Benutzer:Sebulino/Taetigkeitsbericht/BuVo15

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Tätigkeitsbericht als Vorsitzender des 15. Bundesvorstands

für die Zeit vom 29. Mai 2021 bis 11. Juni 2022 im 15. Vorstand der Piratenpartei

Auf dem hybriden Bundesparteitag 21.1 wurde der 15. Bundesvorstand gewählt und hielt am 10. Juni 2021 seine erste konstituierende Sitzung. Hierbei wurden auch die zuvor diskutierten inhaltlichen Zuständigkeiten festgelegt und die neue Geschäftsordnung mit der Verteilung der Geschäftsbereiche beschlossen.


In den Vorstand gewählt wurden

  • Sebastian Alscher (Vorsitzender)
  • Markus Barenhoff (stellv. Vorsitzender)
  • Frank Grenda (politischer Geschäftsführer)
  • Stefano Tuchscherer (stellv. politischer Geschäftsführer)
  • Detlef Netter (Schatzmeister)
  • Andreas Lange (stellv. Schatzmeister)
  • Joachim Rotermund (Generalsekretär)
  • Manuel Wolf (1. stellv. Generalsekretär)
  • Wolf Vincent Lübcke (2. stellv. Generalsekretär)

Zurückgetreten sind

  • Joachim Rotermund (Generalsekretär) am 01.12.2021
  • Manuel Wolf (stellv. Generalsekretär) am 04.12.2021
  • Markus Barenhoff (stellv. Vorsitzender) am 8.1.2022


Auch wenn die Mehrheit der Rücktritte nicht unerwartet kam, kam es dadurch zu einer verstärkten Arbeitslast für die verbliebenen Bundesvorstände. Nicht nur weil Personen fehlten, die Verantwortung übernahmen, sondern auch weil einigen Aufgaben der Geschäftsbereiche zuvor nicht nachgekommen wurde und diese sich nicht wie magisch von selbst erledigt hatten.

Entsprechend der ersten verabschiedeten Geschäftsordnung gehörte zu meinen Aufgabenbereichen als Bundesvorsitzender neben der Außenvertretung die Pflege der Beziehungen zu den Landesverbänden und den Europaabgeordneten, die Programmentwicklung und Parteistrategie, sowie die Aufsicht über die Flaschenpost. Darüber hinaus die Unterstützung für die Geschäftsbereiche Rechtsangelegenheiten, die Betreuung des Forums und die Öffentlichkeitsarbeit.

Auch wenn meine Geschäftsbereiche nur ein Ausschnitt der Vorstandsarbeit sind, möchte ich als Vorsitzender, und damit stellvertretend für das Organ, einen Überblick über die wesentlichen Geschäftsbereiche geben, insbesondere weil die Tätigkeitsberichte der zurückgetretenen Vorstandsmitglieder zum Morgen des 10.6. trotz Aufforderung nicht vorliegen.


Vorstandssitzungen

Die öffentlichen Vorstandssitzungen fanden zweiwöchentlich donnerstags um 20:30 Uhr im Mumble statt. Neben einem laufenden Tätigkeitsbericht sowie der Behandlung von Anträgen stellte sich der Bundesvorstand hier regelmäßig den Fragen, Anmerkungen und der Kritik der Mitglieder. Insgesamt gab es 28 öffentliche Sitzungen. ([1]) Die Vorstandssitzungen verliefen überwiegend reibungslos. In jeder öffentlichen Sitzung führte Gabriele dankenswerterweise Protokoll und bereitete die Pads mit den Anträgen vor. Alios und Vincent moderierten mit wenigen Ausnahmen die Sitzungen. Neben den öffentlichen Sitzungen gab es in den Sitzungswochen montags (selten auch außer der Reihe) Arbeitssitzungen, die der Vorbereitung dienten, der Anhörung oder Befragung von Mitgliedern, oder der gemeinsamen Aussprache.


Vorstandsklausuren

Der Bundesvorstand ging zweimal mehrtägig in Klausur.

Die erste Klausur fand vom 23.7. bis 25.7. in Brühl statt. ([2]) Themen war die Einführung und Orientierung der neuen Vorstandsmitglieder in die laufenden Vorgänge des 14. Bundesvorstands. Es würde über die Pläne und Ziele der einzelnen Mitglieder gesprochen sowie Impulsvorträge dazu gehalten. Themen meiner Vorträge waren die Bildung einer Community, Zusammenhalt in Wertegemeinschaften, sowie Visions- und Missionsfindung.

