Benutzer:Val/KandidaturBTW2013

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Unterstützerliste Nach meiner Landtagskandidatur haben mich viele als potentiellen Bundestagskandidaten gesehen, entsprechend früh und oft wurde ich gefragt, ob ich auf der #AVPampa kandidieren würde. Trotzdem gab es viele Gründe, zu zögern:

Zum einen sehe ich den Bundestag als nochmal ein ganzes Stück härter als den Landtag an, wie ich schon vor einiger Zeit in einem Blogpost dargelegt habe - ich habe größten Respekt vor dieser Aufgabe.

Zum anderen ist gibt es im Landtag für Verkehrspolitiker deutlich dankbarere Gestaltungsmöglichkeiten, da hier vieles im Land, in den Regierungsbezirken und Kommunen entschieden wird. Der Bundestags-Verkehrsausschuss ist dagegen vielfach ein Basar, auf dem Politiker aus verschiedenen Regionen um die Finanzierung von Projekten vor ihrer Haustür feilschen.

Verkehrspolitik im Bundestag

Das "klassische" verkehrspolitische Piraten-Projekt ist der fahrscheinlose Nahverkehr. Da die Entscheidungen über die Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs aber in den Ländern, in den Verkehrsverbünden und Kommunen getroffen werden, muss von diesen Ebenen auch der Anstoß für einen fahrscheinlosen Nahverkehr kommen. Auf Bundesebene kann man Unterstützung für solche Projekte organisieren, aber letztlich wird das Symbolpolitik bleiben, solange es keine Leute vor Ort gibt, die so etwas vorantreiben.

Kurz- und mittelfristig sollte das Hauptziel der Piraten im Verkehrs- und Bauausschuss die Herstellung von Transparenz sein. Viele Entscheidungen für und gegen Projekte sind Bestandteil komplexer Deals, in denen Abgeordnete mit ihrer Zustimmung zu einem Projekt gleichzeitig Stimmen für ihre eigenen Lieblingsprojekte kaufen. Ein solcher Kuhhandel schadet letztlich allen, weil hier die Kontrollfunktion des Parlaments ausgehebelt wird. Ein weitere Punkt ist die Komplexität und Langwierigkeit von Planungsverfahren: Formell existieren für die Bürger vielerlei Beteiligungsmöglichkeiten, aber faktisch sind die Prozesse derart kleinteilig und undurchsichtig, dass die meisten abgeschreckt werden und sich wie bei Stutgart 21 erst dann des Ausmaßes des Desasters bewusst werden, wenn die ersten Bagger anrollen. Hier muss Transparenz durch klarere Kommunikation, aber auch übersichtlichere Verfahren geschaffen werden.

Langfristig muss das gesamte Planungswesen überdacht werden: Die aktuellen Verfahren bevorzugen Großprojekte, die meist nur punktuell Wirkung entfalten. Vielfach ist kaum nachvollziehbar, woher die Idee zu diesen Projekten stammt und ob überhaupt ernsthaft Alternativen geprüft wurden - oft erweisen sich viele dezentrale Maßnahmen als wesentlich wirksamer als einzelne Megaprojekte. Die Schweiz hat hier mit Bahn 2000 ein Vorzeigebeispiel geschaffen, aber auch für Deutschland gibt es einige sinnvolle Ansätze wie z.B. das Konzept Schienennetz 2025/2030 des Umweltbundesamtes für den Ausbau des Güterverkehrs.

Und sonst?

Wenn ich in den Bundestag einziehen sollte, werde ich mich in jedem Fall um den Ausschuss für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung bemühen. Einen weiteren Ausschuss zu benennen, fällt mir schwer, da es nur zwei oder drei Ausschüsse gibt, von denen ich sagen kann, dass sie mich überhaupt nicht interessieren. Ob Innen- Auswärtiger oder Verteidigungsausschuss, Gesundheit, Bildung & Forschung, wirtschaftliche Zusammenarbeit oder notfalls sogar den Haushaltsausschuss - in jedem dieser Bereiche ist ein Interesse vorhanden und ich glaube, dass ich eine ausreichende Grundlage hätte, mich in überschaubarer Zeit einzuarbeiten.

