AG Geldordnung und Finanzpolitik/AG Konsens Geldschöpfung2
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Vorbemerkung: Dies ist die Mehrheits-Meinung in der AG, die durch eine Abstimmung beschlossen wurde. Wer Anmerkungen/Fragen hat, schreibt diese bitte auf die Diskussionsseite zu diesem Artikel. |
Inhaltsverzeichnis
Das Zentralbankgiralgeld und wie das Bargeld in die Welt kommt
Diese Ausarbeitung ist die Fortsetzung der Wikiseite Geldschöpfung.
In dieser Ausarbeitung werden die Abläufe der Geldentstehung bei der Zentralbank sowie der Weg des Bargelds beschrieben, wie es in die Welt kommt und auf welcher Basis das geschieht.
Die Zentralbank
Die Zentralbank ist die Bank der Geschäftsbanken. Geschäftsbanken haben Konten bei der Zentralbank. Nichtbanken haben Konten bei Geschäftsbanken. Deshalb wird die Geschäftsbank in der Mitte zwischen Zentralbank und Nichtbanken dargestellt.
Das Zentralbankgeld
Abb. 01: Geldtechnischer Zusammenhang zwischen Zentralbank – Geschäftsbankensektor – Nichtbankensektor
Die grünen Pfeile geben an, wo das Geld dokumentiert ist. Geld ist immer ein Paar, das sowohl auf der Vermögensseite und auf der Verbindlichkeitenseite steht.
Das Zentralbankgeld und das Geld der Nichtbanken kann in zwei Bereiche unterteilt werden, die keine Schnittmenge aufweisen. Die Gelddefinitionen von M0 und M1 weisen die Schnittmenge des Bargelds auf.
Geldmengendefinitionen M0: Bargeld außerhalb von Banken + positive Kontostände der Banken bei der Zentralbank + Bargeld in Banken M1: Bargeld außerhalb von Banken + positive Kontostände der Nichtbanken bei den Banken Das „Bargeld außerhalb von Banken“ nach der Definition der Geldmengen sowohl zu M0 als auch zu M1.
Man kann den Bereich des Zentralbankgelds und den Bereich des Nichtbankengelds farblich kennzeichnen.
Abb. 02: Die Bereiche des Zentralbankgeldes und des "Geldes" als Flächen dargestellt
Bargeld kann sich entweder im Bereich der Banken oder im Bereich der Nichtbanken befinden.
Die Zentralbank
Die Kästchen, die auf der Vermögensseite und auf der Verbindlichkeitenseite dargestellt sind, sind Zusammenfassungen von verschiedenen Einzelpositionen, die bei Zentralbanken geführt werden. Die Zusammenfassungen sind so gewählt, dass die Vorgänge vereinfacht abgebildet werden können.
Die Geldmenge M0
In der Darstellung steht in der Mitte die Geldmenge M0. Als Darstellung für das ZB-Geld wird ein Quader gewählt, welcher sich aus den drei Bereichen ZB-Giralgeld, Bargeld in Banken und Bargeld außerhalb von Banken zusammensetzt. Eine Zunahme bzw. Verschiebungen in den drei Bereichen wird durch weißen Pfeile nach oben für Zunahmen und durch schwarze Pfeile nach unten für Abnahmen dargestellt.
Der Bankensektor
Im Bankensektor werden alle Banken zusammengefasst und so, wie bei der Zentralbank, den Vermögen und Verbindlichkeiten gegenübergestellt. Die Barreserve der Banken ist bei exakter Festlegung nur das ZB-Giralgeld, dass bei der Zentralbank auf der Verbindlichkeitenseite steht. In der Darstellung enthält die Barreserve auch die Kassenbestände, also das Bargeld in den Banken. In dem zweiten Teil über das Bargeld wird neben der Barreserve auch die Kasse innerhalb des Kästchens aufgeführt.
Abb. 03: Geldtechnischer Zusammenhang Zentralbank – Geschäftsbank
Die grünen Pfeile zeigen auf die Bereiche, wo die 'Barreserve' Geldmenge 'M0' zu finden ist. Die Barreserve, das Zentralbankgiralgeld, steht bei den Nichtbanken im Vermögen sowie bei der Zentralbank bei den Verbindlichkeiten.
