Health Impact Fund
Inhaltsverzeichnis
Die Darstellung des HIF auf dieser Wiki-Seite ist eine nur leicht gekürzte und für das Wiki umgestaltete Version eines Artikels von Prof. Pogge, der diesen freundlicherweise zur Verwendung innerhalb der Piratenpartei zur Verfügung gestellt hat. [1]
Die wichtigsten Informationen gibt es auch in Form eines TED-Talks: http://www.ted.com/talks/thomas_pogge_medicine_for_the_99_percent.html
Ziel, Mitarbeit und Roadmap
Ziel
Wir möchten ein Positionspapier zur Idee des Health Impact Funds (HIF) ausarbeiten, dessen Forderungen -- falls angenommen -- im Wahlprogramm zur Bundeswahl 2013 auftauchen.
Mitarbeit
Das Thema wird zurzeit koordiniert von OdinMB, der als Neu-Pirat hiermit dringend um Hilfe bittet, um den Prozess bis zum Programmantrag beim Bundesparteitag möglichst erfolgreich und piratengerecht zu gestalten.
Roadmap
- Idee des Health Impact Funds ausführlich darstellen
- Idee bekannt machen, insbesondere in den AGs Entwicklungspolitik, Patentrecht und Internationales
- Idee diskutieren
- Programmantrag für ein Positionspapier ausarbeiten
- Programmantrag beim Bundesparteitag einreichen
Offene Frage: Wann und wie sollte der Vorschlag den lqfb-Prozess durchlaufen?
Antrag
Der Antrag wird im Piratenpad erarbeitet: http://piratenpad.de/hif
Achtung: Die aktuelle Version ist nur ein Rohbau.
Die Idee
Ausgangslage
Pharmaforschung ist teuer. Derzeit müssen Pharmaunternehmen die Forschungskosten vor allem über den Verkaufspreis finanzieren, den sie während der Laufzeit ihrer Patente erzielen. Obwohl sich dieses System in vielen Fällen bewährt hat, kann es aus Sicht der Gesundheitsversorgung einige Probleme nicht lösen:
- Preisproblem: Hohe Preise für Medikamente erschweren armen Patienten den Zugang zu angemessener Behandlung. Dies trifft besonders auf Patienten in Entwicklungsländern zu, aber auch in den Industriestaaten auf unversicherte Patienten und auf versicherte, deren Krankenkasse bestimmte Behandlungen aus Kostengründen nicht abdeckt. Zudem belasten hohe Medikamentenpreise in Zeiten knapper Mittel die Krankenkassen – und damit letztlich alle Beitragzahler.
- Forschungsproblem: Viele Krankheiten kommen vor allem in den armen Regionen der Welt vor. Die Erforschung und Entwicklung von Medikamenten für diese Krankheiten sind oft betriebswirtschaftlich unrentabel, obwohl Millionen Menschen unter ihnen leiden. Die Folge: Unter den 1.556 Neuzulassungen zwischen 1974 und 2004 gab es nur 21 für vernachlässigte Krankheiten, einschließlich Malaria und Tuberkulose.
- Last Mile Problem: Das gegenwärtige Patentrecht gibt Innovatoren insgesamt ungenügende Anreize, sich um den optimalen Einsatz ihrer Medikamente zu sorgen. Zwar haben Innovatoren einen solchen Anreiz: Wenn das Medikament nicht optimal eingenommen wird, kann seine Wirkungsschwäche der Reputation der Erfinderfirma abträglich sein. Aber dieser Anreiz ist auf die zahlende Kundschaft beschränkt. Und es gibt einen bedauerlichen gegenläufigen Anreiz, besonders bei ansteckenden Krankheiten: Wenn das Medikament nicht optimal eingesetzt wird, also etwa viele arme Patienten gar nicht erreicht, dann vergrössert sich dadurch die Prävalenz der Krankheit und die von ihr ausgehende Gefährdung, und damit auch die potentielle Nachfrage nach dem Medikament.
