Kameraführung

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Grundsätzliches

Bei dem Kauf einer Kamera sollte folgendes beachtet werden: Kleinere Kameras sind weniger geeignet. Schulterkameras eignen prinzpiell besser, sind aber auch teurer. Eine Kamera sollte neben einem Display nach Möglichkeit auch einen Sucher haben. Grundsätzlich gilt: Je mehr manuelle Einstellmöglichkeiten desto professioneller ist die Kamera.


vier wichtige Grundsätze

  • Es sollte so viel wie möglich manuell eingestellt werden. Am wichtigsten sind der Zoom, die Blende (für Helligkeit) und die Schärfe. Bei vielen semiprofessionellen und bei jeder professionellen Kamera sind zumindest Blende und Schärfe leicht manuell zu bedienen. Wenn man gleich so seine Erfahrungen sammelt, dauert es nicht lange bis man dafür ein Händchen entwickelt. Danach will man nichts mehr auf automatisch lassen.
  • Je bewegter ein Motiv ist desto eher sollte es aus der Hand gefilmt werden. Grundsätzlich aber gilt, so sauber wie möglich arbeiten! Arsch bewegen! Ein Zoom ersetzt nicht die Kamerabewegung auf das Objekt zu oder von ihm weg. Denn durch einen Zoom wird der Zwischenraum entfernt liegender Motive verkürzt. Langsame Zooms und Schwenk sollten aber nach Möglichkeit mit dem Stativ gemacht werden.
  • Einstellungen und Bewegungen (Zoom, Schwenk, Gang etc.) nie unmotiviert filmen. Grundsätzlich gilt, man muss immer wissen, warum man was wie dreht! Wenn Regeln gebrochen werden, dann nur begründet. Bei einer Kamerabewegung braucht es ein gezieltes Anfangs- und Schlussbild. Die Kamera verfolgt den Punkt des Interesses! Man muss wissen, was man dreht und eine Empathie für den Zuschauer entwickeln. Man sollte das Material so filmen, dass der Cutter etwas damit anfangen kann.
  • Zusammenhänge des Beitrags müssen immer im Kopf behalten werden. Es gilt dem Cutter (oder sich selbst) immer Futter anbieten.


Vorbereitung

  • Die beabsichtigte Grundstimmung und Atmosphäre des Beitrags immer im Kopf behalten. Handelt es sich um einen reinen Bericht, Nostalgie, Satire oder einen Naturfilm? Auf dieser Entscheidung basierend müssen die Bilder der Grundstimmung des späteren Beitrags entsprechen.
  • Das Tempo des Beitrags festlegen. Handelt es sich um Sport, Trailer, Bericht, Nostalgie oder Natur, können die Einstellung langsamer bzw. schneller sein.


Bildaufbau

  • Grundregeln für das Motiv: Vordergrund und Hintergrund beachten. Mit dem Zoom kann Tiefenschärfe verkürzt werden. Bei Personen im Bild darauf achten, dass die Blicke immer ins Bild gerichtet sind. Direkte Blicke in die Kamera sind aber zu vermeiden (sie gehen an der Kamera vorbei). Ein Schwenk sollte in der Regel von links nach rechts (Blickgewohnheit) verlaufen. Bei der Bildkomposition auf das Goldene Dreieck achten. Dementsprechend liegt der Focus des Bildes in der Regel auch nicht mittig.
  • Einstellungen: Es gibt verschiedene Größen: Weit, Total, Halbtotal, Amerikanisch, Halbnah, Nah, Groß (Close), Ganz Groß (Total Close). Zwischen den Einstellungsgrößen sollte gewechselt werden. Auch die Kameraposition sollte gewechselt werden. D.h. nie aus der gleichen Position auf einen anderen Bildauschnitt des gleichen Motivs schießen.
  • Achsensprung: Die Achse ist eine zwischen zwei vor der Kamera sich befindliche Objekten oder Personen gedachte Linie. Diese Achse darf mit der Kamera nicht überquert werden bzw. von der anderen Seite der Achse dürfen keine Bilder geschossen werden. Der Zuschauer würde sonst desorientiert werden.
  • Bewegung: Bei stillen, statischen Motiven sollte sich die Kamera bewegen. Ist viel Bewegung im Bild vorhanden, bleibt die Kamera eher ruhig.
  • Bei szenischen Auflösungen müssen die Anschlüsse und Achsen beachtet werden. Darüber hinaus muss die Handlungen immer so vollständig wie möglich gefilmt werden (ins Bild, aus dem Bild; Bewegungen bzw. Handlung bis zum Schluss).
  • Dramaturgie im Kopf behalten (Teasern, Spannung, Überraschung; z.B. beim Zoom, Schwenk). Die gedrehten Bilder gliedern sich in den Gesamtaufbau des Beitrags (Einstieg, Mittelteil, Schlussbild).
  • Zwischenschnitte (Schnittbilder) drehen: Bei einem Interview beispielsweise vorher oder nachher immer an Bilder denken, die später dazwischen geschnitten werden können. Das können Reaktionen aus dem Publikum, Detailaufnahmen von Händen oder jedes andere Bild sein, das inhaltlich zu dem Gefilmten passt.
  • Die Kameraperspektive ist immer motiviert einzusetzen. Es gibt die Vogelperspektive (Aufsicht) und die Froschperspektive (Untersicht). Eine leichte Vogelperspektive macht ein Objekt kleiner. Die Froschperspektive macht ein Objekt größer, überhöht es. Ansonsten sollte die Kamera ebenmäßig zum Objekt eingesetzt werden. Bei Personen heißt das auf Augenhöhe.
  • Ein leichter Anschnitt des Motivs (Objekt ist vom Bildrand leicht verdeckt) gibt der Einstellung häufig Dichte.


