Benutzer Diskussion:Michael Ebner/Strategie
Du schreibst (Abschnitt "was ist zu tun"):
"Der innerparteiliche Umgang ist ein Beleg dafür, wie wir mit anderen Menschen umgehen. In der derzeitigen parlamentarischen Demokratie machen die Wählenden alle vier bis fünf Jahren ein Kreuz und sind in der Zeit dazwischen den gewählten Parteien weitgehend schutzlos ausgeliefert - keine Situation, die zu Experimenten mit Parteien einlädt, die wenig behutsam und wertschätzend mit anderen Menschen umgeht. Zudem schadet der innerparteiliche Umgang massiv der Wahlkampf- und Kampagnenfähigkeit und der programmatischen Arbeit."
Damit sprichst Du genau das an, was mMn ein gewichtiger Punkt für die derzeitige Situation der Piratenpartei ist. Wahlentscheidungen ansich und die eigene Motivation zur Stimmabgabe ist beim Wähler mMn weniger rational als man gemeinhin denkt. Mein derzeitiger Beobachtungsstand ist: Emotionen bestimmen das Handeln der Menschen weit stärker als rationale Entscheidungen. Einerseits ist das Binden der Emotionen ein sehr gefährliches Spiel, andererseits ist der Verlust der emotionalen Bindung an eine Partei (hier der Piratenpartei) der sichere Untergang der Partei in einer parlamentarischen Demokratie. Die emotionale Bindung an eine Partei halte ich für gefährlich, weil dadurch auf die jeweiligen (zum Teil sehr starken) Emotionen der potentiellen Wähler angeknüpft werden muss. Diese Emotionen in den Menschen erlebe ich zum Beispiel auf Demonstrationen, in Gesprächen oder wenn ich einfach in die Gesichter der Menschen auf der Straße schaue. Die Motivation der Menschen bestehende gesellschaftliche Strukturen oder Machtverhältnisse zu ändern entspringen oftmals einer z.T. sehr starken persönlichen Betroffenheit. Der der starke Zulauf der Piratenpartei in den Jahren 2007-2010 konfrontierte die Parteiführung der jungen Partei mit vielen emotional aufgewühlten Menschen. In meiner persönlichen Rückschau zeigt sich, daß die Piratenpartei mit diesem Zustrom von Wählern und Neumitgliedern und dem sich daraus ergebenden Wachstum überfordert war. Nach meiner Einschätzung wäre es sinnvoll, wenn die Piratenpartei nochmal versucht, die Bedürfnisse der großen Zahl von Emotional unzufriedenen Menschen in - mittel- bis langfristig betrachtet - konstruktives gemeinsames Arbeiten/Handeln und eine immer stärker werdende rationale Bindung transformiert OHNE dabei die emotionale Bindung zu verlieren. Da die Menschen Individuen sind, kann es nicht sinnvoll sein, die Mitglieder zu sehr an ein aussagekräftiges Parteiprogramm zu binden. Eine politische Organisation in Form einer "Firma", die optimale Arbeits- und Umsetzungsbedingungen für Menschen mit sozial verträglichen Änderungswünschen schafft - das entspricht in etwa dem, was ich für die aussichtsreichste Vision für die "Piratenpartei" halte.
in diesem Sinn: ein erfolgreiches 2015!