education

Allgemein

(mögliche) Kennzeichen einer nicht-gegliederten Schullaufbahn

  • gemeinsames Lernen an einer Schule ab der 5. Klasse
  • Einführung einer modularisierten Schullaufbahn nach Kursprinzip ("Liquid Education")
    • Individualisierte Schullaufbahn, angepasst an die Bedürfnisse des jeweiligen Kindes
    • Aufbrechung der klassischen Klassenstruktur und -hierarchie
    • Unterteilung des Lehrangebots in verschiedene Schwierigkeitsgrade
      • Angebot von zwei (oder mehr) verschiedenen Schwierigkeitsgraden der verschiedenen Fächer (z.B. MatheLK und Mathe GK)
      • Versetzung des Kindes in die nächste Stufe nach erfolgreicher Ableistung einer bestimmten Anzahl von GKs/LKs
      • Erhöhung es Anspruchs an der Anzahl an LKs nach dem 9. / 10. / 12. Schuljahr
  • Abschaffung der klassischen "Schulabschlüsse" - Stattdessen Anerkennung der Leistungen des jeweiligen Schülers über die erreichte Anzahl von Schuljahren (9 Schuljahre entspricht dem äquivalent eines "Hauptschulabschlusses", etc.)
    • Alternativ/Zusätzlich: Einführung von Abschlussprüfungen Hauptschulabschluss, Mittlere Reife / oder Einführung standardisierter Tests nach Prinzip der amerikanischen SATs.
    • Alternativ: Könnte man ein Punktesystem nach Vorbild der Creditpoints beim Bachelor entwickeln
    • Alternativ: Beibehaltung der Ablegung der drei primären Schulabschlüsse an einem Schulort (Hauptschulabschluss, Mittlere Reife, Abitur)

(PRO) Argumente für eine nicht-gegliederte Schullaufbahn

  • Jedes Kind wird durch das modulare Konzept individuell, gemäß seiner Stärken und Schwächen gefördert!!! Dadurch:
    • Dämpfung des Leistungsdrucks auf die Kinder ("Das du jaaa das Gymnasium schaffst!")
    • Förderung des allgemeinen Lern- und Lehrklimas, da die Kinder nicht überfordert oder gefrustet werden
      • daraus folgt die Stärkung der Mitarbeiterzufriedenheit des Lehrkörpers und Reduktion von Burnouts
  • Der von der Pisa mehrfach kritisierten sozialen Aussortierung durch die frühe Selektion nach Schulform wird Einhalt geboten. Dadurch weiterhin:
    • Stärkung des Gemeinschaftsgefühls in der Schule
    • Förderung von Integration und Toleranz ggü. Leistungsschwachen oder Integrationskindern
    • Förderung von sozialer Durchlässigkeit
    • Unterstützung der Leistungsschwachen Kinder durch die Leistungsstarken (z.B. durch Mitschüler-Hausaufgabenbetreuung)
    • Wegfall der Stigmatisierung von Leistungsschwachen Schülern ("abschieben" auf die Mittelschule)
    • Auflösung von Klassenhierarchie und -struktur fördert das Verantwortungsbewusstsein, Eigenständigkeit und Pünktlichkeit, da die Einhaltung des Stundenplans im Verantwortungsbereich des Kindes liegt
  • Wegfall von gefürchteten Schulwechseln auf Grund von Leistungsschwächen (und damit verbundenem sozialem Druck)
  • Stärkung der Freizügigkeit innerhalb des Landes und der Republik durch einfacheren Schulwechsel

(CONTRA) Argumente gegen eine nicht-gegliederte Schullaufbahn

  • Tut euer schlimmstes ;-)
  • ...
  • ...
  • ...

