Bundesparteitag 2011.2/Antragsportal/Q101

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Tango-dialog-warning.svg Dieser Text ist (noch) keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland, sondern ein an den Bundesparteitag eingereichter Antrag. Jedes Mitglied ist dazu berechtigt, einen solchen Antrag einzureichen.

Antragsnummer

Q101

Einreichungsdatum

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Antragstitel

Hochschulpolitik: Dezentralismus – Differenzierung – Transparenz – Open Access

Antragsteller

Tobias M. Scholz

Antragstyp

Positionspapier

Antragstext

Dezentralismus – Differenzierung – Transparenz – Open Access

Die deutsche Hochschullandschaft steht vor ernsthaften Herausforderungen in den nächsten Jahren. Nicht nur muss der Wissenschaftsstandort Deutschland gesichert werden, es müssen auch genügend Menschen ausgebildet werden, um das Recht auf Bildung durchzusetzen und zugleich die Wünsche des Arbeitsmarktes zu erfüllen. All dies soll in einem reformierten Umfeld (Bologna-Reform), bei Abbau von Studiengebühren, strapazierten Budgets und zugleich doppelten Abiturjahrgängen und der Aussetzung des Wehrdienstes geschehen. Deutschland ist in dem Innovationsindikator Ranking zur Zeit nur auf Platz 9 (Indikator: Bildung, Wissenschaft) und es wird schon jetzt schwer, diesen Platz zu halten.


Dezentralismus

Um diesen Problemen effektiv entgegenzutreten, muss das aktuelle System betrachtet werden. Vor allem muss das Hochschulsystem zurück zu einem dezentralen System. Wieder hin zu einem Umfeld, wo die Experten die Chance haben, ihre Meinungen zu äußern, aber zu gleich die Beteiligten ein Mitspracherecht besitzen. Die Bologna-Reform und die deutsche Umsetzung haben in den letzten Jahren die Probleme in der deutschen Hochschullandschaft offengelegt und verstärkt. Anstatt einer Dezentralisierung der Aufgaben und Entscheidungsbefugnisse ist eine Zentralisierung eingetreten. In einer typischen Hochschule alter Prägung hatten die Fakultäten eigenverantwortlich Lehre und Forschung gestaltet und dies hat auch seit Anbeginn der Universitäten funktioniert. In dem aktuellen Wandel durch die Bologna-Reform haben sich die Machtverhältnisse fundamental verschoben und übermächtige Präsidenten und Rektoren haben nun die Befugnis über Studiengänge, Forschungsschwerpunkte und Budgets. Weiterhin wurde durch die Akkreditierungsinstitute eine Institution geschaffen, die es sich bezahlen lässt, den Hochschulen vorschreiben zu lassen, was diese zu lehren haben. Dazu gesellen sich andere Interessengruppen, die sich im Universitätsrat entfalten können. Hierbei sind es vor allem die Unternehmen mit ihren Partialinteressen, die dort bestimmen, wie eine moderne Hochschule auszusehen hat.

Im Gegensatz hierzu führt Dezentralisierung dazu, dass die Entscheidungen dort getroffen werden, wo sie auch beurteilt werden können. Hierbei ist es gerade den Entscheidungsträgern möglich, situativ auf das jeweils einzigartige Umfeld zu reagieren. Es ist fast schon paradox, bei einem so hochkomplexen System die Entscheidungen, z.B. über den Lehrplan, an einer zentralen Stelle zu überprüfen. Die tertiären Bildungsstätten besitzen die Qualität ihren Studienplan zu beurteilen und zugleich ihre Kernkompetenzen aus der Forschung in die Lehre einfließen lassen können. Somit ist eine lokale Akkreditierungsstelle aus Vertretern der Hochschule zu bevorzugen. Dies kann trotzdem die Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Hochschulen erhalten, da eine Vergleichbarkeit nicht von einer zentralen Akkreditierungsstelle erreicht wird, sondern von den Inhalten, die gelehrt werden.


