BW:Landtagswahl2011/Ergebnis

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Ergebnis der 15. Landtagswahl Baden-Württemberg am 27.3.2011 mit Analysen und Vergleichswerten

Diese Wahl war sehr stark vom Zulauf von Wechsel- und Nichtwählern zu den Grünen geprägt, deswegen werden deren Ergebnisse hier mit aufgeführt (Details s.u.).

Die Vergleichswerte beruhen auf der mühsamen Umrechnung der Zweitstimmen der 17. Bundestagswahl vom 27.9.2009 von der früher erstellten Seite mit Stimmenanteilen pro Landtagswahlkreis im Zuschnitt von Ende 2009 für die Piratenpartei sowie zur Landtagswahl Nr. 14 vom 26.3.2006 für die GRÜNEN.

Die Tabellen sind hoffentlich selbsterklärend.

Tabelle der Regierungsbezirke mit Piraten- und GRÜNEN-Ergebnissen

RB Stimmenanteil Stimmenzahl % vgl. Bundestagswahl 2009 GRÜNEN-Stimmenanteil % vgl. GRÜNE zu LTW 2006 grüne Direktmandate
S 1,9% 36402 0,0 24,0 +13,1 3
KA 2,4% 29094 +0,2 23,0 +12,6 2
FR 2,0% 19555 -0,1 27,0 +14,0 3
2,2% 18567 0,0 23,1 +9,4 1
BW 2,1% 103618 0,0 24,2 +12,5 9

(die 103618 Stimmen sind pro Jahr 51809 Euro von der Landeskasse an den LV BW wert, bundesweit kann man das nicht so einfach rechnen wegen der relativen Obergrenze, vermutlich ändert sich da netto nicht viel)

Hierzu gibt es ein paar allgemeine Anmerkungen:

Im RB S ergaben sich v.a. in der Landeshauptstadt beträchtliche Verluste für uns PIRATEN (um 0,5 Prozentpunkte, d.h. von 2,2% auf 1,7%), v.a. aufgrund der extremen Mappus-muss-weg-wählt-GRÜNE-Stimmung. Dies konnten aber einige ländliche Wahlkreise an den Rändern des Regierungsbezirks durch bemerkenswert gute Ergebnisse kompensieren, wie z.B. Heidenheim mit nicht weniger als 2,6% (+0,6%).

Im RB KA hat sich unsere Stellung noch weiter gestärkt: DIE Piratenhochburg in BW, die Bezirkshauptstadt Karlsruhe, konnte mit 3,4% (-0,1% von 3,5%) ihr Bundestagswahlergebnis praktisch halten, während die GRÜNEN im RB KA etwas schwächer als sonst abschnitten, und die Landkreise Karlsruhe und auch teils Rhein-Neckar brachten mit bemerkenswerten Steigerungen (z.B. Bretten und Schwetzingen) die Steigerung zur Bundestagswahl zustande (auch in Mannheim und Heidelberg gab es geringe Verluste im Bereich eines Zehntelprozents).

Überhaupt gelang es den PIRATEN in der Stadt Karlsruhe und im Landkreis Karlsruhe und damit im gesamten Bereich mit dem Autokennzeichen KA Die LINKE zu schlagen: zwar war in der Bezirkshauptstadt "nur" WK KA I besser als bei denen, aber in der Summe ergab sich ein knapper Vorsprung, im Landkreis KA waren zwei der drei WKs von uns besser als die LINKEN, und in der Summe deutlicher als in der Stadt. - Damit gelang es zumindest dort, was ich mir vor der Wahl Baden-Württemberg-weit erhofft hatte und m.E. eines unserer Ziele für die nächste Landtagswahl sein sollte: an denen komplett vorbei zu ziehen.

Im RB FR litten wir am Meisten unter der "GRÜNEN WELLE": nicht weniger als drei Direktmandate gingen in Freiburg und Konstanz an die GRÜNEN (soviele wie im viel größeren RB S), mit entsprechend schwachen Resultaten für uns trotz überwiegend (Bundestagswahlvergleich!) uns wohlgesonennen Regionen.

In RB TÜ war es wie im anderen überwiegend schwäbischen RB auch: insgesamt konnten wir unser Ergebnis dort halten, während wir in WK Tübingen (grünes Direktmandat) deutlich verloren, konnten ländliche Bereiche dies durch deutliche Zugewinne kompensieren, interessanterweise z.B. auch im "schwarzen Loch" Biberach: 2,3% waren +0,3% zur Bundestagswahl 2009.