Quellen zum weiteren Verständnis

Formulierungsvorschlag für das sächsische Wahlprogramm

Status Quo in Deutschland

Die TIMSS-Studie, die DESI-Studie und die PISA-Studien stellten für die Sekundarstufe I in Deutschland fest, dass sich die mathematischen und literarischen Kompetenzen von Hauptschülern, Realschülern und Gymnasiasten zu einem großen Prozentsatz überschneiden. Das bedeutet, dass es in allen Schulformen sehr gute, mittlere und schwache Schüler gibt - nur in unterschiedlichen Prozentanteilen. Hieraus schließt die UNICEF-Studie "Disadvantages In Rich Nations", dass die Kinder in Deutschland zu früh und falsch sortiert werden. Die Studie fasst die Situation in Deutschland unter dem Titel: "Germany: Children Sorted For A Life" (dt. "Deutschland: Kinder für ihr ganzes Leben einsortiert") zusammen, um zu verdeutlichen, dass diese frühe Einsortierung kaum rückgängig zu machen ist. Die PISA-Sonderstudie zu Erfolgschancen von Migrantenkindern kritisiert ebenfalls das deutsche Bildungssystem: Migrantenkinder der zweiten Generation, also Schülerinnen und Schüler die in Deutschland geboren sind, aber ausländische Eltern haben, erbringen noch schlechtere Leistungen als Migrantenkinder der ersten Generation. 40% von ihnen erreichen nicht die zweite von fünf Kompetenzstufen.

Die Piratenpartei Sachsen fordert deshalb die schrittweise Einführung eines eingliedrigen Schulsystems, welches sich am Vorbild der PISA-Spitzenreiter Finnland und Kanada orientiert. Eine Klassifizierung unserer Kinder nach dem Prinzip "Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen." lehnen wir ab. Die sächsischen Piraten verfolgen damit das Ziel, das grundlegende Bedürfnis unserer Kinder nach Wissen gemäß ihrer individuellen Fähigkeiten und Voraussetzungen zu befriedigen. Jeder Schüler soll die Möglichkeit haben den von ihm angestrebten Abschluss, sei es Haupt-, Realschulabschluss oder Abitur, an seiner Schule abzulegen.

Liquid Education oder auch: Jedes Kind ist einzigartig!

Jeder Schüler soll die Möglichkeit haben, seine Schullaufbahn individuell planen und absolvieren zu können. Hierbei ist es wichtig, dass den individuellen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Voraussetzungen jedes Schülers Rechnung getragen werden. Die Piraten Sachsen fordern deshalb die Abkehr von den Klassenverbänden und die Einführung eines modularen Kurssystems. In einer einjährigen Orientierungsphase sollen zunächst die Neugier der Kinder geweckt und grundlegende Prinzipien des Lernens ("Das lernen lernen!") vermittelt werden. Hierbei ist auch der Einsatz von alternativen Lehr- und Lernmethoden möglich und ausdrücklich erwünscht. Die Orientierungsphase soll weiterhin den toleranten und respektvollen Umgang miteinander lehren und so das Gemeinschaftsgefühl der Schüler stärken.

In den darauffolgenden Sekundarstufen I und II wird jedes Fach jeweils in einem Grund- und Leistungskurs angeboten. Jeder Schüler hat so die Möglichkeit unter Berücksichtigung seiner persönlichen Fähigkeiten und Wünsche zwischen Grund- und Leistungskursen zu wählen bzw. im Verlauf der eigenen Schullaufbahn zu wechseln. Um einen Unterricht zu gewährleisten, der allen Schülern gerecht wird, darf die Klassen- beziehungsweise Kursgröße in den Sekundarstufen I und II maximal 15 Schüler betragen. Dort wo es pädagogisch notwendig ist, wie beispielsweise in speziellen Fördergruppen, muss diese Zahl entsprechend niedriger sein oder müssen zusätzliche Förderkräfte eingestellt werden.

Ein flexibles Kurssystem löst zahlreiche Probleme des existierenden Klassensystems. Mangelhafte Leistungen in einer bestimmten Zahl von Fächern haben nicht mehr die Wiederholung der ganzen Klasse zur Folge, sondern lediglich die Wiederholung der mangelhaft abgeschlossenen Kurse. Umgekehrt werden besonders leistungsfähige Schüler nicht mehr unterfordert oder zum Überspringen einer ganzen Klasse gezwungen. Stattdessen können diese Kurse wählen, die ihrer Leistungsfähigkeit entsprechen.