Die zweite Klausur fand vom 5.11. bis 7.11. in Dresden statt. ([3]) Im Gegensatz zur ersten Klausur war diese deutlich arbeits- und entscheidungsorientierter, auch wenn nicht alle Mitglieder vor Ort sein konnten. Es wurden aktuelle Themen aus den jeweiligen Vorstandsbereichen vorgestellt, um einen Einblick in das bisher erreichte, den aktuellen Stand und die nächsten Schritte zu geben. Von mir vorgetragene Themen waren beispielsweise zur Struktur der Partei oder ein Wertekompass für die Außenkommunikation der SG Öffentlichkeitsarbeit, um einheitlich aufzutreten.

Außerdem gingen wir im Winter einen Sonntag in Klausur für die Besprechung des Budgetplans 2022.

Über alle Klausuren wurde berichtet, über die Wochenendklausuren auch auf dem Vorstandsportal die relevanten Informationen verfügbar gemacht.

Kontakt zur Europaabgeordneten und den Landesverbänden

Ein sehr deutlicher Anteil der Zeit als Vorsitzender wird mit Kontaktpflege, Telefonaten und Videocalls verbracht. Der Austausch mit Patrick und seinem Team passiert in der Regel in einer wöchentlichen Videokonferenz freitags um 12 Uhr, eine Einladung ergeht an alle Vorstände. Dieser Termin dient der Koordination, dem Einblick in die Arbeit der Beteiligten und um einzelne Aspekte abzusprechen, wie beispielsweise die Strategie hinter den Anträgen zum Digitale-Dienste-Gesetz.

Der Kontakt zu den Landesvorständen ist einerseits über eine gemeinsame Chatgruppe, darüber hinaus aber auch unregelmäßig anlasslos per Telefon.

Wie zuletzt auch, war der Austausch mit Landesvorständen uneinheitlich. Während ein überwiegender Anteil sich freundlich, vertrauenswürdig und kollegial verhält, gibt es eine Gruppe von Vorständen, die in regelmäßigen Treffen in Mumble und Videocalls gemeinsame Aversion gegen den Bundesvorstand heraufbeschwört und damit ein destruktives Klima schafft. So kam der Informationsfluss in einer gemeinsamen Chatgruppe weitestgehend zum Erliegen, da auf Informationen an die Gruppe häufig mit Anfeindungen reagiert wurde. Eine Sanktion durch andere Gruppenteilnehmer fand nur vereinzelt statt.


In drei Bundesländern waren in 2022 Landtagswahlen. Für den Wahlkampf gab es im Vorfeld keine Ansprache des Bundesvorstands, vielmehr tat man sich als Landesverbände alleinig zusammen und legte explizit keinen Wert auf Unterstützung (lediglich gegen Ende des Wahlkampfes wurde für Reichweiten-Unterstützung in der Kommunikation Kontakt aufgenommen, dann jedoch verbunden mit dem Vorwurf, den Wahlkampf nicht zu unterstützen).


Bundestagswahlkampf 2022

Der Bundesvorstand beauftragte Martin Kollien-Glaser als Wahlkampfkoordinator für die Bundestagswahl 2022. Trotz anderer qualifizierter Bewerber, die Projektmanagementerfahrung aufwiesen, fiel die Entscheidung auf Martin, da der Bundesvorstand sich erhoffte, so auch den Teil der Partei mit einzubinden, der durch besondere offen zur Schau getragene Ablehnung des Bundesvorstands regelmäßig auffiel und für sich warb. Der Bundestagswahlkampf sollte ein gemeinsamer Wahlkampf sein.

Mit der Vorstandswahl 2021 legte das bisherige Team der SG Öffentlichkeitsarbeit die Arbeit nieder und beschloss großteils, sich nur noch im Landesverband NRW einzubringen. Die zuvor regelmäßige Beteuerung des Teams, ihre Beauftragung neutral gegenüber innerparteilichen Strömungen zu verfolgen, erwies sich damit als unrichtig. Vier Monate vor der Bundestagswahl bedeutet dies natürlich einen (bewusst in Kauf genommenen) Einbruch auf dem wichtigsten Kommunikationskanal der Partei. Diese Lücke versuchte Stefano gemeinsam mit Jasmin in der Vorstandsassistenz zu überbrücken. Im Laufe der Zeit konnten weitere Personen hinzugewonnen werden, um hier handlungsfähig zu sein. Erheblicher Mehraufwand kam hinzu, da wohl zugesagte Kampagnen seitens der Wahlkampforganisation nicht zur Verfügung gestellt wurden, und so innerhalb kürzester Zeit ein neuer Contentplan inklusive Medien vorbereitet werden musste.