Fragen?

aus dem Kandidatenportal

  • Otla
Welche Ausschüsse kämen für Dich in Frage?
Valentin
Ich würde mich auf jeden Fall um einen Sitz im Ausschuss für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung bemühen.
Einen weiteren Ausschuss zu benennen, fällt mir schwer, da es nur zwei oder drei Ausschüsse gibt, von denen ich sagen kann, dass sie mich überhaupt nicht interessieren. Ob Innen- Auswärtiger oder Verteidigungsausschuss, Gesundheit, Bildung & Forschung, wirtschaftliche Zusammenarbeit oder notfalls sogar den Haushaltsausschuss - in jedem dieser Bereiche ist ein Interesse vorhanden und ich glaube, dass ich eine ausreichende Grundlage hätte, mich in überschaubarer Zeit einzuarbeiten.
  • bista100
Was heißt es für dich Pirat zu sein? Was macht in deinen Augen einen Piraten aus?
Valentin
"Geht nicht gibt's nicht" - Piraten nehmen es nicht hin, wenn unkonventionell erscheinende Lösungen pauschal als nicht praktikabel dargestellt werden. Partizipation ist über digitale Medien viel einfacher geworden, die Beschränkungen der analogen Welt verblassen: Diese Möglichkeiten wollen die Piraten aufnehmen, das brachliegende Potential für eine direktere Demokratie nutzbar machen.
Alle Piratenwerte gehen auf die Freiheit zurück: Freiheit der Daten, Meinungsfreiheit, Freiheit von wirtschaftlichen Zwängen um nur einige zu nennen. Freiheit sollte immer der Default-Wert sein, jede Einschränkung von Freiheit muss genau begründet und anfechtbar sein.
siehe auch: Benutzer:Val#Meine_Sicht_der_Piraten
  • bista100
Wenn du die Möglichkeit bekommen würdest, von jetzt auf sofort etwas zu ändern, sei es Gesellschaftlich, sei es an unserem bisherigen Rechtssystem, was wäre das? Bitte begründe mir auch warum genau dieser Punkt :-)
Valentin
Die Begrenzung auf einen Punkt ist gemein :-(
Ich würde mir wahrscheinlich irgendeinen obskuren Paragraphen suchen, von dem ich mir erhoffe, dass er als Hebel dienen kann, weitere Veränderungen anzustoßen - vermutlich im Bereich von Informationsfreiheit oder Transparenzverpflichtungen. Das Dilemma ist, dass es gerade in diesen Bereichen schon viele Regelungen gibt, die geltendes Recht sind und trotzdem selten bis nie angewendet/umgesetzt werden.
  • bista100
In letzter Zeit gab es immer wieder Shitstorms dank unbedachter Tweets auf Twitter. Wie stehst du dazu? Denkst du ein Listenkandidat sollte auf seine Wortwahl, bzw. aus das was er preis- und von sich gibt achten? Bitte begründe deine Antwort.
Valentin
Ein Listenkandidat sollte sich bewusst sein, wie seine Worte auf andere Menschen wirken können. Dann können viele Missverständnisse vermieden werden. Dazu gehört insbesondere der Verzicht auf persönliche Angriffe und die Erkenntnis, dass es zu jedem Thema unterschiedliche Sichtweisen geben kann, die nicht notwendigerweise falsch sind, nur weil sie von der eigenen abweichen.
