Benutzer:Andrepresse

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Kandidat zur Bundestagswahl 2013
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Kandidat der Piratenpartei zur Bundestagswahl 2013 im Wahlkreis – () und auf dem Landeslistenplatz 24 in BW.

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Seite befindet sich im Aufbau. Ich bitte um Nachsicht, dass sich der Content derzeit nur auf die wesentlichen Inhalte beschränkt und insbesondere noch keine Designelemente vorhanden sind.

Vielen Dank und viele Grüße,

Dein André


Politische Ziele

Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens (als Element einer wirklich Sozialen Marktwirtschaft)

Demokratie (als konsequente Weiterentwicklung des heutigen Parlamentarismus)

Soziale Marktwirtschaft (Wiederherstellung einer echten Sozialen Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhards, weiterentwickelt und übertragen auf die Gegenwart, insbesondere zum Beispiel im Umgang mit leistungslosen Einkommen aus privatisierten Gemeinschaftsgütern (Commons), Patentrechten und nachhaltigen Kommunalfinanzen; s. hierzu auch einen aktuellen Antrag im Liquid Feedback https://lqfb.piratenpartei.de/lf/initiative/show/4197.html)

Die nachfolgenden Absätze geben einen ersten Überblick über wesentliche Inhalte dieser politischen Zielsetzungen. Am Ende des Absatzes zum Grundeinkommen befindet sich ein Link zu einem Interview, in dem Finanzierungsfragen zum Grundeinkommen besprochen werden. Nach dem inhaltlichen Teil folgt ein Absatz zu meiner Person sowie einige Zitate, die meine persönlichen und politischen Überzeugungen und Hoffnungen charakterisieren, oder die einfach originell sind :-).


Kurzübersicht mit einigen auf dieser Seite genannten Links

Arbeiten zum Grundeinkommen: http://digbib.ubka.uni-karlsruhe.de/volltexte/1000015984; für ein weltweites Grundeinkiommen: http://www.ksp.kit.edu/shop/isbn2shopid.php?isbn=978-3-86644-261-0. Aktuell auch Beiträge im Sammelband "Das Grundeinkommen". Als Mitautor kann ich kostenfreie Exemplare zur Verfügung stellen. Bei Interesse bitte einfach eine Mail an mich, andre.presse@hhl.de).

Gespräch über die verschiedenen Finanzierungswege für das Grundeinkommen: http://www.youtube.com/watch?v=jK9OSIRmKPw

Mitwirkung am Wirtschaftsprogramm: https://lqfb.piratenpartei.de/lf/initiative/show/4197.html

Blog zum Wirtschaftsprogramm: http://blog.alexander-bock.eu/index.php/2012/08/26/making-of-grundsatzprogramm-wirtschaftspolitik/

Eigener Blog zu aktuellen Fragestellungen: http://andrepressepolitik.wordpress.com/

Das Wirtschaftsprogramm in der Presse:

Eher kritisch: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/neues-grundsatzprogramm-der-piratenpartei-wir-finden-kopieren-cool-1.1454987

Eher positiv: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:wirtschaftspolitik-piraten-glauben-an-den-starken-staat/70085209.html


Grundeinkommen

Die Politik der vergangenen dreißig Jahre hat die Freiräume vieler Menschen in Deutschland und weltweit reduziert anstatt sie zu erhöhen, obwohl dies durch die gestiegene Produktivität möglich und sogar geboten wäre. 1,5 Mio. Menschen in Armenspeisungen (Tafeln) in Deutschland, teils nach jahrzehntelanger Arbeit, 1,3 Mio. "Aufstocker", etwa 6 Mio. ALG-II-Empfänger bei knapp 600.000 offenen Stellen sprechen Bände.

Die Gründe hierfür sind vielfältig und lassen sich kontrovers diskutieren. Fest steht: Wirtschaften bedeutet heute Arbeitsteilung, also ein Leisten füreinander. Ob wir dies wollen oder nicht, ob es uns gefällt oder nicht, Tatsache ist: wer nicht schon Vermögen hat, kann wirtschaftlich nur erfolgreich werden, wenn sie oder er die Bedürfnisse anderer erkennt und erfüllt.

