AG Finanzmarktreform/Schwächen des gegenwärtigen Geldsystems

Aus Piratenwiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Schwächen des gegenwärtigen Geldsystems

Intransparenz

Das gegenwärtige Geldsystem ist schwer zu durchschauen. Es gibt verschiedene Geldmengen, wobei M2 und M3 gar kein Geld enthalten. Es gibt mit M0 und M1 Geldmengen, die sich überlappen, da Bargeld im Publikum zu beiden Geldmengen gehört. Es gibt mit der Zentralbank und den Geschäftsbanken verschiedene Geldschöpfer. Es gibt mehrere Geldkreisläufe, wobei sich das unbare Geld aus dem Publikumskreislauf und das Geld aus dem Interbanken-Kreislauf nicht vermischen.

Über die Art der Geldschöpfung besteht immer noch weit verbreitete Unklarheit. In ihrem Buch "Geld und Geldpolitik" aus dem Jahr 2007 beschreibt die Bundesbank die Geldschöpfung noch nach dem Modell der multiplen Geldschöpfung. In der aktuellen Auflage von 2010 hat die Bundesbank das Modell der multiplen Geldschöpfung fallen gelassen und spricht von "Kreditgewährung und Gutschrift" und bezeichnet die Giralgeldschöpfung als einen "Buchungsvorgang". Außerdem gibt sie zu, daß Geld bei Tilgung eines Kredits "vernichtet" wird. Leider versäumt es die Bundesbank weiterhin das fraktionale Reservesystem beim Namen zu nennen und in seiner Gesamtheit zu erklären.

Geldmenge ist außer Kontrolle

Wie unter "Geldmengensteuerung durch die Zentralbank" beschrieben, ist die Kontrolle der Geldmenge durch die Zentralbank mangelhaft. Giralgeld macht 80% der M1-Geldmenge aus und wird ausschließlich von den Banken durch Kreditvergabe geschöpft. Die Zentralbank refinanziert diese Kredite immer bereitwillig. Die 20% Bargeld der M1-Geldmenge werden zwar von der Zentralbank geschöpft, doch die Zentralbank entscheidet nicht darüber ob und wann dies geschieht. Die Zentralbank reagiert nur auf die Nachfrage des Publikums nach Bargeld. Da Bargeld im Publikum vorher Giralgeld gewesen ist, wurde auch dieses Bargeld im Ursprung von Banken geschaffen. Deshalb wird die gesamte M1-Geldmenge im Ursprung von den Banken durch Kredit und dazugehöriger Gutschrift geschöpft.

Dysfunktionale Verknüpfung von Kreditvergabe und Giralgeldschöpfung

Schrumpfung der umlaufenden Geldmenge M1 durch Sparen (M2)

Durch sparen verringert sich die M1-Geldmenge und die M2-Guthaben steigen in gleicher Höhe. In einem fraktionalen Reservesystem kann das gesparte Guthaben aber nicht weiterverliehen werden. Wenn dies möglich wäre, könnte man es durch Kreditvergabe wieder in den Kreislauf zurückfließen lassen, wodurch die M1-Geldmenge ihren ursrünglichen Stand erreichen würde. Stattdessen kann die M1-Geldmenge nur durch Vergabe von neuen Krediten und dazugehöriger Giralgeldschöpfung ihren ursprünglichen Stand erreichen. Durch diesen Mechanismus entsteht aus volkswirtschaftlicher Sicht ein latenter Verschuldungszwang, wenn verhindert werden soll, daß die M1-Geldmenge schrumpft.

Schrumpfung der umlaufenden Geldmenge M1 durch Kredittilgung

Auf der anderen Seite schrumpft die M1-Geldmenge auch laufend durch Tilgung von Krediten, wobei Giralgeld vernichtet wird. Normalerweise wird dieses vernichtete Giralgeld durch die Vergabe von neuen Krediten und damit einhergehender Giralgeldschöpfung ausgeglichen. In Krisenzeiten aber kann die Vergabe von neuen Krediten so stark sinken, daß kein Ausgleich mehr geschaffen wird. Dadurch schrumpft die Geldmenge M1, wodurch die Krise verschärft wird. In Extremfällen kann dadurch Deflation entstehen.