Gerade Twitter erleichtert es, Interessierte am eigenen Alltag teilhaben zu lassen und ist deshalb aus meiner Sicht ein wichtiger Teil der Transparenz in der Politik. Die Grenze zum Privaten ist fließend und wird von jedem anders aufgefasst; ich selbst versuche, mir einen Kernbereich der Privatsphäre zu erhalten, der Familie, Gesundheit und Sexualität umfasst, über den ich nur in Ausnahmefällen twittere.
  • bista100
Thema Basisdemokratie: Die Piratenpartei wächst immer weiter, das macht basisdemokratische Abstimmungen auf Parteitagen schwieriger (allein durch die Menge an Stimmberechtigten). Meinst du, das Ziel der Basisdemokratie kann auch weiterhin erfüllt werden? Wie stehst du zur Basisdemokratie? Wie würdest du diese mit in den Bundestag nehmen?
Valentin
Ich bin mir nicht sicher. Als ich von der SPD kam, war ich sehr von den Vorzügen eines Delegiertensystems überzeugt, aber inzwischen habe ich so viele Piraten-Parteitage erlebt, auf denen ich konstruktive Arbeit und gute Ergebnisse erlebt habe, dass mir das Modell der Piraten ans Herz gewachsen ist.
Ich weiß nicht, wie zukunftsfähig unsere Bundesparteitage nach dem bisherigen System sind, aber ich bin gewillt, es auszuprobieren.
Basisdemokratie hat sicherlich Grenzen der Praktikabilität, aber bisher haben wir sie noch nicht erreicht. Ein spannendes Modell, Basisdemokratie auf größere Maßstäbe zu skalieren, ist Liquid Democracy, das meiner Meinung nach an der zu festen Bindung an die Software Liquid Feedback krankt. Eine weitere Möglichkeit ist die de-facto-Delegation von Themen an Arbeitskreise - dieses Modell hat meiner Meinung nach bei der Aufstellung unseres Landtags-Wahlprogramms sehr gut funktioniert.
In der parlamentarischen Arbeit mag ich den Ansatz von O. B. sehr, die fachlich interessierten Piraten alle paar Monate für einen Tag in den Landtag einzuladen. Dadurch bleibt neben den Online-Medien ein persönlicher Kontakt bestehen, der auch in der online-Kommunikation sehr hilfreich ist. Sicherlich ist das wegen der größeren Entfernungen nicht eins zu eins auf den Bundestag übertragbar, aber ich würde versuchen wollen, einen ähnlichen Kontakt herzustellen, indem man die Fach-AGs z.B. als Besuchergruppen nach Berlin holt, wobei hier insbesondere zu prüfen wäre, inwieweit die Fahrt- und Übernachtungskosten von der Fraktion übernommen werden könnten, ohne daraus eine illegale Parteienfinanzierung zu machen.
  • Sakölabo
Fachreferenten kontra AGs - auf wessen Expertise und Unterstützung sollte sich eine Piraten-Bundestagsfraktion Deiner Meinung nach hauptsächlich stützen?
Valentin
Generell wäre es von Vorteil, wenn die Abgeordneten selbst Ahnung von der Materie hätten - ich bin kein Freund davon, eine Fraktion aus lauter Moderatoren aufzustellen. Deshalb bin ich der Meinung, dass die Abgeordneten in Zusammenarbeit mit den AGs die Leitlinien vorgeben sollten und es die Aufgabe der Fachreferenten ist, die Detailarbeit zu leisten. Dies schließt natürlich nicht aus, dass die Fachreferenten auch in den AGs mitarbeiten, im Gegenteil würde ich das sogar begrüßen. Die Referenten sollen natürlich ihre Meinung äußern, aber letztendlich sind die Abgeordneten die aufgrund ihres Parteiprogramms gewählten Volksvertreter.