Erfolgreich zum Abschluss statt Verdruss

Schulabschlüsse wie der Realschulabschluss oder das Abitur werden durch den erfolgreichen Abschluss einer bestimmten Zahl von Grund- und Leistungskursen mit einer besonderen weiteren Prüfung erlangt. Für den Hauptschulabschluss ist keine gesonderte Prüfung notwendig. Um das Leistungsniveau innerhalb einer Schule und landesweit vergleichbar zu machen, müssen während der gesamten Schullaufbahn bestimmte Kurse durch eine zentrale Prüfung abgeschlossen werden. Ein Curriculum mit Pflicht- und Wahlkursen gewährleistet dem einzelnen Schüler ein hohes Maß an Freiheit bei der inhaltlichen Differenzierung seiner Schullaufbahn. Gleichzeitig wird garantiert, dass wichtige Grundkompetenzen im Sinne eines umfassenden Bildungsideals an alle Schüler vermittelt werden.

Durch den Aufbau eines schulinternen Fördersystems sollen die Schüler, deren Leistungen nicht befriedigend sind, zusätzlich individuell unterstützt werden. Hierbei soll das Engagement leistungsstarker Schüler z.B. durch das Angebot von Schülernachhilfe oder Hausaufgabenbetreuung berücksichtigt werden. Wo notwendig, soll letztere durch zusätzliches Lehrpersonal durchgeführt werden. Die Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer durch nicht-lehrendes Personal (z.B. Sozialpädagogen oder Schulpsychologen) ist hierbei eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung einer individuellen Förderung.

Die sächsischen Piraten sind sich bewusst, dass ein eingliedriges, kursbasiertes Schulsystem nur auf Basis eines breiten gesellschaftlichen Konsens und nicht von oben herab erfolgreich eingeführt werden kann. Wir möchten jedoch durch einen transparenten Diskurs über die Vor- und Nachteile dazu beitragen, die durch andere Parteien geschürten Ängste der Elternschaft gegenüber alternativen Lehr- und Lernformen abzubauen.

Alternativvorschlag

Alchymist 12:39, 6. Apr. 2014 (CEST)


Die PIRATEN betrachten Bildung als das wesentliche Fundament der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts und eine Voraussetzung für eine demokratische Gesellschaft. Unsere Fordeungen an die Bildungspolitik leiten sich von folgenden Grundsätzen ab:

  • der Zugang zu Bildung muss für alle gesellschaftlichen Schichten frei und gleichberechtigt sein
  • Bildung beschränkt sich weder auf eine bestimmte Altersgruppe noch auf die Institution "Schule"
  • Ziele und Mittel der Bildung orientieren sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen
  • Bildung soll sich an Interessen und Fähigkeiten des Individuums orientieren, helfen seine Begabungen zu entfalten und Schwächen abzubauen.
  • Da es unterschiedliche Typen von Lernverhalten gibt, sollte sich dies auch in vielfältigen Lehrkonzepten widerspiegeln, innerhalb einer Einrichtung und durch eine Vielfalt an Schultypen mit unterschiedlichen Konzepten. Abzulehnen sind jedoch Schulen, die ihr Konzept auf dogmatischen Lehren aufbauen, z.B. religiöse Bekenntnisschulen.
  • Bildungseinrichtungen sind demokratisch zu organisieren. Aufbauend auf grundlegenden Standards muss eine weitgehende Selbstverwaltung hergestellt werden - dies beinhaltet die Organisation, die Lehrmethoden und das Personal.
  • Eine kostenlose und hochwertige Schulverpflegung ermöglicht entspanntes Lernen.
  • Bildung ist die Weiterentwicklung des Individuums und kein Wettbewerb. Wir lehnen sowohl schmatische Leistungsbewertungen nach Schulnoten, als auch die Sortierung von Lernenden anhand solcher Noten in verschiedene Schultypen ab.
  • Bildung bedeutet nicht, ein möglichst großes Sammelsurium an Informationen auswendig zu lernen. Ein gebilderter Mensch ist in der Lage, die vielfältigen Informationen, die ihm zur Verfügung stehen, zu verstehen, einzuordnen und zu bewerten. Wichtigstes Ziel ist es, das Lernen zu lernen.
  • Die allgemeinbildende Schule in der in Sachsen bestehenden Form wird diesen Forderungen nicht gerecht.


