Wahlen/Bund/2013/Strategie/Auswahlkriterien 42Slogans

Auswahlkriterien 42Slogans

Es gab einige Fragen zu der Slogan-Umfrage und einige Kritik an der Auswahl der Slogans.

Im Sinne der Transparenz, die hier zu Recht eingefordert wird, möchte ich versuchen, diese Fragen im Sinne der SG BTW-Strategie zu beantworten.

1. Wo kommen die 42 Slogans her und wer hat sie ausgewählt?

Im Pad der SG Gestaltung konnte sich jeder beteiligen und Slogans schreiben und bewerten. Zusätzlich gab es noch verschiedene Slogansammlungen auf Landesebene (aus Sachsen z.B.). Viele haben diese Möglichkeit genutzt. Es sind über 1500 Slogans zusammengekommen. Die SG Bundestagswahlstrategie hatte dann die Aufgabe, aus diesen 1500 Slogans eine Vor-Auswahl zu treffen, die jetzt in einer LimeSurvey-Umfrage von allen Piraten abgestimmt werden kann, um die 10 Slogans zu finden, die auf unsere Bundesplakate sollen.

2. Wieso ist dein Slogan nicht in der Umfrage mit dabei?

Jeder hält seinen eigenen Spruch natürlich für den allerbesten. Das Problem ist: Wir brauchen für 10 Plakate nur 10 Sprüche. Und wir können keine Umfrage mit 1500 Auswahlmöglichkeiten machen. Die SG Bundestagswahlstrategie musste also eine Vor-Auswahl treffen.

3. Warum sind da gebrauchte Slogans in der Umfrage?

Ein Slogan ist genau 1 Mal neu: Wenn man ihn zum allerersten Mal liest. Wenn man zum 2. Mal an dem selben Plakat vorbeiläuft schon nicht mehr. Nun haben Plakate aber die Angewohnheit, wochen- und monatelang am selben Ort rumzuhängen.
 Das Kriterium „neu“ wird also überschätzt. „Wiedererkennbar“ ist bei Plakat-Slogans wichtiger.
 Am wichtigsten aber ist, ob sie „funktionieren“.

Die Klassiker, mit denen wir schon Wahlen gewonnen haben, funktionieren offenbar. Sie vermitteln außerdem die Erinnerung an die guten Zeiten (Wisst ihr noch, damals, als wir alle zusammen auf der Straße ….?) und fanden wohl auch deshalb in den Slogan-Sammel-Pads und bei unseren Basis-Befragungen hohe Zustimmungswerte. Sie sind einfach leider geil.
 Zu den ganz aktuellen Themen wird es nach Neumarkt zusätzlich noch Themenplakate zu bestellen geben. Versprochen.

4. Nach welchen Kriterien wurden die Slogans für die Umfrage ausgewählt?

Erstmal haben wir alle Slogans berücksichtigt, die in den Pads von mehr als 5 Leuten positiv bewertet wurden plus diejenigen, die wir zusätzlich noch gut fanden. Diese Auswahl haben wir in einem mehrere Wochen dauernden Auswahlprozess auf 42 eingedampft.

Bei der Auswahl von Wahlslogans für eine Bundestagswahl geht es nicht nur um möglichst große Beliebtheit bei parteiinternen Umfragen. Es spielen da strategische Kriterien eine Rolle, die eine einfache Limesurvey-Umfrage nicht leisten kann:

• Decken die Slogans alle für unsere Kampagne wichtigen Themenbereiche ab? (Also die Themen, die uns wichtig sind, ebenso wie die Themen, die die konkurrierenden Parteien zu den großen Medienthemen dieses Sommers machen werden, weil sie hoffen, damit bei ihrer Klientel zu punkten.)

• Spiegeln sie unsere Kernbotschaften und Werte wider? (Transparenz politischer Entscheidungsprozesse, Bürgerbeteiligung und politische Mitbestimmung, soziale Teilhabe und Inklusion, ein freies, selbstbestimmtes Leben ohne Existenzangst. Wir verteidigen das Netz als unseren Lebensraum vor denen, die es und damit uns kontrollieren und einschränken wollen.)

• Betonen sie unsere Alleinstellungsmerkmale?

• Wie positionieren wir uns damit gegenüber den konkurrierenden Parteien?

• Erreichen wir damit in unterschiedlichen Tonalitäten unsere unterschiedlichen Hauptwählergruppen? (Kernthemen-Nerds müssen wir anders ansprechen als frustrierte Merkelwähler, Erstwähler anders aktivieren als Nichtwähler.)

• Ergeben sie trotzdem eine gesamthaft stimmige Kampagne?

• Passen sie zu unserer Gesamt-Wahlkampfkonzeption?

• Passen sie zum von der SG Gestaltung erarbeiteten Plakatdesign? (Können sie für sich stehen und ein Plakat tragen, ohne längeren Erklärtext und ohne Themen-Bild-Unterstützung? Sind sie kurz genug, um auf das Plakat zu passen?)

• Sind die Slogans unsere oder bereits von anderen Parteien oder Firmen besetzt? (Siehe die Peinlichkeit um den SPD-Slogan „Das Wir entscheidet“, der einer Zeitarbeitsfirma gehört.)

• Haben wir ein ausgewogenes Verhältnis von neuen Slogans zu aktuellen Themen und emotional positiv besetzten Klassikern, mit denen wir schon Wahlen gewonnen haben und mit denen wir hoffen, passiv gewordene Piraten und Unterstützer zu reaktivieren?

• Ist das, was wir in den Slogans sagen und fordern, durch Bundesbeschlüsse gedeckt?

• Machen wir lieber einen großen Bogen um notorisch konfliktträchtige Themen wie Gender, Religion und LiquidFeedback?

• Sind die Slogans für Nichtpiraten verständlich? Verstehen uns die Wähler oder reden wir an den Wählern vorbei und verfehlen die Plakate damit ihren Zweck? Manche lustigen Memes funktionieren bei Twitter in der eigenen Filterbubble, aber die allermeisten Wähler erreichen wir damit gar nicht. Und die Hardcore-Piraten, die ironische 1337-Slogan5 verstehen, die brauchen wir nicht mit Plakaten zu überzeugen.

Ein witziger Spruch ohne Inhalt, der auf jede Partei passen könnte, ist also noch kein guter Wahlslogan. Dazu kommt: Lustige Sprüche sind meist nur beim 1. Mal witzig. Die nächsten 20 Male wirken sie auf den, der täglich an dem Plakat vorbeiläuft, wie dieser unglaublich nervige Kollege, der jeden Tag denselben Witz erzählt.

• Die Plakate müssen nicht in erster Linie uns gefallen (wir wählen die Piraten eh), sondern den Wählern. Dabei ist zu beachten, dass die in unterschiedlichen Bundesländern sehr unterschiedlich ticken. Was in Berlin funktioniert, schreckt in konservativer geprägten Ländern die Leute eher ab und umgekehrt. In verschiedenen Bundesländern und unterschiedlichen Regionen sind unterschiedliche Themen akut und wichtig.  

Das und anderes sind Kriterien, die es bei der Auswahl so sorgfältig wie möglich zu beachten gilt. Deswegen haben wir im BTW-Strategie-Team in ausführlichen Diskussionen an langen Wochenenden und in langen Nächten aus den über 1500 Slogans 42 ausgesucht, die unserer Ansicht nach einen guten Kompromiss aus all diesen verschiedenen Anforderungen darstellen.

Metaphora