Transkript zur Rede
Transkript der Rede
Liebe Piratinnen, liebe Piraten.
Gestatten mir zum Beginn meiner Rede ein paar persönliche Worte
Mein Name ist Roland Müller. Ich bin 52 Jahre alt und Vater von fünf Kindern im Alter zwischen zwei und sechsundzwanzig Jahren. Ich spreche vor allen Dingen auch in Ihrem Namen. Seit fünf Jahren bin ich Pirat. Im September vergangen Jahres hatte ich einen Schlaganfall. Seitdem muss ich das Sprechen und Schreiben komplett neu lernen. Das Krankheitsbild nennt man Aphasie. Daher bitte ich Euch meine zeitweise holprige Aussprache zu entschuldigen. Meine Konzentrationsfähigkeit ist seitdem eingeschränkt. Ich bitte ich Euch deshalb besonders ruhig zu sein. Ich habe einen Gehörschutz auf, um mich besser konzentrieren zu können.
Der Grund, warum ich Pirat geworden bin, und warum ich Eure Arbeit zumeist gelassen verfolgen konnte, ist derselbe. Ich weiß dass ihr für die richtigen Ziele kämpft, und dass Ihr Eure Arbeit zum Wohle Eurer Mitbürger leistet. Dafür zolle ich Euch meinen größten Respekt und meine tiefe Dankbarkeit. So gern ich Eure Leistungen weiter würdigen möchte – mir fehlt die Zeit dafür. Der Grund warum ich heute zu Euch spreche, ist ganz einfach erklärt. Ich bewerbe mich um kein Parteiamt. Ich strebe kein Landtagsmandat an.
Der Grund ist: Uns läuft die Zeit davon!
CETA wird durchgesetzt werden, und zwar ohne Beteiligung der Parlamente.
An der europäischen Grenze zu Russland findet derzeit ein Aufmarsch von NATO Truppen statt, der die Kriegsgefahr immer wahrscheinlicher werden lässt.
Die neoliberalen Eliten treiben die gesellschaftliche Spaltung voran und lassen rechts-nationale Kräfte in unserem Land ungehindert agieren.
Die Abgehängten werden immer zahlreicher und die Reichen immer mächtiger.
Unser Finanzminister macht gemeinsame Sache mit Banken und Großkonzernen und bewährt sich in ihrem Sinne als Verhinderer von Aufklärung anstatt von ihnen Steuern einzutreiben.
Und vor allen Dingen – unsere Natur steht kurz vor einem Kollaps und wir haben nichts Besseres zu tun, als die Ressourcen und Arbeitskräfte anderer Länder auszubeuten – notfalls unter Androhung von Waffengewalt, oder finanzieller Repression, um unseren Wohlstand zu sichern.
Und wir haben ein sogenanntes „Flüchtlingsproblem“. Im weiteren Verlauf werde ich sie Gäste nennen.
Diese Litanei ließe sich endlos fortsetzen.
Wenn so viele Menschen, in der Partei, an so großartigen Projekten arbeiten – müssten dann unsere Wahlergebnisse nicht höher ausfallen?
Ich möchte meine Analyse mit folgendem Satz zusammen fassen:
Wir haben im Vergleich zu den bestehenden Herausforderungen fast nichts erreicht!
Und je länger wir warten, desto schwieriger wird es werden.
Es wird Zeit für einen neuen Plan A!
Wenn wir das System nicht schnellstens ändern, wird es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis es zu einer ökologischen und menschlichen Katastrophe kommt.
Ich habe im letzten halben Jahr einen Plan entwickelt, der das neoliberale System auf den Kopf stellen wird und mit dem sich die Projektziele der Piraten verwirklichen lassen. Dieser Plan lässt sich – wir Ihr Euch denken könnt – nicht ein einer Viertelstunde darstellen. Er ist nicht dazu gedacht die Besitzverhältnisse im Land zu verändern. Er nimmt niemandem etwas weg. Er soll Deutschland nur ein wenig gerechter machen. Und er löst die meisten Probleme der meisten Menschen in unserem Land sofort oder er macht Lösungen mittelbar möglich.
Zu den sofort lösbaren Problemen zähle ich
die Arbeitslosigkeit die prekären Arbeitsverhältnisse die sinkenden Einkommen die Gesundheitsversorgung die Altersarmut die „Griechenland-Krise“
Zu den mittelbar lösbaren Problemen rechne ich
die gesellschaftliche Spaltung das Problem Eingliederung unserer Gäste die Bildungsgerechtigkeit die Herausforderungen, die uns die notwendige Energiewende stellt die marode Infrastruktur den Umbau der Bundeswehr zu einem Verband der, überall wo er eingeladen wird, Kriegswaffen entsorgt.
