NRW:Open Educational Resources

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Was ist OER?

Unter OER - Open Educational Resources - versteht man freie bzw. offene Bildungsmaterialien, die meist in digitaler Form vorliegen.

Dies können z. B. digitale Schulbücher, Online-Kurse oder auch einzelne Arbeitsblätter oder Lernspielbeschreibungen sein.

„Offen“ bzw. „frei“ bedeutet, dass die Materialien frei eingesetzt, das heißt auch weitergegeben und verändert werden können. In der Praxis heißt das meist, dass eine „cc-Lizenz“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Creative_Commons) verwendet wird. Der Nutzer hat damit weit größere Freiheiten, als bei der Arbeit mit einem Werk, das von einem Verlag lizenziert bzw. im Klassensatz gekauft werden muss.

OER ist in der Politik auf allen Ebenen relevant:

Kommunal: Die Schulen und Nachhilfeangebote vor Ort können kostenneutral auf das Material zugreifen. Land: Da Bildung in Deutschland größtenteils Ländersache ist, können Gelder aus dem Bildungsetat umgeschichtet werden. Bislang bedeuten Steigerungen im Bildungsetat automatisch Mehreinnahmen für die großen Schulbuchverlage. OER-Materialien können, müssen aber nicht von Verlagen erstellt werden. Gerade im Kontext digitaler Bildungsmedien / digitales Schulbuch wird sich hier eine genaue Berechnung der anfallenden laufenden Lizenzierungskosen anbieten.

Die Piratenfraktion NRW stellte im Rahmen der Haushaltsberatungen 2013 den Antrag für einen Ideenwettbewerb „Schulbücher unter freier Lizenz“ http://www.piratenfraktion-nrw.de/2013/02/wir-geben-den-haushaltsberatungen-kreative-impulse/: Ideenwettbewerb „Schulbücher unter freier Lizenz“: Piraten stehen für den freien Zugang zu Wissen. Deshalb fordern sie, die Erarbeitung von Schulbüchern unter freier Lizenz anzuregen. Die Piratenfraktion beantragt, einen Ideenwettbewerb zu einem Sprach- und Lesebuch und einem Mathematikbuch für Grundschülerauszuschreiben, das kostenlos kopiert und gedruckt werden darf. Die Auszahlung des Preisgeldes wäre daran geknüpft, dass der Gewinner-Entwurf tatsächlich umgesetzt und unter freier Lizenz veröffentlicht wird.

Bund: Auf Bundesebene spielt OER vor allem im Hochschulbereich und in der Weiterbildung eine Rolle.

EU / International: Lernen ist eine Menschheitsaufgabe. OER fördert die internationale Zusammenarbeit und spielt bei der Bildungsförderung gerade in weniger entwickelten Ländern eine immer wichtigere Rolle.


Eine Einleitung und Übersicht zu OER in englischer Sprache findet ihr hier: http://www.col.org/resources/publications/Pages/detail.aspx?PID=357 Format: PDF, 142 Seiten Prepared by Neil Butcher for the Commonwealth of Learning & UNESCO Edited by Asha Kanwar (COL) and Stamenka Uvalić-Trumbić (UNESCO)

Wesentliche politisch relevante Veröffentlichungen zu OER:

UNESCO: Paris Declaration 2012 http://www.unesco.org/new/fileadmin/MULTIMEDIA/HQ/CI/CI/pdf/Events/Paris%20OER%20Declaration_01.pdf

Cape Town Declaration - Grundsatzerklärung zu OER. Kann von Einzelpersonen und Organisationen unterzeichnet werden. http://www.capetowndeclaration.org/read-the-declaration

UNESCO: Guidelines Higher Education OER http://unesdoc.unesco.org/images/0021/002136/213605e.pdf

OECD Bericht: Giving Knowledge for Free THE EMERGENCE OF OPEN EDUCATIONAL RESOURCES http://www.oecd.org/edu/ceri/38654317.pdf

Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Deutschen Bundestages: „Die Enquete-Kommission empfiehlt den Ländern und Hochschulen, sowohl die Förderung von Open Educational Resources, also der Herstellung, Verbreitung und Nutzung frei zugänglicher sowie offen weiter entwickelbarer Bildungs- und Studienmaterialien, als auch die Förderung von Open Courseware zur Unterstützung der Lehre...“ (Ausschussdrucksache 17 (24) 052, S. 13)


Bundeszentrale für Politische Bildung http://www.bpb.de Recht reichhaltiges erklärendes Material in verschiedenen Formaten, das laufend erweitert wird z. B. http://www.bpb.de/dialog/150537/was-sind-offene-und-freie-bildungsmaterialien-zwei-experten-im-dialog-podcast


Streitpunkte und Kontroversen rund um OER:

Der Begriff ist nicht eindeutig definiert. Einerseits betrifft dies Form bzw. Umfang einer "Ressource" (d.h. ist eine einzelne Grafik schon eine Ressource), andererseits - und dies ist für die Debatte weit wichtiger - die Frage, ob "frei/offen" eine kommerzielle Nutzung und entsprechende Geschäftsmodelle ausschließt oder nicht.