== Anmerkung ==
rroli:
Ich bin kein Mediziner, kenne aber seit vielen Jahren das Gesundheitssystem in vielen Entwicklungslaendern. Das Problem ist, dass es in den meisten Entwicklungslaendern kein funktionierendes Krankenversicherungssystem gibt. D.H. wer kein Geld hat, hat im Krankheitsfall auch keine lange Lebenserwartung.
Einige Highlights:
o viele Medikamente sind im Ausland billiger als in Deutschland, weil Konzerne nehmen, was sie bekommen koennen.
o Bei Aids/HIV Medikamenten gerieten viele Pharmakonzerne unter internationalen Druck wegen zu hoher Preise in Entwicklungslaendern und senkten daraufhin die Preise.
o einige weenige Laender wie Indien sind dem Pharma Patentrechtsabkommen nicht beigetreten und koennen deshalb Generikas billig (nach)produzieren und anbieten.
o begehrte Medikamente wie beliebten kleinen blauen Pillen von Pfizer werden im Strassenhandel in Entwicklungslaendern zu etwa 10-15% des Apothekenpreises angeboten. Meist kommen die taeuschend echt aussehenden Viagrapillen aus China. Gruene nachgebaute Pillen (Kamagra) aus Indien.
o arme Menschen koennen sich (teure) Medikamente nicht leisten
o Pharmakonzerne haben in Industrielaendern sehr lukrative Gewinnspannen und die Kosten fuer die Gesundheitssysteme steigen staendig.
Fazit:
Ich bin mir nicht sicher ob der HIF wirklich helfen wuerde und nicht mehr als einige burokratische Einrichtung waere.
Ich faende es besser oeffentlichen Druck auf die Pharmakonzerne auszuueben, damit diese zu realen Herstellungskosten Medikamente der WHO und oeffentlichen Gesundheitssystemen von Entwicklungslaendern zur Verfuegung gestellt werden.
Roland Roescheisen
Der Health Impact Fund
Urheberfirmen sollen hinsichtlich jedes ihrer Medikamente die Option (jedoch keinerlei Verpflichtung) haben, dieses beim HIF zu melden. Wenn eine Firma dies tut, verpflichtet sie sich dadurch, es überall zu einem Preis anzubieten, der die geringstmöglichen Produktions- und Vertriebskosten nicht übersteigt. Im Gegenzug bekommt sie zehn Jahre lang einen Anteil regelmäßiger HIF-Ausschüttungen, der genau dem Anteil ihres Medikaments an den Gesundheitsauswirkungen (health impact) aller HIF-gemeldeten Medikamente entspricht. Wenn beispielsweise ein Medikament im Jahr 2014 für 17% der Gesundheitsgewinne aller HIF-gemeldeten Medikamente verantwortlich ist, dann bekommt die Urheberfirma dieses Medikaments 17% der vorher festgelegten HIF-Ausschüttung für das Jahr 2014.
Messung der Gesundheitsauswirkungen
Die heute zur Verfügung stehenden Daten sind bei weitem nicht hinreichend, um die weltweiten Gesundheitsauswirkungen eines neuen Medikaments abzuschätzen. Solide Daten über die Verwendung und Wirksamkeit gemeldeter Produkte zu erheben ist folglich eine Hauptaufgabe des Health Impact Fund. Sie bildet mit einer eigenen Abteilung sein organisatorisches Herzstück. Der HIF steht vor der Herausforderung, die Verringerung der Krankheitslast für unterschiedliche Medikamente und über Ländergrenzen hinweg zu quantifizieren und zu vergleichen. Jede solche Bewertung wird auf Daten aufbauen müssen, die zu einem gewissen Grad unvollständig oder schwer vergleichbar sind. Dennoch ist die Aufgabe lösbar, denn die Schätzungen des HIF müssen nicht perfekt, sondern nur zuverlässig genug sein, um unberechtigte Ausschüttungen zu verhindern und Pharmaunternehmen in einem fairen Wettbewerb die Anreize zu bieten, möglichst große Gesundheitsgewinne zu erzielen.
