Ungekürzte Rede
Die Rede in ungekürzter Fassung
Liebe Piratinnen, liebe Piraten, liebe Gäste, liebe Journalisten. Ich möchte mich bei Thorsten Sommer und Ralf Hurnik bedanken, die es mir ermöglicht haben, heute das Wort an Euch zu richten und die mich in diesem Vorhaben immer wieder bestärkt haben.
Ich möchte mich besonders bei Patrick Schiffer bedanken, den ich an diesem Parteitag erst kennengelernt habe und der mir genug vertraut, mich hier heute reden zu lassen. Ich halte ihn für einen guten Landesvorsitzen und ich wünsche ihm alles Gute aus dem Weg zum Parteivorsitz und ich werde ihn auf diesem Weg unterstützen.
Gestatten mir zum Beginn meiner Rede ein paar paar persönliche Worte
Mein Name ist Roland Müller. Ich bin 52 Jahre alt und Vater von fünf Kindern im Alter zwischen zwei und sechsundzwanzig Jahren. Ich spreche vor allen Dingen auch in Ihrem Namen. Seit fünf Jahren bin ich Pirat. Im September vergangen Jahres hatte ich einen Schlaganfall. Seitdem muss ich Sprechen und Schreiben komplett neu lernen. Das Krankheitsbild nennt man Aphasie. Daher bitte ich Euch meine zeitweise holprige Aussprache zu entschuldigen. Meine Konzentrationsfähigkeit ist seitdem eingeschränkt. Deshalb bitte ich Euch besonders ruhig zu sein. (Ich werde jetzt einen Gehörschutz aufsetzen um mich konzentrieren zu können.) Wenn Ihr Zustimmung oder Ablehnung ausdrücken wollt, bitte ich Euch, das mit den Stimmkarten zu tun, und nicht zu Applaudieren.
An dieser Stelle möchte ich auch meiner Logopädin danken, Christiane Lohmann, die mich in den letzten acht Monaten meine Sprache wieder finden ließ und die mir seitdem eine Freundin geworden ist.
Der Grund, warum ich Pirat geworden bin, und warum ich Eure Arbeit zumeist gelassen verfolgen kann, ist derselbe. Ich weiß dass ihr für die richtigen Ziele kämpft, und dass Ihr Eure Arbeit zum Wohle Eurer Mitbürger leistet. Dafür zolle ich Euch meinen größten Respekt und meine tiefe Dankbarkeit. So gern ich Eure Leistung weiter würdigen möchte - mir fehlt die Zeit dafür. Der Grund dafür, dass heute zu Euch spreche, ist ganz einfach erklärt. Ich bewerbe mich um kein Parteiamt. Ich strebe kein Landtagsmandat an. Der Grund ist: Uns läuft die Zeit davon!
Ein paar Beispiele dafür: Bisher wurde CETA als gemischtes Abkommen betrachtet, über das nicht ohne Beteiligung von Bundestag und Bundesrat entschieden werden kann. EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström versucht die Rechtsnatur von CETA zu ändern und damit die parlamentarischen Beteiligung in den Mitgliedsstaaten zu umgehen.
An der europäischen Grenze zu Russland findet derzeit ein Aufmarsch von NATO Truppen statt, der die Kriegsgefahr immer wahrscheinlicher werden lässt. Die neoliberalen Eliten treiben die gesellschaftliche Spaltung voran und lassen rechts-nationale Kräfte in unserem Land ungehindert agieren.
Die Abgehängten werden immer zahlreicher und die Reichen werden immer mächtiger.
Unser Bundesfinanzminister macht gemeinsame Sache mit Banken und Großkonzernen und bewährt sich in ihrem Sinne als Verhinderer von Aufklärung statt von ihnen Steuern einzutreiben.
Unsere Natur steht kurz vor einem Kollaps und wir haben nichts Besseres zu tun, als die Ressourcen und Arbeitskräfte anderer Länder auszubeuten – notfalls unter Androhung von Waffengewalt, oder finanzieller Repression, um unseren Wohlstand zu sichern.
Und wir haben ein sogenanntes „Flüchtlingsproblem“. Im weiteren Verlauf werde ich sie Gäste nennen.
Diese Litanei ließe sich endlos fortsetzen.
Wenn so viele Menschen, in dieser Partei, an so großartigen Projekten arbeiten, wie dem kostenfreien ÖPNV, die den Menschen Nutzen können - müssten dann unsere Wahlergebnisse nicht viel höher ausfallen? Müssten unsere Beliebtheitswerte nicht die Decke durchbrechen? Ich möchte meine Analyse mit folgendem Satz zusammen fassen:
Wir haben im Vergleich zu den bestehenden Herausforderungen fast nichts erreicht!
Und je länger wir warten, desto schwieriger wird es werden.
Es wird Zeit für einen neuen Plan A!
Wenn wir das System nicht schnellstens ändern, wird es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis es zu einer ökologischen und menschlichen Katastrophe kommt. Ich habe im letzten halben Jahr einen Plan entwickelt, der das neoliberale System auf den Kopf stellen wird und mit dem sich die Projektziele der Piraten verwirklichen lassen. Dieser Plan lässt sich – wir Ihr Euch denken könnt – nicht ein einer Viertelstunde darstellen. Er ist nicht dazu gedacht die Besitzverhältnisse im Land zu verändern. Er nimmt niemandem etwas weg. Er soll Deutschland nur ein wenig gerechter machen. Und er löst die meisten Probleme der meisten Menschen in unserem Land sofort oder er macht Lösungen mittelbar möglich.
