Umgang mit der Presse

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Umgang mit der Presse (Print/TV/Radio)

Ich habe hier mal zusammengestellt, wie man sich auf Interviews und Presseanfragen vorbereiten kann. Natürlich ist es erst mal nur ein kleiner Auszug und „Merkzettel“, aber dieser kann vielleicht schon helfen, euch ein sicheres Gefühl im Umgang mit der Presse zu geben.

Wenn eine Anfrage kommt

Selbst fragen:

  1. Für welches Medium wird das Interview geführt? (Sender, Zeitung, Blog etc.)
  2. Für welches Format soll das Interview benutzt werden? (Nachrichten, Magazin, Doku etc.)
  3. Wer führt das Interview? (Name des Journalisten)
  4. Zu welchem konkreten Thema soll das Interview gegeben werden?
  5. Wer wird zu diesem Thema noch interviewt?
  6. Wann, wo und wie lange soll das Interview geführt werden?

Sammelt so viele Informationen, wie ihr könnt.

Mit der Pressestelle abstimmen

Wenn ihr diese Informationen gesammelt habt, dann setzt euch mit der Pressestelle in Verbindung und klärt dort das weitere Vorgehen ab. Es kann sein, daß jemand anderes als ihr selbst besser geeignet ist, zu dem jeweiligen Thema Stellung zu beziehen. Auch kann die Pressestelle über jeweilige Formate, Journalisten etc. recherchieren und Tendenzen des Interviews abschätzen.

Die Pressestelle wird euch dabei unterstützen, mögliche Fragen zu „erahnen“ und Antworten zu erarbeiten. Auch ist es wichtig, zu wissen, was Interviewteilnehmer, welche die Gegenposition vertreten, an Argumenten hervorbringen könnten, um darauf vorbereitet zu sein oder noch besser diesen von vornherein den Wind aus den Segeln nehmen zu können.

Anschließend die jeweilige Redaktion zurückrufen und Termin ausmachen bzw. bestätigen oder einen anderen, vorher von der Pressestelle informierten Interviewpartner vorschlagen.

So kommst du gut rüber (TV/Video)

  1. Vermeide Fremdwörter, Abkürzungen und Szenesprache. Der Zuschauer versteht dich sonst nicht und hält dich für arrogant. Wenn du schon Fachwörter benutzen musst, erkläre diese wenigstens verständlich.
  2. KISS - keep it short and simple!
    Benutze kurze und knappe Sätze. Lange Schachtelsätze bringen dich selbst schnell zum Stolpern und außerdem sind sie nicht „fernsehgerecht“. In einer Zeitung kann man nicht verstandene Sätze so lange nachlesen, bis man sie versteht. Im Fernsehen ist der Satz wirkungslos verpufft, wenn der Zuschauer ihn nicht verstanden hat. Mach es dir selbst einfach. Lange Sätze ermöglichen dem Journalisten, rauszuschneiden, was er möchte. Wenn du kurz und knapp bleibst, bestimmst du, was nachher gesendet wird, und nicht der Cutter.
  3. Bleib sachlich, bleib freundlich. Egal wie sehr dich der Interviewer provoziert (Kinderpornopartei etc.) – je emotionaler er ist, desto sachlicher mußt du bleiben. Bei unverschämten Unterstellungen hilft auch mal eine freundliche, aber bestimmte Gegenfrage: „Wie kommen Sie auf diese Unterstellung?“ oder „Woher haben sie diese falsche Information?“ Dies solltest du nicht überstrapazieren, denn es kann sein, daß der Journalist es vielleicht nicht absichtlich macht, da er sich eben erst in das Thema eingearbeitet hat.
  4. Man muss nicht auf alles antworten. Bevor du dich um Kopf und Kragen redest, hab Mut zur Lücke: „Das ist nicht mein Fachgebiet, aber ich vermittle ihnen gerne einen Piraten, der sich damit bestens auskennt; ich bin zuständig für … usw.“ Es gibt natürlich Dinge, zu denen jeder Pirat etwas sagen können sollte.
  5. Wiederhole keine negativen Begriffe. Du verstärkst sonst den Begriff. Versuche lieber, positiv umzuformulieren und deine Strategie zu verfolgen.
    Beispiel:
    (Vorwurf): „Ihr seid eine reine Internetpartei!“
    (Nicht so gut): „Wir sind keine reine Internetpartei.“
    (Besser): „Wir sind eine vielseitige Partei, die z. B. mit X, Y und Z viele wichtige Themen in ihrem Programm hat.“

Don’t be a ninja

Nicht alleine zu Interviewterminen gehen. Jemand sollte möglichst immer dabei sein. In der Aufregung der Interviewsituation schleichen sich schnell mal sinnentstellende Versprecher ein, die du selber vielleicht nicht merkst, aber jemand, der nicht unter diesem Druck steht, bemerkt diese und kann „rettend“ eingreifen. „Hey, du hast dich da versprochen, es sind Millionen, nicht Milliarden …“

Nach dem Interview

  • Ganz wichtig, wenn ihr TV-Interviews alleine führen musstet! Lasst euch das Material noch mal vorspielen und kontrolliert es auf sinnentstellende Versprecher und Formulierungen und bittet den Journalisten, solche Passagen zu streichen und nicht zu benutzen bzw. die Passage ggf. noch mal aufzunehmen.
  • Bei Textinterviews lasst ihr euch bitte ein Transkript schicken und gebt dieses nach Absprache mit der Pressestelle frei.
  • Eine gute Möglichkeit, sich vor falscher Berichterstattung zu schützen, ist, dem Journalisten ein kurzes Thesenpapier mitzugeben. Dieses sollte die offiziellen Positionen zu den angesprochenen Themen der Piraten enthalten. Achtung, nicht das Partei- oder Wahlprogramm oder die Satzung, die liest der Journalist sowieso nicht. Sondern alles schön knapp auf einer DIN-A4-Seite formuliert. Bedenke, dass der Journalist unter Umständen gar nicht so tief im Thema ist, wie du es bist, und sich über solche Hintergrundinfos durchaus freut. Die Pressestelle hilft dir im Vorfeld auch dabei.

Abschlussbemerkung

So funktioniert professionelle Pressearbeit. Die Journalisten sind gut ausgebildet (oder sollten es sein) und können euch schnell aufs Kreuz legen. Natürlich sind Journalisten weder Freund noch Feind, im Idealfall sind sie schlichtweg objektiv, aber ein gesunder Respekt sollte angebracht sein.

Warum dieser Text?

Vor Pannen mit der Presse kann euch nur die Pressestelle schützen. Deshalb noch mal mein dringender Apell: Bitte möglichst keine Interviews ohne Abklärung mit der Pressestelle. Solltet ihr überraschend auf der Straße, am Infostand oder sonstwo von Journalisten angesprochen werden, gibt es natürlich fast keinen Ausweg als offen, ehrlich und spontan zu antworten. Wenn ihr ein schlechtes und ungutes Gefühl bei der Sache habt, dann begründet dies und verweigert feundlich ein Interview: „Ich bin Mitglied und helfe am Infostand, ich informiere Sie gerne über die Ziele der Partei, aber ich möchte bitte nicht ins Fernsehen.“