Differenzierung

Durch die Zentralisierung mutieren die deutschen Hochschulen zu Industriebetrie-ben; die Universität soll sich hierbei an die Fachhochschulen annähern, wenn nicht sogar das Konzept „Fachhochschule“ übernehmen. Ziel ist hier offensichtlich, die verschiedenen und unterschiedlichen Bildungswege in Deutschland anzugleichen. Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien sollen im Endeffekt identisch funktionieren und ausbilden. Dabei ist es grotesk, dass in der heutigen Zeit der konstanten technischen Umwälzung der Gesellschaft Gleichmacherei vorangetrieben wird. Viel mehr sollte heutzutage weiterhin die Verschiedenheit gefördert werden. Es wird weiterhin notwendig bleiben, dass Arbeitskräfte nach humboldtschem Bildungsideal trainiert werden (Universität), genauso eine höhere Ausbildung (Fachhochschule), sowie die Möglichkeit erhalten, sehr nah an einem Unternehmen zu lernen (Berufsakademie). Dadurch bekommen wir weiterhin ein vielseitiges Angebot an Arbeitskräften, die auch weiterhin und in Zukunft die wissenschaftsorientierte Arbeit in Deutschland durchführen sowie notwendige Innovationen und Erfindungen produzieren. Unterschiedliche Lehr- und Forschungskonzepte erfordern jedoch differenzierte – und daher unterscheidbare – institutionelle Rahmen.


Transparenz

Schon immer waren die Systeme und Entscheidungswege an Hochschulen schlecht nachzuvollziehen. Gerade hier muss eine Veränderung beigeführt werden, die den Beteiligten sowie Außenstehenden ermöglicht, Entscheidungen zu beobachten und vor allem zu verstehen. Zugleich ist es notwendig, das Mitspracherecht zu stärken. Gerade in der Lehre muss der Großteil der Mitsprache auch bei den Betroffenen entstehen. Das heißt die Fakultät und somit die Professoren, Angestellten und Studenten. Bei der Forschung ist es notwendig, auf Transparenz aber vor allem auf Autonomie zu setzen. Trotzdem sind hinsichtlich der Transparenz Methoden notwendig die den Ablauf eines solchen Umfeld nicht verlangsamen und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit senken. Das universitäre Umfeld konkurriert hierbei gegenüber ausländischen Universitäten mit Fokus auf Leistungsfähigkeit auf Kosten von Transparenz. Zusätzlich unterliegt die Lehre der „Freiheit für Lehre“, gerade dies sollte weiterhin möglich bleiben und den Forschenden die Freiräume ermöglichen, frei zu forschen. Bezüglich der außeruniversitären Stakeholder ist es notwendig die Transparenz so zu gestalten, dass die jeweiligen Einflüsse sichtbar sind.

Antragsbegründung

Wie man in diesem Antrag erkennt, ist eine Veränderung in dem aktuellen Hoch-schulsystem notwendig. Es reicht nicht, sich allein auf dem (vorübergehenden) An-stieg der Studentenzahlen auszuruhen. Die systemimmanenten Probleme bleiben weiterhin erhalten und erschweren die Forschung und die Lehre. Die Bologna-Reform hat hierbei viele Probleme aufgezeigt und es ist jetzt notwendig, das System zu verändern, um den Wissenschaftsstandort Deutschland nachhaltig zu erhalten. Es ist daher wichtig, dass Dezentralismus, Differenzierung und Transparenz als Leitkonzepte definiert werden, die Ausführungen in diesem Antrag dienen als exemplarische Möglichkeiten, sind jedoch nicht Entscheidungsideen. Notwendig für die Weiterentwicklung des deutschen Hochschulsystems sind gerade diese Säulen: Dezentralismus, Differenzierung und Transparenz.

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Datum der letzten Änderung

29.11.2011

Antragsgruppe

Bildung und Wissenschaft

Status des Antrags

Pictogram voting question.svg Ungeprüft