BE:Parteitag/2016.1/Antragskommission/Antragsportal/Programmantrag - 033

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Tango-preferences-system.svg Dies ist ein Antrag für den/die LMVB 2016.1. Die Antragsseiten werden kurze Zeit nach Erstellen durch die Antragskommission zum Bearbeiten gesperrt. Das Sammeln und Diskutieren von Argumenten für und gegen den Antrag ist auf der Diskussionsseite möglich
Tango-dialog-warning.svg Dieser Text ist (noch) keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland, sondern ein an den/die LMVB eingereichter Antrag. Jedes Mitglied ist dazu berechtigt, einen solchen Antrag einzureichen.
Version Antragsformular LMVB161: 1.00

Antragsnummer

P033

Einreichungsdatum

Antragstitel

Wahlprogrammkapitel "Kunst- & Kulturpolitik" mit Leben füllen

Antragsteller

Antragskommission


Antragstyp

Programmantrag

Art des Programmantrags

Wahlprogramm

Antragsgruppe

Kunst- & Kulturpolitik

Antragstext

Die Landesmitgliederversammlung möge beschließen, den folgenden Text in das Wahlprogramm 2016 in das Kapitel "Kunst- & Kulturpolitik" aufzunehmen:

Kunst- & Kulturpolitik

Kunst und Kultur sind ein menschliches Grundbedürfnis und ein essenzielles Element für Entwicklung und Gestaltung jeder Gesellschaft. Was Berlin nach dem Mauerfall so attraktiv gemacht hat für Künstler*innen und Kulturschaffende waren die entstandenen Freiräume, in denen sie experimentieren konnten. Galoppierende Mieten verdrängen gerade das Neue, das Experimentelle, das Riskante - also das Interessante. Wir wollen verhindern, dass langfristig nur die kommerziell erfolgreichen Events und die etablierten, hoch subventionierten Großtanker der Hochkultur übrigbleiben, während Künstler*innen in prekären Einkommensverhältnissen sich ihren Job in dieser Stadt schlicht nicht mehr leisten können. Kultur nützt nämlich nicht nur dem Tourismus und dem Stadtmarketing. Kultur ist essenziell als Raum, in dem gedacht, ausgehandelt und erprobt werden kann, wie wir als Gesellschaft mit einander leben wollen, jetzt und in Zukunft.

Wir stehen für eine offene Kultur: Dynamisch, pluralistisch und vernetzt. Diese soll uns – unabhängig von sozialen, ökonomischen und kulturellen Hintergründen – in gegenseitiger Wertschätzung näher bringen und keiner Deutungshoheit unterworfen sein. Wir betrachten alle Manifestationen von Kultur – analog wie digital, tradiert wie innovativ – als gleichberechtigt, sinnstiftend und förderungswürdig.

Wir PIRATEN setzen uns für den freien Zugang zu öffentlich geförderter Kunst und Kultur sowie zu Wissen ein. Wir wollen allen Menschen in Berlin die niedrigschwellige und barrierearme Teilhabe daran ermöglichen – sei es als Schaffende oder als Publikum.

Eigenes Kulturressort
Es muss wieder ein eigenständiges Kulturressort geben, um die Bedeutung von Kunst und Kultur für Berlin gerade in der Landesregierung wieder deutlich sichtbar zu machen und um den vielfältigen gesellschaftlichen wie ökonomischen Aufgaben in vollem Umfang gerecht zu werden.

Transparente und demokratische Kunst- und Kulturförderung
Wir PIRATEN wollen keine Kürzungen der Kulturetats des Landes und vor allem der Bezirke. Wir setzen uns aktiv für die Schaffung und Budgetierung von neuen transparenten und demokratischen Fördermodellen ein. Diese müssen die dynamische Entwicklung von Stadt und Gesellschaft berücksichtigen und mit breiter Beteiligung entwickelt werden.

