Benutzer:Bzapf/Hessenbildung/Kommentar-1

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Guten Morgen, liebe Piratenpartei Hessen.

Ich habe ein kleines Anliegen, das ich Dir erklären möchte. Leider hast Du es mir mit vorigen Entscheidungen unmöglich gemacht, dies in einer anderen Form zu tun oder mich darauf zu verlassen, dass jemand anderes für mich arbeitet. Leider, weil ich denke, dass "es" eigentlich anders laufen sollte - aber wie so oft muss ich anscheinend selber Hand anlegen. Du hast es bereits erraten: es geht um "Bildung". Nicht, weil ich dieses Thema besonders mag, sondern weil ich es für wichtig halte.

Du hast da so ein Programm. Es ist total süß und knuffig, und ich habe auch gar überhaupt nichts gegen weitschweifige Erläuterungen von Selbstverständlichkeiten - nichts, bis auf, dass ich dann gezwungen bin, mit diesen Weitschweifigkeiten zu arbeiten. Ich weiß, dass das "nervt", darum habe ich den Betreff mit [X] markiert - wenn Du nicht mitlesen magst, kannst Du das ja filtern. Ich würde Dir aber raten, mitzulesen, denn ansonsten erzählst Du mir wieder, dass Du mich so schlecht verstehst.

Bitte sei mir nicht böse, dass ein Hauptzweck meiner Arbeit das Streichen von unglücklichen Formulierungen ist. Ich weiß, Dein Programm ist ein kleiner Schatz. Aber sei unbesorgt: an dieser Stelle kann kleiner größer sein.

Fangen wir also an:

Der Zweck von Bildung

Komisch, dass Du ausgerechnet so anfängst. Ich dachte immer, der Zweck von Bildung sei, dass jemand etwas lernt. Aber gut, wenn Du darüber reden magst... Vielleicht meinst Du ja was anderes.

Die gesellschaftliche Grundlage und das Ziel pädagogischer Arbeit muss der mündige Bürger sein, der in der Lage ist, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.

Der erste Satz schon so verbaut. "Die gesellschaftliche Grundlage und das Ziel" - ist das vielleicht ein Zirkelschluss? Wenn etwas Grundlage und Ziel gleichzeitig ist, dann gibt es ein kleines Problem: wenn es nicht vorhanden ist, kann es nicht mehr erzeugt werden. Aber das ist dann ja wohl mein Problem.

Und Kant hast Du auch gelesen, tust zumindest so. Komisch, dass der restliche Text dem armen Kant nicht gerade aus der Seele spricht, aber vielleicht ist das so in der Politik.

Bildung soll - entsprechend den Ideen eines humanistischen Menschenbildes - der Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit eines jeden Menschen dienen.

Hmm, schön und gut - hat das was mit Schule zu tun oder ist das ein anderes Thema? Diese Schulen entwickeln eigentlich nur eine Sorte Persönlichkeit, und die kann ich nicht besonders leiden. Schön, dass Du auch an alle Menschen denkst.

Wie kommt da ins Spiel, dass der restliche Text einem "humanistischen Menschenbild" entsprechen soll? Wenn er es tut, dann merkt man das doch - vielleicht, wenn man weiß, was das sein soll. Wenn nicht, hilft die Bemerkung auch nicht besonders.

Wir gehen davon aus, dass alle Menschen von Natur aus nach Wissen und Erkenntnis streben.

Und deswegen sperrt ihr sie in Schulen? Verzeih meinen Sarkasmus, aber wenn Du das Ernst meinst, kannst Du den Rest Deines Programms doch gleich in die Tonne treten.

Folglich hat Bildung die Prozesse der Selbstbildung und Aufklärung zu unterstützen.

Oho.

Auf der Basis von Interesse und  Neugier soll Bildung Reflexionsfähigkeit und eigenes Urteilsvermögen - im Sinne von Mündigkeit, kritischer Abwägung von Einsichten und Argumenten, sowie dem Überprüfen von Hypothesen und langfristiger Folgen - fördern.

Nicht schlecht. Was ist, wenn die "kritische Abwägung" zum Schluss kommt, dass diese Schulen beknackt sind? Achja, stimmt, dann kommt die Polizei. Darum gehts ja nicht.

Bildung, wie wir sie uns als Piraten vorstellen, mündet in bewusster und souveräner Handlungsfähigkeit.

