Benutzer Diskussion:Johannesponader/Crowdfunding

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Pledge Link und Begriff Grundeinkommen

Auch wenn ich mich wie Don Quijote fühle...

Das ist so, wie Ihr das da macht, absolut kontraproduktiv.

a) Es ist kein Grundeinkommen, ganz im Gegenteil. Es ist weder "bedingungslos" noch für ALLE. Das ist genau das, was wir Piraten NICHT wollen
b) Euer Link zur Pledge funktioniert nicht einmal. Das wirkt alles andere als seriös.

Husky 08:57, 10. Aug. 2012 (CEST)

Danke für dein Feedback.
zu a) Das sehen zahlreiche Menschen so wie du. Der Begriff Grundeinkommen wurde daher weggenommen.
zu b) Der Link wurde entfernt.
--Johannesponader 12:54, 24. Aug. 2012 (CEST)

2 (kritische) Fragen

Ging als Antwort von mir über die ML-OWL
Guten Morgen Freunde,

ich würde gerne 2-3 Informationen mehr über diese Aktion erhalten.

Vielleicht kann mir jemand helfen.

a) Wie steht das im Zusammenhang mit unserer Haltung "Piraten" nicht zu bezahlen? (Ehrenamt?!)

Ob Piraten spenden oder ob die PIRATEN jemanden bezahlen ist in der Summe für mich das gleiche. Ich empfinde dies, so lange Johannes PolGf ist, als total kontraproduktiv.

b) Machen wir das jetzt mit jedem Piraten der ALG II bezogen hat oder bezieht? Wo kann man sich da dann für anmelden? (Dann kann ich das bei uns im Kreis kommunizieren) Oder ist Johannes der einzige Pirat der von dieser Spendenaktion profitiert?


Also ich befürchte, dass diese Aktion ein Schnellschuss ist, die uns eher schaden wird.

André ( Husky 09:32, 6. Aug. 2012 (CEST) )

PS: Wer verbietet es Euch eigentlich dem Johannes, wenn man das will, direkt 10,- Euro zu geben und gut?

Hallo André
Danke für deine Fragen.
zu a) Du schreibst, dass wir die Haltung haben, "Piraten" nicht zu bezahlen. Ganz haben wir diese Haltung ja nicht mehr. In der Pressearbeit und der BGS werden bereits Piraten bezahlt. Aber hier geht es um etwas anderes.
Ich wurde medial heftig angeschossen wegen meinem zeitweisen ALG-II-Bezug (und zwar vor meinem FAZ-Artikel). Aus dem scheinbaren Privileg medialer Aufmerksamkeit wurde das Gegenteil. Die Situation drohte mich psychisch komplett zu überfordern. Folge davon war die Flucht nach vorne mit Rücktritt vom Amt, flankiert durch den Artikel in der FAZ, um medial gegenzuhalten.
Bei meinen wechselnden Einnahmen durch meine künstlerische Tätigkeit wäre nun ein neues Problem entstanden: Die Abhängigkeit von Medienhonoraren, die meine künstlerischen Einnahmen aufstocken. Das würde ich aber für hoch gefährlich halten, wenn ich die Frage, ob und wann ich eine Sendung gehe, in auftragsarmen Monaten mit der Frage verknüpfe, wovon ich meine Miete zahle und nicht danach beantworte, was für die Partei sinnvoll ist.
Die Abhängigkeit von zahlreichen Kleinspendern halte ich daher - wenngleich sie selbstverständlich ebenfalls nicht ideal ist - für die beste der allesamt suboptimalen Lösungen. Wir wollen im kommenden Jahr einen Wahlkampf bestreiten, und ich will mich mit voller Kraft dort hineinwerfen. Die Piraten, die die Aktion angestoßen haben, wollten, dass ich dafür den Kopf freihabe, und jetzt nicht händeringend nach Jobs suchen muss, die mir meine Unabhängigkeit sichern. Das kann man kritisieren, es ist jedoch m. E. eine freie Entscheidung von allen Beteiligten.
Um das Ausnutzen meines Privilegs auf das Minimum zu reduzieren, bin ich die beschriebene Selbstverpflichtung eingegangen. Sie führt dazu, dass ich hoffentlich der Partei auch finanziell mehr zurückgebe, als ich bekomme, auch wenn ich derzeit vielleicht ab und an etwas aus dem Topf entnehmen muss. Wie gesagt ist eines meiner wichtigsten künstlerischen Projekte derzeit ein Kinderbuch, an dem ich arbeite. Wenn das in absehbarer Zeit auf den Markt kommt, bekommt die Partei auch davon die Hälfte der Einnahmen, egal wie hoch sie sind. Das ist der Deal, und ich finde ihn fair. Ich will mich nicht bereichern. Ich will einfach nur in Ruhe meinen Job machen.
zu b) Fände ich gut. Zumindest eine Art Versicherung gegen ungerechtfertigte Sanktionen fände ich eine tolle Idee - das ist evtl. einfacher zu finanzieren, und hätte bei Piraten, die nicht so im Licht der Öffentlichkeit stehen wie ich den selben Effekt. Hast du Lust, das mal durchzudiskutieren?
zu deinem P.S. Das verbietet mir die Transparenz. Diese Angebote gab es durchaus, und ich habe sie abgelehnt.
--Johannesponader 13:44, 24. Aug. 2012 (CEST)