Realwirtschaftlich bedeutet dies die Realisierung des Prinzips der Nächstenliebe: der eine trägt des anderen Last. Wir ernähren uns gegenseitig, arbeitsteilig. Das Problem: Wir tun dies heute noch sehr stark in dem Bewusstsein "ich arbeite für mich, für mein Einkommen, und lebe von meinem Einkommen". Tatsächlich leben wir, in der Arbeitsteilung, stets und ausschließlich von den Leistungen anderer, also von den Leistungen, die andere Menschen für uns erbringen. Zugleich tun wir alles, was wir im Wirtschaftsleben tun, realwirtschaftlich für andere.

Hierin liegt eine epochale Wende. Sie ist so grundlegend, dass viele unserer Zeitgenossen ihre Bedeutung noch nicht erkannt haben. Hierfür ist ein Paradigmenwechsel erforderlich, dessen Notwendigkeit sich durch die sogenannten "Wirtschaftskrisen" der Gegenwart ausdrückt.

Dass es sich bei genauerer Betrachtung nicht um eine Krise des Wirtschaftslebens handelt, wird jedem deutlich, der sich nach dem Sinn des Wirtschaftslebens fragt. Er kann zu der Erkenntnis gelangen, dass es die primäre Aufgabe des Wirtschaftslebens ist, Güter und Dienstleistungen für die Menschen hervorzubringen.

Wer dies als primäres Ziel und Aufgabe des Wirtschaftsleben erfasst, sieht auch, dass es sich bei den gegenwärtigen Krisen nicht um Wirtschaftskrisen halten kann. Begründung: Die Fähigkeit, Güter und Dienstleistungen hervorzubringen, ist trotz aller Krisenerscheinungen der vergangenen Jahre nicht zurückgegangen. Die Automobilkonzerne beispielsweise haben nicht im Geringsten an Fähigkeit eingebüßt, Fahrzeuge herzustellen. Im Gegenteil. Wenn es also nicht an der Fähigkeit liegt, Güter und Dienstleistungen hervorzubringen, woran liegt es dann?

Wir haben es mit einer Krise der Einkommenszumessung zu tun. Dieses Umdenken ist noch nicht sehr weit verbreitet. Die Krisenerscheinungen der Gegenwart lassen sich aber auf die Notwendigkeit zum Umdenken zurückführen. Die Wirklichkeit ist schon weiter als das Bewusstsein, dass viele von uns von dieser Wirklichkeit haben. Es ist wie eine kopernikanische Wende in der Art und Weise, wie wir über das Wirtschaftsleben denken.

Mit anderen Worten: realwirtschaftlich sind das, was wir herstellen, und das, was wir konsumieren, bereits voneinander getrennt. Viele leben aber noch im Bewusstsein der Selbstversorung: "ich arbeite für mein Einkommen". Kurz gesagt: Arbeit und Einkommen sind realwirtschaftlich (Realeinkommen im Sinne dessen, was wir konsumieren) völlig getrennt, Arbeit und Einkommen nominell auch nur im Ansatz voneinander zu trennen überfordert viele, die sich der Frage nach einem bedingungslosen Grundeinkommen noch nicht unvoreingenommen zugewendet haben.

Dank Industrialisierung und Automation wird die Produktion von Waren und Dienstleistungen mit immer weniger menschlicher Arbeit möglich. Wenn wir die menschliche Arbeit als Produktionsfaktor ersetzen, sollten wir sie nicht auch in gleichem Umfang als Einkommensfaktor bzw. Einkommensquelle ersetzen, um zu verhindern, dass diejenigen, die dank technischen Fortschritts von der Arbeit befreit werden, zynischerweise auch von ihrem Einkommen "befreit" werden?

Es soll hier jedoch nicht Utopisten das Wort geredet werden, die in den Begriff der "Trennung von Arbeit und Einkommen" hineininterpretieren, Leistung solle sich nicht in angemessener Bezahlung wiederspiegeln. Im Gegenteil. Viele Menschen in Deutschland leisten viel und erhalten nur wenig Lohn. Woran liegt das? Weil sie unter Existenzbedrohung zu Arbeit gezwungen werden können und jeden Lohn akzeptieren müssen. Ein Bedinungsloses Grundeinkommen versetzt jeden Menschen in die Lage, einen fairen Lohn für seine Tätigkeit auszuhandeln.