Das Zentralbankgiralgeld
Auf Grund der Vorschriften der Mindestreserve müssen Banken eine Barreserve (Zentralbankgiralgeld) mindestens im Durchschnitt eines Monats aufweisen. Der Kontostand übersteigt die Mindestreserve, damit Zahlungsverkehr und Bargeldabhebungen durchgeführt werden können. Die Höhe der Kontostände beträgt im Euroraum seit 2012 mindestens 1% des Giralgelds und bestimmter Geldanlagen in Banken.
Um diese Vorgabe zu erfüllen, beschaffen sich die Banken bei der Zentralbank „Kredite“ auf der Basis von Pensionsgeschäften, bei denen Wertpapiere der Zentralbank gegen eine Rückkaufvereinbarung ausgelagert werden. Die Laufzeiten der „Kredite“ betragen 1 Tag, 3 Tage, 7 Tage, 1 Monat, 3 Monate bzw. 6 Monate.
Pensionsgeschäfte
Abb. 04: Bei einem Pensionsgeschäft erhalten Banken eine Gutschrift auf ihrem Konto bei der Zentralbank
Bei der Geschäftsbank wird ein Wertpapier „in Pension“ gegeben. Das Wertpapier verbleibt bei der Bank, es wird eine Verbindlichkeit gegenüber der Zentralbank eingebucht und die Bank erhält Zentralbankgiralgeld.
Bei der Zentralbank wird eine Forderung eingebucht und Zentralbankgiralgeld entsteht. Mit dem Pensiongeschäft wird ein Termin vereinbart, bis zu dem die Bank das "in Pension" gegebene Wertpapier wieder auslösen muss.
Bank verkauft ein Wertpapier an die Zentralbank
Abb. 05: Verkaufen Banken Wertpapiere an die Zentralbank, erhalten Banken eine Gutschrift auf ihrem Konto bei der Zentralbank
Seit 2008 werden auch Laufzeiten von 1 Jahr und seit 2011 auch Laufzeiten von 3 Jahren vergeben. Als Alternative zu Krediten kann die Zentralbank Wertpapier ankaufen, die von Banken zum Verkauf angeboten werden.
Durch den Verkauf von Vermögenswerten an die Zentralbank entsteht ZB-Giralgeld für den Bankensektor.
Die Wertpapier haben zuvor im Nichtbankenbereich schon M1 entstehen lassen. Durch ein Pensionsgeschäft oder den Ankauf von Wertpapieren entsteht zusätzlich ZB-Geld. Es ist eine zweite Monetarisierung im Bereich des ZB-Gelds.
Der Umkehrvorgang
Abb. 06: Banken können auch Zentralbankgiralgeld reduzieren
Hat eine Bank einen Überschuss an Barreserve, dann reduziert die Bank ihre „Kredite“ bei der Zentralbank. Das ist wegen der vereinbarten Rückkaufpflicht der Wertpapierpensionsgeschäfte jederzeit möglich.
Bei einem Verkauf von Wertpapieren durch die Zentralbank vergeht ebenfalls ZB-Giralgeld. Es ist der Umkehrvorgang zu dem Ankauf.
Das Bargeld
Der Umtausch von Giralgeld in Bargeld (Abheben) als auch der Umtausch von Bargeld in Giralgeld (Einzahlung) ist neutral zu den Geldmengen M0 und M1. Beide Geldmengen bleiben unverändert.
Der Weg des Bargeldes von der Zentralbank über die Geschäftsbanken zu den Nichtbanken
Fordern Personen oder Firmen Bargeld an, dann ist die Geschäftsbank gemäß der aktuellen Rechtslage verpflichtet, Giralgeld in Bargeld zu wandeln, da Giralgeld juristisch ein Anspruch auf Auszahlung von Bargeld ist. Banken halten für die Auszahlungswünsche, z.B. über Geldautomaten, Bargeld bereit. Größere Beträge müssen vorher angemeldet werden, damit die Bank für eine Abhebung die Kasse entsprechend auffüllt.
Von der Zentralbank in die Geschäftsbank
Abb. 07: Geschäftsbanken heben Bargeld bei der Zentralbank ab
Banken heben Bargeld bei der Zentralbank ab, um die Auszahlungswünsche des Publikums bedienen zu können. Es ist eine Umwandlung von ZB-Giralgeld zu Bargeld in Banken.