Zu den sofort lösbaren Problemen zähle ich
die Arbeitslosigkeit die prekären Arbeitsverhältnisse die sinkenden Einkommen die Gesundheitsversorgung die Altersarmut die „Griechenland-Krise“
Zu den mittelbar lösbaren Problemen rechne ich
die gesellschaftliche Spaltung das Problem mit der Finanzierung und Eingliederung unsere Gäste die Bildungsgerechtigkeit die Herausforderungen die uns die notwendige Energiewende stellt die marode Infrastruktur den Umbau der Bundeswehr zu einem Verband der, überall wo er eingeladen wird, Kriegswaffen entsorgt.
Zu den langfristig lösbaren Problemen rechne ich
den ökologischen Umbau unserer Gesellschaft eine nachhaltige Wirtschaftsordnung eine Renaturierung der Gegenden mit denen wir Raubbau betrieben haben
Aber ich will Euch nicht verschweigen, welche Herausforderungen nicht gelöst werden. Und ich will Euch nicht verschweigen welchen Preis jeder Einzelne dafür zahlen muss:
Wir werden nicht den Euro retten die „Staatsschuldenkrise“ lösen
Und was kostet uns der Plan?
Wir sind gezwungen miteinander zu reden auf allen Kanälen die es gibt Wir werden nicht mehr so viel Urlaub brauchen Wir werden nicht mehr so viel Krankheitstage brauchen Wir müssen mehr Zeit mit unserer Familie verbringen Wir brauchen mehr Zeit für Bildung Wir müssen kreativer sein
An dieser Stelle gestatte ich mir ein Wort an die Journalisten zu richten.
Keine Angst meine Damen und Herren – dies wird keine Medienkritik Wie würde es Ihnen gefallen – und ich gehe davon aus dass Sie Ihren Job lieben – und dass Sie gerne mehr tun würden, wenn es nur die Möglichkeit dazu gäbe; wie würde es Ihnen gefallen, jede Stelle in jeder Redaktion – die Eignung dazu, setzte ich mal voraus – unbefristet antreten zu können. Wie würde es Ihnen gefallen an jedem Ort der Welt recherchieren zu können ohne Rücksicht auf den Redaktionsschluss und die Kosten nehmen zu müssen.
Mir ist klar, gute Pressarbeit kostet ihren Preis. Mit meinem Plan ist alles das möglich. Aber das wird auch Sie etwas kosten:
1.) Berichtet uns die Wahrheit von der Welt. 2.) Sobald wir erste Einzelheiten des Plans veröffentlichen werden – berichtet fair über uns. Wir werden am Tag der Veröffentlichung – ich rechne mit einer Zeit von zwei Monaten – eine Liste der Ansprechpartner mitliefern. Nur sie sind in der ersten Zeit auf dem neusten Stand. Ich weiß das eine Zumutung für unsere Parteimitglieder bedeutet – zumal Transparenz unser oberstes Gebot ist. Aber ich schwöre Ihnen bei meiner Badewanne: Die Parteimitglieder hören zum ersten Mal von diesem Plan. Deshalb können sie nur Mutmaßungen äußern.
Liebe Piratinnen, liebe Piraten.
Damit mein Plan demokratisch verwirklicht werden kann ist unbedingt erforderlich Wahlen zu gewinnen – und nicht nur als Zählkandidat. Ich möchte mit meinem Plan erreichen dass wir bei der Bundestagswahl die absolute Mehrheit gewinnen. Ich bin dafür den Spitzenkandidaten so früh wie möglich zu benennen. Um eine Chance bei den Wahlen zu haben muss mein Plan funktionieren.
Um das zu beweisen brauche ich die Hilfe von jedem Einzelnen von Euch.
So könnt Ihr mir helfen - wenn wir die Einzelheiten des Plans veröffentlicht haben.
1.) Die wissenschaftliche Unterfütterung.
Es gibt erstzunehmende Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum, auf deren Theorien sich mein Plan stützt. Diejenigen von Euch, die meinen Plan unterstützen, werden mit den Wissenschaftlern reden und sich von der Machbarkeit des Plans überzeugen und Ihren Rat einholen. Meine persönliche Liste der Experten werde ich im Netz zur Verfügung stellen.
Um die größte Neugier zu befriedigen verweise ich auf Prof. Dr. Franz Hörmann Er ist Professor für Rechnungswesen und forscht und lehrt an der Wirtschaftsuniversität Wien
Sein Vortrag "eine neue Gesellschaft" geht in eine ähnliche Richtung wie mein Plan A
2.) Die Kritik
Findet eigene Experten Sobald wir die Einzelheiten des Plans veröffentlicht haben, sucht die Fehler. Auch wenn ich glaube das silberne Ei des Kolumbus gefunden zu haben – Perfektion ist eine Illusion. Erstellt eine FAQ-Liste und ich werde sie mit Hilfe der Experten kurzfristig beantworten.
3.) Die Machbarkeitsprüfung
Die Liste der kurz, mittel und langfristigen lösbaren Probleme, werde ich in den nächsten Tagen ergänzen. Prüft bitte wie sich gelöste Probleme auf Euer Projekt an dem Ihr gerade arbeitet auswirken. Specht mit den eventuell Betroffenen (was wäre wenn …) und dokumentiert die Ergebnisse als Aussage, als Statistik oder als Bild- und Tonmaterial. Veröffentlicht die Ergebnisse im Netz.
4.) Und last but not least
Als Aphasiker brauche ich jemanden der mich beim Sprechen und Schreiben unterstützt.
Ich danke Euch dafür das Ihr mich so geduldig angehört habt. Und die Ruhe bewahrt habt. Und jetzt möchte ich den Applaus für den nächsten Redner wieder freigeben.