  • Sakölabo
Wie ist deine Position zur Präimplantationsdiagnostik?
Valentin
Ein sehr heikles Thema, mit dem ich mich bis jetzt zum Glück noch nicht eingehend beschäftigen musste. Ich sehe das ethische Dilemma und fürchte, dass es darauf keine Antwort gibt, die mich selbst zufrieden zurücklassen würde. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: In sehr engen Grenzen erlauben, d.h. in einer definierten, abschließenden Liste von Ausnahmefällen.
  • DerfairePirat
In Niedersachsen ist Landtagswahl am 20.01.2013. Die Nds-Piraten benötigen Hilfe im Wahlkampf, da sie in vielen Landkreisen bisher nur wenige Aktive sind. Was hast Du bisher beigetragen, um die Nds-Piraten zu unterstützen und was wirst Du noch tun ?
Valentin
Ich habe in Berlin im Wahlkampf mitgeholfen und hatte mich auch für Schleswig-Holstein und das Saarland gemeldet, bevor die NRW-Wahl dazwischen kam. In Niedersachsen habe ich bisher noch nicht geholfen und sehe aktuell auch keine Möglichkeit, dies zu tun, da mir von der Südgrenze NRWs schlicht die Wege zu weit für eine sinnvolle Tagestour sind und ich aktuell nicht länger von zu Hause weg kann.
  • DerfairePirat
Valentin, Du schreibst auf Deiner Benutzerseite: "Mich selbst sehe ich als Generalisten: Überspitzt gesagt gibt es nichts, was ich nicht kann..." Das klingt so, dass Du sehr von Dir überzeugt bist. Bist Du auch kritikfähig ? Wenn ja, beschreibe bitte eine Situation, in der Du Kritik angenommen hast und wie Du damit umgegangen bist.
Valentin
Bitte vollständig zitieren: "... aber bei allem Spezialisten, die deutlich besser sind als ich." - darunter verstehe ich vor allem, dass ich eigentlich alles *irgendwie* hinbekomme. Meistens so, dass das Ergebnis brauchbar ist, aber auch nicht mehr als das.
Ganz im Gegenteil zu Deinem Eindruck bin ich mir dadurch meiner Schwächen sehr deutlich bewusst - eben weil es bei fast allem jemanden gibt, der mit dem gleichen oder weniger Aufwand ein deutlich besseres Ergebnis erzielt. Die meisten Leute haben deutlich ausgeprägte Stärken und Schwächen, ich bin bei fast allem irgendwie Mittelmaß.
Meine wahrscheinlich ausgeprägteste Eigenschaft ist der Wille zu lernen. Wenn Kritik einigermaßen sachlich oder sogar konstruktiv ist, dann nehme ich sie eigentlich immer an. U.U. ärgere ich mich darüber, es nicht besser gemacht zu haben oder diesen Hinweis nicht schon früher bekommen zu haben, aber generell ist Kritik für mich Teil des Alltags und als solche nicht weiter bemerkenswert. Ich nehme sie an oder begründe, warum ich anderer Meinung bin, aber damit ist die Sache für mich erledigt. Entsprechend fällt es mir schwer, eine konkrete Situation zu nennen, weil es sich vielfach um Kleinigkeiten handelt, die für Außenstehende keine Bedeutung haben. Im Uni-Alltag bekomme ich beispielsweise oft genug zu hören, dass ich ein Problem zu kompliziert angegangen sei oder es mir an anderer Stelle zu einfach gemacht hätte. An solche Kritik erinnere ich mich meistens erst dann wieder, wenn ich wieder in einer ähnlichen Situation bin, aber dann bin ich sehr dankbar dafür.