Wie erfahre ich, auf welches Konto die Überweisungen gehen sollen? (Pit)

Darum kümmert sich @netkalledonn. Ich hab ihm deine Email-Adresse geschickt. --Johannesponader 12:52, 24. Aug. 2012 (CEST)

Könnt Ihr per Lastschrift einziehen? Ich mag für sowas keinen Dauerauftrag machen und vergesse es sonst. Oder ich spende einmalig etwas. (Stahlrabe)

Ich glaube das geht nicht. Einmalig ist kein Problem, so wie es Wolfgang Dudda gemacht hat. Danke! --Johannesponader 12:52, 24. Aug. 2012 (CEST)

Anonyme Fragen über jobfuerjohannes

Der Hauptkritikpunkt, den wir haben, ist dass wir es als unangemessen empfinden, dass ein Politiker – ob mit oder ohne Mandat – aber immerhin in der sehr wichtigen Position des politischen Geschäftsführers private Gelder annimmt. Hierbei ist es zunächst nebensächlich, ob du zum Leben auf diese Gelder angewiesen bist oder nicht. Kannst du diesen Punkt nachvollziehen, und wie stehst du dazu?

Ich kann diesen Punkt nachvollziehen.
Allerdings sehe ich einen graduellen, wenn auch nicht prinzipiellen Unterschied zwischen einem Mandatsträger, der nur seinem Gewissen verpflichtet sein soll und der Gelder annimmt (und dadurch ggf. seine Unabhängigkeit verliert), oder einem Amtsträger, der nicht in erster Linie eine Gewissensaufgabe erfüllt, sondern einen Auftrag für die Partei und im Auftrag der Partei zu erfüllen hat (und dabei natürlich trotzdem nicht gegen sein Gewissen handeln soll).
Außerdem handelt es sich um eine Frage der Unabhängigkeit. Ein Mandatsträger muss der Bevölkerung gegenüber Rechenschaft ablegen, die ihn gewählt hat. Ein Vorstand in einer Partei ist nicht der Bevölkerung gegenüber verpflichtet, sondern den Mitgliedern, die ihn (potentiell) gewählt haben. Es sind also diese Mitglieder zu befragen, in wie weit und unter welchen Vorraussetzungen sie ein Problem damit haben, wenn Spenden angenommen werden.
Dazu kommt, dass Mandatsträger, die von der Bevölkerung gewählt werden, normalerweise auch von der Bevölkerung (via Steuern) bezahlt werden. Unsere Amtsträger, die von den Parteimitgliedern gewählt werden, werden nicht bezahlt. Es muss ihnen daher erlaubt sein, auf irgendeinem legalen Weg für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Ob sie es per Spenden, Crowdfunding, einem privaten oder öffentlichen Stipendium, Medienhonoraren, freiberuflichen Auftraggebern, Gelegenheitsjobs, dem Jobcenter, einem Angestelltengehalt, einem Beamtengehalt etc. finanzieren - in all diesen Wegen lauern mögliche Abhängigkeiten. Keine dieser Lösungen ist - was die Unabhängigkeit angeht - optimal. Sie alle sind - verglichen mit einem Gehalt, das von der Partei bezahlt wird, suboptimal.
Ich persönlich bin der Meinung, dass ein Crowdfiunding durch viele freiwillige Kleinspenden von Parteimitglieder einem Parteigehalt noch am nächsten kommt, und verglichen mit anderen Finanzierungsmöglichkeiten noch am meisten Unabhängigkeit gewährleistet. Ich kann aber auch akzeptieren, wenn andere das anders sehen.