QALYs als Maßstab
Ein verbreiteter Maßstab für die Wirkung von Medikamenten sind qualitätskorrigierte Lebensjahre (quality-adjusted life years, QALYs). Dieser Maßstab spricht an auf (etwa durch Medikamente erzielte) Lebensverlängerung, berücksichtigt aber auch den Grad, zu dem Patienten, dank guter Gesundheit, diese Zeit produktiv genießen können. Dieser Gesundheitsgrad wird auf einer Skala von null bis eins gemessen. Ein Medikament kann also zwei QALYs für sich verbuchen, wenn es z.B. einem Patienten zwei zusätzliche kerngesunde Lebensjahre schenkt. Die gleiche Anzahl würde es verbuchen, wenn es einem Patienten vier zusätzliche Lebensjahre bei schlechter Gesundheit (0.5) ermöglicht oder seinen Gesundheitsgrad acht Jahre lang um 0.25 anhebt.
Kosten
Die Wirksamkeit von jährlich etwa zwanzig Medikamenten länderübergreifend zu ermitteln, wäre nicht billig. Eine grobe Rechnung könnte wie folgt aussehen: Bei einem angenommenen Gesamtbudget von 6 Milliarden Dollar pro Jahr würden etwa 10% (600 Millionen Dollar) für Verwaltung und health assessment eingesetzt werden.
Die Innovationsanreize des HIF müssen mit den Marktanreizen vergleichbar sein, die etwa der Nachfrage eines Medikaments in den Industrieländern entspricht. Ein tragfähiges Minimum für die Finanzierung des HIF läge bei etwa 6 Milliarden Dollar. Das entspricht 0,01% des globalen BIP. Jedes gemeldete Medikament wäre dann an Ausschüttungen im Gesamtwert von 54 Milliarden Dollar beteiligt (zehn Jahre à 6 Milliarden Dollar abzüglich 10% für die Ermittlung der Gesundheitsauswirkungen der gemeldeten Medikamente). Diese Summe würde die Urheber neuer Medikamente dazu motivieren, ungefähr zwei neue Medikamente pro Jahr zu melden, die im Laufe ihrer zehnjährigen HIF-Laufzeit durchschnittlich je etwa 2,7 Milliarden Dollar vom HIF bezahlt bekämen. Ein solcher Betrag würde es Urhebern ermöglichen, nach Forschungs-, Entwicklungs- und Marktpflegekosten noch einen attraktiven Gewinn einzufahren:
Da die Herstellungs- und Vertriebskosten über den Verkaufspreis gedeckt sind, hätten die HIF-Ausschüttungen dreierlei Kosten abzudecken. Das sind in erster Linie die Forschungs- und Entwicklungsausgaben, die sich im Laufe der zehnjährigen Ausschüttungsperiode amortisieren müssen. Die Nachforschungen von DiMasi, Hansen und Grabowski haben ergeben, dass Pharmaunternehmen pro Medikament, das die Marktreife erreicht, im Durchschnitt Forschungsaufwendungen in Höhe von 800 Millionen Dollar aufbringen. Der Abzinsfaktor, den die Unternehmen bei ihren Investitionen zugrunde legten, lag bei 11% . Gehen wir von diesen Daten aus, dann muss ein HIF-gemeldetes Produkt über zehn Jahre hinweg Einnahmen von jährlich 136 Millionen Dollar erbringen, um die Forschungs- und Entwicklungskosten zu decken. Bei einer jährlichen HIF-Ausschüttung pro Medikament von durchschnittlich 270 Millionen Dollar (5.4 Mrd / 20 Medikamente, nach Abzug der Aufwendungen für den HIF) blieben also jährlich noch 134 Millionen Dollar für Marktpflegekosten, Verwaltungskosten (overhead) und den Gewinn.
