FAQ Sozialer Umgang

Aus Piratenwiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Was soll das hier?

Der Partei fehlt ein geordnetes Konzept um mit sich selbst zu reden. Sowas kann man aber nicht verordnen, nicht in Anträge gießen, und erst recht nicht per irgendwas durchsetzen.

Wir können uns nur irgendwie darauf einigen, dass wir uns an bestimmte Umgangsformen und Maßstäbe halten wollen. Früher nannte man sowas Netiquette, Benimm oder Gentleman's Agreement.

Sowas schließt nicht nur allgemeine Höflichkeit ein, sondern eben auch ein Wissen um den Umgang mit Grenzfällen: Was, wenn jemand eine andere Meinung als die Masse vertritt? Wie gehen wir mit Trollen um? Was tun, wenn einem von außen etwas angekreidet wird?

Diese Seite ist ein Versuch, eine FAQ und einen Konsens zu erstellen, damit wir nicht bei jedem Deppen von vorn anfangen müssen.

Begriffe

Begriff Definition
"+1" eine zustimmende Geste - man reiht sich quasi in die Liste derer ein, die das zitierte ebenso gesagt hätten, oder zumindest gut finden.
"EOD" irgendwann erkennt man, dass alle sinnvollen Argumente ausgetauscht wurden, und man nicht mehr erwarten kann, dass neue hinzukommen. Oder man glaubt zumindest nicht mehr daran, dass von der Gegenseite welche kommen. Daher teilt man mit "End of Discussion" mit, dass man sich ab hier ausklinkt. Man beended damit nicht unbedingt die Diskussion, andere können durchaus weiterschreiben - aber man weist die anderen Teilnehmer darauf hin, dass man nicht mehr auf ihre Beiträge eingehen wird. Ja, das ist u.U. unhöflich
"plonk" Plonk soll lautmalerisch das Geräusch wiedergeben, mit dem man das Gegenüber in sein Killfile fallen lässt. Das Killfile wiederum ist ein Emailfilter, der eben alle Nachrichten von Leuten, die darin stehen zuverlässig ungelesen löscht. Sozusagen die ultima ratio um sich vor Leuten zu schützen, deren Äußerungen man überhaupt nicht mehr sehen mag, bzw. deren Aussagen einen nur unnötig aufregen, nicht aber einen hilfreichen Diskurs lostreten. Ja, das gilt als "gemeiner Seitenhieb"
"Godwin" Godwins Gesetz besagt, dass bei jeder Internet-Diskussion früher oder später jemand einen Hitlervergleich heranziehen wird. Das zeigt an, dass alle hilfreichen Argumente anscheinend schon ausgetauscht wurden, und der fruchtbare Teil der Diskussion hiermit beendet ist. Man sagt, dass derjenige, der den Hitlervergleich angebracht hat, die Diskussion in der Regel damit verloren hat.
RTFM Read the Fucking Manual - Ein freundlicher Verweis doch bitte erst einmal die vorhandene Dokumentation zu lesen und zu verstehen. In unserem Fall wäre das Parteiprogramm gemeint. Hier selten verwendet
"die Piratenpartei hat keine Position zu …" Erst einmal heisst das, dass derjenige, der das schreibt, von keiner basisdemokratisch auf einem Parteitag legitimierten Position zu dem Thema weiß.

Was bedeutet das für eine Diskussion? Erst einmal nur genau das, was der Satz sagt: Wir haben da noch keine Parteilinie, daher ist das unter Umständen diskussionsbedürftig. Und natürlich ist es auch diskussionsbedürftig, ob man dazu jetzt auch dringend eine Position entwickeln muss, oder ob nicht vielleicht andere Themen erst einmal wichtiger sind.

Im Grunde ist dieser Satz nicht für interne Diskussionen sondern eher für die Kommunikation nach außen gedacht, wenn man mal wieder nach Dingen wie dem Nahost-Konflikt gefragt wird.

[Strohmann-Argument] Eine rhetorische Technik, bei der statt dem eigentlichen Thema, ein anderes angegriffen wird.

Hilfreiche Hinweise zu Diskussionen allgemein

Mit Dank an Torsten Kleinz, der das verbloggt hat.