In der Mumblesitzung hast du mehrfach deutlich gemacht, dass du nur zwei Optionen siehst, entweder die Spendenaktion, wie sie derzeit läuft, durchzuziehen, oder auf dein Amt als PolGF zu verzichten. Warum ziehst du keine anderen Optionen in Betracht (zB dein Engagement im BuVo einzuschränken, dafür mehr Aufgaben zu delegieren, und die gewonnene Zeit nutzen um einem, zugegeben noch nicht zur Verfügung stehenden Job nachzugehen) um dein Grundeinkommen selbst zu sichern?

Ich war und bin jederzeit bereit, mein zeitliches Engagement in meinem Ehrenamt zugunsten von bezahlten Aufträgen oder Jobs einzuschränken. Ich habe in den Monaten Mai bis Juni beispielsweise immer wieder wochenweise in einem pädagogischen Projekt gearbeitet - das hat dann natürlich Priorität, wie bei jedem anderen BuVo auch. Ich hätte in den letzten Monaten auch noch mehr Wochen gearbeitet, wenn ich entsprechende Aufträge hätte akquirieren können. Wenn ich allerdings genug Aufträge oder Jobs habe, dass ich ca. 1000 Euro pro Monat zur Verfügung habe und damit meine Existenzbedürfnisse dauerhaft gesichert sind, beschränke ich meine Erwerbsarbeit auf dieses Maß und schenke den Rest der Zeit der Parteiarbeit.
Meine Aussage auf dem Parteitag "meine berufliche Situation ermöglicht es mir, 40 und mehr Stunden wöchentlich in die Partei zu investieren", war auch genau so gemeint. Wenn ich etwa 25 Stunden wöchentlich arbeite, verdiene ich genug, um davon zu leben und brauche weder Spenden noch Sozialleistungen. Wenn die Arbeit, die ich mache, besser bezahlt wird, reichen evtl. auch weniger Stunden, um meine Existenz abzusichern.
Wenn ich also dauerhaft absehen kann, dass meine Einnahmen ausreichend sind und ich daher auch keine Rücklagen für magere Monate bilden muss, dann genügen mir derzeit 25 Stunden Erwerbsarbeit pro Woche. Die mir verbleibenden Stunden kann ich dann in das Ehrenamt investieren. Bei mit zur Verfügung stehenden 70 - 80 Stunden sind das 40 Stunden und mehr für das Ehrenamt.

Wir haben sehr deutlich und harsch auf die Veröffentlichung deiner Abrechnung für den Monat Juli reagiert. Da du nichts weiter angegeben hast, gehen wir davon aus, dass dies die Beträge nach Steuern sind, du sie also in vollem Umfang zur Verfügung hast. Bitte korrigiere dies, falls das nicht der Fall ist. Warum ziehst du nicht in Betracht, von 2556,-€ Rücklagen zu bilden. Gemessen an der geschilderten Sitiation, hätte jeder Verständnis, wenn deine Honorare, die aus deinem Amt resultieren, ebenfalls zu deiner Grundsicherung beitragen. Kannst du uns hier die Gründe näher erläutern, warum du keine Rücklagen gebildet hast, und offensichtlich auch keine bilden möchtest?