Zu den langfristig lösbaren Problemen rechne ich
den ökologischen Umbau unserer Gesellschaft eine nachhaltige Wirtschaftsordnung eine Renaturierung der Gegenden mit denen wir Raubbau betrieben haben
Aber ich will Euch nicht verschweigen, welche Herausforderungen nicht gelöst werden. Und ich will Euch auch nicht verschweigen welchen Preis jeder Einzelne dafür zahlen muss:
Wir werden nicht den Euro retten Wir werden nicht die „Staatsschuldenkrise“ lösen
Diser Plan kostet uns:
Wir sind gezwungen miteinander zu reden auf allen Kanälen die es gibt Wir werden nicht mehr so viel Urlaub brauchen Wir werden nicht mehr so viele Krankheitstage brauchen Wir müssen mehr Zeit mit unserer Familie verbringen Wir brauchen mehr Zeit für Bildung Wir müssen kreativer sein
An dieser Stelle gestatte ich mir ein Wort an die Journalisten zu richten.
Wie würde es Ihnen gefallen; und ich gehe davon aus, dass Sie Ihren Job lieben, und dass Sie gerne mehr tun würden, wenn es nur die Möglichkeit dazu gäbe. Wie würde es Ihnen gefallen jede Stelle in jeder Redaktion – die Eignung dazu, setzte ich mal voraus – unbefristet antreten zu können. Wie würde es Ihnen gefallen an jedem Ort der Welt recherchieren zu können ohne Rücksicht auf den Redaktionsschluss und die Kosten nehmen zu müssen.
Mir ist klar, gute Pressarbeit kostet ihren Preis. Mit meinem Plan ist alles das möglich. Aber auch Sie wird das etwas kosten:
Berichtet uns die Wahrheit von der Welt. Sobald wir erste Einzelheiten des Plans veröffentlichen werden – berichtet fair über uns. Wir werden am Tag der Veröffentlichung – ich rechne mit einer Zeit von zwei Monaten – eine Liste der Ansprechpartner mitliefern. Nur sie sind in der Lage daüber Auskunft zu geben. Ansonsten können sie nur Mutmaßungen äußern.
Damit mein Plan demokratisch verwirklicht werden kann ist es unbedingt erforderlich Wahlen zu gewinnen – und nicht nur als Zählkandidat. Ich möchte mit meinem Plan erreichen, dass wir bei der Bundestagswahl die absolute Mehrheit gewinnen. Ich bin dafür den Spitzenkandidaten so früh wie möglich zu benennen.
Um aber eine Chance bei den Wahlen zu haben, muss mein Plan funktionieren.
Um das zu beweisen brauche ich die Hilfe von jedem Einzelnen von Euch.
So könnt Ihr mir helfen – wenn wir die Einzelheiten des Plans veröffentlicht haben.
1.) Die wissenschaftliche Unterfütterung.
Es gibt erstzunehmende Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum, auf deren Theorien sich mein Plan stützt. (Alles Andere könnt Ihr nachlesen.) Ich werde eine Liste dieser Wissenschaftler zur Verfügung stellen.
2.) Und zum zweiten gehört die Kritik dazu.
Findet eigene Experten. Sobald wir die Einzelheiten des Plans veröffentlicht haben, sucht die Fehler. Auch wenn ich glaube das silberne Ei des Kolumbus gefunden zu haben – Perfektion ist eine Illusion. Erstellt eine FAQ-Liste und ich werde sie mit Hilfe der Experten kurzfristig beantworten.
3.) Und das gilt für jeden einzelnen von Euch die Ihr in den Projekten arbeitet.
Die Liste der kurz, mittel und langfristigen lösbaren Probleme, werde ich in den nächsten Tagen ergänzen. Prüft bitte wie sich gelöste Probleme auf Euer Projekt an dem Ihr gerade arbeitet auswirken. Specht mit den eventuell Betroffenen (also nach dem Motto: was wäre wenn …) und dokumentiert die Ergebnisse als Aussage, als Statistik oder als Bild- und Tonmaterial. Veröffentlicht bitte die Ergebnisse im Netz.
4.) Und schießlich
Als Aphasiker brauche ich jemanden der mich beim Sprechen und Schreiben unterstützt.
Ich danke Euch dafür das Ihr mich so geduldig angehört habt. Und die Ruhe bewahrt habt. Und jetzt möchte ich den Applaus für den nächsten Redner freigeben.
Danke.