Benutzer:Michael Ebner/bewerbungsratgeber
Bewerbungsrategeber für berufliche Bewerbungen gibt es wie "Sand am Meer" - Bewerbungsratgeber für Listenkandidaturen gibt es meines Wissens nicht. Wobei die Anforderungen sich gar nicht mal so sehr unterscheiden.
Inhaltsverzeichnis
Die Bewerbung muss zur Stelle passen
Auf eine Geschäftsführerposition bewirbt man sich anders als für ein Schülerpraktikum. Ein Bundestagsmandat ist ist vom "Gehalt" (man spricht dort von Diäten) her in etwa vergleichbar mit einem Abteilungsleiter in einem größeren Betrieb. Oder - wir sind hier ja nicht bei der CDU, es darf ruhig etwas kreativer sein - vergleichbar mit einem Art Director in einer nicht ganz kleinen Werbeagentur.
Man schickt nun keine schriftliche Bewerbung, sondern trägt sich in ein Wiki ein, trotzdem sollten die beteffenden Seiten den Eindruck erwecken, dass der Bewerber auf dem angesprochenen Niveau agiert.
Die Bewerbung ist eine Arbeitsprobe
Bei der beruflichen Stellensuche gilt die Bewerbung als Arbeitsprobe - nicht für Bewerbungen schreiben (das braucht dann kein Arbeitgeber mehr), sondern für so Sekundärtugenden wie "Sorgfalt bei der Ausarbeitung". Dies vor dem Hintergrund der Überlegung, dass ein Bewerber nach der Einstellung (wenn das Unternehmen etwas von ihm will) kaum sorgfältiger arbeiten wird als in der Bewerbungsphase (wenn er etwas vom Unternehmen will).
Diese Überlegung kann man quasi 1:1 auf eine Listenaufstellung übertragen: Will man von einem Listenbewerber, der schon bei der Kandidatenvorstellung schlampt, vier Jahre sorgfältiges Arbeiten erwarten?
Der erste Eindruck
Es gibt keine zweite Chance auf einen ersten Eindruck - und der erste Eindruck ist nun mal das Bewerberfoto. Im Moment sehe ich da noch Bilder, mit denen kann man sich noch nicht mal auf ein Schülerpraktikum bewerben...
Das Bewerbefoto hat zwei Funktionen:
- Es soll Wiedererkennbarkeit gewährleisten. Vielleicht hat man den Bewerber mal auf einem Landesparteitag gehört oder sich irgendwann mal im Kinski nett mit ihm unterhalten, aber hat sich keinen Namen gemerkt. Der Kandidat sollte also auf dem Bild wiedererkennbar sein.
- Das Bild sollte wiederspiegeln, dass der Bewerber Grundsätze wie "Bewerbung passt zur Stelle" und "Bewerbung ist eine Arbeitsprobe" verstanden hat. Wir sind nicht die CDU, wir sind die Piratenpartei - das Foto braucht nicht spießig sein, es darf sogar ein wenig unkonventionell sein. Aber auch dann ist das ein Portraitfoto, das Gesicht brauchbar ausgeleuchtet, das Bild korrekt belichtet. Wenn man den Eindruck hat, dass der Bewerber sich noch nicht mal die Mühe gemacht hat, aus seinem Bestand ein für ihn vorteilhaftes Bild herauszusuchen, dann könnte das Indiz für die Ernsthaftigkeit seiner Kandidatur sein.
Pro-Tipp: Man kann sich nicht selbst objektiv beurteilen. Dafür hat man in seinem Bekanntenkreis geeignete Personen, die dann auch die erforderliche Ehrlichkeit an den Tag legen - wenn nicht: Was zum Teufel wollt Ihr im Bundestag?
Die Angaben für die Übersichtsseite
Ja nach Browser und Bildschirmbreite passen neben das Bild so etwa 10 bis 15 Zeilen "Kurzvorstellung", ungefähr damit sollte man auch hinkommen. Hier fährt man mit einer Aufzählung von Alter, formalem Bildungsabschluss, Beruf sowie die relevanten Parteiämter und -funktionen erst mal nicht verkehrt. Bleibt Platz, so kann man die politischen Ziele kurz anreissen.
Bei der Angabe der Listenplätze, für die man kandidiert, empfiehlt sich eine gewisse Bescheidenheit - wer explizit für Platz 1 kandidiert, kann sich fast schon sicher sein, dass er dahin nicht gewählt wird. Generell überlässt man die Entscheidung für die Listenreihung besser der Aufstellungsversammlung, die beurteilt besser als die Bewerber selbst.
In der Spalte Bewerberprofil darf man neben dem Link auf eben dieses auch noch andere Links unterbringen - zum Beispiel auf das Twitter-Profil, gerne auch auf die Profilseiten im Bundes- und Landesliquid (auch wenn sich der Betrachter dafür einloggen muss).
Das Bewerberprofil
Beim Kandidatenprofil hat man nun "viel Platz". Es ist jedoch einerseits ein Gebot der Höflichkeit, dass man da nicht unnötigt viel schreibt (die Teilnehmer der Aufstellungsversammlung - sofern sie sich überhaupt entsprechend vorbereiten - werden wohl ein paar Dutzend solcher Kandidatenprofile zu lesen haben). Auf der anderen Seite gilt auch hier die alte Theaterregel "was nicht gebracht wird, kann auch nicht durchfallen". Mit einer Konzentration auf das Wesentliche spart man nicht nur dem Leser Zeit, sondern beweist auch, dass man Prioritätensetzung beherrscht.
Zu einem Kandidatenprofil gehört ein Lebenslauf. Den teilt man besser in "Ausbildung/Beruf" und "Politik", weil so für den Leser jeweils einfacher der "rote Faden" zu erkennen ist. Lieber in Stichpunkten als in Fließtext, weil Stichpunkte leichter zu überfliegen sind. (Über die Sorgfalt der "Basis" beim lesen der Bewerberprofile mache man sich keine Illussionen...)
Daneben gibt es einen Abschnitt, in dem man seine politischen Ziele darlegt. Hier sollte beim Leser der Eindruck entstehen, dass der Bewerber inhaltlich etwas voranbringen möchte und nicht nur Diäten abgreifen oder seine Eitelkeit befriedigen.
Pro-Tipp: Man fängt nicht jeden zweiten Absatz mit "Ich" an, das wird einem für gewöhnlich als hohe Ich-Bezogenheit ausgelegt.
Fragen an den Bewerber
Das kann ich kurz halten: Man antworte ruhig, präzise und kompetent und lasse sich nicht provozieren. Und man löscht grundsätzlich keine Fragen. Man muss jedoch auch nicht alle Fragen beantworten, stellt dann aber kurz klar, warum nicht.
Schlussbemerkung
Das war doch jetzt alles eine Aufzählung von Binsenwahrheiten. Warum musste ich das jetzt trotzdem schreiben?