Auch gar nicht mal so übel. Wieder die Frage: was hat das noch mit Schule zu tun? Schule mündet anscheinend eher in Abhängigkeit, Ideologie und schließlich manchmal sogar Wahnsinn - aber das ist nur meine Meinung. Kannst ruhig eine andere haben.


Okay, das war jetzt ein Absatz, der ziemlich Ideologisch war. Weißt Du was? Ich tu ihn mal in ein Pad, und änder das, was mir nicht gefällt.

http://piratenpad.de/8RSurnbEGo

So. Besser. Auf zum nächsten Absatz. Wir haben ja Zeit.

Die Rolle des Staates

Urgh. Ich hatte befürchtet, dass sowas kommt. Nicht nur, dass Du anscheinend zur Fanatikerin der Staatlichen Bildung und Erziehung geworden bist, nein, jetzt tust Du auch noch so, als wäre der Staat einer unter vielen Bildenden. Wenn Du diesen "Staat" triffst, sag ihm bitte: "ich möchte lieber nicht."

Der Staat trägt die Verantwortung für Inhalt und Organisation von institutionalisierter Bildung (Krippen, Kindergarten, Schule, Hochschule, berufliche Bildung, offener Kinder- und Jugendarbeit usw.). Er hat die demokratische Mitwirkung von Experten, Eltern und Betroffenen in allen Bereichen zu gewährleisten.

Blubbblubb... Da geht der Kant unter... Natürlich, der Staat in diesem Sinne besteht erstmal aus Behörden - Institutionen quasi... Das brauchst Du nicht gesondert erwähnen. Streich den Satz, wenn's geht. Und im zweiten Satz ist die Formulierung durcheinandergeraten. Ich weiß nicht, wieviele Expertendemokratien Du kennst.

Ich hätte es gern, dass der Staat nicht nur aus Behörden besteht. Ich möchte eigentlich mit den anderen Leuten, die hier wohnen, ganz gerne einen neuen Staat gründen. Ich glaube nämlich, dass Staat, ähnlich wie Sprache, in jeder Generation neu erfunden gehört. So wie Du anfängst, reproduzierst Du ausschließlich Machtverhältnisse. Aber das ist ok. Du hast da ja auch so einen Anspruch.

Die Privatisierung staatlicher Bildungseinrichtungen verfehlt unserer Ansicht nach das Ziel gesellschaftlich wertvoller Bildung und wird von der Piratenpartei Hessen abgelehnt.

Urgh. Ich glaube, Du weißt gar nicht, was Du da alles sagst. Streichen wir den Satz und reden nie wieder darüber, ok?

Mal unter uns: Was DU Dir unter "gesellschaftlich wertvolle Bildung" vorstellst, möchte ich gar nicht wissen. Bitte erspar mir also, sowas definieren zu müssen.

Am bestehenden Modell von Schulen in freier Trägerschaft soll nichts geändert werden.

Halt ich für Sinnvoll. Später sagst Du noch was dazu, was dem scheinbar widerspricht. Das hat mich ein dann bißchen geärgert. So weit kommen wir heute auch gar nicht mehr. Aber so, wie er ist, kann der Satz meinetwegen stehen bleiben.

Hier ist durch die staatliche Aufsicht der bildungspolitischen Verantwortung genüge getan.

Hä? "Was immer eine Behörde tut, sie tut das richtige"? Mitnichten! "Bildungspolitische Verantwortung" heißt heutzutage anscheinend erstmal, dass man die ständig stattfindenden Katastrophen verhindert. Wenn jemand bildungspolitische Verantwortung haben sollte, dann Eltern. Und selbst dann reicht die noch lange nicht! Wir brauchen mehr Bildung. Wir haben noch nicht "genug Bildung", und von "genug Verantwortung" kann auch nicht die Rede sein. Streich das. Bitte.

Eine undemokratische Einflussnahme von Lobbyisten im Schulsystem zugunsten Einzelner darf nicht stattfinden.

Oooh, die bösen bösen Lobbyisten. Sind sie sogar Undemokraten. Mal abgesehen davon, dass der Satz ein bißchen merkwürdig formuliert ist: Wer sagt uns denn, wer ein undemokratischer Lobbyist ist, und wann er "zugunsten einzelner" arbeitet? Ist ein Lehrer, der einen Schüler wegen einer guten Arbeit lobt, so jemand?

Ich bin jetzt durcheinander: Da sagst Du was eigentlich richtiges, aber ich glaube Dir einfach nicht, dass Du oder irgendjemand so etwas kann. Wenn doch, wüßte ich gern, wie das gehen soll. Wir sind hier aber nicht in der Koalition, darum kannst Du es einfach lassen, darüber zu reden. Gut?

