SN:Bundestagwahl 2013/Kandidatenfragen/Medizinische Forschung
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Die Forschung an embryonalen Stammzellen und an Gentherapien, sowie die Präimplantationsdiagnostik sind politisch heftig umstritten und individuelle Gewissensentscheidungen von Abgeordneten.
Sollten diese Ansätze erlaubt oder aus öffentlichen Mitteln gefördert werden?
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Impyer
Grundsätzlich muss man hier zwischen Forschung und Anwendung unterscheiden. Dass man Forschung auf einem Gebiet zulässt bedeutet nicht automatisch, dass danach die Anwendung des erlangten Wissens zugelassen wird. Da es erfahrungsgemäß wenig sinnvoll ist Forschung verbieten zu wollen, es wird dann nämlich einfach woanders geforscht, sollten wir uns daran beteiligen und das auch ggf. fördern. Wie die Ergebnisse dann eingesetzt werden ist eine ganz andere Frage und muss im Einzelfall entschieden werden.
Die Präimplantationsdiagnostik sehe ich kritischer. Dies könnte dazu führen, dass nur noch "Wunschbabys" eine Chance zur Entwicklung erhalten.
Diese Frage nach den ethisch-moralischen Grenzen der Wissenschaft ist spannend und läuft letztendlich darauf hinaus, ob wir uns einen genetisch modifizierten Menschen vorstellen können. Ich halte die Leitideen der Piraten aus unserem Grundsatzprogramm mit der Betonung des Rechts auf Selbstbestimmung für entscheidend und lehne daher Diagnostik/Modifikationen ohne die Zustimmung des Patienten ab. Forschung, die Leiden verhindern oder mildern können und mit einer Zustimmung des Betroffenen möglich wären, sollte durch öffentliche Mittel gefördert werden. Allerdings hat die Geschichte gezeigt, dass alles Machbare auch mit oder ohne Förderung/Verbot irgendwo und irgendwie dennoch getan werden wird. Die Frage nach dem Umgang mit real-existierenden Klonen oder „Super-„Menschen wird sich daher irgendwann stellen.
Frank Umann
Zunächst einmal sehe die großen Chancen: Krankheiten heilen, verhindern - vielleicht abschaffen.
Die Einwände sehe ich auf mindestens zwei Ebenen: Das eine ist das "Recht der Stammzellen". Dafür habe ich kein Verständnis.
Bedenklicher ist die Frage, ob wir in Zukunft zwar gesunde, aber einheitliche, der aktuellen Mode entsprechende Menschen zeugen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber wir machen die ersten Schritte. Dies könnte die menschliche Vielfalt beschränken und auf ein Ende der (menschlichen) Evolution hinauslaufen.
Wie wir damit umgehen, wenn es dazu kommen sollte, weiß ich nicht. Bis dahin ist noch viel Zeit. Vielleicht wollen Menschen trotzdem Babys, die anderes sind als die des Nachbarn. Es könnte - wie jetzt bei der Namensgebung - zwar Häufungen bestimmter Merkmale geben, aber nicht zwingend den Einheitsmenschen.
Wenn wir tatsächlich schlimme Krankheiten verhindern können - und zwar in naher Zukunft - dann überwiegt das IMHO dieses Risiko.
Insofern bin ich für diese Forschung - auch auch mit öffentlichen Mitteln. (Zumal andere es sowieso machen)
Christian Hoffmann
Auch hier gilt. Forschung muss frei sein und auch gefördert werden.
Es ist Aufgabe der Eltern die Gewissensentscheidung über die Anwendung zu treffen und nicht die des Politikers.
Die zukünftigen Möglichkeiten der Gentherapie werden die Welt sicherlich stark verändern, so wie heute das Internet die Welt verändert. Ich denke wir gehören nicht zu den Leuten, die das Internet trotz aller Gefahren lieber nicht hätten.
Im Übrigen teile ich nicht die Dystopie einer uniformen Gesellschaft. Der Mensch strebt immer nach Individualität. Und es wird auch in Zukunft 100% Biokinder geben.
Neismark
Ich bin grundsätzlich dafür, Forschung auf diesen Gebieten zu erlauben. Wenn Epigenetik vollständig verstanden wäre, eröffneten sich womöglich völlig neue Ansätze zur Therapie von heute nicht oder nur schwer heilbaren Krankheiten. Ich sehe nicht, warum man der medizinischen Forschung diesen Weg verwehren sollte. Ebenso finde ich nichts Verwerfliches daran, bei einer künstlichen Befruchtung das Geschlecht des Kindes auswählen zu können. Was die öffentliche Förderung betrifft, sollte diese im Rahmen der sonstigen Forschungsförderung bleiben.