Wie lässt es sich finanzieren? http://www.youtube.com/watch?v=jK9OSIRmKPw


Demokratie

Wenn ein Wähler die Wirtschaftspolitik einer CDU wollte, die Sozialpolitik einer SPD (es gibt jene, die behaupten, man könne das eine nur mit dem anderen finanzieren), die Steuerpolitik der FDP (einmal abgesehen von der Günstlingswirtschaft der Hotelsteuer), die Umweltpolitik der Grünen und, ja, die Außen- und Sicherheitspolitik der Linken (weil er der Auffassung ist, dass deutsche Soldaten die Republik nicht am Hindukusch verteidigen sollten), und die Grundeinkommenspolitik der Piratenpartei, wie und wen sollte er dann wählen?

Richtig. Als Wählerinnnen und Wähler haben wir heute nicht wirklich die Wahl. Wählen heute ist, wie einem Vegetarier die Wahl zwischen Schweinefleisch und Rindfleisch zu geben. Das, worauf es wirklich ankommt, steht nicht wirklich zur Wahl. Als mündiger Bürger im 21. Jahrhundert, von dem in Sonntagsreden immer gern gesprochen wird, sollten wir Gelegenheit haben, in Sachfragen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung selbst mitzuentscheiden, sofern wir uns hierüber ein Urteil zutrauen.

Selbstverständlich spreche ich mich damit nicht für eine Abschaffung von Parteien aus. Parteien sollten entscheidungsvorbereitenden Charakter haben, ähnlich wie in der Schweiz. Zu Sachfragen können Parteien jeweils eigene Positionen ausarbeiten und dazu alle Experten hinzuziehen, die sie für notwendig und hilfreich halten. Zur Abstimmung durch die Bürgerinnen und Bürger stehen dann die durch die Parteien ausgearbeiteten Vorschläge.

Entgegen einer noch weit verbreiteten Auffassung ist es nicht so, dass wir "regiert" werden. Wir "halten" uns eine Regierung zur Wahrnehmung und Realisierung unserer Willensbekundungen. Wir müssen unseren Willen hörbarer bekunden.


Soziale Marktwirtschaft

Mit Sozialer Marktwirtschaft ist an dieser Stelle nicht das gemeint, was heute, nach 60 Jahren Verwässerung und zum Teil nur scheinbarer Aktualisierung daraus geworden ist und haufig darunter verstanden wird. Es wird von einigen unserer Zeitgenossen zuweilen das Gegenteil dessen damit assoziiert, was Ludwig Erhard und seine Mitstreiter darunter verstanden.

Der Ökonom John Kenneth Galbraith hat die bemerkenswerte begriffliche Umkehrung zu dem, was viele Zeitgenossen gegenwärtig erleben und als "neue" Soziale Marktwirtschaft vorgeführt bekommen in seinem Buch "Die Ökonomie des unschuldigen Betrugs" wiefolgt charakterisiert: "[...] weil der Begriff 'Kapitalismus' unerfreuliche historische Erinnerungen heraufbeschwört, kommt er zusehens außer Gebrauch. Ökonomen, Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik, aber auch Journalisten sprechen heute lieber von 'der Marktwirtschaft', weil dieser Terminus keine negativen Assoziationen weckt." (John Kenneth Galbraith, Die Ökonomie des unschuldigen Betrugs (2004), S. 23).

Dabei ist Ludwig Erhard in seiner Beschreibung dessen, was er unter Sozialer Marktwirtschaft versteht, unmissverständlich. Die Grundzüge der Sozialen Marktwirtschaft formulierte er offenbar bereits unter dem Eindruck der Erfahrung in den 1930er Jahren und beschreibt diese rückblickend: "So wollte ich jeden Zweifel beseitigt wissen, dass ich die Verwirklichung einer Wirtschaftsverfassung anstrebe, die immer weitere und breitere Schichten unseres Volkes zu Wohlstand zu führen [Hervorhebung aus redaktionellen Gründen durch den Webseiteneditor] vermag. Am Ausgangspunkt stand da der Wunsch, über eine breitgeschichtete Massenkaufkraft die alte konservative soziale Struktur endgültig zu überwinden. Diese überkommene Hierarchie war auf der einen Seite durch eine dünne Oberschicht, welche sich jeden Konsum leisten konnte, wie andererseits durch eine quantitativ sehr breite Unterschicht mit unzureichender Kaufkraft gekennzeichnet. Die Neugestaltung unserer Wirtschaftsordnung musste also die Voraussetzungen dafür schaffen, dass dieser einer fortschrittlichen Entwicklung entgegenstehende Zustand und damit zugleich auch endlich das Ressentiment zwischen 'arm' und 'reich' überwunden werden konnten." Freilich sind wir im Rahmen einer globalen Arbeitsteilung dazu aufgerufen, das Zitat nicht mehr nur auf eine Volkswirtschaft sondern auf weitere Teile der Weltwirtschaft zu beziehen.

