SN:Bundestagwahl 2013/Kandidatenfragen/Zeitarbeit

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Zeitarbeit
FRAGE:

Wie würdest Du dem Argument begegnen, Zeitarbeit in ihrer derzeitigen arbeitgeberfreundlichen Form sei ein Jobmotor für Deutschland, den man nicht durch eine Neuregulierung "abwürgen" dürfe? Wie würdest Du es begründen, die Änderung eines Status Quo zu fordern, der offensichtlich "funktioniert"?

Bitte versuche in Deiner Antwort über den Gerechtigkeitsaspekt hinaus zu argumentieren.


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Impyer

Ein Jobmotor?
Staatliche Subventionen für die Schaffung von Arbeitsplätzen sind kurzfristig arbeitgeberfreundlich und bisweilen erfolgsversprechend, nichts desto trotz häufig langfristig eher schädlich.

Zeitarbeit ist in erster Linie ein Instrument um schwankende Auftragslagen abfedern zu können. Dazu ist es ein sehr gutes Mittel - und dafür müssen die Leiharbeiter ein höheres Maß an Flexibilität mitbringen. Entsprechend sollten sie auch dafür höher entlohnt werden.

Das französische Modell funktioniert, warum es nicht übernehmen? Das deutsche Modell bringt zu viele Nachteile für die Arbeitnehmer mit sich (bspw. verkürzte Kündigungsfristen, unzureichende Einbindung in soziale Strukturen im Arbeitsplatz, etc).

Diese Aussagen unterstütze ich und würde auch dementsprechend argumentieren.

Es war richtig die Zeitarbeit im Zuge der Wirtschaftskrise einzuführen, um so die Flexibilität zu erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu erhalten. Damit ein solches Instrument aber auch wieder eingesetzt werden kann und seine Wirkung voll entfaltet, braucht es zeitliche Beschränkungen solcher Regelungen. Ihr Vorteil besteht nämlich gerade in der Ausnahmefunktion.

Deshalb meine Forderungen und Argumentaton:
Ja Zeitarbeit ist eine gute Sache

  • trotzdem sind Änderungen nötig
  • Zeitarbeiterzuschlag direkt an den Arbeiter zum Ausgeich für Flexibilität
  • Zeitbegrenzung der Anstellung, danach Umwandlung in Festanstellung oder Kündigung
  • Begrenzung im Verhältnis zur Gesamtbelegschaft

Frank Umann

Zeitarbeit darf nicht missbraucht werden, um Löhne zu drücken oder den Kündigungsschutz auszuhebeln. Um Auftragsspitzen abzufedern ist sie ein sinnvolles Instrument. Insofern ist die Zeitarbeit in ihrer jetzigen Form zu reformieren.

Voltaire07

das Konzept Zeitarbeit sollte für einen Sozialstaat, die Herausforderung sein. So könnte das Arbeitsamt eine staatliche Konkurrenz zu diesen Firmen aufbauen, die bessere Löhne zahlt und dadurch den gesamten Markt zu Gunsten der Arbeitnehmer saniert. Im zuge der Einführung des BGE könnten viele jetzige Mitarbeiter der Jobcenter hier neue Beschäftigung finden, die Jobcenter können sozusagen zu staatlichen Kurzarbeitzentren umfunktioniert werden.

Susi Sorglos

Von der Politik wird Zeitarbeit als Jobmotor dargestellt. In der Realität verdienen nur die Zeitarbeitsfirmen an den Menschen, die nicht arbeitslos sein wollen. Die Zeitarbeit wäre akzeptabel, wenn gleiche Arbeit auch gleich entlohnt wird. Dies steht so in Artikel 23 Abs. 2 der UN-Menschenrechtscharta.

Neismark

Ist Zeitarbeit in ihrer derzeitigen arbeitgeberfreundlichen Form sei ein Jobmotor für Deutschland, den man nicht durch eine Neuregulierung "abwürgen" darf?