Weitere Streitpunkte:

  • Kostenfaktor OER - Erstellung und Weiternutzung
  • Kann es tragfähige Geschäftsmodelle für OER geben?
  • Verlage als OER-Ersteller (weiter bezahlt von Steuergeldern) oder z. B. Deputatsstunden für Lehrer, die Interesse daran haben, selbst Material zu erstellen?
  • Wenn Dritte Materialien erstellen: Der Übergang von Experten aus der Praxis zu Lobbyarbeit in eigener Sache ist fließend.
  • Qualitätskontrolle: Kann eine Peer-Review die Arbeit der Verlage ersetzen? Muss eine Kontrolle z. B. durch das Bundesland finanziert werden?
  • Föderale Strukturen: Wer finanziert, wenn alle nutzen können?
  • Sinnhaftigkeit von Anschubfinanzierungen auf Basis von Steuergeldern

Vorteile von OER:

  • Unterstützung von Selbstlernern (auch für „Nachhilfe“)
  • Unterstützung aller Gruppen (Erwachsene, nicht nur Schüler)
  • Internationale Zusammenarbeit
  • Konsequenz aus der Forderung nach lebenslangem Lernen
  • Lernen als gesellschaftliche Aufgabe
  • Lernen als internationale Aufgabe
  • Schulbücher werden im Rahmen der Lehrmittelfreiheit meist über Steuergelder bezahlt. Gerade Digitallizenzen erfordern regelmäßig wiederholte Zahlungen. OER-Materialien unter freien Lizenzen stehen dagegen unbegrenzt zur Verfügung.
  • Kleine Aktualisierungen können problemlos vorgenommen werden, ohne dass eine Neulizenzierung stattfinden muss.

Wer erstellt OER-Material?

  • Freiwillige in ihrer Freizeit
  • Lehrer im Rahmen ihrer Unterrichtsvorbereitung
  • Lehrer und Dozenten im Rahmen ihrer Lehrverträge (Deputatsstunden)
  • Zukünftig: Auftragnehmer z. B. Verlage (und über sie Grafiker, Fotografen, Texter, Lektoren etc.)
  • Weitere Anbieter: Geschäftsmodelle auf OER-Basis entwickeln sich erst!

Wer bezahlt für die Erstellung hochwertigen OER-Materials?

  • Diejenigen, die jetzt auch für Schul- und Lehrbücher bezahlen (z. B. staatliche Schulen, Eltern, Nachhilfeinstitutionen, Weiterbildungseinrichtungen)
  • Interessierte Nutzergruppen (z. B. via Crowdfunding im privaten oder gemeinsamer Finanzierung im professionellen Bereich)

Macht der Einsatz von OER-Material Schulbuchverlage überflüssig?

  • Nein. Natürlich lassen sich auch Geschäftsmodelle auf OER-Basis entwickeln.
  • Allein schon durch die Erfahrung bei der Erstellung der Materialien und der Qualitätssicherung haben Schulbuchverlage als Ersteller und Anbieter von OER-Material auch weiter ihre Existenz gesichert.
  • Der Unterschied zwischen den aktuellen Geschäftsmodellen und OER lässt sich sehr grob auf „Mieten vs. Kaufen“ reduzieren:

Mit dem „gemieteten“ (lizenzierten) Material darf der Endnutzer nur bestimmte Aktionen ausführen und darf es nicht überall und mit jedem gemeinsam benutzen.

Auch die Inhalte „gekaufter“ Schulbücher kann der Käufer nicht unbeschränkt verwenden: Bei einem OER-Buch ist es z. B. problemlos möglich, eine Seite aus einem Mathematikbuch einzuscannen und auf Facebook darüber mit anderen zu diskutieren, während dies bei einem traditionellen Schulbuch eine Abmahnung zur Folge haben kann.

Warum sind die Schulbuchverlage nicht ganz vorn bei OER dabei?

  • Die Zurückhaltung der Verlage liegt u. a. darin begründet, dass die bisherigen Modelle mit regelmäßigen "Käufen" für sie eine Einnahmegarantie bedeuten. Bei OER-Material bietet sich ein Festpreis für das Werk an: "Ich gebe dir den Auftrag, für die Summe X ein Schulbuch zu erstellen, das ich dann frei weitergeben darf."
  • Die Verlage sind sehr in ihrem traditionellen Denken von Medien und Unterrichtsgestaltung verhaftet. Das wird besonders bei der Problematik „Medienbruch“ deutlich, also eine imaginäre „Bruchstelle“ bei der Nutzung von Lernmaterial in gedruckter und digitalisierter Form.
  • Da die Schulsysteme der Länder garantierte Abnehmer sind, bedeuten und die neuen (Miet)-Lizenzierungsmodelle für digitale Lehr- und Lernmedien de facto eine Lizenz zum Gelddrucken. Gleichzeitig die Kunden (also die einzelne Schule) stärker als bisher an den jeweiligen Verlag mit seiner geschlossenen Lernplattform gebunden. Die Hoffnung ist, dass Schulen eher Materialien von dem Anbieter kaufen, dessen Plattform man bereits kennt und wo bereits eine Registrierung vorliegt.
  • OER bricht die Selbstverständlichkeit „mehr Bildungsetat der Länder = mehr Einnahmen für Schulbuchverlage“ auf
  • Die vorhandenen Materialien der Schulbuchverlage sind nicht ohne Weiteres als OER oder auch nur parallel in gedruckter und digitaler Form nutzbar, da z. B. für die verwendeten Grafiken und Bilder von den Verlagen nur einige, nicht aber alle Nutzungsrechte von den Künstlern/Grafikern erworben wurden.
  • Die neuen digitalen Mietmodelle bedeuten für die Verlage eine Menge geschäftlicher Vorteile: Digitale Schulbücher können nicht im nächsten Jahr wiederverwendet oder weitergegeben werden. Schulen und Eltern müssen wirklich jedes Jahr für jeden Schüler das Material neu bezahlen. Die Art der Nutzung der Materialen wird für die Verlage durch die anfallenden Daten transparent.

