SN:Bundestagwahl 2013/Kandidatenfragen/Innere Sicherheit

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FRAGE
Wie stehst du zu der These, dass härtere Strafen von Kriminalität abhalten? Michael Matschie

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Florian Bokor

Ich steh' da nicht zu. Ich hab' da Studien gelesen, die bewiesen haben, dass das falsch ist.

Christian Hoffmann

Halte ich auch für nicht schlüssig.

Impyer 07:58, 4. Dez. 2012 (CET)

Ich lehne diese These ab.

Höhere Strafen halten keine Täter ab.

Es gibt mehrere Studien und Erhebungen, welche die klare Unwahrheit dieser These belegen.

Voltaire07

Wie stehst du zu der These, dass härtere Strafen von Kriminalität abhalten?

Es gibt unzählige Untersuchungen zur Todesstrafe, die diese These allein schon widerlegen. Oder ein völlig anderes Beispiel, die Prohibition in den USA, die genau zum Gegenteil führte.

Spannender ist die Überlegung einer Reduzierung von Strafen und sogar Straffreiheit. Die Betrachtung der Abschreckung durch Strafbewehrung ist aus der Sichtweise der nicht kriminellen Bevölkerung.

Wechseln wir in die Sichtweise aus den Strafvollzugserfahrungen und psychologischen Wirkung von Haft, dann stellt sich die Frage nach dem Sinn von Strafe generell.

Strafe als Strafe ist ein biblisches Relikt. Gehen wir in eine Denke außerhalb von Schuld, Sühne und Buße, dann gibt es die realistsichere Beurteilung von Vergehen nach dem Maß des sozialen Schadens und nach der Verhinderung des Täters, nach der Wiederholbarkeit.

Damit sind Sexual"straf"täter zum Beispiel eine völlig andere Kategorie als Eigentumsdelinquenten. Die Einen werden mit fehlenden Lernprozessen konfrontiert, die anderen können sich "weiterbilden".

Taten, die einer psychischen Schädigung geschuldet sind, sollten den Täter aus dem sozialen Umfeld entfernen, also unschädlich halten. Jeder Strafgedanke ist moralisch abzulehnen.

Täter die materiellen Schaden zufügen, sollten unter Beobachtung stehen, einer Bewährung unterstellt werden, aber nicht unbedingt weggeschlossen werden. Ich biete dies als Diskussionsgrundlage an, nicht als ein direktes Gesetzesvorhaben oder stringente Überzeugung.

Ich habe durch eigene Erfahrungen diese Dinge erleben können. Ausschlaggebend war mein Ersatzdienst in einem Resozialisierungsmodell, wo ich 13 Monate mit fünf schweren Straftätern in einer Wohngemeinschaft als Freiwilliger zusammen lebte. Ich war die rechte Hand eines Bewährungshelfers, der direkt mit dem Landgericht arbeitete. Mein Job war quasi 24h und betraf Einkauf, Alltag und Wohnen, deren soziales Lernen sowie die Betreuung gegenüber Ämtern, Arbeitssuche und der Justiz. Es waren Räuber, schwerer Einbruch, Mörder und Drogendelikte. Mit mehreren hatte ich noch jahrelangen Kontakt.

Ein anderer Job war als Sozialarbeiter bei ASF (Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V.) in einem Heim, das ausschließlich für polnische ehemalige KZ Insassen mit nachfolgender lebenslänglicher Haftstrafe bestimmt war.

Frank Umann

Wichtiger wären - gerade im Bereich Jugend- und Gewaltkriminalität - schnellere Strafen bzw. schnellere Verfahren.

Ob härtere Strafen abschrecken, bezweifle ich - kann es aber nicht mit Gewissheit sagen. Ich weiß nicht, wie Kriminelle ticken. Möglicher weise hängt es auch von der Art der Delikte bzw. vom Einzelfall ab.

Vermutlich gibt es Studien, die das eine oder das andere belegen. Soweit ich weiß, überwiegen jedoch die Studien, dass härtere Strafen nichts bringen. Die USA könnten ein Beleg dafür sein.

Thomas Walter

Diese These ist wohl falsch. Das zeigen Studien, auch zur Todesstrafe in den USA. Strafe hat schuldangemessen zu sein. Die Größe des geschaffenen Unrechts des Täters in Bezug auf Dritte ist dabei ebenso zu berücksichtigen, wie der Grad der Verwerflichkeit seines eigenen Tuns. Dazu bedarf es eines Strafrahmens, der sich auch überall in den Gesetzen wiederfindet. Es ist also nicht Frage zu stellen, ob der Strafrahmen ausreichend ist, was ich bejahen möchte, sondern ob die Gerichte den Starfrahmen auch tatgerecht anwenden.

Neismark

Wie stehst du zu der These, dass härtere Strafen von Kriminalität abhalten?

Ich halte diese These für komplett falsch. Träfe sie zu, müsste die Kriminalität in den Vereinigten Staaten um einiges niedriger sein als hierzulande - doch es ist meines Wissens genau umgekehrt. Ich denke, der soziale Friede ist weit entscheidender für eine geringe Kriminalitätsrate. Dort sollten wir ansetzen, nicht im Strafrecht, das sowieso die Ultima Ratio darstellt.

Carolin Mahn-Gauseweg

Ich schließe mich Thomas vollumfänglich an.

Matthias Fitzke

Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der eine Straftat begehen wollte, vorher ins Strafgesetzbuch gesehen hat und sich gesagt hat: Oh dafür gibt es ja bis zu fünf Jahre, na dann lass ich das Ganze! Ein Täter geht davon aus, dass er nicht erwischt wird oder es ist soviel Hass im Spiel, dass ihm alles egal ist.