Liquid Education - Jedes Kind ist einzigartig!

Unsere Idee einer Schule, die den obigen Grundsätzen entspricht, hat folgende Bestandteile:

  • Einführung eines modularen Kurssystems
  • Integrative Lernverbände, die sowohl jahrgangsübergreifend sind, als auch Lernende mit unterschiedlichen Fähigkeiten integrieren - dazu zählen ausdrücklich auch Behinderte, Migranten u.ä.
  • Diese Lernverbände bilden eine soziale Bezugsgruppe für die Lernenden, führen bestimmte Aktivitäten gemeinsam durchaus, und werden von einem selbstgewählten Lehrer betreut. Sie sind aber ebenfall "liquid" organisiert, d.h. Lernende werden sich für bestimmte Lerneinheiten auch in anderen Kursen zusammenfinden.
  • Ein Leistungsbewertung erfolgt individuell und nicht mit dem Ziel gute Leistungen auszuzeichenen oder schlechte zu bestrafen, sondern Wege für die Zukunft und Empfehlungen für weiterführende oder fördernde Lernmodule auszusprechen.
  • Abschaffung des staren 45-Minuten-Rasters.
  • Einbeziehung externer Bildungsangebote, z.B. durch Kooperation mit Vereinen, Initiativen und Firmen.


Pädagogik ist eine Wissenschaft, keine Ideologie

Die Fortschritte der pädagogischen Wissenschaft sind bisher in Sachsen nur in wenigen staatlichen und freien Schulen ansatzweise umgesetzt worden. Und selbst diese werden durch die Bildungsbürokratie behindert.

Wir sprechen uns dafür aus, reformpädagogische Ansätze zu realisieren und weiterzuentwickeln. Dazu sind die Schulen mit den pädagogischen Fakultäten der Universitäten zu vernetzen und sog. Laborschulen zu errichten. In diesen werden neue Konzepte unter wissenschaftlicher Begleitung erprobt.

Alle Schulen sind regelmäßig zu wissenschaftlich evaluieren. Dazu sind auch die Lernenden zu befragen. Ziel ist nicht, ein Ranking zu erstellen, sondern besonders gute Ansätze herauszufinden und bei Schwachpunkten gezielt zu helfen.

Wir haben keinesfalls vor, das Rad neu zu erfinden und sind uns bewusst, dass es bereits gute Ansätze zu Reformschulen gibt. Wir unterstützen z.B. die Standards des Schulverbundes "Blick über den Zaun" (http://www.blickueberdenzaun.de/publikationen/34-standards.html). Es ist gemeinsame Aufgabe von Politik, Wissenschaft und Lehrerinnen und Lehrern, solche Standrds fortzuschreiben und neuen Erkenntnissen anzupassen.


Geld für Bildung ist Geld für die Zukunft

Die Umsetzung dieser Ideen kostet Geld. Viel Geld. Während alle Politiker gerne in Sonntagsreden beteuern, dass dieses gut investiertes Geld sei, wird im Zweifelsfall aber doch keines ausgegeben. An sächsischen Hochschulen ausgebildete Lehrerinenn und Lehrer wandern in andere Bundesländer ab, da sie hier schlecht bezahlt werden.

Wir fordern für den Anfang eine Verdopplung des Bildungsetats im Verlauf der nächsten 10 Jahre.