Soziokratie

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Soziokratie

Soziokratie ist eine Organisationsform, mit der Organisationen verschiedenster Größe konsequent Selbstbestimmung umsetzen können. Das Wort Soziokratie leitet sich von socius (lat.) für ‚Begleiter‘ und kratein (griech.) für ‚regieren‘ ab. In ihrer modernen Fassung, auch Soziokratische Kreisorganisationsmethode (SKM) genannt, basiert sie auf Erkenntnissen der Systemtheorie. Ihr Hauptziel besteht in der Entwicklung von Mitverantwortung bei allen gleichberechtigten Teilnehmern und von kollektiver Intelligenz für den Erfolg der Organisation als ganzen.

Geschichte

Die Idee der Soziokratie wurde 1851 vom französischen Philosophen Auguste Comte entwickelt. Wenig später griff sie der US-amerikanische Soziologe Lester Frank Ward 1881 auf und betrachtete sie als natürliche Weiterentwicklung von Demokratie.

Eine praktische Implementierung von Soziokratie entwickelte sich aber erst Mitte des 20. Jahrhunderts als der niederländische Reformpädagoge Kees Boeke Wards Ideen aktualisierte und erheblich erweiterte. Boeke betrachtete Soziokratie als eine Form der Regierung oder des Managements, die auf der Gleichberechtigung von Individuen basiert und auf dem Prinzip der Zustimmung beruht.

Als 1970 der niederländische Ingenieur und Unternehmer Gerard Endenburg die Arbeit seines Lehrers Boekes auf das elektrotechnische Unternehmen übertrug, das er zwei Jahre zuvor von seinen Eltern übernommen hatte, entstand die moderne Soziokratische Kreisorganisationsmethode, die 1976 eine Unternehmenskrise überwinden half und seither weltweite Beachtung findet.

Prinzipien

Heute werden als Basis der Soziokratischen Kreisorganisationsmethode nach Gerard Endenburg vier Grundprinzipien genannt:

  1. Der Konsent regiert die Beschlussfassung, das Konsentprinzip.
  2. Die Organisation wird in Kreisen aufgebaut, die innerhalb ihrer Grenzen autonom ihre Grundsatzentscheidungen treffen.
  3. Zwischen den Kreisen gibt es eine doppelte Verknüpfung, indem jeweils mindestens zwei Personen an beiden Kreissitzungen teilnehmen: ein funktionaler Leiter (Manager) sowie mindestens ein Delegierter.
  4. Die Kreise wählen die Menschen für die Funktionen und Aufgaben im Konsent nach offener Diskussion.

Die Gleichwertigkeit der Teilnehmer wird im Unterschied zur Demokratie nicht durch den Grundsatz der Wahlgleichheit (ein Mensch – eine Stimme) verkörpert, sondern dadurch, dass eine Entscheidung nur getroffen werden kann, wenn keiner der Anwesenden einen schwerwiegenden und begründeten Einwand dagegen hat.

Fortsetzung folgt...

Diskussion

WARNUNG: Dieser Diskussionsteil stellt aktuell noch keine völlig korrekte Zusammenfassung der Diskussion zum Thema Soziokratie auf der Mailingliste der AG Demokratie dar, sondern listet bislang vor allem die Argumente eines Teilnehmers auf, und ist insofern bis auf Weiteres als einseitige Darstellung zu betrachten. Weitergehende Details kann man vorläufig unter Soziokratie auf Wikipedia bzw. im Abschnitt Weblinks unten erfahren.

Theoretische Vorteile

  • Entscheidungen werden von allen Beteiligten getragen
  • Motivation und Identifikation mit dem eigenen Kreis wächst
  • besserer Minderheitenschutz --Wobble 17:20, 6. Jan. 2012 (CET)
  • keine Diktatur der Mehrheit --Wobble 17:20, 6. Jan. 2012 (CET)