Zur Reihenfolge der besten Wahlkreise in den Regierungsbezirken

V.a. durch Sonderfaktoren bedingt hat sich die Reihenfolge der besten Wahlkreise in den Regierungsbezirken teils drastisch geändert.

Einzig unberührt blieb hiervon der Regierungsbezirk Karlsruhe, wo die beiden Karlsruher Stadtwahlkreise I und II unangefochten, sogar mit noch leicht gestiegenem Vorsprung, ihre Vormachtstellung verteidigten und damit die Einschätzung bestätigten, dass bei landesweitem Erreichen der 5%-Marke nur und genau diese beiden Wahlkreise für uns Abgeordnete in den Landtag entsenden würden. Dagegen konnten ihre allerdings ohnehin aussichtslosen "Verfolger", Heidelberg und Mannheim II, ihre gute Stellung nicht halten, und wurden von zwei Karlsruher Landwahlkreisen (Bretten und Bruchsal) sowie Schwetzingen überholt bzw. fielen aufgrund der starken Ergebnisse der GRÜNEN (Direktmandate in beiden Wahlkreisen!) hinter diese zurück.

Im Regierungsbezirk Stuttgart traf die pro-GRÜNE-Wechselstimmung die Stuttgarter Wahlkreise am Härtesten, die von den vorderen Plätzen auf die hinteren Ränge zurück fielen: so konnten die starken ländlichen Wahlkreise Heidenheim und Göppingen die ersten beiden Positionen belegen; ganz überraschend (vielleicht einfach von einem relativ eher schwachen GRÜNEN-Resultat nicht gehandicappt?) wurde Hohenlohe da Dritter und damit nächster Anwärter auf eine hypothetische Sitzverteilung. - Aber auch die anderen Wahlkreise, die direkt an die Landeshauptstadt Stuttgart grenzen, konnten bestenfalls ihr Ergebnis ungefähr halten, meist waren auch diese geschwächt.

Im Regierungsbezirk Freiburg konnten Konstanz und Freiburg II in dieser Reihenfolge trotz deutlicher Verluste ihre beide Spitzenpositionen halten, der ganze Bezirk litt bei uns stark unter dem GRÜNEN-Erfolg, der fast alle Wechsel- und (Fast-)Nichtwähler aufsog, die uns dann fehlten.

Im Regierungsbezirk Tübingen musste Tübingen stark Federn lassen, auch Ulm schwächte sich zwar ab, konnte sich aber knapp vor Ehingen (dem Hauptteil des teils auch zu Wahlkreis Ulm gehörenden Alb-Donau-Kreises) an der Spitze behaupten.

Tabelle der Wahlkreise mit Piraten- und Grünen-Ergebnissen

Anmerkungen: fetter Stimmenanteil bei PIRATEN bedeutet: mit Personenplakat (kursiv: noch unbekannt), fetter Stimmenanteil bei GRÜNEN bedeutet: Direktmandat gewonnen, teils nur Landkreisergebnisse für alle Wahlkreise desselben zum Vergleich (dann steht vor der Differenz in Prozentpunkten ca.).