Thesen der (Schulbuch) Verlage:

  • Es soll im Unterricht jeweils ein durchdidaktisiertes Buch in einem Fach für eine Klasse in einer Schulform in einem Bundesland als Haupt- bzw. Alleinmedium verwendet werden. Tatsächlich gestalten Lehrer ihren Unterricht schon heute oft als Baukasten: Kopien aus vielen Büchern und anderen Quellen.
  • Individuelle Anspassungen des Lehrmaterials durch den Lehrer („Blätter erstellen“) ist zwar üblich, aber nicht vorgesehen und findet in einer juristischen Grauzone statt, die immer stärker kontrolliert wird. (§ 158a)
  • Die Verlage möchten ihre bisherigen - für sie sehr lukrativen - Geschäftsmodelle ins digitale Zeitalter retten und sie ggf. gegen die Interessen der Nutzer (Lehrer, Schüler) durchsetzen
  • Eines der für Laien eher absurd wirkenden Konzepte, die dabei zum Wirken kommen ist der „Medienbruch“. Dies besagt, dass legal genutzte analoge Werke (also Bücher) nicht digitalisiert (eingescannt) und verwendet werden dürfen, genauso wie legal genutzte digitale Werke nicht ausgedruckt und verteilt werden dürfen.
  • Die Digitalisierung wird von den Verlagen daher primär dort als Vorteil gesehen, wo nun verfolgt werden kann, wer welches Material wann, wie, für wen nutzt. Wo früher Kopien im Graubereich, Remixes oder das Weiterverwenden von Büchern über mehrere Jahrgänge möglich war, ist dies bei digitalen Lizenzen nicht mehr der Fall
  • Verlagsplattformen bieten nur die Produkte eines Verlages an. Selbst wenn die Nutzung relativ komfortabel ist, wird die Zusammenarbeit von Lehrergruppen und die Nutzung von Inhalten über mehrere Verlage hinweg verhindert. (Closed Shop)
  • Lehrer dürfen z. B. nicht digitalisierte Unterrichtsvorbereitungen / Vorlagen für den Unterricht über mehrere Jahre auf der Festplatte oder im Schulnetzwerk speichern und flexibel für mehrere Klassen verwenden. Individualisierter Unterricht setzt aber vielfältige schnell einsetzbare Materialien voraus.
  • Überforderung der Lehrer, wenn wie die Qualität des Materials selbst bewerten sollen. (Angesichts von extern erstelltem Material, das immer wieder im Unterricht verwendet wird, ist das eine der Kernaufgaben bei der Unterrichtsvorbereitung - gut ausgebildete Lehrer führen selbstbestimmt anspruchvollen Unterricht durch).

Wie kann OER-Material aussehen?

Ein schöner deutschsprachiger Einstieg zu OER - gerade auch für Schulen - findet sich hier:

http://pb21.de/2013/03/oer-open-educational-resources/


Auch wenn die hier aufgeführten Projekte nicht alle unter OER fallen (z. B. betrifft dies die verwendeten Lizenzen), so geben sie doch einen guten Einblick in die Entwicklungen, die weit über "Blattsammlungen zum Ausdrucken" hinausgehen:

OpenLearn Das OER-Projekt der Open University (Großbritannien) http://www.open.edu/openlearn/ In der FAQ ist auch das Thema Lizenzen und Möglichkeiten der Materialnutzung angesprochen: http://www.open.edu/openlearn/about-openlearn/frequently-asked-questions-on-openlearn

MIT OpenCourseWare http://ocw.mit.edu/index.htm

Open Yale Courses http://oyc.yale.edu/

Coursera (Projekt zahlreicher namhafter Universitäten) http://www.coursera.org/ (MOOCs, die aber nicht unbedingt als freie Lizenzen angeboten warden).

Udacity http://www.udacity.com/

NEU: http://www.openuped.eu/ (immerhin mit OER-Hinweis auf der Startseite)

Khan Academy http://www.khanacademy.org/

Wikiversity http://de.wikiversity.org/wiki/Hauptseite http://de.wikiversity.org/wiki/Open_Educational_Resources


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