Nein, die Beträge sind Roheinnahmen, also Einnahmen vor Steuern und vor Abzug der mit den Einnahmen verbundenen Kosten. Von dem was mir bleibt, gehen also noch die Betriebskosten, die Sozialversicherung und die Steuern ab.
Der Grund ist einfach: Ich habe keine Lust, erst zu warten, bis ich im Folgejahr meine Steuererklärung gemacht habe und alle Kosten zusammengetragen habe (dies würde auch niemandem nützen). Auch mein Steuersatz ist im vorhinein nicht bekannt, da ich ja vorher nicht weiß, wie viele Einnahmen ich insgesamt im Jahr haben werde. Ich kann daher jetzt noch nicht sagen, was mir am Ende nach Abzug aller Kosten von den Roheinnahmen als Nettoeinkommen bleiben wird.
Ich habe mich daher entschieden, nicht 60 oder 70% des Nettoeinkommens an die Partei zu spenden (was aus meiner Sicht eine angemessener Wert im Gegenzug für 1000 Euro Existenzsicherung wäre), sondern 50% der Roheinnahmen. Das erleichtert die Rechnung für mich und die, die sie interessiert. Zudem muss ich dann auch nicht all meine Betriebsausgaben offenlegen und mich am Ende noch für jede Glühbirne, die ich fürs Arbeitszimmer kaufe, rechtfertigen - dann wären wir sonst am Ende wieder bei Verhältnissen wie im Jobcenter, nur dass diesmal die gesamte Welt zugucken kann.
Zu den Rücklagen: Das ziehe ich in der Tat in Betracht. Aufgrund der laufenden Debatte überlege ich, die eigentlich geplanten Geldflüsse ersteinmal nur zu notieren, aber nicht durchzuführen, also auch überschüssiges Geld nicht zu spenden und im Gegenzug die Spenden nicht abzurufen (wenn sich ein Bedarf errechnet), solange ich noch irgendwie durchkomme. Derzeit kann mir das durch gewisse Kreditlinien noch leisten.
Ich werde also das Experiment zwar laufen lassen, aber vorerst faktisch nicht umsetzen.

Wir gehen mit dir vollkommen konform, dass die aktuelle ALG II Regelung und Situation untragbar ist. Dennoch bist du mit deiner Situation kein vergleichbares Beispiel zu den typischen ALG II Empfängern. Deine Situation ist eine besondere – wenn auch unter Schauspielern und Künstlern nicht ungewöhnliche. Kennst du die Statistik, wieviele der ALG II Empfänger Schauspieler und Künstler sind, und welchen Prozentsatz dies unter allen ALG II Empfängern ausmacht?