Nr Wahlkreis Stimmenanteil Stimmenzahl % vgl. BTW 2009 GRÜNE % GRÜNE vgl. 2006 LTW %
1 Stuttgart I 2,0 1385 -0,8 42,5 +18,6
2 Stuttgart II 1,6 1128 -0,5 34,2 +17,4
3 Stuttgart III 1,6 990 -0,3 28,0 +16,6
4 Stuttgart IV 1,7 1083 -0,5 32,3 +17,9
5 Böblingen 2,0 1765 -0,1 21,7 +10,6
6 Leonberg 2,1 1895 +0,1 24,5 +11,8
7 Esslingen 1,8 1402 +0,1 26,7 +15,0
8 Kirchheim 2,1 1763 +0,5 23,3 +11,1
9 Nürtingen 1,8 1610 +0,1 25,7 +11,9
10 Göppingen 2,4 1493 +0,6 22,0 +12,9
11 Geislingen 1,9 1188 0,0 21,3 +14,3
12 Ludwigsburg 1,9 1600 -0,2 26,9 +11,8
13 Vaihingen 2,1 1805 +0,3 25,5 +13,8
14 Bietigheim-Bissingen 1,9 1719 +0,2 25,0 +13,6
15 Waiblingen 1,5 1143 -0,3 23,5 +14,9
16 Schorndorf 1,6 1085 -0,2 22,5 +12,2
17 Backnang 1,6 1003 -0,2 20,0 +10,1
18 Heilbronn 2,2 1364 +0,2 21,5 +13,5
19 Eppingen 2,2 1517 +0,3 19,4 +11,4
20 Neckarsulm 2,1 1552 +0,2 19,1 +12,1
21 Hohenlohe 2,3 1428 +0,5 19,7 +12,1
22 Schwäbisch-Hall 1,9 1449 -0,1 22,0 +12,1
23 Main-Tauber 1,7 1132 -0,1 18,4 +12,6
24 Heidenheim 2,6 1537 +0,6 18,1 +11,4
25 Schwäbisch-Gmünd 1,6 1146 -0,1 18,8 +10,1
26 Aalen 1,6 1220 -0,1 18,4 +9,9
27 Karlsruhe I 3,6 2403 0,0 30,2 +14,0
28 Karlsruhe II 3,2 1966 -0,2 30,3 +13,9
29 Bruchsal 2,6 1890 +0,3 17,6 +10,9
30 Bretten 2,7 1991 +0,4 21,5 +13,6
31 Ettlingen 2,2 1404 +0,2 22,4 +12,9
32 Rastatt 2,2 1484 +0,2 20,1 +12,1
33 Baden-Baden 1,8 1031 +0,3 24,6 +13,1
34 Heidelberg 2,3 1423 -0,3 36,7 +15,7
35 Mannheim I 2,2 1034 -0,1 21,2 +13,1
36 Mannheim II 2,5 1588 -0,1 29,6 +15,0
37 Wiesloch 2,3 1428 +0,1 24,9 +15,3
38 Neckar-Odenwald 1,8 1210 +0,1 14,6 +9,2
39 Weinheim 2,4 1691 +0,7 26,4 +13,8
40 Schwetzingen 2,7 1562 +0,7 23,5 +15,5
41 Sinsheim 2,1 1309 +0,1 23,0 +12,5
42 Pforzheim 2,1 1174 +0,1 19,0 +10,2
43 Calw 2,0 1467 +0,2 18,0 +10,0
44 Enz 2,2 1872 +0,2 19,6 +9,8
45 Freudenstadt 2,1 1167 +0,5 16,5 +9,4
46 Freiburg I 1,4 1239 -0,6 34,5 +12,6
47 Freiburg II 2,3 1787 -0,6 39,9 +17,0
48 Breisgau 1,8 1511 -0,1 30,2 +16,4
49 Emmendingen 2,1 1622 -0,1 30,4 +17,2
50 Lahr 1,8 1126 0,0 24,0 +14,8
51 Offenburg 2,0 1227 0,0 26,5 +15,2
52 Kehl 2,1 1307 +0,4 22,8 +11,2
53 Rottweil 2,1 1370 +0,4 17,3 +10,0
54 Villingen-Schwenningen 1,7 1230 -0,2 22,4 +12,4
55 Tuttlingen-Donaueschingen 1,9 1461 +0,1 17,5 +8,2
56 Konstanz 2,5 1608 -0,4 34,7 +15,8
57 Singen 2,2 1340 +0,3 22,6 +13,2
58 Lörrach 1,9 1427 -0,2 28,0 +16,2
59 Waldshut 1,8 1300 -0,2 23,0 +13,5
60 Reutlingen 1,8 1552 -0,3 25,6 +10,3
61 Hechingen-Münsingen 2,0 1567 +0,2 18,9 +7,3
62 Tübingen 2,2 2104 -0,6 32,1 +9,4
63 Balingen 2,2 1589 +0,1 16,9 +11,2
64 Ulm 2,5 1911 -0,6 24,7 +7,2
65 Ehingen 2,5 1643 +0,3 19,2 +8,6
66 Biberach 2,3 1858 +0,3 18,8 +1,8
67 Bodensee 2,3 1959 +0,2 26,3 +11,6
68 Wangen 1,9 1425 +0,1 22,4 +12,3
69 Ravensburg 2,3 1779 +0,4 26,1 +13,1
70 Sigmaringen 1,9 1180 +0,1 19,3 +10,8

