Interview Falkvinge2

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Interview mit Rick Falkvinge von dem italienischen Blogger Federico Mello (http://www.youtube.com/watch?gl=DE&v=xa8H-9u0HH4) Lizenz: cc-by Link: http://www.generazioneblog.it

Das Interview ist von August 2006, also noch vor der ersten Wahl der Piratenpartei.

Warum hast du die Piratenpartei gegründet?

Das Problem war, dass die Politiker aktiv sich dafür entschieden haben, nicht auf die gesamte jüngere Wählergeneration zu hören. Wir haben diese neue Technologie, diese neue Kultur mit File-Sharing und dem Internet und die Politiker verstehen sie nicht. Sie haben sich aktiv dafür entschieden, die gesamte jüngere Generation der schwedischen Bürger und Wähler zu kriminalisieren.

Also haben wir versucht es ihnen zu erklären, aber sie wollten nicht. Die einzig verbliebene Option war sie am Wahltag, bei den Wahlen herauszufordern. Deshalb haben wir die Piratenpartei gegründet.

Was schlägt die Piratenpartei in ihrem Programm vor?

Wir haben nur drei Themen und diese sind sehr stark miteinander verbunden. Wir reden über "Shared Culture", "Free Knowledge" und über Privatspähre. Diese sind sehr eng verbunden - Wenn man sich Copyright heute anschaut, ist das Problem, dass Copyrightverletzungen in privater Kommunikation stattfinden. Wollte man also Copyright durchsetzen, müsste man jede private Kommunikation belauschen und überwachen. Wenn man das täte, ginge das Postgeheimnis (Fernmeldegeheimnis) verloren, ebenso wie das Recht auf Anonymität, zum Beispiel wenn man einen Journalisten kontaktieren möchte. Diese Werte sind entschieden wichtiger für eine demokratische Gesellschaft als eine alte Einnehamequelle für die Unterhaltungsindustrie.

Wir stehen an einem Scheideweg. Copyright wie es heute existiert und das Recht auf Privatspähre, das Recht auf private Kommunikation, schließen sich mehr und mehr gegenseitig aus. In dieser Abwägung muss Copyright zurückstehen. Die Politker verstehen das nicht. Und das ist ein Problem.

Was ist euer Standpunkt zu anderen politischen Themen?

Wir sagen, dass die drei Themen, die wir bearbeiten von solcher Wichtigkeit sind, dass wir uns entschieden haben, keine andere Themen behandeln werden. Wir finden es nicht wichtig, ob Taxifahrten mit 11 oder 12% besteuert werden, es interessiert uns nicht, ob die Steuer auf Bücher 19 oder 20% ist. Wirklich, es interessiert uns nicht.

Diese drei Themen sind so entscheidend, dass wir uns entschieden haben nichts anderes zum Thema zu machen.

Ist die Piratenpartei eine lokale oder globale Bewegung?

Wir sind hier in Schweden gestartet, weil man eben wo anfangen muss, aber dies ist definitiv ein globale Bewegung. Wir sind hier am 1. Januar gestartet, aber es gibt bereits 12 Parteien weltweit, die sich bilden oder schon gebildet haben in anderen Ländern. Und die Idee verbreitet sich in die Welt wie ein Lauffeuer. Wir erleben die Geburt einer neuen globalen, politischen Macht.

Wie das Internet so die Piratenpartei?

Sicher, ich mein die Leute im Internet interessieren sich nicht wirklch für nationale Grenzen. Jeder spricht mit jedem. Wir haben schon gescherzt, dass die Piratenpartei als erste Partei bei der Europawahlen 2009 als *eine* Partei europaweit antreten wird.

In Sachen "Free Knowlegde", welche Parallelen siehst du zwischen der Geschichte und der heutigen Zeit?

Es gibt eine sehr starke historische Parallele. Im Mittelalter kontrollierte die Kirche jede Information, jedes Wissen, jede Kultur und sie hat aktiv versucht zu verhindern, dass die Menschen Lesen und Schreiben lernten.... Weil der Priester ihnen alles erzählen sollte was sie wissen sollten. Die Kirche hat es wirklich verstanden was es heißt, die Kontrolle über die Kultur zu verlieren.

