MonetaryCircuitTheory

Aus Piratenwiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
ANMERKUNG: Das ist eine Rohübersetzung aus der englischen Wikipedia

Die Monetäre Kreislauftheorie ist eine heterodoxe Geldtheorie, insbesondere der Geldschöpfung, welche häufig mit dem Postkeynesianismus[1] in Verbindung gebracht wird. Sie behauptet, daß Geld endogen durch den Bankensektor geschaffen wird, anstatt exogen durch Zentralbankkredite. Sie ist eine endogene Geldtheorie. Sie wird auch Circuitismus oder kreislauftheoretischer Ansatz genannt.

Unterscheidung zur Mainstreamtheorie

Der wesentliche Unterschied zur mainstream economic Theorie der Geldschöpfung besteht in der Auffassung, daß Circuitismus den Geldschöpfungsprozess endogen im Bankensektor verortet, anstatt exogen durch die Regierung vermittels Zentralbankkrediten. Das bedeutet, die Wirtschaft schafft ihr Geld sebst (endogen), statt von einem ausserhalb stehenden Agenten zur Verfügung gestellt zu werden (exogene Geldschöpfung). Circuitism modelliert auch Banken getrennt von anderen Unternehmen, anstatt sie zu einem repräsentativen Agenten e:representative agent zusammenzufassen, wie es in den neoklassischen Mainstream-Modellen der Fall ist.

Diese theoretischen Unterschiede führen zu einer Reihe von verschiedenen Folgerungen und politischen Vorgaben; Der Circuitismus lehnt unter Anderem die Mindestreserveanforderungen als Grundlage für den Geldschöpfungsungsmultiplikator ab, mit dem Argument, dass die Geldschöpfung vorrangig mit der Kreditvergabe durch Banken geschieht, welche eine Deckung durch Zentralbankreserven nach sich zieht. Eine Kreditvergabe durch die Zentralbanken an die Geschäftsbanken, welche ihrerseits eine Kreditvergabe in der Realwirtschaft anregen soll, bleibt weitgehend wirkungslos. Ein Geldmultiplikator ergibt sich vielmehr aus den Eigenkapitalquoten, das heißt dem Verhältnis aus Eigenkapital und risikogewichteten Aktiva.[2] Darüber hinaus lehnt der Circuitismus die Neutralität des Geldes nachdrücklich ab, und nimmt stattdessen an, dass die Geldangebot und dessen Zunahme respektive Rückgang entscheidend für das Funktionieren der Wirtschaft sind.

Circuitistisches Modell

Der Circuitismus kann leicht in Bezug auf vertraute Bankkonten und den damit verbundenen Debit-und Kredittransaktionen verstanden werden: Bankeinlagen sind nur ein Buchungseintrag in einem (Bank-)Konto (jedoch nicht specie - also Münzen und Noten), und ein Kauf entzieht Geld von dem Konto des Käufers mit der Bank und fügt sie dem Konto des Verkäufers bei der Bank hinzu.

Transaktionen

Wie bei anderen Geldtheorien unterscheidet der Circuitism zwischen hartem Geld, also Geld, das bei einer gegebenen Rate für bestimmte Rohstoffe wie Gold austauschbar ist - und kreditvermitteltem Geld. Im Gegensatz zu Mainstream-Geldtheorie, betrachtet er Kreditgeld von Geschäftsbanken als vorrangig (zumindest in modernen Volkswirtschaften), anstatt von Zentralbankgeld abgeleitet - man kann also sagen, daß Kreditgeld das Geldsystem antreibt. Während sie nicht den Anspruch erhebt, dass alles Geld Kreditgeld ist - historisch gesehen wird Geld oft als eine Ware, oder zumindest als austauschbar für eine solche betrachtet - beginnen Basismodelle nur mit der Berücksichtigung von Kreditgeld und fügen andere Arten von Geld später hinzu.

Im Circuitismus ist eine monetäre Transaktion - etwa der Kauf eines Laibes Brot, im Austausch für Euro - keine bilaterale Transaktion (zwischen Käufer und Verkäufer) wie in einer Tauschwirtschaft, sondern vielmehr eine dreigliedrige Transaktion zwischen Käufer, Verkäufer und Bank. Anstatt der Übergabe eines physischen Gutes im Austausch für den Kauf durch den Käufer findet stattdessen eine Abbuchung von dessen Konto bei einer Bank statt, sowie eine entsprechende Gutschrift auf dem Konto des Verkäufers. Das ist exakt das, was in einer Kreditkarten-Transaktionen passiert, und dies ist in circuitistischer Betrachtung das, was in jeglicher Kreditgeld-Transaktion auftritt.

Wenn zum Beispiel jemand einen Laib Brot mit einem Geldschein erwirbt, mag es erscheinen, dass er das Brot im Austausch für das Gut "Euro-Banknote" erwirbt, stattdessen erfolgt einfach die Übertragung eines Kredits, in diesem Fall mit einem der ausgebenden Zentralbank: da die Banknoten durch nichts hinterlegt sind, sind sie letztendlich nur die physische Aufzeichnung von einem Kredit bei der Zentralbank, keine Ware.

Geldschöpfung

Im Circuitismus wird, wie in anderen Kreditgeld-Theorien (Kredit-)Geld durch die Verlängerung eines Darlehens geschaffen. Entscheidend ist, dass das Darlehen im Prinzip nicht durch Zentralbankgeld gesichert werden muss: Geld wird geschaffen durch das Versprechen (Der 'credit') den das Darlehen verkörpert, und nicht durch die Vergabe oder Wiedervergabe von Zentralbankgeld: Kredit besteht vor Reserven.