Noch vor dem Bundesparteitag wurde mit einem Designer Kontakt aufgenommen und Designarbeit geleistet, um rechtzeitig die Planung von Print- und Onlinedesign abgehakt zu haben. Dies wurde seitens der Wahlkampfgruppe in den Wind geschlagen und ein neues Design entschieden, das vom Bundestagsbeschluss abwich. Der ursprüngliche Gedanke eines integrativen Teams wurde nicht erreicht, die Aufgaben fielen denjenigen zu, die offen den Hinweisen des Bundesvorstands widersprachen und in gemeinsamer Rebellion Genugtuung fanden. Ein rechtzeitiger Hinweis auf die Nichteinhaltung des Bundesparteitagsbeschlusses zum Erscheinungsbild wurde übergangen, was letzten Endes dazu führte, dass keine Einheitlichkeit im Auftritt vorlag. Auch wurde die Produktion des Wahlvideos verschleppt, so dass der erste Slot im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mit einem Wert von 25.000 EUR verstrichen gelassen wurde. Bis dahin lag nur ein unfertiges Produkt vor, so dass in einer erneuten Hauruck-Aktion von Jasmin und mir ein alternativer Wahlwerbespot produziert wurde, der dann auch den Anforderungen entsprechend bei den Sendeanstalten eingeliefert werden konnte.

Die Arbeit vieler Piraten vor Ort war es letzten Endes, die dazu beitrug, dass wir unser Wahlergebnis halten konnten. Üblicherweise ist das Wahlergebnis mit der Mitgliederanzahl korreliert - eine Zunahme der Mitgliederzahl geht mit einer Verbesserung des Wahlergebnisses einher und andersherum. Trotz des Verlusts von mehreren tausend Mitgliedern konnte also ein um nur wenige 1000 Stimmen abweichendes Ergebnis im Vergleich zur letzten Bundestagswahl erreicht werden, was als Erfolg gewertet werden kann. Bedauerlich ist dennoch, dass wir das Ziel verfehlt haben, uns für die staatliche Teilfinanzierung zu qualifizieren. An dieser Stelle möchte ich daher ein Dankeschön allen aussprechen, die sich im Bund und in den Landesverbänden im Wahlkampf für unsere Partei eingesetzt haben.


Mitgliederverwaltung

Im Juli 2021 kam es zu einem Totalausfall einer Datenbank, die nicht vollständig wiederhergestellt werden konnte. Dies hatte massive Auswirkungen auf die Bereiche Buchhaltung (Server Crash) und Mitgliederverwaltung. Beide Systeme waren nicht mehr so zu betreiben wie zuvor, bzw konnten nicht in einen solchen Zustand versetzt werden, der einen reibungslosen Ablauf unmittelbar absehbar machte.

Für die Partei ist das Erstellen des Rechenschaftsberichts 2020 unermesslich wichtig gewesen, da ein deutlicher Teil der Finanzierung von der fristgerechten Einreichung abhängt. Dies wurde durch den Schatzmeister mehrmals nachdrücklich deutlich gemacht. Gleichermaßen ist für die Piratenpartei die Mitgliederverwaltung von elementarer Bedeutung, weil die Mitglieder der Dreh- und Angelpunkt der Partei sind. Ohne das Engagement und die Ansprechbarkeit der Mitglieder geht nahezu nichts.