Eine so detaillierte Statistik kenne ich nicht (ihr könnte sie aber nach IFG sicherlich bei der BA in Nürnberg anfordern, wenn sie nicht sowieso öffentlich ist). Dieser Artikel http://www.heise.de/tp/artikel/34/34950/1.html enthält allerdings ein paar Zahlen für 2011 zu Selbständigen insgesamt, die einen vergleichsweise geringen Anteil der ALG-II-Empfänger ausmachen.
Was ich allerdings andersherum weiß, ist, dass unter freiberuflichen Schauspielern der Prozentsatz derer, die mit ALG II aufstocken, sehr hoch ist. Man könnte sagen, es ist für diese Branche ziemlich typisch.
Unter der Annahme, dass der Prozentsatz sehr klein ist, hälst du es dann für angebracht, deine Situation stellvertretend für andere ALG II Empfänger zu präsentieren, obwohl man daraus keine Rückschlüsse ziehen kann, die (falsche) Wahrnehmung als “arbeitsscheu” und “parasitär” entsteht und damit auf andere ALG II Empfänger projiziert wird?
Meine Situation als Selbständiger, der zeitweise aufgestockt hat (etwa ein Viertel bis ein Drittel der Zeit), ist keinesfalls repräsentativ und ich möchte sie auch nicht stellvertretend für andere präsentieren. Das, was ich stellvertretende präsentiert und in meinem Artikel in der FAZ angeprangert habe, war die Stigmatisierung, die Rechtsbrüche, die absurden oder nicht beachteten Verordnungen der Bundesagentur, die grundsätzlich alle ALG-II-Empfänger - natürlich individuell unterschiedlich stark - treffen können. Nicht alles sind meine eigenen Erlebnisse - der Artikel in der FAZ war hier stark gekürzt und hat das etwas vergröbert dargestellt. Vieles habe ich am eigenen Leib erlebt, einiges jedoch auch "nur" von Freunden erfahren oder beim Begleiten anderer ins Jobcenter miterlebt.
Der ungekürzte Artikel ist übrigens im Courage-Magazin veröffentlicht.
Warum gerade aus meinen Schilderungen die Wahrnehmung von ALG-II-Empfängern als "arbeitsscheu" und "parasitär" entsteht, verstehe ich bis heute nicht ganz. Ich habe in den Monaten, in denen ich aufgestockt habe, kein einziges Jobangebot ausgeschlagen. Ich habe mich auf passende Stellen beworben, ich habe meine Akquise betrieben und meine Projekte vorangetrieben. Ich habe in der Mehrzahl der Monate genug Einkommen, um selbst davon zu leben.
Unser Sozialsystem ist so gebaut, dass man sich keine rückwirkende Unterstützung holen kann. Daher ist jeder Freiberufler, der sich nicht sicher ist, ob er in den kommenden sechs Monaten genug Einnahmen erzielen wird, berechtigt, einen ALG-II-Antrag zu stellen. Hat er dann genug Einnahmen, wird sein Anspruch am Ende der sechs Monate rückwirkend auf Null Euro festgelegt. Sollte er bereits Gelder bekommen haben, muss er sie natürlich zurücküberweisen. Das ist ganz normal und kein Skandal, wie ihn manche Medien beschrieben haben.
Tatsächlich aber wird es sogar innerhalb der Jobcenter teils skandalisiert, denn das Ganze macht der Sozialbürokratie natürlich Arbeit. Ich musste Szenen miterleben, wo Menschen, die ich begleitet habe, angeschrien wurden, weil sie mehr Geld verdient hatten, als erhofft, anstatt dass sich der Mitarbeiter im Jobcenter für das Amt gefreut hat, dass es Geld zurückfordern darf.
Dass ich keinen Tätigkeiten nachgehen würde, die mir "keinen Spaß machen", habe ich nie gesagt, auch wenn der Spiegel oder die Bild-Zeitung das behauptet haben. Es stimmt auch nicht, dass das Jobcenter mich gemahnt hat, dass ich irgendwelche Einnahmen nicht rechtzeitig angegeben hätte oder was sonst noch alles erzählt wurde. Ich habe immer geschaut, dass ich arbeiten und dabei Geld verdienen kann.
Was ich allerdings gesagt habe, ist folgendes: "Wenn ich in einer Arbeit keinen Sinn sehe, gehe ich unter“. Das Zitat mag vielleicht nicht besonders glücklich sein, aber es drückt dennoch etwas völlig anderes aus, als das falsche Spaß-Zitat. Es gibt immer Arbeiten, die keinen Spaß machen, und dennoch sinnvoll sind. Jeder, der arbeitet kennt das.
Folgendes einfaches Beispiel: Ich hatte kürzlich einen Auftrag, Tabellen für einen Test auszuwerten. Die Auswertung sollte manuell mit Papier, Taschenrechner und Stift erfolgen. Es waren ca. 70 Sets à 30 Bögen, jedes Set brauchte so etwas über eine halbe Stunde. Ich hätte mich nun 40 Stunden hinsetzen können und den Job runterackern. Darin habe ich aber keinen Sinn gesehen. Ich habe also meinem Auftraggeber angeboten, eine Auswertungstabelle zu programmieren, damit die Arbeit schneller geht. Am Ende konnte man einen Bogen in zwei Minuten auswerten.
Faktisch habe ich damit Arbeit vernichtet. Ich habe mir selbst die Arbeit wegrationalisiert. Ökonomisch, aus meiner individuellen Sicht, wäre es sinnvoll gewesen, meine IT-Kenntnisse zu verheimlichen und den stupiden Job so zu erledigen, wie es mein Auftraggeber wollte. Das hat für mich aber keinen Sinn ergeben, ich hätte es sogar für unmoralisch gehalten.
Genauso funktioniert es für mich nicht, auf einem Job zu bleiben, wenn es an dem Tag nichts mehr zu tun gibt, die Zeit zu verbosseln und aufzuschreiben (was in vielen Jobs immer wieder passiert) anstatt früher Schluss zu machen. Arbeit ist für mich etwas, das zu tun ist, weil wir etwas erledigen oder etwas schaffen wollen. Nicht etwas, das einen Selbstzweck hat, weil Arbeit an sich toll ist. Oder etwas, das ich mache, um meinem Arbeitgeber das Geld wegzunehmen.