  • Stell echte Fragen, nicht nur rhetorische. Du magst noch so viel zum Thema wissen — alles weißt Du nicht.
  • Im Gegenzug: Beantworte echte Fragen. Je überflüssiger Dir eine Frage vorkommt, um so einfacher solltest Du sie beantworten können. Kannst Du es nicht, war die Frage wohl nicht so dumm.
  • Lies, bevor Du schreibst. Im Zweifel hat schon jemand Deinen Punkt gemacht und Du kannst bei ihm noch einen Fakt beitragen.
  • Du kannst nur mit Leuten diskutieren, denen Du Respekt entgegenbringst. Wenn Du das nicht kannst, diskutiere nicht.
  • Sei nicht faul. Viele Fragen lassen sich in Minuten klären, Links zu Deinen Faktenbehauptungen sind im Internet kein Luxus.
  • Deine Meinung ist Deine Meinung, schreib das auch ruhig dabei. “Ich bin der Überzeugung, dass”, “Ich glaube”, “IMO” und so viele andere Formulierungen helfen Dir dabei und helfen Missverständnisse zu vermeiden.
  • Konzentriere Dich nicht alleine auf die Fehler anderer. Wenn jemand einen langen Beitrag mit Richtigem geschrieben hat, schieße nicht nur auf den einen Fehler, den Du siehst.
  • Meta ist Schmeta. Halte Diskussionen über Art und Form der Diskussion auf einem Minimum.
  • Wenn Du Dich zuerst fragst, welchem Lager Du einen Mitdiskutanten zuordnen musst, tritt einen Schritt zurück. Jemand kann ein Argument haben und dennoch zu einer anderen Grundüberzeugung als Du gekommen sein.
  • Beachte das Umfeld. Ironie und Analogien sind nicht unbegrenzt übertragbar. Erst recht nicht, wenn man Dich nicht kennt.
  • Vergiss den Spaß nicht. Ein Forum ist kein Doktoranden-Seminar. Und wer austeilt, sollte auch einstecken können.
  • Es gibt einen richtigen Zeitpunkt, um eine Diskussion zu verlassen. Es ist meist nicht der, wenn Du das letzte Wort hast.

Noch mehr teilweise sehr hilfreiche Hinweise gibt es bei Lifehacker: How to Argue on the Internet without becoming a Troll. Die Highlights, übersetzt und übertragen:

  • Nutze keine Metaphern. Metaphern funktionieren nur, wenn Dein Publikum schon auf Deiner Seite ist, Diskussionsgegner werden den Fehler im Gedankenbild suchen.
  • Poste keine Links. Da klickt eh kaum wer drauf. Als Quellenangabe vielleicht, aber Deine Argumentation sollte dort nicht stehen.
  • Nutze Zitate. Aber mit Vorsicht, sonst trittst Du eventuell eine Diskussion um den Zitierten los.
  • Verzichte auf Buzzwords.
  • Lies Dir Deinen Text nochmal durch, überprüfe, ob Deine Argumente richtig strukturiert sind!

Trolle

Trolle sind im Endeffekt Leute, die nichts konstruktives zu einer Diskussion beitragen wollen oder können. Da gibt es solche, die das aus purer, naja, Lust am Destruktiven tun, und solche, die auf Biegen und Brechen ihre eigene politische Agenda durchdrücken wollen, und dabei überhaupt nicht an Argumenten oder Sichtweisen anderer interessiert sind. Es ist wichtig, diese Leute in einer Diskussion zu erkennen - denn nur dann kann man geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen.

Häufige Trollformen

(Unser Dank an die Ersteller des “Die Einzelfalle”-Poster: http://dietpunk.com/phlo/einzelfaelle.pdf)

Tabubrecher

"Ich bin ja kein Rechter, aber", "Ich provozier eben gerne", "Du kannst die Wahrheit bloß nicht vertragen." Sagen Dinge um Dinge zu sagen. Reagieren bei Kritik gereizt. Die Tilos und Günters. Täuschen Tabus vor, die sie "brechen".

rechte Esoteriker

"Alternativen zur jüdisch geprägten Schulmedizin", "Durch den Holocaust hat das Volk der Juden schlechtes Karma abgearbeitet"

Rassisten

Glauben an die Existenz von Menschenrassen. Unterstellen, es gäbe genetische und kulturelle Unterschiede in der Leistungsfähigkeit, Intelligenz, etc. "Die Schwarzen/Asiaten/Türken/etc. sind eben so."

Antisemiten

Häufig wird eine "Jüdische (Welt-)Herrschaft" unterstellt, z.T. an Namen festgemacht ("Herrschaft der Rothschilds" etc.). Juden werden dabei alle möglichen (auch positiven) Eigenschaften unterstellt: Fleißig, weiß mit Geld umzugehen, etc.

Holocaustleugner

"Ich glaube nicht, dass es den Holocaust gegeben hat - ist doch nur Propaganda aus Israel", "Wäre technisch doch gar nicht möglich gewesen" Zweifel am Holocaust werden durch Zweifel an den Zahlen der Opfer gesäht.