Seitens der Schatzmeisterei wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, alle notwendigen Ressourcen zu mobilisieren, um wieder lauffähig zu werden. Ein gleiches Maß an Verantwortungsübernahme auf Seiten des für die Mitgliederverwaltung zuständigen Bundesvorstandsmitglieds blieb aus. Ein Kompensieren dieses Defizits durch andere Vorstände war nicht möglich, da der Bundestagswahlkampf alle Aufmerksamkeit und Konzentration auf Seiten der aktiven politischen Vorstände in Anspruch nahm. Und so blieb in der Zeit der größten Misere bei der Mitgliederverwaltung die Partei ohne Führung und konkrete Problembehebung. Das Ergebnis war eine unkoordinierte Kommunikation, die dazu führte, dass die Generalsekretäre der Landesverbände auf unterschiedliche Weise mit der Problemlösung umgingen. Was zur Folge hatte, dass die Synchronizität der gesamten Daten nicht mehr ohne weiteres gewährleistet werden konnte, bzw nur durch unermesslichen Aufwand. Da dieser Zustand allerdings über mehrere Monate anhielt, gerieten die Mitgliederverwaltungen von Bund und Ländern aus dem Takt, was zu unbeschreiblich hohem Frust seitens der ehrenamtlichen Piraten in den Mitgliederverwaltungen führte, der sich bei den Bundesbeauftragten niederschlug und natürlich auch gegenüber dem Bundesvorstand. (Beispiel)

Nach Ende des Wahlkampfs wurden im Bundesvorstand wieder Ressourcen frei, so dass dann begonnen werden konnte, beispielsweise eine alternative Softwarelösung zu suchen, was bis dahin nicht geschehen war. Am 21. Januar wurde im Vorfeld der Schatzmeisterclubrunde und bei der Sitzung selbst das Ergebnis der Suche nach der Software vorgestellt, auch zuvor auf dem Vorstandsblog dargelegt. ([4]) In der Sitzung des Schatzmeisterclubs am 12. März 2022, in dem die Anträge abgestimmt wurden, konnte endlich eine Entscheidung über die Ausgabe für die Mitgliedersoftware getroffen werden und anschließend durch den Bundesvorstand beauftragt werden. Ende Mai begann die Umsetzung mit dem ersten Kickoff-Meeting mit der Firma Grün Software Group für die Einführung der Software eVEWA4.

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

In unserer Außenwirkung werden wir PIRATEN nach wie vor als Kompetenzträger für Digitalisierung und Freiheitsrechte wahrgenommen. Man schreibt uns immer noch Digitalkompetenz zu und möchte zum Themenkomplex Digitalisierung unsere Meinung hören. Dies zeigt sich auch daran, dass wir zu eben diesen Themen eingeladen werden (Beispielsweise wollte gerne die Botschafterin des Königreichs Dänemark einen Kommentar zur Politik der Bundesregierung sowie unserer Programmatik und Verbesserungsvorschläge).

Leider werden wir nicht von allen Menschen so wahrgenommen. Der Anteil an Wahlberechtigten, die uns als aktive Partei auf dem Radar haben und wissen, wofür wir stehen, ist nach wie vor zu gering. Hierfür ist immer noch wichtig, zunächst eine klare Positionierung zu setzen, bevor ausgehend von dieser anerkannten Kompetenz auf weitere Themenbereiche aufgefächert werden kann.

Das Team, das sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmerte, nachdem die vorherigen Personen die Segel strichen, funktioniert gut, ist aber in der Personenzahl noch zu gering. Nicht nur sorgen regelmäßig die gleichen Parteimitglieder mit ihrem Auftreten in den wöchentlichen öffentlichen Sitzungen dafür, dass die gemeinsamen Sitzungen keinen Spaß machen und niemand mit klarem Verstand sich dann die Mitarbeit in der Servicegruppe antut, auch wurde die Offenheit der Gruppe gegenüber allen Strömungen in der Partei genutzt, um als Teil des Teams aufgenommen zu werden und anschließend öffentlich innerhalb des Teams Mitglieder schlecht zu reden. Dies wiederum führte zum Rückzug einzelner Beauftragter, für die aus eben beschriebenem Grund die Ersatzsuche maßgeblich erschwert wurde. So blieb die beabsichtigte Teamstärke hinter den Zielen zurück, auch wenn das Arbeitsklima mittlerweile wieder hervorragend ist. Allerdings zu dem Preis, dass eben nicht mehr alle die Sitzungen besuchen möchten und die Koordination so erheblich erschwert ist. Insgesamt muss man daher unbedingt hinterfragen, in wieweit für die Partei der Nutzen der Transparenz einer öffentlichen Sitzung den Nutzen aus einem reibungsloser laufenden gut bestückten Team überwiegt.