Mit anderen Worten: das Wirtschaftsleben einer Gemeinschaft, in deren Mitte immer mehr Menschen trotz gesamtwirtschaftlichen Wohlstands arm sind, kann nicht als Soziale Marktwirtschaft bezeichnet werden. Eine ähnliche Formulierung empfehlen wir auch in unserem Vorschlag für das Wirtschaftsprogramm (https://lqfb.piratenpartei.de/lf/initiative/show/4197.html).

Dabei ist gegen Neuerungen und Weiterentwicklungen der Sozialen Marktwirtschaft nichts einzuwenden. Im Gegenteil. Es gibt jedoch unumstößliche Grundprinzipien, wie etwa im vorangehenden Zitat, die eine Soziale Marktwirtschaft gewissermaßen determinieren, ihren "Geist" ausmachen. Diese sind nicht interpretierbar.

Ludwig Erhard konnte in seiner Zeit nur eine von drei Säulen einer Sozialen Marktwirtschaft realisieren und forderte noch 1954 "von Bundesregierung und Parlament die Vollendung der Sozialen Marktwirtschaft". In den nachfolgenden und aus heutiger Sicht vergangenen Jahrzehnten wurde daraus ein "Reparaturbetrieb" für den damals als solchen bezeichneten Kapitalismus, der sich darauf beschränkt, Menschen, die aus dem Wirtschaftsleben herausfallen, aufzufangen. Erhards Vorstellungen und Vorschläge gingen und gehen jedoch wesentlich weiter und sind weitaus grundsätzlicher.

Ich bitte dabei jedoch, meine Äußerungen nicht als "Kapitalismuskritik" misszuverstehen. Das Wort, vom lateinischen "caput, capitis" für "Kopf" hergeleitet (im Englischen noch als "Capital" für Hauptstadt), bezeichnet im Wortstamm und etymologisch nichts anderes als eine "Fähigkeitenwirtschaft" mit einer auf Leistung basierenden "Bezahlung" als Anteil am gemeinschaftlich Erwirtschafteten.

Wie jedoch oben gezeigt, wird dieser Grundsatz nicht mehr eingehalten. Als konkreten Lösungsansatz hierfür wurde oben das Grundeinkommen empfohlen. Erhard, und mit ihm auch Walter Eucken, hatten mit den beiden noch unvollendeten Säulen der Sozialen Marktwirtschaft - einer freiheitlichen Ressourcenordnung und einer freiheitlichen Geldordnung - folgendes Ziel: "Nicht in erster Linie gegen die Mißbräuche vorhandener Machtkörper sollte sich die Wirtschaftspolitik wenden, sondern gegen die Entstehung der Machtkörper überhaupt." (Walter Eucken, Grundsätze der Wirtschaftspolitik, 7. Auflage 2004, S. 172).

Was aber ist damit gemeint und wo liegen die tieferen Ursachen für die Entstehung von Machtkörpern, oder anders gesagt, von allzu ungleicher Machtverteilung, also von einem "Ungleichgewicht der Macht"? Daraus leitet sich die Frage ab, wie das Gleichgewicht der Macht wieder hergestellt werden kann.

Die Antwort auf diese Frage ist vielschichtig und kann zum jetzigen Zeitpunkt hier nicht erschöpfend ausgeführt werden. Um zumindest das Grundsätzlichste zu sagen sei auf die Veröffentlichung http://www.ksp.kit.edu/shop/isbn2shopid.php?isbn=978-3-86644-261-0 hingewiesen. Sie zeigt, wie ein wirklichkeitsgemäßer Umgang mit Gemeinschaftsgütern (Commons) am Beispiel der Atmosphäre deren Schutz, zugleich deren ökonomische Nutzung (aber eben nachhaltig) und machtbalancierte Verwendung gewährleistet, indem die Knappheitsrendite als ökonomische Externalität ihren Verursachern, der Gemeinschaft, zur Verfügung gestellt wird.