Durch Schrumpfen der umlaufenden Geldmenge M1 entsteht Kreditvergabedruck

Da das Schrumpfen der umlaufenden Geldmenge M1 nur durch Vergabe von neuen Krediten ausgeglichen werden kann, entsteht gesamtwirtschaftlich betrachtet der Zwang Kredite zu vergeben und Schulden zu machen, damit neues Giralgeld die Geldmenge M1 wieder auffüllt. Vielleicht lässt sich vor diesem Hintergrund zum Teil die hohe Staatsverschuldung erklären.

Die Giralgeldschöpfung der Banken verläuft inflationär

Zwischen 1998 und 2008 ist die M1-Geldmenge um 189% gewachsen, während das Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen nur um 51% (beinhaltet die Inflation) und das preisbereinigte reale BIP sogar nur um 23% gewachsen sind.

Giralgeld ist unsicheres Geld

Giralgeld ist offiziell kein gesetzliches Zahlungsmittel. Trotzdem kann man damit alles, was man kaufen kann, bezahlen. Aber nach Herkunft, Recht und Wirtschaftsstatus ist es nur ein Geldersatz. Paradoxerweise muß man damit sogar seine Steuern bezahlen, weil das Finanzamt kein Bargeld annimmt. Für die Banken stellt Giralgeld auf dem Girokonto eines Kunden nur eine täglich fällige Verbindlichkeit dar. Für den Kunden ist es nur eine täglich einlösbare Forderung auf Bargeld. Falls eine Bank pleite geht ist das Giralgeld weg.

<<<???Erklärung anhand der Bankbilanz nötig: Wenn die Summe der Aktiva zu sehr schrumpft, weil Kredite faul werden oder weil die Werte von Wertpapieren nach unten berichtigt werden müssen, verfügt die Bank über kein Eigenkapital mehr???>>>

Ein Bankrun, bei dem die Kunden ihr Giralgeld in Bargeld ausbezahlt haben wollen, führt zum Zusammenbruch der Bank, da die Banken nur etwa 2% aller Sichtguthaben in Bargeld vorrätig haben.

<<<???Genauere Erklärung anhand der Bankbilanz nötig???>>>

Sind mehrere Banken davon betroffen, bricht das ganze Bankensystem zusammen und als Folge davon auch die gesamte Realwirtschaft.

Begünstigung der Staatsverschuldung

Die Giralgeldschöpfung begünstigt die Staatsverschuldung, da der Staat unter normalen Verhältnissen über die beste Bonität aller möglichen Schuldner verfügt. Durch sein Steuer- und Gewaltmonopol kann man als Gläubiger davon ausgehen, daß der Staat seine Schulden immer zurückbezahlen wird. Außerdem hat man als Gläubiger den Vorteil nur sehr geringe Kosten für Bonitätsüberprüfungen ausgeben zu müssen, da der Staat nur einen Schuldner darstellt, langfristig immer wieder Geld leihen wird und regelmäßig hohe Kredite in Anspruch nimmt. Da die Banken durch die Giralgeldschöpfung faktisch unbegrenzt Kredite vergeben können, ist es für sie ein lohnendes Geschäft Staatsanleihen auch zu niedrigen Zinsen zu kaufen. Deshalb wird dem Verlangen des Staates nach günstigen Krediten unter normalen Verhältnissen immer stattgegeben. Auf diese Weise wurde die deutsche Staatsverschuldung von heute etwa 83% des BIP (2011) deutlich erleichtert.