Ethischen Bedenken muss trotzdem Rechnung getragen werden, zumal in Deutschland (Stichwort: Eugenik)
Carolin Mahn-Gauseweg
Die Präimplantationsdiagnostik (PID) sollte in meinen Augen aus staatlichen Mitteln gefördert werden. Zielsetzung der PID ist es schließlich, Erbkrankheiten und Chromosom-Anomalien zu erkennen, mithin also schwere Schädigungen des Embryos. Es besteht schließlich (und das imho aus gutem Grund) die Möglichkeit, Babys mit derart schweren Schädigungen auch noch weit nach dem 3. Monat abzutreiben. Es wäre schon deshalb zu kurz gesprungen, die PID aus ethischen Gründen zu verbieten. Zudem haben Frauen, die eine in-vitro-Fertilisation durchführen lassen, schon genug Anstrengungen unternommen, um ein Kind zu bekommen. Es ist für ausnahmslos alle Beteiligten (und da schließe ich explizit auch den Embryo/das ungeborene Kind ein) besser, solcherlei Schädigungen so früh wie möglich zu erkennen.
Stammzellenforschung bietet bisher ungeahnte Möglichkeiten. Die ethisch problematische Gewinnung embryonaler Stammzellen aus befruchteten Embryonen ist ein Thema, mit dem ich mich nicht näher befasst habe. Aus dem Bauch heraus habe ich kein grundlegendes Problem mit der Nutzung vorhandener Embryonen aus in-vitro-Fertilisationen zur Forschung. Diese Meinung ist aber nicht unbedingt abschließend.
Bei Gentherapien verhält es sich bei mir ähnlich wie bei der Stammzellenforschung: grundsätzlich bietet dieser Forschungsbereich bisher unerkannte Möglichkeiten. Diese dürfen aber nicht um jeden Preis verfolgt werden. Eine Förderung spezieller Projekte schließe ich nicht aus, möchte aber im Zweifelsfalle entscheiden und eine Pauschalzusage geben.
Matthias Fitzke
Forschung an embryonalen Stammzellen, Gentherapien und Präimplantationsdiagnostik sind Fragestellungen aus dem Bereich, in dem die Wissenschaft die Moral überholt hat.
Dazu will ich ein Beispiel geben. Theoretisch können wir derzeit aus menschlichen Hautzellen pluripotente adulte Stammzellen herstellen. Mit anderen Worten, nach einer biochemischen Umwandlung der Hautzellen können daraus theoretisch neue Menschen erzeugt werden. Das führt - etwas überspitzt betrachtet - zu dem Schluss, jeder der sich die Hornhaut ab raspelt begeht eine Abtreibung.
Absolut verückt wird es, wenn eine Eizelle künstlich befruchtet wird und das mitochondriale Genom durch die mDNA eines dritten Elternteil (nicht Eizellen- oder Spermaspender/in) ausgetauscht wird. Die Frage die sich stellt ist, wie ist der mDNA-Spender zu bezeichnen und welche Stellung nimmt er innerhalb der Familie ein?
Allein dies beiden Beispiele zeigen, dass Fragen, die aus der modernen Wissenschaft entstehen nach heutigem ethischen Verständnis nicht mehr sinnvoll beantwortet werden können. Hier ist der Einsatz einer Ethikkommission zwar hilfreich, aber wenn die Fragen so einfach zu beantworten wären, bräuchten wir keine Ethikkommission mehr.
Um nun die Fragen doch noch zu beantworten, ohne die Gewähr, mich darauf festzulegen:
Die Forschung an embryonalen Stammzellen würde ich zulassen, solange das Blastulastadium noch nicht erreicht ist. Gentherapien würde ich nicht ausschließen. Es ist aber zu beachten, dass gerade beim Einsatz viraler Vektoren es zur Karzinombildung kam. Die Präimplantationsdiagnostik würde ich zulassen. Die wirklich interessant Frage ist, wie geht man mit dem Ergebnis um?
Ein Förderung der Wissenschaft ist generell begrüßenswert. Da die Gelder in der Regel begrenz sind, können die vorgenannten Gebiete gefördert werden, es muss/sollte aber mit einem generellen Nutzen einhergehen, der ethisch noch vertretbar ist und das kommt auf den jeweiligen Einzelfall an.