Angenommen, wir finden einen Arbeitgeber, der eine Stelle wie in unserem ersten Blogpost beschrieben, anbieten würde, würdest du dich um diesen Posten bewerben und ihn ggf. annehmen?

Wenn die Stelle tatsächlich so wäre, wie in dem Profil angegeben, würde sich nahezu jeder Freiberufler in Berlin, der in einer Situation wie ich ist, um diese Stelle reißen. So eine Stelle bekommt man normalerweise nur über viel Glück oder über Beziehungen. Ich müsste also davon ausgehen, dass ich die Stelle ohne meine Bekanntheit als PolGF der Piraten nicht bekommen hätte, und der durchaus berechtigte Privilegien-Vorwurf würde auch hier gelten.
Ich müsste mich daher fragen, ob ich, wenn mir tatsächlich so eine Stelle angeboten würde, nicht ein Privileg ausnutzen würde, und ob ich sie daher nicht an jemanden anderen weitervermitteln müsste, der sich für uns Piraten den Arsch aufreißt und weniger Möglichkeiten hat als ich derzeit, Geld zu verdienen, so wie ich die Spenden, die für mich gesammelt werden, auch an andere Zwecke weiterreichen will.
In jedem Fall würde ich niemals eine Stelle annehmen, wenn ihr sie mir vermittelt, solange ihr anonym bleibt. 1000 Euro von einem Arbeitgeber zu bekommen mach potentiell viel mehr abhängig als die selbe Summe von vielen Menschen als Garantie bereitgestellt zu bekommen, zumal von Menschen, bei denen ich aus gutem Grund davon ausgehen kann, dass sie keine Bedingungen daran knüpfen.
Woher weiß ich, dass ihr die Stelle nicht eingefädelt habt, um mich zu beeinflussen?
Nun stellt euch mal vor, ich bekomme durch eure Vermittlung einen Job. irgendwann, in ein paar Monaten, bekomme ich einen Anruf, anonym. Darin wird mir eröffnet, ihr würdet dafür sorgen, dass ich meine Stelle wieder verliere, wenn ich nicht... Die Spendenaktion habe ich eingestellt. Aufs Jobcenter kann ich nicht zurück. Und euch anprangern kann ich auch nicht, da ihr anonym seid. Got it?
Ich finde eure komische Heimlichtuerei sowieso ziemlich peinlich. Die offen ausgesprochene Meinung von @branleb, @purplePirate und den vielen anderen, die sich offen und kritisch zu der Aktion geäußert haben, schätze ich sehr sehr viel mehr, als euer anonyes und extrem polemisches Gebashe.
Ein bisschen weniger Polemik auf eurere Seite und ein bisschen mehr Gesicht hinter eurer Aktion würde meinen Eindruck, euch geht es eigentlich mehr darum, mich vorzuführen, auf den Prüfstand stellen. Derzeit habe ich nur diesen.
Ihr schreibt zum Beispiel auf eurer Seite bis heute, ich wäre auf Spenden angewiesen, obwohl das so nicht stimmt. Was stimmt ist: Ich bin insofern auf die als Garantie bereitgehaltenen Spenden angewiesen, insofern sie mich unabhängig machen von Medienhonoraren, die man mir anbietet. Diese Unabhängigkeit bekomme ich aber durch das Geld einfach dadurch, dass es auf dem Treuhandkonto liegt (bzw durch die Zusagen der Spender), unabhängig davon, ob ich es abrufe. Ich beziehe seit zwei Monaten kein ALG-II mehr, habe bis heute das Treuhandkonto nicht angerührt und werde das auch ersteinmal nicht tun. Der Satz, ich wäre auf Spenden angewiesen, ist also so nicht richtig.
Wer anonym ist, kann sich vieles erlauben: Polemik, intransparentes Agendasetting, Beleidigungen, Unterstellungen, Veröffentlichen privater Nachrichten ohne Rückfrage beim Absender. Kein guter Stil, finde ich. Aber das ist eure Entscheidung.
Ach ja: bevor ich's vergesse: Ist es ok, wenn ich eure DMs an mich veröffentliche?