Wird wegen der Abhebungen die Barreserve für die vorgeschriebene Mindestreserve unterschritten, füllen Banken den Kontostand wieder über Wertpapierpensionsgeschäfte auf, wie weiter oben beschrieben.
Von der Geschäftsbank in den Nichtbankensektor
Das Bargeld in den Kassen der Banken kann nun von Personen und Firmen abgehoben werden. Bei dem Vorgang wird Giralgeld in Bargeld umgewandelt.
Abb. 08: Bargeldabhebung von Personen bei Geschäftsbanken
Erläuterungen:
Die Geldmenge M0 ist unverändert, aus Bargeld in Banken wird Bargeld außerhalb von Banken.
Bei der Geschäftsbank reduziert sich auf der Verbindlichkeitenseite das Giralgeld des Kunden, der Bargeld abhebt. Gleichzeitig wird das Bargeld aus der Kasse oder aus einem Geldautomaten ausgezahlt.
Bei dem Kunden wandelt sich Giralgeld in Bargeld. Der Kontostand sinkt um den Abhebebetrag, der Bargeldbestand des Kunden steigt.
Der Umkehrvorgang:
Abb. 09: Mit einer Bargeldeinzahlung wird das Giralgeld wieder hergestellt
Bargeld wird in den Geschäftsbanken eingezahlt. Die Einzahlung von Bargeld erfolgt überwiegend durch den Handel, der das von Personen abgehoben Bargeld erhält. Mit der Einzahlung wird der Ursprungszustand des Giralgelds wieder hergestellt.
Auswirkungen von Ein- und Auszahlungen
M0 wird über die Passivseite der Zentralbankbilanz definiert und entspricht der Summe des Bargeldes und der Sichteinlagen.
M1 wird über die Aktivseite der Bilanz der Nichtbanken definiert und entspricht der Summe des Bargeldes, welches nicht von Banken gehalten wird, und der Sichteinlage.
Bei einer Auszahlung kommt es in der Zentralbankbilanz zu einem Passivtausch und bei den Nichtbanken zu einem Aktivtausch, die Geldmengen M0 und M1 ändern sich dadurch in der Summe nicht. Bei der Geschäftsbank findet eine Bilanzverkürzung statt.
Die Einzahlung von Bargeld erfolgt überwiegend durch den Handel, der das von Personen abgehobene Bargeld erhält. Mit der Einzahlung wird der Ursprungszustand des Giralgelds wieder hergestellt.
Es gibt nur zwei Arten, die Geldmenge zu reduzieren: Tilgen oder Abschreiben.
WICHTIG: Nicht jede Bilanzverlängerung bei den Geschäftsbanken ist Geldschöpfung, umgekehrt ist auch nicht jede Bilanzverkürzung bei den Geschäftsbanken eine Geldvernichtung.
Sonderfall: Bargeld wird bei einer Zentralbankfiliale eingezahlt
Abb. 10: Mit einer Bargeldeinzahlung in einer ZB-Filiale entsteht Zentralbank(giral)geld und das Giralgeld wird wieder hergestellt
Um zu zeigen, dass Bargeld tatsächlich eine zweimalige Umwandlung von Giralgeld ist, wird eine Bargeldeinzahlung bei einer Bundesbankfiliale auf ein Konto bei einer Personen oder Firma dargestellt.
Mit der Einzahlung wird aus Bargeld im Umlauf wieder Zentralbankgiralgeld auf einem Konto bei einer Geschäftsbank und zeitgleich Giralgeld auf dem Konto des Begünstigten.
Die Zentralbank reduziert das Bargeld im Umlauf und erhöht den Kontostand der Empfängerbank. Die Geldmenge M0 ist unverändert, die Zusammensetzung verändert sich. Bei der Empfängerbank erhöht sich die Barreserve und der Kontostand des Empfänger. Der Einzahler hat kein Bargeld mehr, bei dem Begünstigten entsteht Giralgeld.
Man beachte, das in der Zentralbank, der Geschäftsbank und im Nichtbankensektor drei unterschiedliche Vorgänge stattfinden. Es entstehen zwei Giralgelder mit einer Einzahlung bei einer Bundesbankfiliale.