Neonazis und Faschisten

Bezieht sich direkt auf faschistisches Gedankengut, identifiziert sich mit dem 3. Reich oder Teilgliederungen des Nazi-Apparates Manchmal erkennbar an Zeichen wie "88" "Großdeutsches Reich", Haken- oder Keltenkreuzen etc.

Meinungsfreiheitsaktivisten

"das wird man ja wohl noch sagen dürfen!" "Wir müssen jede Meinung akzeptieren!" "Wer andere Meinungen ablehnt, macht sich selbst zum Extremisten" "Es gehört zu unserer Demokratie, dass sich jeder frei äußern darf"

Relativierer aller Art

Argumentieren bei all den Punkten aus dem Abschnitt "Täter" oben "trivial-postmodern" "das ist doch zumindest eine mögliche Meinung!" "Frag dich doch mal, wer ein Interesse daran hat, dass du das glauben sollst!"

Israelkritiker

"Ich bin ja kein Antisemit aber..." "Die Juden hätten sich doch wo ansiedeln können, wo nicht so viele Leute wohnen" Argumentieren mit Völker-/ Menschenrechtsverstößen in der israelischen Politik - sprechen dabei Israel häufig die Existenzberechtigung ab.

Islamkritiker

"Der Islam gehört nicht zu unserer Kultur" "Der Islam ist eine im Kern gewalttätige Weltanschauung" "Es gibt keine gemäßigten Muslime" "Im Koran steht, dass alle Ungläubigen umgebracht werden müssen." - selektive Verbreitung von Passagen aus dem Koran, die aus dem historischen Kontext gerissen werden.

Hysteriehysteriker

"Wieso? Wir haben doch kein Problem mit Rechten oder Nazis." Sobald ein*e Pirat*in bemerkt und öffentlich macht, dass jemand sich rassistisch äußert, tauchen sie auf und legen ihr/m nahe, sich zurückzuhalten und nicht in Panik auszubrechen. Always blaming the messenger!

Verteidiger der Freiheit

"Wer diese Meinung nicht zulässt, ist selbst Extremist" "Sitzblockaden sind Nazimethoden." "Es gehört zu unserer Demokratie, dass sich jeder frei äußern darf"

Mitteextremisten

"Wir dürfen nicht nur nach rechts schauen, während wir auf dem linken Auge blind sind!" "Wir lehnen jede Form von Extremismus ab" "Demonstration gegen Nazis, gut, aber wann wird gegen Linksextremismus demonstriert?"

Zinskritiker

"Kapital vernichtet Arbeit" "Zinsen sind Diebstahl" Antisemiten+ gleichz. Antikommunisten, die Marktwirtschaft ist problemlos, nur böse Menschen (Juden, Freimaurer, Kommunisten usw.) sorgten dafür, dass die MaWi nicht völkisch funktioniere. auch bei Occupy zu finden

Geschichtsrevisionisten

"Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben." meinen, es gäbe eine zweite Sichtweise auf die Geschichte. "Wenn man in einigen Generationen auf unsere Zeit blickt, wird es allen klar sein, dass ..." - Behauptung aktiver Geschichtsfälschungen durch herrschende ("zionistische") Eliten

Was tun bei Trollen?

Ein probates Mittel ist stets das Ignorieren. Allerdings ist es nicht unbedingt langfristig das beste Mittel. Denn nach außen kann sich der Troll so als der “Gewinner” der Diskussion, und damit als Inhaber der Meinungshoheit darstellen: Es wird ihm ja nicht weiter widersprochen. Außenstehende erhalten so ein falsches Bild und werden im ungünstigsten Fall sogar verschreckt.

Andererseits ist es eben auch wichtig zu wissen, dass die meisten Trolle deutlich mehr Zeit haben als man selbst, und in der Regel leider auch mehr Durchhaltevermögen. Denn deren Strategie ist es, solange auf der eigenen Ansicht zu bestehen, bis das Gegenüber entnervt aufgibt.

Eine perfekte Lösung gibt es nicht, allerdings ein paar Ratschläge:

  • Weise den Troll und den Rest der Gruppe darauf hin, dass er oder sie als solcher erkannt wurde.
  • Verweise ggfs. auf diese oder ähnliche Seiten, damit Du Dir die Arbeit ersparst, das alles noch einmal erklären zu müssen.
  • Erkläre öffentlich, dass und warum Du den Troll von nun an ignorierst. Damit ist dokumentiert, dass er eben nicht für die Allgemeinheit spricht.

Linksammlung

und nun?

Mach mit. Erweitere die Links, stelle Fragen, verteile diese Seite an andere!