Würdest du im gleichen Zug auf die Spendenaktion verzichten?

Einen Job kann man jeden Moment wieder verlieren. Mir scheint, ihr habt die Aktion noch immer nicht verstanden: Wenn ich durch einen Job, wie ihr ihn euch vorstellt, dauerhaft monatlich 1000 Euro verdienen würde, würde ich das Geld der Spendenaktion auch dauerhaft nicht brauchen. Ich würde die Aktion dann natürlich nicht abbrechen, sondern der Organisator könnte das Geld dann mit Freude im Namen der Spender Monat für Monat an die Piratenpartei überweisen, so wie ich es mir auch unabhängig von eurem "der arme Johannes braucht einen Job"-Getrolle wünsche. Wieso sollte ich eine Aktion abbrechen, die Monat für Monat Spenden für die Piratenpartei generiert, bloß weil ich sie nicht mehr brauche? Würde ich das tun, dann würde ich tatsächlich aus dem Egoismus handeln, den ihr mir unterstellt und sollte sofort zurücktreten.
Die Spenden, die von den Spendern einen alternativen Verwendungszweck zugewiesen bekommen haben, könnten dann dorthin fließen, wo die Spender sie haben wollen. Die Spenden, bei denen die alternative Verwendung mir überlassen würde, würde ich gerne in einen Topf fließen lassen, der Piraten, die darauf angewiesen sind, die Fahrt und Teilnahme bei Treffen, Camps etc. ermöglicht. So würde das Geld, das mich abgesichert hat, von mir aber nicht gebraucht wurde, an andere fließen, die das Geld dringender benötigen.

Die Sozialpiraten haben das Spendenprojekt sehr kritisiert, und man wirft dir auch vor, dass du der BGE Diskussion damit mehr geschadet hast, als geholfen. Wäre dies kein Grund für dich, auf diese Aktion zu verzichten, zugunsten einer sachlichen BGE-Diskussion?

Ich wüsste nicht, wo die Sozialpiraten das Projekt kritisiert haben. Der kritische Beitrag auf der Seite der Sozialpiraten war eindeutig als Gastbeitrag gekennzeichnet.
Dass die Verknüpfung der Aktion mit dem Begriff BGE schädlich war, habe ich wahrgenommen. Daher habe ich in Rücksprache mit den Organisatoren diesen Begriff und die Verweise auf BGE aus der Aktionsbeschreibung entfernt. So langsam kommt das auch bei den meisten an.

Auch ist die öffentliche Wahrnehmung deiner Person sehr negativ geprägt von der Spendenaktion, was auch auf die Piratenpartei zurückfällt. Wann ist hier für dich der Punkt erreicht, an dem du entweder von der Spendenaktion oder im schlimmsten Fall von deinem Posten zurück trittst, um weiteren Schaden von den Piraten abzuwenden?