Impact
Der HIF wäre mit einem Jahresbudget von 6 Milliarden Dollar nur ein Nebenschauplatz in der globalen Ökonomie der Pharmazeutika. Weltweit werden jährlich etwa 735 Milliarden Dollar (2008) für Arzneimittel ausgegeben, wovon etwa 120 Milliarden Dollar in die pharmazeutische Forschung reinvestiert werden. Die Auswirkungen des HIF auf die Weltgesundheit wären allerdings um ein Vielfaches größer als diese Relationen vermuten lassen. Denn die beim HIF gemeldeten Medikamente wären in dreierlei Hinsicht untypisch:
- Erstens belohnt der HIF insbesondere diejenigen Medikamente, die einen erheblichen Gesundheitsgewinn für eine große Patientenpopulation realisieren können und schafft damit Forschungsanreize für sie. Finanziell uninteressant wäre der HIF für die Urheber neuer Medikamente, deren Wirkung der von schon eingeführten Medikamenten ähnlich ist („me-too drugs“), die nur ein kleines Wehwehchen kurieren oder die nur einer kleinen Patientengruppe zugute kämen.
- Zweitens sind beim HIF gemeldete Medikamente von Anfang an billig und stehen deshalb sofort auch für die drei Viertel der Weltbevölkerung zur Verfügung, die sich neue Medikamente zu patentgeschützt hohen Preisen nicht leisten können.
- Drittens animiert der HIF die Urheber gemeldeter Produkte dazu, sich durch eine neue Form von Marktpflege um deren optimale Verwendung und weite Verbreitung auch unter den ärmsten Patienten zu bemühen. Wenn mit einem gemeldeten Produkt die Prävalenz einer Infektionskrankheit in den ärmsten Regionen Afrikas reduziert wird, dann bezahlt der HIF für diese Reduktion genausoviel wie wenn derselbe Gesundheitsgewinn in Deutschland erzielt worden wäre. Es lohnt sich für die Urheber gemeldeter Produkte also – vermutlich in Kooperation mit nationalen Gesundheitssystemen, internationalen Organisationen und Nicht-Regierungsorganisationen – erhebliche Anstrengungen zur optimalen Vermarktung ihrer Produkte auch bei den Armen dieser Welt zu unternehmen.
In Anbetracht dieser drei Punkte ist es durchaus möglich, dass der HIF zwar nur 3 oder 4% aller neuen Medikamente trägt, diese Medikamente aber für die Hälfte des durch alle neuen Medikamente zusammen erzielten Gesundheitsgewinns verantwortlich sein werden.
Staaten als Finanzierer
Der HIF soll hauptsächlich von Staaten getragen werden. Im Prinzip kann zunächst eine kleine Gruppe von Partnerländern den HIF aufbauen. Wenn der HIF sich bewährt, mögen die Partnerländer die Ausschüttungssummen graduell aufstocken wollen, wobei ihnen auch der Beitritt neuer Partnerländer eine Hilfe sein wird. Mit solchem Wachstum würde auch die Zahl der jährlich neu beim HIF gemeldeten Medikamente steigen.
Damit der HIF seine volle Anreizwirkung entfalten kann, müssen Partnerländer sich langfristig zu Beitragszahlungen verpflichten. Natürlich sollen Länder die Partnerschaft verlassen dürfen. Wichtig für den Erfolg des HIF ist jedoch, dass dies schrittweise erfolgen muss, Länder also z.B. ihren Beitrag über zehn Jahre hin von 0,03% ihres Bruttosozialprodukts auf Null herunterfahren, so dass die legitimen Erwartungen von Urhebern nicht enttäuscht werden können. Neben ihren planmäßigen Beiträgen sollen Partnerländer – sowie auch Nicht-Partnerländer, Firmen, Stiftungen und Privatleute – auch außerplanmäßige Zahlungen leisten können.
Vorteile
Für arme Patienten
- Kostenproblem und Last Mile Problem: Firmen haben einen Anreiz, durch eine modifizierte Form der Marktpflege für die optimale Verwendung ihrer Medikamente zu sorgen und diese vielleicht sogar unter dem Kostenpreis an arme Patienten zu verkaufen.
- Forschungsproblem: Firmen haben einen Anreiz, Medikamente für Krankheiten zu entwickeln, die vor allem in Entwicklungsländern auftreten. Bislang sind solche Projekte unrentabel.