Theoretische Probleme

  • Soziokratie funktioniert nur, wenn Ziele definiert sind --Wobble 17:20, 6. Jan. 2012 (CET)
    • Insbesondere eignet es sich nicht zur allgemeinen Zieldefinition, was aber ein Teil der Aufgabe von Politik ist --Wobble 17:20, 6. Jan. 2012 (CET)
      • Das ist eine unbegründete Behauptung. Natürlich können Ziele innerhalb eines soziokratischen Diskurses, ebenso gut wie in einem anderen festgelegt werden. Insofern ist dieses Argument nicht haltbar und sollte an dieser Stelle wieder entfernt werden. --Deeplook 14:46, 16. Jan. 2012 (CET)
  • Es gibt Themen, die nicht per Konsent entschieden werden können. --Wobble 17:20, 6. Jan. 2012 (CET)
    • In jeder (nicht trivialen) Theorie gibt es Aussagen, die nicht begründet werden können (p:Gödelscher Unvollständigkeitssatz), also auch in der wirklichen Welt. --Wobble 17:20, 6. Jan. 2012 (CET)
      • Dieser mathematische Satz gilt nur für formale Sprachen. Politik ist keine Domäne formaler Sprachen, folglich ist diese Aussage irrelevant als Argument in der Diskussion und sollte an dieser Stelle entfernt werden. --Deeplook 14:02, 16. Jan. 2012 (CET)
      • Das ist ein grober Irrtum. Wenn der Unvollständigkeitssatz schon für formale "Welten" gilt, dann gilt er erst recht für "nichtformale Welten". Damit ist mathematisch erklärbar, was eigentlich jeder weiß: politische Probleme sind nicht algorithmisch lösbar. Denn Modelle politischer Probleme sind unausweichlich(!) unvollständig, und so können ihre Ergebnisse bestenfalls Näherungslösungen sein. --Erdmaennchen 21:12, 09. Oct. 2012
    • praktisches Beispiel: Geschmack (sind rote Teller besser als blaue Teller?) --Wobble 17:20, 6. Jan. 2012 (CET)
    • In der Politik wird über alles mögliche entschieden, da sind solche Themen bestimmt implizit auch enthalten (auch wenn es kompliziert ist ein solches explizit zu bennenen). --Wobble 17:20, 6. Jan. 2012 (CET)
  • Der natürliche Zustand von Politik ist eher Konflikt als Konsens. Nicht der Konsens macht politische Organisation notwendig, sondern der Konflikt zwischen Menschen und Gruppen. Bestünde ein Konsens apriori, müsste dieser auch nicht organisiert werden. Die Soziokratie funktioniert daher nur unter der Prämisse, dass der Konsens da irgendwo schlummere, und durch diese spezielle Form der Entscheidungsfindung ans Licht befördert werden könne. Tatsächlich beruhen gegensätzliche politische Meinungen aber oft auf Prämissen, die schon nicht miteinander vereinbar sind (Israel-Palästina, Beschneidungsdebatte, Folterverbot, Soziokratie selbst, etc.), so dass mindestens eine der Parteien ihre Prämissen aufgeben müsste. MsClassless 15:40, 20. Sep. 2012 (CEST)

Praktische Probleme

  • Manche Themen sind so verquickt und kompliziert, dass niemand da 100% durchsteigen kann und somit qualifizierte Entscheidungen getroffen werden können. Da braucht man dann Bauchgefühl. --Wobble 17:20, 6. Jan. 2012 (CET)
    • Das ist kein Einwand speziell gegen die Soziokratie, sondern gilt für jedes Entscheidungsmodell. Daher sollte man dieses Argument hier entfernen. --Deeplook 14:40, 16. Jan. 2012 (CET)
    • Es zeugt mMn schon von argem Fundamentalismus (oder wie auch immer man dies nennt), wenn ein gewichtiger Einwand nur deshalb entfernt werden soll, weil er allgemein gilt. --Erdmaennchen 20:56, 09.Oct. 2012

Praktische Umsetzungsmöglichkeiten

in der Piratenpartei

  • Doppelverkettung zwischen Piratenfraktion im Parlament und Ortsgruppen (Crews) --Wobble 17:20, 6. Jan. 2012 (CET)
  • Personenwahlen, offen und argumentorientiert nach dem Konsent-Prinzip statt verdeckt und mehrheitsorientiert

Weblinks