Wenn das Darlehen mit Zins zurückgezahlt wird, wird das Kreditgeld des Darlehens zerstört, aber es werden Reserven (vom Umgang der Zinszahlung) geschaffen - den Gewinn aus dem Kredit.

In der Praxis erweitern Geschäftsbanken Kreditlinien für Unternehmen - also ein Versprechen, ein Darlehen zu gewähren. Dieses Versprechen wird nicht als Geld für aufsichtsrechtliche Zwecke betrachtet, und Banken müssen auch nicht Reserven hierfür vorhalten. Wenn aber die Kreditlinie in Anspruch genommen wird, entsteht diese Kreditgeld auf gutem Glauben und entsprechende Reserven müssen hierfür gefunden werden. In diesem Fall geht also Kreditgeld den Reserven voraus. Mit anderen Worten: die Bereitstellung von Krediten zieht Reserven (unter der Annahme, dass die regulatorische Notwendigkeit für Bankreserven existiert), anstatt dass Reserven als Darlehen weitergegeben werden, wie das im Mainstream-Modell angenommen wird.

Das Versagen der Geldpolitik in Depressionsphasen - Zentralbanken vergeben Geld an Geschäftsbanken, welches nicht in den realen Kreislauf weitergereicht wird - wird als "pushing on a string" bezeichnet und von den Circuitisten zugunsten ihres Modells angeführt: Kreditgeld wird durch die Verlängerung von Darlehen geschaffen und nicht durch das 'Drucken' von Zentralbankgeld, das an die Geschäftsbanken zum Verleihen weitergereicht wird.

Geschichte

Der Circuitismus wurde von französischen und italienischen Ökonomen nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt; Sie wurde offiziell von Augusto Graziani in Vorlage:Harv vorgestellt, nach einem früheren Entwurf in Vorlage:Harv.[3]

Der Begriff und die Terminologie eines Geldkreislauf geht mindestens bis 1903 zurück, als der Amateur-Ökonom Nicholas Johannsen Der Kreislauf des Geldes und Mechanismus des Sozial-Lebens unter dem Pseudonym J.J.O. Lahn schrieb; Vorlage:Harv. In der Zeit zwischen den Weltkriegen studierten deutsche und österreichische Wirtschaftswissenschaftler monetäre Kreisläufe unter dem Begriff Kreislauf, wobei der Begriff "Kreislauf" in diesem Sinne von französischen Wirtschaftswissenschaftlern eingeführt wurde. Der Hauptvertreter des französischen Ansatzes zum monetären Kreislauf ist Alain Parguez. Als Hauptvertreter der monetären Kreislauftheorie können in den Arbeiten von Riccardo Bellofiore in Italien gefunden werden, sowie in Kanada bei Marc Lavoie, Louis-Philippe Rochon und Mario Seccareccia.

Schwierigkeiten bei der Modellbildung

Während die verbale Beschreibung des Circuitismus Beachtung fand, erwies sich die mathematische Modellierung als schwierig. Anfängliche Versuche den monetären Kreislauf zu modellieren erwiesen sich als problematisch, nachdem die Modelle eine Reihe von unerwünschten und unerwarteten Eigenschaften aufwiesen, wie etwa dem unvermitteltem Verschwinden von Geld. Als Problemfelder können insbesondere benannt werden:

  • Ausfälle im Kreislauf
  • Vernichtung von Geld
  • Das Dilemma mit dem Profit

Der australische Ökonom Steve Keen führt diese Schwierigkeiten auf den ungeeigneten Gebrauch von allgemeinen Gleichgewichtsmodellen zurück, welche implizit statisch bzw. auf einen Gleichgewichtszustand ausgelegt sind, während er die monetäre Kreislauftheorie als grundsätzlich dynamisch betrachtet. Er befürwortet daher stattdessen die Verwendung von dynamischen Methoden von Differentialgleichungen oder Differenzengleichungen. Im Ergebnis gelang es Keen funktionierende kreislauftheoretische Modelle zu formulieren, welche nicht mehr die Unzulänglichkeiten früherer Versuche hatten.[4][5][6][7]

See also

Literatur

  • Augusto Graziani title=Theory of the Monetary Circuit isbn=978-0-902169-39-5 year=1989
  • Augusto Graziani: The Monetary Theory of Production, 2003 isbn 978-0-521-10417-3 Leseprobe

Fussnoten

  1. Alberto Zazzaro: “How Heterodox is the Heterodoxy of the Monetary Circuit Theory? The Nature of Money and the Microeconomy of the Circuit” in [1]
  2. The Myth of the Money Multipler in “Money: What it is, how it works” accessdate=1/21/12
  3. Richard Aréna, Augusto Graziani, Neri Salvadori: “Money, credit, and the role of the state” p. 137
  4. Steve Keen: The Dynamics of the Monetary Circuit [2] in: The Political Economy Of Monetary Circuits: Tradition And Change In Post-Keynesian Economics, edited by Jean-François Ponsot and Sergio Rossi (pp. 161-187) in: Palgrave Macmillan, 08-07-2009
  5. Steve Keen: Conservation “Laws” in Econophysics, and the Non-Conservation of Money Abruf von www.debunkingeconomics.com, September 29, 2007
  6. Steve Keen: “Keynes’s ‘Revolving Fund of Finance’ and Transactions”
  7. Steve Keen: “Declaring victory at half time” ursprünglich erschienen in Real-World Economics Review, Issue no. 52, 10 March 2010

Verweise