Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit durch das betriebliche Patenschafts-Modell
Beschreibung
Obwohl die Arbeitslosigkeit derzeit in Deutschland relativ niedrig ist, finden viele Jugendliche nach der Ausbildung nur schwer einen Einstieg ins Arbeitsleben. Laut der Statistikbehörde Eurostat waren ca. 350.000 deutsche Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren im Juni 2012 arbeitslos. Damit sind fast 8 % dieser Altersgruppe ohne Arbeit. Bei einer konjunkturellen Abschwächung wird sich die Jugendarbeitslosigkeit auch wieder erhöhen.
Auf der anderen Seite gehen in Deutschland jedes Jahr mehr als 500.000 Arbeitnehmer/-innen in den Altersruhestand. Laut VdK sind im Jahr 2010 knapp 674 000 Menschen in den Altersruhestand gegangen.
Antragstext
Die Piratenpartei Deutschland möge das folgende betriebliche Patenschafts-Modell zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in ihr Programm aufnehmen:
- Jedes deutsche Wirtschaftsunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten verpflichtet sich, für 25 % der jährlich in Ruhestand gehenden Mitarbeiter/innen einen Praktikumsarbeitsplatz für den Zeitraum von 3 bis 6 Monaten anzubieten. D.h. für jeden vierten frei werdenden Arbeitsplatz wird für den Zeitraum von 3 bis 6 Monaten ein speziell ausgewählter, geeigneter Praktikanten-Arbeitsplatz angeboten unabhängig davon, ob die frei werdende Stelle neu besetzt wird oder nicht. Der oben genannte Prozentsatz von 25 % wird zukünftig jährlich überprüft und dann evenuell an die neuen Gegebenheiten angepasst.
- Der Praktikumsarbeitsplatz ist damit keine Nachfolge-Regelung für den frei werdenden Arbeitsplatz, sondern die in den Ruhestand gehende Person übernimmt für den/die Praktikanten/in eine Patenschaft: Erklärung zum Aufbau und zur Marktstellung des Unternehmens, Übersicht zu den betrieblichen Abläufen und Einarbeitung an einem speziell ausgewählten, geeigneten Praktikumsarbeitsplatz.
- Der Praktikumszeit von 3 bis 6 Monaten wird während des letzten Arbeitsjahres der ausscheidenden Person betrieblich eingeplant.
- Der Praktikanten-Lohn orientiert sich an den martküblichen Lohnstufen, ist aber höher als das von der Piratenpartei vorgeschlagene bedingungslose Grundeinkommen.
- Nach der Praktikumszeit von 3 bis 6 Monaten wird entschieden, ob der/die Praktikant/in in ein reguläres Arbeitsverhältnis übernommen wird oder das Unternehmen verlässt. Eine Verlängerung der Praktikumszeit ist nicht möglich, um ein Lohn-Dumping im Unternehmen zu vermeiden.
Begründung
Das betriebliche Patenschafts-Modell hat eine ganze Reihe von Vorteilen:
- Die Jugendarbeitslosigkeit kann gesenkt werden, denn ein Grossteil der arbeitslosen Jugendlichen hat realistische Chancen, für 3 bis 6 Monate eine Arbeitsstelle zu finden.
- Da die Konjunktur in Deutschland derzeit ganz läuft, ist jetzt gerade der richtige Zeitpunkt mit den Arbeitgebern über das Patenschafts-Modell zu sprechen, um hier eine nachhaltige Massnahme für die Zukunft der jungen Arbeitnehmer/innen festzulegen. Die europäische Finanzkrise hat in den EU-Nachbarstaaten bereits eine Arbeitslosigkeit bei den 15- bis 24-Jährigen von bis zu 50 % hervorgerufen !
- Den Jugendlichen, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben, wird der Einstieg in das Berufsleben erleichtert, insbesondere für Hochschulabsolventen.
- Die in den Ruhestand gehenden Mitarbeiter/innen können ihre teilweise jahrzehntelange betriebliche Erfahrung weitergeben. Die Praxis zeigt, dass sie in der Regel stark motiviert sind, interessierte Berufsanfänger/innen betrieblich einzuarbeiten.
- Das Unternehmen hat die Chance, geeignete Nachwuchskräfte schnell zu erkennen und dann zu übernehmen, so dass Kosten für eine Personalsuche entfallen.
- Sofern der/die Praktikant/in anschliessend das Unternehmen verlässt, so ergeben sich aufgrund der Berufserfahrung im Praktikum verbesserte Chancen eine Folge-Arbeitsstelle zu finden.
- Der Praktikanten-Lohn ist nur ein sehr geringer Teil der jährlichen Lohnkosten-Summe.
- Da der Planungshorizont für die Einstellung einer/s Praktikanten/in immer ein Jahr beträgt, lässt sich die Praktikantentätigkeit gut in die mittelfristige betriebliche Personal-Planung einbauen.
LQFB - Initative
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