Für Pharmaunternehmen
- Keine Opfer: Von Unternehmen wird nicht gefordert, sich an kostspieligen Spendenprogrammen zu beteiligen oder Forschungsinfrastruktur oder -ergebnisse kostenlos zur Verfügung zu stellen. Ihr wirtschaftliches Handeln allein soll die medizinische Versorgung verbessern.
- Patentrecht wird nicht beeinträchtigt: Der HIF ist bloß eine Ergänzung. Für jedes neu entwickelte Medikament soll die Urheberfirma selbst entscheiden, unter welchem der beiden Systeme sie es vertreiben will. Sie gewinnt dadurch eine zusätzliche Möglichkeit, Einnahmen zu generieren und neue Märkte zu erschließen. Dieses Ausschüttungssystem bringt die besonderen Interessen der Forschungsträger mit dem allgemeinen Interesse an öffentlicher Gesundheit zur Deckung.
- Kein Problem durch Generika: Die Herstellung von Generika durch Konkurrenzunternehmen galt forschenden Unternehmen bislang vor allem als gewinnverringerndes Ärgernis. Für HIF-gemeldete Medikamente jedoch wäre dies kein Problem. Denn erstens sind diese von Anfang an so billig, dass generische Hersteller kaum mit ihnen werden in Konkurrenz treten wollen. Und zweitens wäre der HIF verpflichtet, den Urheber des Medikaments auch für die Gesundheitsauswirkungen generischer Versionen desselben zu belohnen.
Für Menschen in Industrienationen
- Interesse, Krankheiten einzudämmen -- selbst Krankheiten, die bislang nur in den Entwicklungsländern auftreten. In der heutigen Zeit breiten sich ansteckende Krankheiten schnell über Grenzen hinweg aus.
- Volkswirtschaftlicher Nutzen Ein Anstieg der weltweiten Produktivität kommt allen Ländern der Welt zugute: Durch die Verringerung der Krankheitslast wären die einzelnen Volkswirtschaften weniger mit Versorgungs- und Pflegekosten belastet, und weniger Menschen würden durch Krankheit oder vorzeitigen Tod aus dem Arbeits- oder Familienleben gerissen.
- Geringere Kosten Noch deutlicher sind die Vorteile des HIF in Bezug auf Medikamente für globale Krankheiten, also solche, die auch in den Industriestaaten häufig auftreten. Hier kann der HIF Krankenkassen und Patienten auch in Industrienationen entlasten.
Wünschenswerte strukturelle Eigenschaften
- Anreize stimmen direkt mit dem Ziel überein Die Mechanismen des HIF schaffen Forschungsanreize proportional zum sozialen Nutzen der Innovationen. Beim Patentsystem richtet sich der Wert einer Innovation nach der Kaufbereitschaft der Kunden, die eng an die Zahlungsfähigkeit der Kunden gekoppelt ist. Es schafft daher sehr viel größere Anreize, die Gesundheitsprobleme der Reichen als die der Armen zu lösen. Der HIF motiviert Firmen diejenigen Forschungsvorhaben voranzutreiben, die einen möglichst großen Effekt auf die Gesundheit aller Menschen haben.
- Skalierbarkeit Wenn das System funktioniert, können die 6 Mrd. Dollar leicht aufgestockt werden, was zu mehr Registrierungen führen würde.
- Niedrige Administrationskosten Die Regeln des HIF sind relativ einfach und unkompliziert.
Ethische Erwägungen
- Faire Wirtschaftsordnung Wir haben der Welt eine neue, stark integrierte Wirtschaftsordnung gegeben, mit dem Versprechen, alle Menschen am Fortschritt teilhaben zu lassen. Wir haben von dieser neuen Weltordnung gehörig profitiert: durch besseren Zugang zu den Märkten der Entwicklungsländer, durch erhebliche Lizenzzahlungen für unsere geistigen Eigentumsrechte und durch billigen Import von Produkten und Rohstoffen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Millionen in den Entwicklungsländern – etwa weil Patente ihnen den Zugang zu billigen Generika abschneiden – an leicht heilbaren Krankheiten leiden oder sogar zugrunde gehen.