Jeder Mensch muss unabhängig von sozialer und kultureller Herkunft, finanzieller Lage und sonderpädagogischem Förderbedarf die von ihm bevorzugte Bildungsform frei wählen können. Pauschale Ausschlusskriterien lehnen wir grundsätzlich ab.

Schön, jetzt bist Du wieder Opposition. Find ich gar nicht schlecht, den Teil, bloss wieder das Problem: wie soll das denn funktionieren? Schon heute gibt es für jedes Kind ungefähr eine Planstelle im Schulunwesen. Wenn jemand eine andere "Form" möchte, darf er das - solange die "andere Form" ebenfalls eine vom Staat gestiftete Blockschule ist. Man kann sich zwischen der Hanna-Ahrend-Schule und der Otto-Hahn-Schule entscheiden - aber nicht für "ihr spinnt doch alle total" oder für "mein Kind kann schon lesen, danke der Nachfrage". Da steht im übrigen auch nicht, wer da eine Wahl trifft. Hierzulande natürlich die Behörden. Wenn man sich dieser "Wahl" verweigert, werden Schläge angedroht. Also, schönes Ideal, aber im Abgleich mit der Realität? Fehlanzeige.

Hier könntest Du übrigens ein paar andere vernünftige Ideen unterbringen, wie Sudbury-Schulen, Unschooling und ein paar freiheitliche Gedanken. Aber ich weiß, man darf die Leute nicht provozieren. Also lassen wir es bei einer kleinen Einfügung, ok?

Ich weiß, ich ärgere Dich ein bißchen mit solchen Spinnereien. Aber ich dachte, wir reden mal Sachlich. Denk dran: auch die Waldorfschulen ("Dennis, tanz jetzt sofort deinen Namen!") haben mal klein angefangen. Inzwischen denkt jeder, die sind total toll. Keiner merkt, dass die alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen. Geschickt, oder?

Bildung muss vom Staat bezahlt werden und darf nicht auf Drittmittel bzw. Finanzierung der Wirtschaft angewiesen sein. Alle Bildungseinrichtungen unter staatlicher Verantwortung müssen allen Lernenden kostenfrei zugängig sein.

Süß. Lehrmittelfreiheit. Manche haben das schon eine Weile. Aber kann man ja mal fordern, schadet ja nicht. Dass der AStA Marburg die Kosten für das Semesterticket von den Studis eintreibt (kann man übrigens abbestellen), dass überhaupt manche Fachbereiche manch einer Universität ohne "Drittmittel" gar nichts könnten, ist zwar schade, liegt aber leider in der Natur des Kapitalismus. Zahlt uns einfach mehr, dann forschen wir mehr. Und manchmal nützt Forschung halt bloss jemandem, der schon gewisse Ressourcen hat.

Wenn Du das jetzt verbietest, forscht gar keiner mehr - oder verrät, weil er für irgendeinen Bonzen arbeitet, keinem mehr, was er rausgefunden hat. Geheimforschung. I like it! Wir nennen es "Patent". Entspricht auch total Deinem sonstigen Programm.

Streich den ersten Satz. Und, als ich das letzte mal nachgeguckt habe, hieß das Wort auch noch "zugänglich". Bestimmt nur ein Tippfehler. Nein, stimmt nicht. Manche Leute, die zeigen wollen, dass sie total gebildet sind, bauen solche Worte, um sich ein bißchen Abzuheben. Tut mir leid, liebe Partei: Du bleibst auf dem Boden.

So, wieder ein Pad: http://piratenpad.de/cqnrnHP6oY

Hach, wir kommen doch voran. Ich hatte es mir schwieriger vorgestellt. Sag doch bitte dem Sebastian, dass er aufhören soll, seine Texte so zu verpacken, dass man sie nicht ändern kann. Und vielleicht kennst Du ja ein paar Experten, die über meine Ideen diskutieren wollen, ohne, dass sie dabei unseren Leuten auf den Keks gehen? Bestimmt nicht.

Wenn Du magst, kann man das ganze auch auf Stichworte reduzieren. Das würde mir und anderen die Arbeit erleichtern.

Wenn Du fertig bist, kann ich das ganze dann auch als Antrag für Butzbach einreichen. Tut mir leid, dass das alles so zäh und langwierig ist, aber manche können offenbar nicht anders.