  • jovoelcker
Wie stehst du zu den Kurznachrichtendiensten Twitter und Identica? Wie viele Shitstorms hattest du bereits und wie viel Zeit nimmst du dir im Schnitt zur Formulierung eines Tweets?
Valentin
Twitter benutze ich in wechselnder Intensität, aber an manchen Tagen bin ich durchaus Vieltwitterer. Einen Identica-Account habe ich, aber bisher habe ich noch keine Clients gefunden, mit denen ich so richtig glücklich wäre, deshalb ist die Zahl meiner Dents noch sehr überschaubar.
Selbst einen Shitstorm ausgesetzt war ich glücklicherweise noch nie und versuche auch, nicht aktiv an solchen teilzunehmen. Ob mir das gelingt, können andere besser beurteilen als ich selbst.
Die Zeit für die Formulierung eines Tweets schwankt bei mir sehr stark und hängt auch vom Inhalt ab. In einer politischen Diskussion kann ein Tweet durchaus mal 10 Minuten brauchen und durch vier oder fünf Neufassungen gehen, bevor ich ihn abschicke, weil ich eigentlich ein Freund einer differenzierten Sichtweise bin - der natürliche Feind der 140-Zeichen-Begrenzung.
  • jovoelcker
Folgendes Szenario: Du sitzt im Bundestag und es kommt zu einer Abstimmung. Die Partei hat hierzu bereits einen Beschluss, du bist aber anderer Meinung. Unter welchen Umständen würdest du gegen das Parteiprogramm verstoßen?
Valentin
Aktuell glaube ich nicht, das es zu dieser Situation kommen könnte: Als Mensch, der sich zu den Werten der Piratenpartei bekennt, kann ich eigentlich jede Position, die ich guten Gewissens vertreten könnte, aus dem Parteiprogramm ableiten - auch wenn andere Piraten andere Interpretationen haben mögen.
Generell würde ich nur in sehr wenigen Fällen meine Meinung über die eines Parteitagsbeschlusses stellen: Primär dann, wenn Entscheidungen unmittelbaren Einfluss aus Leben und Tod anderer Menschen hätten. Allerdings würde ich in solchen Fällen auch ernsthaft über einen Austritt nachdenken, wenn die Partei hier Beschlüsse fassen sollte, die meinen Werten widersprechen.
  • jovoelcker
Auf meine letzte Frage hast du geantwortet, dass du in Extremsituationen über einen Austritt nachdenken müsstest. Würdest du in diesem Falle dein Mandat zurückgeben oder behalten?
Valentin
Ja, wenn sich die Partei beispielsweise für die Einführung der Todesstrafe einsetzen würde, wäre sie nicht mehr meine Partei. Als über die Liste gewählter Abgeordneter müsste ich dann konsequenterweise auch das Mandat zurückgeben. Ich möchte glauben, dass ich es auch tun würde. Garantieren will ich es nicht - die Situation erscheint mir momentan zu unwahrscheinlich, es müssten sich zu viele Randbedingungen ändern, als dass ich mir eine zuverlässige Vorhersage zutraue.
  • Basil123
Frühere parteiliche Mitgliedschaften sind ein schwieriges Thema.
Es gibt eine grosse Gruppe von Piraten die dieses ablehnen und daher erhalten diese Kandidaten bei der breiten Wahlmasse keine Zustimmung ( siehe deine verfehlte Landtagskandidatur).