Was die Kommunikation angeht haben wir aber nicht nur wegen der geringen Anzahl an Aktiven oder finanzieller Mittel für Kampagnen Ressourcenknappheit, wir dürfen nicht vergessen, dass auch die Aufmerksamkeit der Menschen knapp ist. Wir können also nicht allen Menschen alle Themen präsentieren. Wie jede andere Partei auch, müssen wir endlich analysieren, wo in der Parteienlandschaft unser Platz ist. Unser Ziel als Partei ist, mindestens 5% zu erreichen, damit wir in Parlamenten unsere Positionen vertreten und die Zukunft gestalten können. Daher ist es zwingend notwendig zu erfahren, wo überhaupt entsprechende Personengruppen sind, die zusammen so groß sind, dass wir eine Chance haben, durch das Vertreten unserer Werte und die zielgruppengerechte Ansprache durch deren Stimmen auf 5%+ zu kommen. Gleichzeitig muss die Bedingung gelten, dass wir die Menschen erreichen können, dass die Themen und Werte zu uns passen, und dass die Ansprache einer dieser Gruppen nicht im Widerspruch zu den Interessen einer anderen Zielgruppe steht. Mit diesem Wissen können wir unsere Anstrengungen, Menschen für uns mit unserem Programm zu gewinnen, zielgenauer und ressourcenschonend anpassen. Oder wir bekommen als Ergebnis einer solchen Analyse, dass es schlichtweg keine Personengruppe gibt, die bereit ist, für unser Themen- und Werteangebot die bestehende Wahlentscheidung zu ändern oder vom Nichtwähler zum Piratenwähler zu werden. Auch das ist eine Information, die es uns Mitgliedern erlaubt, unseren Kräfteeinsatz zu bewerten.

Besonders bedauerlich ist daher in meinen Augen für die Partei, dass ein Vorschlag an den Schatzmeisterclub, mit einem entsprechenden Arbeitskreis eine solche Studie mit einem kompetenten Analysehaus durchzuführen, nicht umgesetzt wird, weil durch das negative Votum der Landesverbände Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Saarland und Schleswig-Holstein die notwendige Zweidrittel-Mehrheit nicht erreichbar ist. ([5]) Selbstverständlich kann die Ablehnung der Sache nach ja diskutiert werden. Das wurde ja auch getan, Ergebnis der Vorbesprechung im Januar war ja bereits beispielsweise, dass die beste Vorgehensweise eine Arbeitsgruppe sei, die allen Landesvorständen offen stand. Allerdings zeigt es den Zustand der Partei auf, dass Landesvorstände der ablehnenden Gruppe in bilateralen Gesprächen anschließend erklären, für wie sinnvoll sie eine solche Erhebung eigentlich halten, dass man aber im Vorfeld sich abgesprochen hätte, dass man unbedingt einen von mir gestellten Antrag nicht würde annehmen wollen. Hier verweise ich auf die Anmerkungen zur Pflege der Beziehungen mit den Landesverbänden.


Transparenz

Vor dem Bundesparteitag 21.1 kam es zu einer „Transparenzkampagne“. Dem damaligen Bundesvorstand wurde vorgeworfen, er wäre nicht transparent, würde geheime Sitzungen abhalten und damit Entscheidungen nicht mehr nachvollziehbar gestalten. Dem hat sich der neue Bundesvorstand angenommen und explizit zwei Bundesvorständen (Alios, Joachim) den Themenbereich „Dokumentation und Nachvollziehbarkeit der Vorstandsarbeit“ aufgetragen.

Gleichwohl kam es nach meinem Eindruck nicht dazu, dass hier zum Beispiel umfangreicher auf dem Vorstandsportal einzelne Entscheidungen des Vorstands erklärend begleitet wurden. Diesen Missstand wollte ich gerne beheben, allerdings blieb durch die Rücktritte zum Jahreswechsel und die damit höhere Arbeitslast dann leider doch nicht die Zeit und Möglichkeit, mehr solcher Beiträge zu schreiben, da andere Pflichten höher priorisiert werden mussten.

Damit wird herb auch deutlich, dass - wie oft diskutiert - eine höhere Anzahl an Bundesvorstandsmitgliedern auch bei expliziter Aufgabenzuschreibung nicht per se dazu führt, dass eine Aufgabe auch erledigt wird. Die Erfolgsfaktoren, dass so etwas umgesetzt wird, liegen ganz woanders.