Ich sehe das nicht so. Ich bekomme da sehr differenzierte Rückmeldungen.
Wenn man mal versucht, die "öffentliche Wahrnehmung der Piratenpartei" von subjektiven Eindrücken anzulösen und etwas zu objektivieren, bleiben vor allem die Umfragewerte. Unsere Umfragewerte haben (je nach Institut) seit einem Jahr einen stabilen Sockel bei etwa 7% (z. B. http://www.wahlrecht.de/umfragen/emnid.htm) Immer, wenn wir Wahlkampf hatten sind die Werte nach oben geschossen. Warum? Dadurch, dass wir unser programmatisches Profil immer erst auf den Parteitagen festlegen, sind wir auch immer erst dann greifbar, wenn wir einen Programmparteitag hatten oder mit einem Wahlprogramm in eine Landtagswahl ziehen. Der engagierte Wahlkampf vieler Piraten auf der Straße führt dann dazu, dass die Menschen Vertrauen in unsere Arbeit gewinnnen. Dieses Engagement vieler, vieler Piraten ist für die öffentliche Wahrnehmung sehr viel wichtiger als das, was ein paar Menschen im Bundesvorstand sagen, und das ist gut so.
Außerhalb des Wahlkampfs bleibt der Hype noch eine Weile bestehen, dann normalisiert sich die Zustimmung wieder. Das war nach dem Einzug in Berlin so, und das war jetzt so, nach den Erfolgen im Saarland, in Kiel und in NRW.
Außerdem glaube ich, dass nicht unsere politischen Konflikte unserem Ansehen in der Öffentlichkeit schaden, sondern die Art, wie wir sie austragen: Polemisch, mit Shitstorms, beleidigend, unter der Gürtellinie. Selbst der gespielte Battle zwischen Marina und mir im Vorlauf der FlauschCon nervt schon Leute - wie nerven dann erst die echten Shitstorms. Ihr seid mit euere Aktion dabei leider nicht gerade ein rühmliches Beispiel, das zur Versachlichung der Debatte beitragen würde.
Zuletzt, weil meine Auftritte in Talkshows hier und da kritisiert wurden: Wer sich die Mühe macht, und die Termine, an denen ein Pirat in Talkshows saß, mit den Umfragewerten abgleicht, stellt fest, dass die Umfragewerte sich nie auf Grundlage eines solchen Auftritts geändert haben. Sinkende Werte hatten wir immer in Zeiten, wo kein Pirat in Talkshows saß. Das liegt ganz einfach daran, dass ein einzelner Pirat zwar Empörung hervorrufen kann ("der will doch eh nicht arbeiten!"), aber diese Empörung etwas anderes ist als eine Wahlentscheidung. Zum einen empören sich natürlich zuerst einmal die Menschen, die "immer schon wussten, dass die Piraten unwählbar sind", und nun endlich etwas haben, woran sie das festmachen können. Zum anderen gibt es neben der Empörung fast immer auch Begeisterung. Bei einer Partei wie der unseren, die neue Themen aufwirft und damit polarisiert, kann es eben einfach sein, dass uns 6% toll finden, uns 2% aus Protest wählen, uns 10% kritisch beäugen, wir 2% egal sind und sich 80% empören. So what? Müssen wir jedem Gefallen? Wollen wir 2013 die absolute Mehrheit im Parlament?
Wichtiger, als uns gegenseitig zu bekämpfen, ist, dass wir unterschiedliche Positionen und Charaktere zulassen. Jeder dieser Charaktere, der Kerni wie der Volli, der Wünschi wie der Machi, der Bösi wie der Guti, der Genderpirat wie der Postgenderist, sie alle sind Türen, durch die die Bürger zu uns kommen können. Es geht nicht darum, Türen zu schließen, sondern im Rahmen unserer Grundwerte so viele Türen für die Bürger so weit aufzumachen, wie wir können. Große und kleine. Dann ist für jeden etwas dabei.