Beschreibe bitte kurz wie du dieser Gruppe entgegen treten willst, um diesmal mehr Stimmen auf dich zu vereinigen?

Valentin
Ich wüsste nicht, wie ich "dieser Gruppe" entgegenkommen sollte. Ich war 10 Jahre SPD-Mitglied. Das ist ein Teil meiner Person, mit dem ich immer offen umgegangen bin, den ich nie verleugnen werden. Du wirst von mir keinen Unfug im Sinne einer Behauptung, ich sei im Herzen schon immer Pirat gewesen hören. Wer glaubt, ich sei ein SPD-U-Boot oder Karrierist, der ist herzlich aufgefordert, diejenigen Piraten, mit denen ich seit 2009 zusammengearbeitet habe, über mich zu befragen. Alternativ stehe ich auch gerne für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Wenn Du mir verrätst, wo Du herkommst, werde ich gerne versuchen, Euren Stammtisch zu besuchen.
In einem Punkt möchte ich dir allerdings deutlich widersprechen: Ich höre gerade erstmals, dass die breite Masse der Piraten Kandidaten mit früheren Parteimitgliedschaften ablehnen. Ebenso möchte ich betonen, dass ich mit 71,37% auf die Liste für den Landtag gewählt wurde NRW:Landesparteitag_2012.1/Landesliste_2012_Landesliste_2012
Natürlich war ich mit Listenplatz 42 nicht zufrieden, aber ich habe bisher noch nirgends gehört, dass dafür meine frühere SPD-Mitgliedschaft ursächlich war. Die Aufstellung der Landesliste fand keine zwei Wochen nach der überraschenden Auflösung des Landtags statt - in dieser Zeit hatte keine Kandidat Zeit, sich in irgendeiner Weise zu profilieren. Entsprechend wurden auf die vorderen Plätze ausschließlich die bekanntesten Gesichter gewählt. Dazu habe ich bereits ausführlich gebloggt: [1]
  • DerfairePirat
Welche Erfahrungen mit Parlamenten hast Du bisher. Hast Du Parlaments- und / oder Ausschusssitzungen besucht. Wenn ja, in welchen Parlamenten: Rat, Kreistag, Landtag, Bundestag. Wenn ja, wie war Dein Eindruck ?
Valentin
Persönlich besucht habe ich Sitzungen von Stadtrat und Bezirksvertretungen sowie Ausschüssen des Rats (primär den Ausschuss für Planung, Verkehr und Denkmalschutz der Stadt Bonn), Sitzungen des Landtags und des Bundestags habe ich bisher nur auf Phoenix/im WDR und vereinzelt im Livestream verfolgt. In der SPD habe ich einige kommunalpolitische Schulungen mitgemacht und als Mitarbeiter eines MdB auch den einen oder anderen Bericht aus erster Hand, wie die Arbeit in den Ausschüssen und (noch wichtiger) auf den Fluren des Parlaments abläuft. Genau deshalb habe ich einen großen Respekt vor dieser Aufgabe und lange gezögert, bevor ich mich zur Kandidatur entschlossen habe.
Mein Eindruck: Die Plenarsitzungen sind Show und für die Abgeordneten der eher entspannende Teil der Arbeit. Wirklich an die Substanz gehen nach meinem Eindruck die endlosen Ausschusssitzungen, Vier-Augen-Gespräche und Verhandlungsrunden, die weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit ablaufen.
  • DerfairePirat
Die Piraten wollen eine neue Politikkultur entwickeln. Was heißt das für Dich und welche Beiträge hast Du bisher dazu geleistet ?
Valentin
Eine neue Politikkultur heißt für mich eine engere Verbindung der Politik mit den Bürgern. Das hat zwei Seiten:
Einerseits sollte es direkte Kanäle geben, auf denen die Fraktion oder einzelne Parlamentarier angesprochen werden können, Feedback zu aktuellen Themen gegeben und eigene Vorschläge eingebracht werden können. Hier hat unsere Landtagsfraktion mit ihrer Antragsfabrik und vereinzelten Liquid-Feedback-Initiativen gute Ansätze, die man sicherlich aufgreifen und ausbauen kann.
Andererseits sollte Politik für den Bürger ohne Expertenwissen nachvollziehbar sein. Im Idealzustand sollte bei jedem Gesetzesentwurf erklärt werden, wozu er dient, welchen Zweck vorgeschlagene Änderungen verfolgen, in welchem Zustand sich welches komplexe Verfahren befindet und was die nächsten Schritte sein werden. Hier gibt es große Defizite, aber diese Aufgabe ist auch so umfangreich, dass ich Zweifel habe, ob eine Fraktion oder gar ein einzelner Abgeordneter sie alleine bewältigen kann. Hier muss ein schrittweises Umdenken in der gesamtem politischen Sphäre bewirkt und von den Ministerien und Verwaltungen eingefordert werden.