- Menschenrechte Es liegt auf der Hand, dass die Einrichtung des HIF als Ergänzung zum derzeitigen Patentsystem ein bedeutender Beitrag zum Schutz und zur Umsetzung von Menschenrechten wäre. Dies gilt vor allem für soziale und ökonomische Menschenrechte, wie sie etwa im Sozialpakt von 1966 oder im Artikel 25 der Menschenrechtserklärung von 1948 festgehalten wurden: "Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen"
Nachteile?
- Wird die Innovationskraft der Pharmakonzerne geschwächt? --Amogorkon 12:08, 30. Okt. 2011 (CET)
Antwort: Die Innovationskraft der Pharmakonzerne wird nicht geschwächt. Ihnen wird lediglich eine Karotte vor die Nase gehalten, damit sie ihre Aktivitäten auf diejenigen Krankheiten konzentrieren, die wirklich relevant sind. (Malaria vs Haarausfall) Der HIF ist eine zusätzliche Vermarktungsoption, und Konzerne können weiterhin den gewohnten Weg der Vermarktung gehen. --OdinMB 16:35, 20. Dez. 2011 (CET)
- Wer trägt die Kosten? --Amogorkon 12:08, 30. Okt. 2011 (CET)
Antwort: Die Kosten sollen vor allem von den sich beteiligenden Staaten getragen werden. Diese Staaten (und ihre Steuerzahler) bekommen für ihren Anteil an den zunächst anvisierten 6 Mrd. Dollar etwas Wertvolles zurück, nämlich den Zugang zu Medikamenten zum Herstellungspreis. Die Volkswirtschaften bezahlen also für etwas, das sie momentan sowieso bezahlen, nur -- zum Teil -- auf anderem Wege. --OdinMB 16:35, 20. Dez. 2011 (CET)
- Wo muss man mit Entlassungen rechnen? --Amogorkon 12:08, 30. Okt. 2011 (CET)
Antwort: Mit Entlassungen ist deshalb nicht zu rechnen, weil die bisherige Art der Vermarktung von Medikamenten ja weiterhin möglich ist. Es muss kein Produkt vom Markt genommen werden, und Wohlfühl-Medikamente können wie gehabt produziert und vermarktet werden. --OdinMB 16:35, 20. Dez. 2011 (CET)
Links und Anmerkungen
- Zusammenfassung der Idee seitens der Initiative "Incentives for Global Health" (IGH): http://www.yale.edu/macmillan/igh/files/HIFshort_de_3.pdf
- Darstellung der Idee in Buchform: http://www.yale.edu/macmillan/igh/hif_book.pdf
- IGH-Vorlage für die WHO Expertengruppe zum Thema Forschungsfinanzierung vom April 2009: http://www.yale.edu/macmillan/igh/files/IGHsubmissionV6.pdf
- Wikipedia-Artikel zum Thema: http://en.wikipedia.org/wiki/Health_Impact_Fund
- TED-Talk zum Thema: http://www.ted.com/talks/thomas_pogge_medicine_for_the_99_percent.html
Anmerkungen:
- Die Idee des Health Impact Funds stammt von der Initiative "Incentives for Global Health" (IGH) am Whitney and Betty MacMillan Center for International and Area Studies an der Yale University. Die Direktoren der Initiative sind Prof. Thomas Pogge und Prof. Aidan Hollis. Die Ideen des IGH gehen zum Teil zurück auf Arbeiten von Tim Hubbard, James Love und Michael Abramowicz.
- Die SPD-Fraktion in Bundestag hat sich für den HIF ausgesprochen und das Thema am 11. April 2011 ins Europäische Parlament gebracht. Fürsprecher waren vor allem MdBs Heidemarie Wieczorek-Zeul and Karin Roth.
- Das Advisory Board der Initiative "Incentives for Global Health" enthält weitere namhafte internationale Wissenschaftler und Politiker, die das Projekt unterstützen.
- ↑ "Der Health Impact Fund -- Wie Pharmaforschung wirklich allen zugute kommen kann", veröffentlicht im Juli 2009 unter auf dem Portal gerechte-gesundheit.de Eine ausführliche Darstellung der Idee in Buchform gibt es hier.