Geldschöpfung in staatlicher Hand wird zu Recht kritisiert, da Regierungen in der Vergangenheit sich selbst zuviel zinsloses und tilgungsfreies Geld geschöpft haben. Dadurch wurde Inflation bis hin zur Hyperinflation erzeugt. Die jeweilige Bevölkerung mußte dann die negativen Folgen ertragen. Die Erfahrungen der Staatsverschuldung durch Bankenkredite hat aber gezeigt, daß auch diese Möglichkeit an Geld zu kommen, für Staaten und ihre jeweiligen Bevölkerungen mit ebenso negativen Folgen verbunden ist. Dieser Weg führt aufgrund der ständig anwachsenden Staatsschulden irgendwann zu einer dauerhaft hohen Zinsbelastung des Staatshaushalts. Deutschland mußte 2010 beispielsweise 37 Milliarden € an Zinsen bezahlen (etwa 15% der Steuereinnahmen), ohne daß sich dadurch die Höhe der Schulden verringert hat. Da der Abbau dieser hohen Staatsverschuldung sehr schwierig bis fast unmöglich geworden ist, wird man auf absehbare Zeit weiterhin jährlich Summen in vergleichbarer Milliardenhöhe für Zinszahlungen überweisen müssen. Hätte der deutsche Staat die Möglichkeit gehabt, Kredite in gleicher Höhe von der Zentralbank oder auch von Banken zinslos zu bekommen, hätte er seit .... etwa .... Milliarden € nicht an die Banken zahlen müssen.

???Schaubild mit jährlichen Zinszahlungen (anhand von Balken) ab 1948???

Der Staat verschuldet sich durch den Verkauf von Staatsanleihen. Diese werden anfangs immer von Banken durch Giralgeldschöpfung gekauft, wodurch die Geldmenge M1 erhöht wird. Sobald eine Bank diese Staatsanleihen an eine Nicht-Bank verkauft, wird M1-Geld in entsprechender Höhe vernichtet. 2008 befanden sich 27% der deutschen Staatsschulden im Besitz deutscher Banken. Ausländische Banken besitzen auch deutsche Staatsanleihen zu einem Anteil von xx% der deutschen Staatsschulden (???genaue Zahlen von 2010 und möglichst offizielle Quellen fehlen noch???). Somit hat die deutsche Staatsverschuldung erheblich zur übermäßigen Ausweitung der Geldmenge M1 beigetragen.

Gewinne werden privatisiert, Verluste aber sozialisiert

Aufgrund ihrer Systemrelevanz kommen die Banken in den Genuß vom Staat gerettet werden zu müssen. Dadurch wird die freie Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt. Schlecht wirtschaftende oder sich verspekulierende Banken können nicht mehr pleite gehen, da der Steuerzahler gezwungen ist Verluste der Banken zu bezahlen. Die Gewinne fließen aber weiterhin in private Taschen. Außerdem muß man davon ausgehen, daß sich einige wenn nicht sogar viele Banker aufgrund dieser Staatsgarantie besonders riskant verhalten haben.

Extrazinsgewinn: Die Banken streichen durch ihre Geldschöpfung einen Zinsgewinn ein und verhindern dadurch, daß der Staat die ihm zustehende Seigniorage, das heißt den Geldschöpfungsgewinn, der aus der vollen Differenz zwischen Herstellungskosten und Nennwert besteht, erhält. Zusätzlich enthält dieser Zinsgewinn der Banken zum Teil einen unverdienten Extrazinsgewinn, weil die Banken zwar normale Kreditzinsen für alle ihre Kredite kassieren, aber im Gegenzug für die Sichtguthaben (M1) im Gegensatz zu den M2-Guthaben einen deutlich geringeren Habenzins zahlen. Dieser Extrazinsgewinn besteht also in der Differenz zwischen der Höhe der tatsächlich gezahlten Habenzinsen auf M1-Guthaben und der Höhe der Habenzinsen, die gezahlt werden müßten wenn die Banken ihre Kreditvergaben zu normalen Geldmarktzinsen voll finanzieren müßten. Um diesen Extrazinsgewinn zu berechnen muß man die Summe der Sichtguthaben mit der Differenz aus Geldmarktzinsen (3 bis 5%) und Zinsen für Sichtguthaben (0,5 bis 1,5%) multiplizieren. Für 2008 erhält man bei 833 Milliarden Sichtguthaben auf deutschen Banken einen Wert von 16 bis 23 Milliarden. 2007 lag die Höhe der Zinsüberschüsse bei deutschen Banken bei 92 Milliarden und ihr Gesamtgewinn bei 125 Milliarden. ???Hier wären aktuelle Zahlen besser???

Zinsproblematik

Wachstumszwang

Zinsen in den Preisen

Umverteilung von unten nach oben