BY:Landesparteitag 2013.1/Antragsfabrik/Positionspapier 017

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Tango-preferences-system.svg Dies ist ein Positionspapier (im Entwurfsstadium) für den Landesparteitag 2013.1.

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Antragstitel

Offener Wettbewerb der Unternehmenskulturen

Antragsteller
Antragstyp

Positionspapier

Antragstext

Es soll jährlich von einer unabhängigen Stelle eine öffentliche Statistik für jedes deutsche Gross- oder Mittelständische Unternehmen zu dessen für Arbeitnehmer relevanten Kriterien frei veröffentlicht werden müssen. Für Kleinunternehmen ist die Teilnahme freiwillig. Für die Unternehmen ist die Mitarbeit, der Aufwand und damit deren Einfluss möglichst gering zu halten. Dies geschieht insbesondere durch Rückgriff auf bereits vorhandene Pflichtangaben und direkten Kontakt zu den Arbeitnehmern.

Zu den Kriterien zählen insbesondere Familienfreundlichkeit, Gehälter, Überstunden, Aufstiegschancen, Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Gruppenverteilung (z.B. Geschlechter, Qualifikationen, Lebenswege), Arbeitsbedingungen und -klima, Zufriedenheit, Schutz von Arbeitnehmerrechten usw. Die genauen Kriterien sollen von einem Gremium aus Arbeitnehmervertretern (z.B. gewählte Vertreter der Betriebsräte aller Unternehmen) unter Beratung von Wissenschaftlern und weiteren Verbänden festgelegt und zusammen mit den Auswertungsverfahren veröffentlicht werden.

Die Statistiken sollen von einer Anstalt des öffentlichen Rechts unabhängig und mit dem gleichen Verfahren auf Basis von bereits den Finanzämtern vorliegenden Daten, ggf. weiterer verpflichtender Unternehmensberichte, sowie Umfragen unter den Arbeitnehmern eines Unternehmens unter Einhaltung der Datenschutzbestimmungen erstellt werden. Dazu soll die Anstalt das Recht erhalten, die Arbeitnehmer ohne Kenntnis des Unternehmens stichprobenweise für eine freiwillige Umfrage anzuschreiben. Eine Bewertung oder Vergleich der Statistiken ist nicht die Aufgabe dieser Anstalt.

Des weiteren sollen - insbesondere kleinere - Unternehmen gefördert werden, die neue innovative Modelle der Unternehmenskultur ausprobieren wollen um ihre Position im Vergleich zu anderen Unternehmen zu verbessern. Unternehmen, die in allen Kriterien im obersten Quartil ihrer Klasse liegen, sollen dafür belohnt (z.B. Ausnahmegenehmigungen für neue innovative Konzepte) und als Vorbild genutzt werden.

Der Arbeitnehmer als Kunde

Kompetente, leistungsfähige Mitarbeiter sind der wichtigste Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg im ressourcenschwachen Land Deutschland. Auf Grund der demografischen Entwicklung sinkt der Anteil des Nachwuchses und der Arbeitnehmer im Vergleich zu Leistungsempfängern immer weiter, was zu einer höheren Belastung der Arbeitnehmer führt, während die Unternehmen immer mehr um Fachkräfte konkurrieren.

Neben ihrer Rolle als Konsument sollen die Arbeitnehmer sich ihres wachsenden Wertes bewusst werden, und durch ein verbessertes Informationsangebot ihre Möglichkeiten, den Arbeitsmarkt selbst nach ihren Bedürfnissen zu beeinflussen, besser nutzen können. Mangelnde Vergleichbarkeit verhindert Wettbewerb und kann zu einer schleichenden Verschlechterung des Arbeitsmarktangebots und somit der Arbeitsbedingungen führen. Denn im Vergleich zu Konsumprodukten können sich Arbeitnehmer bisher nur ein sehr eingeschränktes Bild von verschiedenen Arbeitgebern machen und ihre Karriere danach ausrichten.

Somit wird aus Sicht der Unternehmen auch der Arbeitnehmer immer mehr zum Kunden, den es zu umwerben gilt. Damit also im wirtschaftlichen Wettbewerb nicht hauptsächlich wirtschaftliche Kenngrössen entscheiden, soll hiermit den Arbeitnehmern möglichst zuverlässige und objektive Information gegeben werden, um Unternehmen bezüglich ihrer Arbeitnehmerfreundlichkeit vergleichen und den passenden Arbeitgeber finden zu können.

Auch wenn bisher nur eine Minderheit von heiss begehrten Arbeitnehmern die freie Wahl zwischen Arbeitgebern hat, könnte sich deren Druck auch auf die restliche Unternehmenskultur und Belegschaft auswirken. Dieser Druck wird sich mit zunehmender Pensionierung der geburtsstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren verstärken.

Menschen- und familienfreundlichere Arbeitswelt

Die Vergleichskriterien können insbesondere Auskunft über die häufig beklagte Familienunfreundlichkeit und die Bildung von - für auch noch so fähige Personen - geschlossene Zirkel in deutschen Unternehmen geben. In der Statistik würden z.B. gewisse gruppenbezogene Ungleichgewichte bei Beförderungen, Stellenwechsel und Entlohnung auffallen.

