Rhetorikkurs

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Rhetorikkurs

Dies ist eine Sammlung typischer Rhetoriktechniken, die gerne in Diskussionen verwendet werden, um diese ohne Argumente zu gewinnen. Diskussionsteilnehmern soll der Kurs helfen diese Techniken zu erkennen, um gezielt dagegen vorgehen zu können.

Rhetoriken dieser Art werden immer dann angewendet, wenn ein Teilnehmer keine ernstzunehmenden Argumente mehr vorweisen kann, um seinen Standpunkt vorweisen kann oder um Diskussionsgegner gegenüber dem unbedachten Zuhörer zu diskreditieren.


Jeder Punkt ist mit dem Kürzel RKx abgekürzt. Wer in einer Diskussion eine Rhetoriktechnik entdeckt, darf auf die entsprechende Stelle dieses Kurses verweisen.


RK1: Strohmanntaktik

Die Strohmanntaktik zeichnet sich dadurch aus, dass man den Standpunkt seines gegenüber verzerrt, übertreibt oder ihm einfach einen fiktiven Standpunkt unterstellt.


RK2: Persönliche Aufforderung zur Tat

Diese Technik macht sich ein psychologischen Effekt zu nutzen: Menschen in der Gruppe fühlen sich anonym und nur selten angesprochen, wenn es darum geht etwas zu machen. Diese Erkenntnis ist in Notfällen wichtig, da man durch das direkte Ansprechen Menschen verantwortlich für ihr Nichttun macht. Ein Beispiel "Jemand muss einen Krankenwagen rufen" in die Runde geschrienen funktioniert eher selten, hingegen "Hey, sie dort in der beigen Jacke, rufen sie einen Krankenwagen" viel häufiger dazu führt, dass die Person handelt.

In einer Diskussion wird damit versucht eine Handlung zu erzwingen, da die angesprochene Person sich für ihr Nichtstun rechtfertigen muss.

(Beispiel: Frau Ministerin, machen sie etwas gegen den Handel von Kinderpornographie im Internet!)


RK3: Verweis auf andere Gruppen

Mit dem Verweis auf andere, wird oft versucht den eigenen Standpunkt zu legitimieren. Man nutzt hier einen weiteren psychologischen Effekt, nämlich den Glauben daran, dass die Mehrheit Recht hat. Es werden dabei gezielt nur die Gruppen genannt, die auch für die eigene Position stehen. Dadurch entsteht das Bild, dass es eine Mehrheit für die Position gibt. Auch der Gruppenzwang spielt hierbei eine gewisse Rolle: Entweder man ist für die Position oder alle sind gegen einen.

Oftmals reicht ein Verweis darauf, dass die Mehrheit, so denn sie existiert, nicht immer Recht hat, und man nicht von einer Brücke springen muss, nur weil alle anderen das machen.


RK4: Wir werden alle sterben - Taktik

Um die eigene Position zu stärken werden übertriebene Zukunftsszenarien vorgestellt. Wenn man nicht handelt, dann passiert etwas schreckliches, was doch keiner wollen kann. Auch hier soll der Diskussionsgegner zur Rechtfertigung gezwungen werden. Mit guten Argumenten lässt sich diese Taktik aber recht leicht abwehren.

Beispiele:

  • "Wenn wir die Killerspiele nicht verbieten, dann werden unsere Kinder alle zu Amokläufern"
  • "Wenn wir uns nicht für diese Position entscheiden, dann wirken wir nach aussen, als seien wir handlungsunfähig"


RK5: Abweichen vom Thema

Sollte die Diskussion nicht mehr gewonnen werden können, der Diskussionspartner aber nicht zugeben wollen, dass er falsch lag, so wird er vom Thema abweichen. Er wird plötzlich Aspekte in die Diskussion mit einbringen, die nichts damit zu tun haben.

Die Lösung ist hierbei nicht weiter auf die vorgestellten Punkte einzugehen, sondern zu Begründen, warum diese nichts mit dem Thema zu tun hat. Nun darf man sich eigener Rhetorik bedienen, nämlich den Diskussionspartner darauf hinweisen, dass er beim Thema bleiben oder zugeben soll, dass sein Standpunkt widerlegt wurde.


RK6: Persönlicher Angriff

Aus der untersten Schublade kommt der persönliche Angriff, wenn das Thema verloren scheint. Nun bloß keinen Fehler machen und sich die blöße geben selber persönlich zu werden. Sachlich darauf verweisen, dass der persönliche Angriff unnötig ist und den Diskussionspartner darauf hinweisen, dass er zugeben soll, dass er keine Argumente mehr hat, anstatt persönlich zu werden, da dies sein Bild in der Öffentlichkeit schädigt.


RK7: Der Aufruf ohne Erklärung

"Wir müssen jetzt/sofort handeln". So etwas hört man oft und genau da ist Vorsicht angebracht. Meistens geht es darum etwas umzusetzen, mit dem Verweis darauf, dass nur wenig Zeit ist. Wenn ein Haus in Flammen steht, ist das eine reine Tatsache. Wenn es aber darum geht Tatsachen zu schaffen, dann zielt der Schreiber auf ein überhastetes Ergebnis ab: Es ist keine Zeit darüber noch länger zu diskutieren, es muss sofort umgesetzt werden!

Aus rhetorischen Gründen werden bei dieser Form des Aufrufs fast alle Folgen und der genaue Wortlaut weggelassen. Wenn etwas genannt werden, dann nur die positiven Folgen. Diese Taktik wird oft mit RK4 benutzt.


RK8: TINA oder Alternativlos

TINA (There is no alternative) heißt nichts anderes, als dass alle Möglichkeiten durchgespielt wurden und es nur diese eine Lösung gibt. Dass dem nicht so ist, wird meistens dann klar, wenn die Kritiker aufbegehren. Der Diskussionsteilnehmer, der das verkündet, versucht durch diese Art eine Dramatisierung der Lage herbeizuführen, da in Notsituationen die Zuhörer eher dazu bereit sind Einschnitte zu akzeptieren.

Diese Rhetoriktechnik wird häufig mit RK4 zusammen verwendet: Es gibt nur die eine Lösung, setzen wir die nicht um, dann werden wir alle sterben.

Beispiel:

  • Der Bahnhof muss unter die Erde oder wir werden den Anschluss an die Zukunft verlieren.


Weiterführende Links


Danksagungen

Ein Dank an Sven K., der mit einem Kommentar auf der aktive-Mailingliste den Grundstein zu diesem Artikel legte.