Auch Jurys und Vergabegremien von Förderinstrumenten des Senats, der Bezirke und des Hauptstadtkulturfonds müssen auf transparente, demokratische und paritätische Weise konstituiert werden.

Frauenförderung
Wir wollen einen ausbalancierten Anteil von Frauen und Männern in allen Bereichen von Kunst und Kultur. Nicht nur die jeweiligen Positionen, in denen Frauen und Männer in öffentlichen Kulturinstitutionen arbeiten, sollen regelmäßig veröffentlicht werden, sondern auch ihre Präsenz in Ausstellungen und Archiven.

Kultur in den Bezirken stärken
Wir wollen, dass dezentral in allen Bezirken Räume für kulturelles Schaffen und Leben gesichert werden und dauerhaft zur Verfügung stehen. Die Kosten-Leistungs-Rechnung, die eine Flexibilität der bezirklichen Kulturarbeit verhindert, hat sich nicht bewährt und muss durch andere Instrumente ersetzt werden.

Kulturelle Bildung
Ein Schwerpunkt ist für uns die Stärkung von kultureller Bildung und Vermittlung. Diese wollen wir vor allem durch die freie digitale Zugänglichkeit von Veranstaltungen, Beständen, Archiven und Dokumenten weiterentwickeln. Hierzu bedarf es einer guten Ausstattung von interdisziplinärem Personal und einer kontinuierlichen Finanzierung.

Kinder- und Jugendkultur darf in Berlin kein Schattendasein führen sondern muss stärker im Fokus der Berliner Kulturpolitik stehen. Dazu benötigen z.B. Kinder- und Jugendtheater eine verlässliche und auskömmliche Finanzierung.

Die PIRATEN Berlin fordern, dass kulturelle Bildung so in Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kinder- und Jugendzentren verankert wird, dass sie kontinuierlich und nachhaltig wirken kann und jedes Kind erreicht. Es sollen dauerhafte Partnerschaften von Kunst- und Kulturinstitutionen mit Bildungseinrichtungen und sozialen und kulturellen Zentren in Kiez und Stadt geschaffen werden.

Die PIRATEN Berlin bekennen sich zum "Masterplan Musikalische Bildung" in Berlin und fördern dessen Umsetzung.

Wir setzen uns für die langfristige Förderung des Archivs der Jugendkulturen aus anteiligen Bundes- und Landesmitteln ein.

Medienkunst und Digitalkultur
Der Zugang zur selbstbewussten Gestaltung der digitalen Kultur soll allen frei stehen. Wir wollen Medienkunst und Gamekultur auch im Bereich der kulturellen Bildung fördern. Eine technische Ausstattung an aktueller IT-Technik und Anbindung an das Internet soll an allen Bildungsinstitutionen vorhanden sein. Wir wollen lebendige Orte, Organisationen und Netzwerke kreativer Technikkultur fördern.

Auch die Gamekultur, die in Berlin einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellt, darf dabei nicht weiter unterschlagen werden. Neben unserer Forderung, das Videospielearchiv in die Hauptstadt zu holen, müssen auch die Berliner Bibliotheken mehr Videospiele zur Ausleihe und mehr Spielstationen in ihren Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.

Die Digitalisierung von Kulturgut aus Museen, Archiven und anderen Institutionen ist den PIRATEN Berlin ein wichtiges Anliegen. Die Digitalisate sollen auf geeeigneten Plattformen im Internet zugänglich gemacht werden.

Stadtteilbibliotheken
Die gute Ausstattung und Vernetzung von Stadtteilbibliotheken ist uns wichtig. Deshalb wollen wir ein Berliner Bibliotheksgesetz, das die Stadtteilbibliotheken stärkt und ihren Erhalt sichert. Die barrierearme dezentrale Versorgung vor Ort hat für uns Priorität vor repräsentativen Großprojekten.