O-Ton

Ein O-Ton (Originalton) ist ein Kommentar, Statement oder Interview vor der Kamera.

  • Hinführung: Die Person, die den O-Ton gibt, sollte eingeführt werden. Zu diesem Zweck sollten zusätzlich Bilder gefilmt werden, die die Person zeigen. Auf diese Bilder kann dann ein Text gesprochen werden, der die Person vorstellt.
  • Keinen direkten Blick in die Kamera: In der Regel sollte nie in die Kamera geschaut werden. Der Blick geht immer seitlich an Kamera vorbei. Der Redakteur gibt mit seinem Standort die Blickrichtung vor. Deshalb sollte der Standort desjenigen, der die Fragen stellt, immer rechts oder links neben der Kamera sein. Eine Ausnahme sind direkte Ansprachen.
  • Bei mehreren O-Tönen, die z.B. bei einer Umfrage hintereinander geschnitten werden, sollte immer die Blickrichtung gewechselt werden. Das heißt, derjenige, der die Fragen stellt, steht bei verschiedenen Interviewpartner mal rechts mal links von der Kamera. Dadurch sind die zu sehenden Personen auch mal auf der linken bzw. auf der rechten Bildhälfte. Auch sollten Einstellungsgrößen variiert werden.
  • Später im Schnitt können O-Töne mit kurzen motivierten Zwischenschnitten (Schnittbildern) gekürzt werden.


Licht

  • Licht ist indirekt zu setzen bzw. mit Folien abzuschwächen. Im Zweifel sollte Licht diffus und nicht hart sein.
  • Gegenlicht beachten z.B. bei Fenstern. Nie sollte der Hintergrund heller sein als das Objekt. Sonst erkennt man nichts!
  • Spitzen setzen. Mit Licht kann akzentuiert werden.
  • Natürliche Lichtquellen nutzen z.B. von Fenstern. Bei O-Tönen die Personen aber nicht direkt vor das Fenster setzen. Gegenlicht!
  • Mischlicht ist zu vermeiden bzw. sollte dann ein gemischter Weißabgleich eingeholt werden.


Nachbearbeitung

  • Beim Drehen sollte man schon wissen, was man alles braucht. Immer lieber zu viel drehen als zu wenig. Trotzdem sollte dem Cutter immer gezielt sauberes Material angeboten werden.
  • Leicht überlappender Ton (Audiovorlauf): Später im Schnitt kann ein O-Ton schon beginnen, obwohl man noch kurz das letzte Bild sieht.
  • Auf eine visuelle Abwechselung ist zu achten.
  • Timing: Handelt es sich um einen schnellen oder langsamen Beitrag, ist die Schnittfrequenz entsprechend anzupassen. Schnelle und langsame Phasen können sich auch dynamisch abwechseln.
  • Eine einzelne Einstellung dauert in der Regel 3-4 Sekunden (für einen langsamen Beitrag). Jede Abweichung muss einen gesamtheitlichen oder einstellungsbezogenen Grund haben. Eine Einstellung wird aber sehr viel länger gedreht als sie später verwendet wird. Es sollte daher eher 8-10 Sek für eine feste Einstellung ohne Schwenk gefilmt werden.


Wenn ihr das verinnerlicht, dann habt ihr euch schon meilenweit vom Amateur entfernt!



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