Bundesparteitag 2011.2/Antragsportal/Q021

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Tango-preferences-system.svg Dies ist ein Antrag für den Bundesparteitag 2011.2. Antragsseiten werden kurze Zeit nach Erstellen durch die Antragskommission zum Bearbeiten gesperrt. Das Sammeln und Diskutieren von Argumenten für und gegen den Antrag ist auf der Diskussionsseite möglich

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Tango-dialog-warning.svg Dieser Text ist (noch) keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland, sondern ein an den Bundesparteitag eingereichter Antrag. Jedes Mitglied ist dazu berechtigt, einen solchen Antrag einzureichen.

Antragsnummer

Q021

Einreichungsdatum

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Antragstitel

Anträge Chancengleichheit und Qualitätssicherung: 04 Nachhaltige Kernlernziele

Antragsteller

Antragstyp

Positionspapier

Antragstext

Nachhaltige Kernlernziele mit optionalen Erweiterungen zur Förderung autonomen und fokussierten schulischen Lernens

Bedarf im deutschen Schulsystem besteht hinsichtlich der noch ausstehenden Reduzierung ausufernder Curricula der Bundesländer auf ausgewählte Kernlernziele. Bei der Umstellung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre (G8) wurde bundesweit die Chance vertan, die Lehrplaninhalte angemessen zu reduzieren und zu fokussieren. Auch in den vorangehenden Klassenstufen behindern überfrachtete Lehrpläne eine vertiefte Behandlung von fundamentalen und für das weitere Lernen essentiell notwendigen Kernlernzielen mit Bezug zu fachlicher und allgemeiner Bildung. Wünschenswert ist zudem eine größere Autonomie von Schulen, Lehrkräften und Lernenden bei der Auswahl zusätzlicher, optionaler Lernziele entsprechend der Interessen und Bedürfnisse der Lernenden. Dies lässt sich durch fokussierte Kernlernziele ebenfalls stärker unterstützen. Schulisches Lernen wird derart nachhaltiger, effektiver und autonomer.

Antragsbegründung

Das Ziel hierbei ist nicht, dass Kinder weniger lernen, sondern dass sie effektiver und nachhaltiger lernen. Dies lässt sich über eine ausführlichere und kumulative (mehrfach wieder aufgegriffene, aufeinander aufbauende) Behandlung von Kernlernzielen anhand exemplarischer Problemstellungen unterstützen, die genug Zeit für individuelle Lernwege und unterschiedliche Schwerpunktsetzungen entsprechend des Vorwissens und der jeweiligen Interessen ermöglichen. Exemplarische Problemstellungen lassen sich auf verwandte Situationen übertragen und legen somit die Grundlage für ein tragfähiges Verständnis und lebenslanges Lernen. Schüler und Lehrer machen im alltäglichen Unterricht beständig die Erfahrung, dass weiter zurück liegende Unterrichtsinhalte schnell wieder in Vergessenheit geraten, u.a. weil der übervolle Lehrplan dazu verleitet, schnell und in Kürze die nächsten Stoffinhalte zu behandeln. Von daher sind die aktuellen, übervollen Lehrpläne/ Curricula nicht als effektiv zu bezeichnen, verursachen zudem Stress und demotivieren von sich aus lernbereite Kinder und Jugendliche.

