Benutzer:Nha/Positionen/Geldsystem
Im Zuge der globalen Finanzkrise und der dadurch angestoßenen Staatsschuldenkrise in der Eurozone ist unser Geldsystem stark in den Fokus der täglichen Berichterstattung gerückt. Auf dieser Seite stelle ich meine persönlichen Positionen zu diesem Themenkomplex vor. Ich lege besonderen Wert darauf, Themen ausgehend von den eigentlichen Zielen und Problemen zu analysieren. Meine Ziele, soweit sie das Thema Geldsystem betreffen sind
- jedem Bürger die wirtschaftliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen,
- den Lebensstandard der Menschen in Deutschland und Europa zu verbessern,
- die Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen zu erhalten und zu verbessern,
- die wachsende Ungleichheit von Einkommen und Vermögen einzudämmen und
- die Handlungsfähigkeit der demokratisch gewählten Parlamente zu sichern.
Meine Positionen und Vorschläge bewerte ich grundsätzlich an diesen Zielen. Sie sind für mich Mittel, die den vorgenannten Zielen dienen. Wenn ich durch rationale Argumente davon überzeugt werde, dass andere Mittel für die Erreichung dieser Ziele besser geeignet und an ihrer rationalen, dann ändere ich meine Meinung. Siehe auch: Litany of Tarski
Und nur, damit es wirklich 100% eindeutig klar ist: Alles, was auf diesen Seiten steht, ist meine persönliche Meinung, und nicht notwendigerweise eine Aussage der Piratenpartei.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Aussagen
- 1.1 Geld ist unintuitiv
- 1.2 Staatsschulden sind Netto-Geldvermögen des privaten Sektors
- 1.3 Wertstabiles Geld wird zwangsläufig irgendwann gespart
- 1.4 Langfristig ist ein Haushaltsdefizit notwendig
- 1.5 Kreditvergabe wird nicht durch den Mindestreservesatz beschränkt
- 1.6 Kreditvergabe wird nicht durch die Höhe der Einlagen beschränkt
- 2 Positionen
Aussagen
Dieser Abschnitt enthält Aussagen, von denen ich nach meinem derzeitigen Kenntnisstand der Überzeugung bin, dass sie faktisch richtig sind. Diese Überzeugung speist sich aus der Lektüre von Fachliteratur, rationalen Überlegungen, und Blogs von VWL-Professoren, hauptsächlich aus dem angelsächsischen Raum, insbesondere aus Richtung der Modern Monetary Theory. Meine Meinung zu Programmanträgen etc. basiert unter anderem auf diesen Aussagen.
Geld ist unintuitiv
Als Kinder lernen wir Geld als physikalisches Artefakt kennen, als Ding. Geld, das sind Münzen und Scheine. Wir bezahlen Süßigkeiten mit Geld, tauschen Ding gegen Ding. So glauben wir aus unserer Alltagserfahrung heraus zu wissen, dass Geld ein Ding ist. Aber Geld ist kein Ding.
Unsere Alltagserfahrung sagt uns auch, dass die Sonne um die Erde kreist. Im Schulunterricht werden wir eines besseren belehrt.
Mit anderen Worten: Alltagserfahrung ist nicht unbedingt ein guter Leitfaden dafür, wie die Fakten wirklich sind, und leider gibt es keine vergleichbare Bildung in Sachen Geld. Die Folge ist, dass viele Fehlvorstellungen in den Köpfen der Menschen tief verankert sind.
Übrigens ist Geld nicht der einzige Umstand in der VWL, der unintuitiv ist. An verschiedenen Stellen gibt es Aggregationsprobleme, wenn man den Schritt von der Mikroökonomie hin zur Makroökonomie geht. Das berühmteste Beispiel ist sicherlich das Paradox of Thrift, auf deutsch Sparparadoxon.
Wir haben als Piratenpartei auch eine Verpflichtung, hier Aufklärungsarbeit zu leisten. Der erste Schritt dorthin ist natürlich die Aufklärung innerhalb der Partei.
Staatsschulden sind Netto-Geldvermögen des privaten Sektors
Wertstabiles Geld wird zwangsläufig irgendwann gespart
Langfristig ist ein Haushaltsdefizit notwendig
Wie der Titel sagt: im langfristigen Mittel muss der Staatshaushalt in der Regel im Minus sein (ohne Inflationsausgleich). Eine Begründung dieser Aussage steht auf meinem Blog.
Kreditvergabe wird nicht durch den Mindestreservesatz beschränkt
Kreditvergabe wird nicht durch die Höhe der Einlagen beschränkt
Positionen
Dieser Abschnitt enthält Programmvorschläge, Positionspapiere, etc. an deren Entwicklung ich beteiligt bin bzw. die ich unterstütze.
Staatsfinanzierung durch die EZB
Eine entsprechende Diskussion finden in der AG Geldordnung und Finanzpolitik statt, siehe Pad inklusive meiner konkreten Formulierung.
Progressive Vermögenssteuer
Ablehnung des ESM-Vertrags
Der ESM-Vertrag ist schon alleine aus Gründen, die mit dem Geldsystem gar nichts zu tun haben, abzulehnen. Es handelt sich um eine zutiefst undemokratische und intransparente Struktur, die auf eben solchem Weg zustande gekommen ist.
Auch wenn diese formellen Gründe nicht wären, wäre die Struktur des ESM nicht ideal zur Lösung der Schuldenkrise.
Ich habe Formulierungen zu einem entsprechenden Positionspapier beigetragen, das von Hilmar Benecke eingereicht und auf dem NRW LPT 2012.2 angenommen wurde (Pos 05)