Damit geht der Hauptpreis an unseren umermüdlichen Aktivisten Sven Krohlas im Wahlkreis 30 Bretten (LK KA), der nicht weniger als 0,8 Prozentpunkte wohl hauptsächlich durch seinen enormen persönlichen Einsatz (ohne Kopfplakate) gegenüber der Bundestagswahl gewinnen konnte. Ebenfalls sehr bemerkenswert war Michael Kleisers Wahlkreis 40 Schwetzingen (auch ohne Personenplakate), der ca. 0,7 Prozentpunkte gewinnen konnte, es wäre interessant, da mehr zu erfahren. Ebenfalls sehr gut waren Marco Geupert in 24 Heidenheim (ohne Kopfplakate) und Stefan Klotz in 10 Göppingen (mit Kopfplakaten), die die ausreichende Entfernung von Stuttgart mit ihrem Einsatz voll genutzt haben, um die Wahlkreisergebnisse um je 0,6 Prozentpunkte zu steigern. Auch noch positiv hervorzuheben sind 45 Freudenstadt, sicher den Aktiven vor Ort geschuldet, sowie 21 Hohenlohe, wofür ich keine Erklärung habe (zu wenig mitbekommen in Stuttgart ist wohl die wahrscheinlichste Erklärung). - In der via S-Bahn erschlossenen Region Stuttgart war v.a. Marco Hauke in 8 Kirchheim noch recht erfolgreich (+0,4 Prozentpunkte, Kopfplakate in einigen Gemeinden), auch Thomas Lambeck in 13 Vaihingen (Ens) schlug sich mit +0,3 Prozentpunkten (auch mit Personenplakaten) da sehr ordentlich, beide betrieben engagierten Wahlkampf.

Anmerkungen und Analysen

Das kann hier nicht in voller Tiefe behandelt werden, daher werden hier nur die wichtigsten Faktoren genannt.

Eine Sammlung von Berichten/Erkenntnissen aus den Wahlkreisen kann hier vielleicht weiterhelfen.

In ganz BW, das stärker als die meisten anderen Bundesländer hinsichtlich Stromversorgung von Kernkraftwerken abhängig ist, spielte der schwere Reaktorunfall in Japan eine Schlüsselrolle für diese Landtagswahl, er geschah ca. zwei Wochen vor dem Wahltermin und hat zweifellos den GRÜNEN voll in die Hände gespielt, die seit ihrer Parteigründung gegen die friedliche Nutzung der Kernenergie eintraten.

In der Region Stuttgart, und da v.a. in der Landeshauptstadt Stuttgart, spielte zudem v.a. seit Sommer 2009, und insbesondere dem Polizeieinsatz gegen Anti-S21-Demonstranten am 30.9.2010 das Thema Tieferlegung des Hauptbahnhofs, Kosten für dieses Verkehrprojekt (und auch die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm) sowie die Frage der (Nicht-)Bürgerbeteiligung in Stadt und auch Land eine weitere Schlüsselrolle. Damit erklärt sich u.a. die enorm hohe Wahlbeteiligung in der Landeshauptstadt, die mit 73% praktisch auf Bundestagsniveau lag. Auch dieser Umstand half den GRÜNEN aufgrund der starken Polarisierung in Stuttgart als Widerpart der CDU eindeutig bei der Gewinnung von Wählerstimmen und brachte dort nicht nur uns, sondern auch ALLEN anderen Bundestagsparteien deutliche Verluste ein (über Landesdurchschnitt, bis auf die LINKE, die minimal gewinnen konnte, aber eine Wahlempfehlung der Parkschützer hatte!).

Zum Abschluss zwecks leichterer Vergleichsmöglichkeit und ohne Umrechnereien noch die neun Großstädte in BW, geordnet nach Einwohnerzahlen:

Großstadt Stimmenanteil Stimmenzahl % vgl. BTW 2009 GRÜNE % GRÜNE vgl. 2006 LTW %
Stuttgart 1,7 4586 -0,5 34,5 +17,8
Mannheim 2,4 2622 -0,1 26,0 +14,2
Karlsruhe 3,4 4369 -0,1 30,2 +13,9
Freiburg im Breisgau 2,1 2103 -1,0 43,0 +15,4
Heidelberg 2,3 1423 -0,3 36,7 +15,7
Heilbronn 2,3 1041 +0,2 21,4 +13,7
Ulm 2,7 1347 -0,8 26,2 +7,3
Pforzheim 2,1 933 +0,1 18,7 +10,1
Reutlingen 1,9 900 -0,3 25,9 +11,2

Hier ist sehr deutlich der Effekt des hohen Zuwachses bzw. Stimmenanteils der GRÜNEN v.a. in Stuttgart und Freiburg zu sehen, der umgekehrt unser Wahlergebnis in beiden Städten massiv beeinträchtigte.