Es gibt bereits nicht-repräsentative Modellversuche, z.B. Logib-D [1] (die jedoch gerade nicht einen vermeintlich grossen gender pay gap bestätigen [2]). Bisher können Studien nur begrenzte Gruppen umfassend untersuchen, für die viele Daten verfügbar sind [3]. Neben den objektiven Zahlen aus den unternehmensinternen Daten, die grösstenteils den Finanzämtern vorliegen, sind auch die anynomen, subjektiven Einschätzungen der Arbeitnehmer wertvolle Informationen, die bisher noch nie umfassend und unabhängig erfasst wurden. Da diese anonym, stichprobeweise und ohne Kenntnis des Arbeitgebers erhoben werden, entfällt dessen sozialer Druck.

Ein solcher Ansatz stellt also eine bottom-up Alternative zu z.B. Geschlechterquoten und zur Verhinderung möglicher Diskriminierung dar, da Unternehmen mit diskrimierenden Strukturen zunehmend fähige Arbeitnehmer verlieren würden bzw. schwerer gewinnen könnten. Dies würde sich in einem Wert- und Leistungsverlust des Unternehmens bemerkbar machen, den vor allem die Anteilseigner verhindern wollen.

Auswirkung auf Ruf und Produkte des Unternehmens

Die öffentliche Verfügbarkeit der Statistiken über jedes Unternehmen könnte sich auch direkt auf den Ruf bei Arbeitnehmern und Konsumenten auswirken (z.B. Ruf als Ausbeuter). Darauf aufbauend könnte später ein Qualitätssiegel für Produkte eingeführt werden, in dem z.B. auch der Anteil menschenverachtender Produktionsbedingungen - inklusive derer im Ausland - einfliesst. Ähnlich wie das Bio-Siegel kann eine solche Information die Wahl von Konsumprodukten beeinflussen (quasi "menschenfreundlich produziert"). Besonders negative Informationen dieser Art haben bereits zu wirksamen Konsumentenboykotts (z.B. Brent Spar, AEG, Nokia) geführt. Je mehr solche Informationen dem Endverbraucher vorliegen bzw. aufgedeckt werden, desto besser kann dieser bei der Kaufentscheidung auch die meist ausser acht gelassenen indirekten Schäden für Gesellschaft und Umwelt einbeziehen, anstatt sich nur auf den unmittelbaren Preis verlassen zu müssen.

Unternehmen sind dadurch angehalten diese Faktoren in ihrer Unternehmenskultur besonders zu berücksichtigten um die besten Fachkräfte anziehen bzw. halten zu können. Diese können einen besseren Einblick in alle Unternehmen bekommen und sich vor arbeitnehmerunfreundlichen Unternehmen fern halten.

Eine gute Bewertung erlaubt Unternehmen dank einem höheren Bewerberangebot im Gegenzug Personalkosten zu senken und damit ihre Investitionen in die Unternehmenskultur zu kompensieren. Weiterhin würde sie zu höherer Identifikation mit dem Arbeitgeber und damit höherer Produktivität führen. Eine schlechte Bewertung hingegen verlockt Arbeitnehmer ihren Arbeitgeber zu wechseln, senkt weiter die Produktivität und schränkt das Angebot der Arbeitnehmer ein, die zudem höheres Gehalt als Kompensation verlangen würden.

Fazit

Mit den hier geforderten Massnahmen erhalten Arbeitnehmer und Konsumenten mehr für sie relevante Informationen. Diese können sie indirekt nutzen (Arbeitsmarkt, Kaufentscheidungen) die Unternehmen zur Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse zu drängen und eine menschenfreundlichere Arbeitswelt zu gestalten. Gleichzeitig werden für Unternehmen Anreize geschaffen diese Faktoren mehr zu berücksichtigen und dadurch einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Anstatt per Gesetz einzelne, unflexible Modelle und Lösungen von oben herab vorzugeben, werden hiermit Unternehmen motiviert ihre Unternehmenskultur besser ihrer Arbeitnehmerschaft anzupassen und neue Wege auszuprobieren.

Referenzen

  1. http://www.logib-d.de/
  2. http://www.career-women.org/logib-d-einkommensunterschiede-bundesfamilienministerium-unternehmen-_id1292.html
  3. https://www.fh-frankfurt.de/fileadmin/de/Fachbereiche/FB3/Forschungsprojekte/Working_Paper_Reihe/AufsichtsratStudie09_Print.pdf


Antragsbegründung

Mit diesem Antrag soll ein Beitrag dazu geleistet werden, einige Probleme in der Arbeitswelt an der Wurzel zu packen anstatt nur einschränkende Reglementierungen zu schaffen, die von Unternehmen immer wieder umgangen werden können. Es soll im wesentlichen bereits vorliegende Daten unabhängig aufbereitet und veröffentlicht werden.

Es ist auch eine liberale Alternative zu Quoten etc. Denn wenn es in einzelnen Unternehmen sog. "gläserne Decken" und Diskriminierung geben sollte, dann würden sie durch diese Statistiken offen gelegt werden - es sei denn sie sind so ungreifbar wie ein Gottesbeweis - und sich auf den Ruf des Unternehmens auswirken.

PirateFeedback


Datum der letzten Änderung

14.11.2015


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Diskussion

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—das sehe ich anders, da
+du irrst, denn
Οist das denn wirklich so?

—x trifft nicht zu, da

+doch das trifft zu, weil

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