Kurz gesagt: unter Berücksichtigung ökonomischer Notwendigkeiten wird zugleich gesichert, dass den Leistenden die Leistungsrendite (ganz im etymologischen Sinne des Wortes "Kapitalismus") zukommt, während die Knappheitsrendite der Gemeinschaft zusteht. Für den geneigten Leser ist auf S. 48 der genannten Veröffentlichung darauf hingewiesen, dass dieser ordnungspolitische Ansatz auch auf andere Ressourcen Anwendung finden kann. Welche konkreten Auswirkungen dies hätte sei mit den beiden folgenden Beispiele Fragen angedeutet:

i) In Karlsruhe hat das Unternehmen Pfizer im Jahr 1958 ein Grundstück zu 50 Pfennig je Quadratmeter erworben, im Jahr 2008 stand es für 500 Euro zum Verkauf (die darauf stehenden Gebäude sind hierbei bereits abgezogen). Es handelt sich hierbei um eine Wertsteigerung von knapp 200.000 Prozent (199.900). Ist diese auf die Leistung des Unternehmens zurückzuführen? Die Menschen im Unternehmen haben in 50 Jahren auf diesem Grundstück wirtschaftliche Wertschöpfung hierfür und hierfür die Bezahlung ihrer Leistung erhalten. Wem aber steht die Rendite zu, die aufgrund der Knappheit des Bodens in der Region zustande kommt? Wodurch ist die Knappheit verursacht? Durch die Leistung des Eigentümers?

ii) Zur Sanierung der Kommunalfinanzen wurde in den vergangenen Jahrzehnten der Verkauf von Grundbesitz der öffentlichen Hand vorangetrieben. Ich halte diesen Weg nicht für alternativlos. Im Gegenteil. Würden Gemeinden einen Teil ihres Stadtgebiets im Eigentum behalten und diesen in Erbpacht (einem grundstücksgleichen Recht, in der Schweiz als "Baurecht" bezeichnet und im angelsächsischen Raum als "Long Lease") zur privatwirtschaftlichen Nutzung vergeben, könnten hieraus bei entsprechender Verzinsung Teile des kommunalen Haushalts finanziert werden (Anmerkung für Wirtschaftswissenschfatler: der Vorschlag stammt von Leon Walras, dem Begründer der Gleichgewichtstheorie). Weite Teile der City of London und New Yorks (Downtown Manhatten) stehen auf Grundstücken, die in Erbpacht vergeben werden. In Manhatten beispielsweise kamen über Jahrhunderte Einwanderer an, bevor sie ins Hinterland weiterreisten. So gehört das Gelände bis zum heutigen Tag der New Yorker Hafenbehörde, also einer öffentlichen Körperschaft, die die Grundstücke in Erbpacht vergibt. Mit anderen Worten: mit London und New York sind zwei Zentren der modernen Weltwirtschaft auf Erbbaurechten errichtet. Erbbaurechte sind, wie gesagt, grundstücksgleiche Rechte und vollständig marktkonform. Was spricht dagegen, auch anderen Kommunen zu empfehlen, sich durch die gezielte Einrichtung von Erbbaurechten dauerhafte Einnahmen zu sichern und sich somit von anderen Aufkommensquellen ein Stück unabhängiger zu machen?

Man könnte antworten "weil sie hierfür nicht die entsprechenden Liegenschaften und auch nicht die finanziellen Mittel zu deren Erwerb haben". Für diese Antwort möchte ich die Frage ergänzen: Was spricht dagegen, bei niedrigem oder sogar negativen Zinsniveau, wenn die öffentliche Hand mit Kreditaufnahme "Geld verdienen" kann, gezielt zu diesem Zweck Kredite aufzunehmen und diese mit der Auflage an beantragende Kommunen zu vergeben, hiermit entsprechende Liegenschaften in ihrem Stadtgebiet zu erwerben?

Im bereits genannten Interview (http://www.youtube.com/watch?v=jK9OSIRmKPw) wird darüber hinaus (ab Minute 11:50) angedeutet, wie die Anwendung des Gemeinschaftsgüterbegriffs auf das Geldwesen zur Realisierung einer machtfreieren, "freiheitlichen Geldordnung" als dritte Säule der Sozialen Marktwirtschaft beitragen kann.


