Benutzer:Michael Ebner/Themen und Koepfe
Zu den vielen Lebenslügen der Piratenpartei (die jetzt so nach und nach an der Konfrontation mit der Realität zerschellen) gehört auch der Wunsch nach "Themen statt Köpfe". Nicht, dass mich der inhaltsleere Personenkult anderer Parteien nicht auch massiv gestört hätte, ich diesen Wunsch durchaus als nicht unsymphatisch empfunden hätte - allein, er passt nicht zu einer politischen Partei.
Das "Produkt" einer Partei sind Menschen
Wenn wir die Angelegenheit mal durch die Marketing-Brille betrachten, dann drängt sich die Frage auf, was denn das "Produkt" einer politischen Partei ist, das sie dem "Kunden" "verkaufen" möchte.
Dieses "Produkt" sind Menschen.
Wenn wir Wahlkreisbewerber aufstellen, dann "Einzelmenschen", wenn wir Listen aufstellen, dann "Menschengruppen".
Die Wählenden können bei einer Wahl auch nichts anderes wählen. Sie können kein Programm wählen. Sie können auch keine Partei wählen, nur die von einer Partei aufgestellte Liste.
Es trifft zwar zu, dass eine Partei auch ein Programm haben muss - so wie (zumindest hier in Deustchland) manche Produkte auch eine Bedienungsanleitung haben müssen, aber so wie die Bedienungsanleitung nicht das Produkt ist, so ist auch das Programm nicht das Angebot an die Wählenden.
Nach der Wahl kann die Partei das Programm ändern. Sie kann sich auch umbenennen, sich auflösen oder mit einer anderen Partei fusionieren. Sie kann aber nicht mehr die Menschen austauschen, die kandidiert haben.
Und das nicht nur formal
Und es ist jetzt nicht nur formal so, dass unser Angebot an die Wählenden in den Kandidaten und nicht im Programm besteht.
Es lesen ungefähr so viele Wahlberechtigte ein Wahlprogramm, wie Konsumenten die Bedienungsanleitung lesen.
Es ficht diese auch nicht an, dass sie laut Wahlomat die größte Übereinstimmung mit Piraten oder Linke oder was auch immer haben - sie wählen mehrheitlich dann trotzdem CDU. Weil es auf das Programm nun mal kaum ankommt.
Warum plakatieren wohl die anderen Parteien so gerne Köpfe ohne inhaltliche Aussagen? Weil sie trotz jahrzehntelangem Erfahrungsvorsprung nicht kapiert haben, wie Politik funktioniert?
Und nun?
Wenn man erfolgreich sein möchte, muss man das Spiel mitspielen.
Ja, man kann auch als Fußballmannschaft das Ball treten blöd finden und auf - sagen wir mal - Weitsprung umsteigen. Wenn man sich dabei nicht allzu blöd anstellt, kann man das auch tun, ohne vom Schiri vom Platz verwiesen zu werden. Aber man wird damit niemals - in Worten NIEMALS - das Spiel gewinnen. (Und wenn man dann hinterher darauf hinweist, dass man zwar nicht so viel Tore geschossen hat, aber viel weiter gesprungen ist, dann ist das ähnlich peinlich wie viele Tweets, die über Unions-Wähler ablästern...)
Also: Spiel mitspielen. Das ist die Voraussetzung für den Erfolg.
- Ein paar Köpfe aufbauen und sie überregional bekannt machen.
- Diese Köpfe von jeglichem operativen Geschäft fernhalten, damit sie sich auf ihre Aufgabe konzentrieren können. Also nix da mit "verwaltendem Vorstand", sondern "Verwaltungsverbot für den Vorstand".
- Nicht zu viele Köpfe. Vielleicht vier in der Bundes- und Europapolitik, zwei in der Landespolitik, einen kommunal. Die Wählenden können sich nicht endlos viele Gesichter merken, 7 dürfte die absolute Obergrenze sein.