Pay, what you want
Wir möchten, dass landeseigene Museen und andere subventionierte Kultureinrichtungen, den Besucherinnen und Besuchern regelmäßig anbieten, den Eintrittspreis selbst zu bestimmen.

Freie Szene
Wir setzen uns ein für die Stärkung der Freien Szene, die mit ihrer dynamischen Vielfalt und ihrem subversiven Charakter die Gesellschaft und das Stadtbild Berlins prägt. Wir fordern, die Freie Szene zu 50% an den Einnahmen aus der Übernachtungssteuer (City Tax) zu beteiligen. Wir unterstützen die Forderung von Kunst- und Kulturschaffenden nach höheren Honoraruntergrenzen, Ausstellungshonoraren und Projektförderungen. Die Liegenschaftspolitik des Senats muss kulturelle Belange vorrangig berücksichtigen, um damit der Verdrängung von Kulturorten entgegenzuwirken.

Clubkultur
Clubkultur gehört zur Berliner Kreativ-, Kultur- und Veranstaltungsszene. Sie hat daher Anspruch auf Schutz vor Verdrängung aus zentralen Lagen.

Graffiti und Streetart
Auch Graffiti und Streetart gehören zu Berlins kulturellem Erbe und seiner Vielfalt. Sie sind urbane Anziehungspunkte in der Kunstmetropole Berlin. Für Etablierte und Nachwuchs-Sprayer schaffen wir berlinweit legale Wände zur professionellen Gestaltung und zum Experimentieren.

Comic Art
In Berlin haben viele begabte Zeichnerinnen und Zeichner ihren Lebensmittelpunkt und sorgen mit ihrer Kunst für internationales Ansehen. Nicht nur für sie wünschen wir uns ein Comicmuseum.

Denkmalschutz
Denkmalschutz dient nicht primär dem Erhalt von gerade beliebten Baustilen, sondern der Dokumentation der Geschichte. Unser Augenmerk muss daher auch Bauwerken gelten, die gerade nicht dem Zeitgeist entsprechen. Die Bausubstanz leerstehender historischer Gebäude darf nicht dem Verfall preisgegeben werden und dieser ist durch geeignete Maßnahmen zu stoppen. Jahrelange mutwillige Vernachlässigung darf nicht mit Abrissgenehmigungen belohnt werden.

Für freiwerdende Industriekultur fordern wir eine Nachnutzung und keinen Abriss. Es reicht nicht, exemplarisch einzelne Objekte eines Ensembles zu erhalten. Wir fordern die Entwicklung einer professionellen und attraktiven "Berliner Route der Industriekultur", die allen Interessierten einen Aufschluss über das industriekulturelle Erbe Berlins gibt.

Gedenkstätten und Erinnerungskultur
Historisch bedingt ist die Erinnerungskultur in Berlin von besonderer Bedeutung. Wir wollen, dass die Opfer nicht vergessen werden. Insbesondere bestehen wir auf der Singularität des Holocaust. Wir leugnen aber auch nicht das Unrecht der DDR. Die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte muss für jetzige und zukünftige Generationen selbstverständlich sein und darf nicht aus der gesellschaftlichen Debatte verschwinden. Daher müssen Gedenkstätten und Stiftungen so mit finanziellen Mitteln ausgestattet sein, dass sie ihrer wichtigen Forschungs- und Vermittlungsarbeit nachkommen können. Auch hier sind die medialen Möglichkeiten des Internets von zentraler Bedeutung und müssen entsprechend eingesetzt werden, um eine zugängliche und vielschichtige Erinnerungskultur zu entwickeln und zu erhalten.

Antragsbegründung

Wir brauchen das Kapitel. Es wurde auf dem Wahlprogrammthementag am 16.01.16 ausgearbeitet.

Liquid Feedback

nicht vorhanden

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Datum der letzten Änderung

25.01.2016


Status des Antrags

Pictogram voting keep-light-green.svg Geprüft

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