Aber letzlich haben die Leute Lesen und Schreiben gelernt. Die Kirche war natürlich nicht erfreut, genau wie die Adeligen, weil die Leute plötzlich ungehindert Wissen und Kultur austauschen konnten, welches nicht vorher extra zugelassen wurde. Und das ist *genau* das was wir heute wieder sehen.

Es gibt immernoch diese Art von Massenkommunikation. Noch vor 15 Jahren war es (ausschließlich) so, dass einer zu vielen spricht, so wie bei einer Zeitung ein (verantwortungsvoller/verantwortlicher) Verleger mit der Öffentlichkeit kommuniziert. Der Fersehsender kam von einem Ort, und so weiter und so fort. Heute jedoch, durch das Internet, tauschen Millionen von Menschen Kultur und Wissen von selbst die ganze Zeit im Internet. Es gibt niemanden mehr, den man zur Verantwortung ziehen könnte, wenn das falsche Wissen sich verbreitet.

Und das ist entscheidend. Denn auf einmal st es nicht mehr möglich, Information, Kultur oder Wissen zu kontrollieren. Und diejenigen, die Kultur und Wissen kontrollieren, kontrollieren die Welt. (... unklar ...) Die Leute verstehen nicht wie wichtig das Thema wirklich ist.

Wieviele Stimmen wollt ihr erreichen?

Es ist schwer zu sagen, wie viele Stimmen wir erhalten werden. Wir brauchen 225.000 Stimmen um ins Parlament einzuziehen. Es gibt 1,2 Millionen File-sharer in Schweden, was bedeutet, dass nur ein Fünftel dieser kriminalisierten und dämonisierten Leute ausreicht, wenn sie sagen: Genug ist genug.... Dann kommen wir ins Parlament.

Das sind unsere Aussichten, und es sind noch 47 Tage bis zur Wahl und vieles kann in dieser Zeit passieren.

Bist du und die anderen Piratenkandidaten bereit dazu ins Parlament zu einzuziehen?

Wir sind bereit, ja. Wir haben unsere Kandidaten, wir haben unsere Roadmap.. oder wir sind Piraten wir nennen es nicht Roadmap, wir haben unser Chart (Seekarte) und wir glauben das ist der Anfang etwas Großem.

Was sagen die etablierten Parteien in Schweden zu den Piraten?

Oh sie versuchen vorzugeben, dass wir nicht existieren. Wir kennen unsere Themen, besser als irgendwer sonst. Und die wissen das. Und wir weigern uns irgendetwas anderes zu diskutieren, weil wir uns nicht mit deren Themen beschäftigen. Wir haben uns absichtlich dazu entschieden, keine politische Angriffsfläche zu bieten. Es gibt keinen Weg uns mit etwas zu konfrontieren, was wir nicht besser als jeder andere verstehen.

Also.... Es ist schwer zu sagen. Wir haben viel mit den Jugendverbänden gesprochen.. und das ist eigentlich sehr interessant, weil die Trennlinie bei diesen Themen nicht zwischen den traditionellen linken oder rechten Lager geht, sie geht zwischen den Mutterparteien und deren Jugendverbänden. Die Jugendverbände stimmen uns in allen Punkten zu, deren Mutterparteien nicht.

Willst du den Filesharing-Supportern in der Welt etwas mitteilen?

Oh Ja. Wir stehen durch die Aktionen der Unterhaltung-Lobby unter Belagerung. Diese versucht alles in ihrer Macht stehende um Fortschritt zu verhindern, die Verbreitung von Kultur zu verhindern und Privatspähre wie wir sie kennen zu beenden. Der einzige Weg dies zu stoppen, ist sich zu vereinigen. Wir haben in Schweden gezeigt, dass man es schaffen kann. Das einzige was fehlt ist jemand, der sich hinstellt und sagt: Hey, wir sammeln uns hier, und beenden deren Lobbying.