In der nahen Vergangenheit gab es in Deutschland bereits zwei bundesweite Ansätze, diese unzweckmäßige Fülle der Lehrpläne/ Curricula der einzelnen Bundesländer zu reduzieren: Anlässlich der Umstellung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre (G8) gab es Ansätze in verschiedenen Bundeländern, die gymnasialen Lehrplaninhalte zu überarbeiten und von unnötigem Ballast zu befreien. Es wurden Fachlehrergruppen damit beauftragt, verzichtbare Lehrplaninhalte in ihrem Schulfach zu identifizieren und zur Kürzung vorzuschlagen. Hierbei zeigten sich diese Fachlehrergruppen jedoch wenig kooperativ, da sie im Wettbewerb der Schulfächer untereinander befürchteten, den Anteil ihres eigenes Schulfachs am Gesamtumfang der Wochenstundenzahlen pro Klasse zu verringern, was wiederum einen schwindenden Bedarf an entsprechenden Fachlehrkräften mit sich bringen würde. Vor diesem Hintergrund lässt sich auch erklären, warum sich einige Lehrerverbände gegen eine Reduzierung der Lehrplaninhalte/ Curricula aussprechen: Sie befürchten eine Schwächung des Bedarfes an Lehrpersonal und damit eine Ressourcenreduzierung für ihre Mitglieder. Eine Überarbeitung der Lehrplaninhalte / Curricula der Bundesländer, wie sie in diesem Antrag formuliert ist, geht jedoch nicht von einer parallelen und gar spürbaren Reduzierung der Unterrichtsstundenzahl aus, wie sie vermutlich auch Finanzbeauftragte der Länderhaushalte schnell befürworten würden. Eine solche Kürzung soll jedoch auch nicht von vorneherein ausgeschlossen werden, wenn sich herausstellt, dass dies aus rein inhaltlichen Sachargumenten und nicht aus finanziellen Überlegungen in Bezug auf den Bildungshaushalt angemessen ist. Das Ziel von Teil 4 besteht darin, ein qualitativ hochwertigeres schulisches Lernen zu ermöglichen, das individuelle Lernwege, optionale Schwerpunktsetzungen und nachhaltiges Lernen unterstützen. Dafür müssen die Lerninhalte von unnötigem Ballast befreit und auf das Wesentliche konzentriert werden.

In diese Richtung und aus dieser Zielperspektive argumentiert auch eine aktuell maßgebliche Expertise der KMK und des BMBFs zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards (Klieme et al. 2003). Eine Reduzierung auf Kerncurricula ermöglicht Schulen „Freiraum für die innerschulische Lernplanung“ (S. 9). Curriculare Regelungen unterhalb der Bildungsstandards (die Kernlernziele definieren) sollen tendenziell in die Schulen verlagert werden (S. 17). Eine Überarbeitung der bisherigen Lehrpläne regt weitergehend eine notwendige und hilfreiche Qualitätsdebatte über die wesentlichen Kerne eines jeden Faches an (vgl. S. 20). Die Kernideen der Fächer sollen besonders klar herausgearbeitet werden, um schulisches Lernen zu fokussieren (vgl. S.26). Damit können die in Kerncurricula enthaltenen Kernideen eine hilfreicheres und fundiertes Referenzsystem für das professionelle Handeln der Lehrkräfte bereitstellen, als dies gegenwärtig bei den zu detaillierten und überfrachteten Lehrplänen (der Bundesländer) gegeben ist (vgl. S.50). Eine klare Herausarbeitung von Kernlehrzielen gewährleistet überdies die Anbindung schulischen Lernens an klassische und auch moderne Dimensionen von Allgemeinbildung (grundlegende Kulturtechniken = literacy Konzepte + Medienkompetenz + wissenschaftliche Modi der Welterfahrung + „historische“, „mathematische“, „linguistische“ und „ästhetisch-expressive“ Modi der Welterfahrung  „Kerncurriculum moderner Allgemeinbildung“; vgl. S.67; weitergehend S. 94-98).

Die deutlichere Überarbeitung, Reduzierung und Fokussierung der aktuellen Curricula und Lernziele auf Kernlernziele und Kerncurricula würde somit einen wesentlichen Beitrag zur verbesserten Unterrichts- und Schulqualität leisten.

Einen ergänzenden und weiterführenden Einblick in die aktuelle öffentliche Debatte zur wünschenswerten Reduzierung und Fokussierung von Lernzielen geben folgende links:

Einen allgemeinverständlichen Bezug zu entsprechenden Argumenten aus Psychologie, Bildungs- und Hirnforschung stellt dieser ZEIT-Artikel her: http://www.zeit.de/2011/33/Lehrplaene-Bildung-Schule/seite-1

Einen Bezug zu Kernkompetenzen in einzelnen Schulfächern stellt dieser Artikel in der ZEIT her: http://www.zeit.de/2011/33/Schulfaecher-Lehrplan/seite-1

Einen Bezug zur auch internationalen Debatte um Kerncurricula findet sich auf: http://www.kerncurriculum.de/

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Datum der letzten Änderung

11.11.2011

Antragsgruppe

Bildung und Wissenschaft

Status des Antrags

Pictogram voting keep-light-green.svg Geprüft