Als langjähriger Betriebsrat kenne ich beide Seiten - die der Arbeitnehmer und die der Arbeitgeber. Zeitarbeit ist in meinen Augen eine Form eines prekären Beschäftigungsverhältnisses, zugleich unterläuft es wesentliche Arbeitnehmerschutzrechte wie Kündigungsschutz etc. Kurzzeitig und in begrenztem Rahmen kann es zur Überbrückung von Produktionsschwankungen in Unternehmen dienen, das sollte allerdings im Interesse der Arbeitnehmer in zeitlicher und/oder zahlenmäßiger Hinsicht begrenzt werden. Dafür trete ich ein.

Matthias Fitzke

Der Jobmotor ist die Auftragslage, nicht die Form der Anstellung. Deutschland ist eine Exportnation. Die Auftragslage wird nicht steigen, bloß weil ein Teil der Arbeiter und Angestellten als Leiharbeiter beschäftigt sind.

Der Rest ist Gerechtigkeitsdenken und dafür muss ich mich nicht schämen. Ich weiß zwar nicht, worauf der Fragesteller hinaus will. Aber zwei wesentliche Stichworte sind Equal Pay und Equal Treatment.

Darüber hinaus hat der Unternehmer nichts davon, wenn Teile der Belegschaft schlecht motiviert sind oder ein Teil der Belegschaft ständig wechselt und dadurch Innovationskraft verloren geht. Das rächt sich irgendwann. Im Extremfall besteht eine AG nur noch aus dem Aufsichtsrat und dem Vorstand. Wenn dann, aus welchen Gründen auch immer, die Leiharbeitsfirma die Arbeiter abzieht hat das Unternehmen ein massive Problem.
Will ein Unternehmen flexibel sein und Beschäftigte mangels Aufträge entlassen, dann kann es das bereits jetzt schon im Rahmen betriebsbedingter Kündigungen. Die Frage ist nur, welcher Aufwand ist mit einer solchen Kündigung verbunden (und keine Angst, wenn ein Unternehmen jemanden los werden will, dann wird jetzt schon so lange gemobbt, bis derjenige, der "stört", freiwillig geht; - ich habe eine Zeit lang in einer Personalabteilung gesessen, ich weiß wie das Spiel läuft).
Das alles zeigt, dass der Kündigungsschutz neu gedacht werden muss. Das Ganze steht auch im Zusammenhang mit Mindestlohn, BGE und Arbeitnehmermitbestimmung. So darf es kein Hire and Fire geben! Vielmehr müssen Kündigungsfristen den Arbeitnehmern ein Mindestmaß an Planbarkeit und Sicherheit geben. Denkbar sind auch Modelle wie Kurzarbeiter- bzw. Auftragsausfallgeld, um die Kündigungsfriste zu verlängern, in der Hoffnung einer besseren Auftragslage. Darüber hinaus fiele der Psychoterror weg, der heute praktiziert wird, um Personal "los" zu werden. Die Menschen kämen schnell in Unternehmen rein, wären keine Arbeiter zweiter Klasse mehr und würden bei guter Arbeit und Mindest- oder Tariflohn im Unternehmen bleiben. Falls nicht gäbe es immer noch das BGE und nun kommt's. Jeder von uns hat bestimmt schon einen Chef erlebt, den er am liebsten auf den Mond geschossen hätte. Dank BGE könnten Angestellten dem Unternehmen den Rücken kehren oder sich beim nächsthöheren Chef beschweren, wenn sich ein Vorgesetzter ganz besonders aufführt. Dann würde endlich durch Kompetenz und nicht, wie leider viel zu oft, durch Profilneurose und Seilschaften geführt. Daneben mag es ruhig bei gleicher od. höherer Bezahlung der Leiharbeiter diese noch geben, um kurzfristige Spitzen abzudecken.

Das Thema ist aber sehr diskussionsfähig und meine Meinung noch lange nicht abgeschlossen. Ich lerne gern dazu.