BEO

Besonders freut mich, dass das BEO-Team nach dem Rückschlag auf dem letzten Bundesparteitag eine solch hohe Frustrationstoleranz bewiesen hat. Es war sehr ermutigend mitzuverfolgen, wie nach dem Abgang von Tobias/escap das Team zu einer konstruktiven Arbeitsweise überging und sich beständig gegenseitig motivierte. Was für mich zunächst wie das Ende eines langen Projektes aussah, kam zu einem Turnaround. Die einzelnen „Puzzleteile" des BEO konnten vervollständigt werden und in Wartestellung gebracht werden, bis vor wenigen Wochen das Piratenlogin wieder aktiviert werden konnte. Damit konnten die Teile aneinandergefügt werden, und für den kommenden Bundesparteitag ist die Präsentation einer Demo-Version unseres BasisentscheidOnline geplant.

Einen herzlichen Dank daher an die Gruppe der tapferen Krieger, ihr seid unkaputtbar.

(Für alle, die sich für dieses Thema interessieren und sich gerne einbringen möchten, unsere Software weiterzuentwickeln: Gib gerne mir oder den BEO-Beauftragten Bescheid, das Team freut sich über Verstärkung!)


Dankeschön

Zum Ende des Berichts möchte ich erneut allen Piraten danken, die darauf verzichtet haben, ihre Streitereien öffentlich aufzuführen. Solches Verhalten war in der Vergangenheit immer einer der Gründe, der für unsere Wahrnehmung als „unwählbar“ angeführt wurde.

Ein Dankeschön geht auch an diejenigen Piraten, die mir offen ihre Meinung gesagt haben. Konstruktives Feedback im angemessenen Rahmen ist wichtig und hilfreich, da keiner in die Rolle eines Bundesvorstands oder gar Bundesvorsitzenden geboren wurde. Es gewinnt daher besondere Bedeutung, da öffentliche Diskussion von Entscheidungen, die unter Unsicherheit getroffen werden müssen, und daher naturgemäß regelmäßig auch mal nicht optimal sind, leider in dieser Partei nicht möglich ist. Sie ist nicht möglich, solange es eine Gruppe von Piraten gibt, die jede Möglichkeit zu Kritik und Angriff nutzen, um gegen den Bundesvorstand oder einzelne Personen im Bundesvorstand oder dessen Umfeld aufzuwiegeln. Eine normale Auseinandersetzung über gute und schlechte Entscheidungen gibt es daher leider nicht, bzw nur im sehr engen Rahmen. Für uns als Partei ist das schlecht. Damit bleiben wir weit hinter unserem Potential. Der Wunsch nach big brother und Räume für Vertrauensbildung zu minimieren, die aber zumindest für den Bundesvorstand notwendig sind, um einander „Manöverkritik“ zu bieten, trägt sein übriges dazu bei.

Ein Dank von Herzen geht auch an diejenigen, die mir in den zurückliegenden Jahren den Rücken gestärkt haben. Vor allem gegen Angriffe, die nur dazu dienten, mich persönlich zu treffen oder meinen öffentlichen Ruf zu schädigen.

Mein Dank geht vor allem an die verbliebenen Kollegen im Bundesvorstand, für die Geduld und die Energie sich zusammenzureißen. Für die Offenheit gegenüber Argumenten, der Bereitschaft Meinungen zu ändern, wenn Informationen sich ändern. Auch wenn es der Parteiöffentlichkeit verschlossen bleiben wird, so ist uns als "Leidensgenossen" glaub ich allen bewusst, wenn einzelne von uns über sich hinausgewachsen sind.

Danke an all diejenigen, die meine ruppige Art in Zeiten von Stress (oder Krankheit) ausgehalten haben, die ich damit vor den Kopf gestoßen habe, aber dennoch weiterhin mit mir reden. :)

Und zuletzt einen ausdrücklichen Dank an mein Team, das mein besonderes Vertrauen genoss und in den Momenten da war, wo auch ich dann nicht mehr wusste, wo mir der Kopf steht. Das da ist und anpackt, auch dann, wenn man nicht mehr erklären kann, warum man das eigentlich noch tun soll, aber im Vertrauen zu mir trotzdem die Ärmel hochkrempelt. Ihr seid unglaublich.


Sebastian Alscher, 10. Juni 2022