Ich persönlich habe dazu bisher wenig mehr geleistet, als Teil des Schwarms auf Bundes- und Landesparteitagen zu sein, an Diskussionen auf Mailinglisten und auf Stammtischen teilzunehmen. Kommunal habe ich versucht, die Prozesse, in die ich Einblicke gewinnen konnte, den anderen Piraten zu erklären und ich glaube, den Landtagsabgeordneten im Verkehrsausschuss konstruktiv zugearbeitet zu haben. Dies ist ein kleiner Anteil, die Ansprüche, die ich an mich selbst als Abgeordneter stellen würde, sind deutlich höhere.
  • Sakölabo
Bist du oder hast du vor Mitglied des Frankfurter Kollegiums zu werden?
Valentin
Nein.
Meine Gedanken zum Kollegium habe ich bereits in einem Blogpost verschriftlicht: [2]
  • jeuys
Definiere die Begriffe Transparenz, Netzwerke, Basis und Buergerbeteiligung in Bezug auf Poltikgestaltung im 21. Jahrhundert.
Valentin
Transparenz bedeutet für mich, dass alle entscheidungsrelevanten Informationen in allgemeinverständlicher Form aufbereitet ohne Zugangshürden öffentlich zur Verfügung stehen müssen. Damit ist sie notwendige Voraussetzung von Bürgerbeteiligung: Jeder interessierte Bürger soll die Möglichkeit haben, sich so in einen Prozess einzubringen, dass er ohne langwierigen Aufwand signifikante Veränderungen bewirken kann.
Netzwerke spielen in Bezug auf Politikgestaltung sowohl in Form von technischen Netzwerken, als auch als Personen-Netzwerke eine Rolle. Computernetzwerke bilden die Grundlage, auf der effektive Transparenz und Bürgerbeteiligung erst möglich werden. Personen-Netzwerke knüpft jede Person, im politischen Umfeld sind sie Fluch und Segen zugleich, weil sie einerseits wichtige Multiplikatoren der eigenen Position sind und oft erst die Voraussetzung dafür schaffen, Einfluss zu nehmen, andererseits aber dazu tendieren, intransparent zu wirken und Außenstehende auszuschließen oder abzuschrecken.
Basis ist ein bei den Piraten sehr schwammig verwendeter Begriff. Persönlich würde ich ihn durch "Gesamtheit der (aktiven?) Parteimitglieder" annähern.
  • SuddenGrey
Kannst du Vorträge halten? Wieviel hast du schon gehalten? Wieviele Reden hast du bereits geschrieben?
Bist du dir darüber bewusst, dass du vor hunderten Abgeordneten die dich alle nicht leiden können werden weil du Pirat bist eine Rede halten können musst, während sie dir ins Wort schreien, buhen oder dich auslachen?
Valentin
Ich kann Vorträge halten, auch wenn ich dazu neige, auf der Suche nach der bestmöglichen Formulierung zu viele "Äh"s einzubauen. Zumindest habe ich noch nie einen Vortrag komplett verhauen, ich bin immer mindestens auf dem Niveau der Vornote herausgekommen, eher besser. Zur Anzahl kann ich nichts genaues sagen, ich schätze mal so zwanzig bis dreißig.
Geschrieben (und vor größerem Publikum gehalten!) habe ich etwa ein halbes Dutzend Reden. Da hätte ich gerne mehr Praxis, aber in unserer Partei ist die politische Rede ja leider verpönt.
Ja, eine Rede im Bundestagsplenum ist eine große Sache, die jedem Redner Respekt einflößt, aber wenn man sich bewusst ist, dass man nur durch Praxis zum guten Redner wird und die Jungfernrede jedes Abgeordneten schwierig ist (dazu gibt es ungeschriebene Gesetzt bzgl. Zwischenrufen etc. im Bundestag), dann mache ich mir *deswegen* keine Sorgen. Es gibt ander Aspekte der Abgeordnetentätigkeit, vor denen ich deutlich mehr Respekt habe.
  • Julitschka
Wie stehst du zu Homöopathie, Anthroposophie und Waldorfpädagogik?
Valentin
Homöopathie fällt für mich unter Glaubensfreiheit: Wer daran glaubt, darf sich gerne nach ihren Methoden behandeln lassen. Allerdings bin ich der Meinung, dass (mindestens) gesetzliche Krankenkassen nur Therapien mit nachgewiesener Wirkung (was letztlich auf die "Schulmedizin" herausläuft) bezahlen sollte und auch bei der Behandlung von Kindern nachgewiesen wirksamen Methoden der Vorzug gegeben werden sollte, speziell bei lebensbedrohlichen Erkrankungen.
Wer der Antroposophie folgt, darf das von mir aus gerne tun, persönlich kann ich mit dieser Lehre nichts anfangen.
Etwas speziell ist der Fall der Waldorfpädagogik: Auch wenn ich der ihr zu Grunde liegenden Glaubensrichtung skeptisch gegenüberstehe, muss ich doch festhalten, dass das daraus resultierende pädagogische Konzept durchaus stimmig ist.