Zu meiner Person 37 Jahre alt, arbeite an der Uni Karlsruhe (KIT), Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Mitwirkung in der Partei: Vorträge, insbesondere zum BGE, im Kreisverband Karlsruhe und anderen Kreisverbänden (Freiburg, Baden Baden, ...); Mitwirkung in verschiedenen AGs (AG Wirtschaft, Sozialpiraten, AG Geldordnung) sowie der SG Presse auf Bundesebene (bei Fragen u. a. zu den hier angesprochenen Themen). Mitwirkung am aktuellen Programmantrag Wirtschaftspolitik zur Ergänzung des Grundsatzprogramms (https://lqfb.piratenpartei.de/lf/initiative/show/4197.html) anlässlich des BPT in Bochum. Bei Anregungen und Tipps zu den hier berührten Themen, das Wirtschaftsprogramm und anderen Inhalten freue ich mich sehr über eine Mail an andre.presse@hhl.de.


Zitate

"Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind." (Albert Einstein)

"Für mich steht fest: derselbe technische Fortschritt, der an sich berufen wäre, den Menschen einen großen Teil der zu ihrer Erhaltung nötigen Arbeitslast abzunehmen, ist die Hauptursache des gegenwärtigen Elends. Es gibt deshalb Beurteiler, welche allen Ernstes die Einführung technischer Vervollkommnungen verbieten wollen! Das ist offenbar unsinn. Wie aber kann auf vernünftigerem Weg ein Ausweg aus unserem Dilemma gefunden werden? Wenn es gelingen würde, auf irgendeinem Weg zu verhindern, dass die Kaufkraft der Masse unter ein bestimmtes Minimalniveau (in Warenwert gemessen) sinkt, so wären derartige Stockungen des wirtschaftlichen Kreislaufes, wie wir sie gegenäwrtig erleben, unmöglich gemacht." (Albert Einstein, in: Mein Weltbild (1934, Wiederauflage 2005, S. 82))

"Wenn nämlich jedes einzelne Werkzeug auf einen Befehl hin, oder einen solchen schon voraus ahnend, seine Aufgabe erfüllen könnte, [...] wenn also das Weberschiffchen so webte [...], dann bedürften weder die Baumeister der Gehilfen, noch die Herren der Sklaven." (Aristoteles)

"So wollte ich jeden Zweifel beseitigt wissen, dass ich die Verwirklichung einer Wirtschaftsverfassung anstrebe, die immer weitere und breitere Schichten unseres Volkes zu Wohlstand zu führen vermag. Am Ausgangspunkt stand da der Wunsch, über eine breitgeschichtete Massenkaufkraft die alte konservative soziale Struktur endgültig zu überwinden. Diese überkommene Hierarchie war auf der einen Seite durch eine dünne Oberschicht, welche sich jeden Konsum leisten konnte, wie andererseits durch eine quantitativ sehr breite Unterschicht mit unzureichender Kaufkraft gekennzeichnet. Die Neugestaltung unserer Wirtschaftsordnung musste also die Voraussetzungen dafür schaffen, dass dieser einer fortschrittlichen Entwicklung entgegenstehende Zustand und damit zugleich auch endlich das Ressentiment zwischen 'arm' und 'reich' überwunden werden konnten. Ich habe keinerlei Anlass, weder die materielle noch die sittliche Grundlage meiner Bemühungen mittlerweile zu verleugnen. Sie bestimmt heute wie damals mein Denken und Handeln." (Ludwig Erhard, in: Wohlstand für alle (1957, S. 7))

"Wir sollten uns nicht so gebärden, als ob das Erkennen volkswirtschaftlicher Zusammenhänge nur den Gralshütern vorbehalten bliebe, die sich auf der einen Seite wissenschaftlich, auf der anderen Seite demagogisch ihre verhärteten Standpunkte vortragen. Nein, jeder Bürger unseres Staates muss um die wirtschaftlichen Zusammenhänge wissen und zu einem Urteil befähigt sein, denn es handelt sich hier um Fragen unserer politischen Ordnung, deren Stabilität zu sichern uns aufgegeben ist." (Ludwig Erhard, 1962)

"Der Jammer mit der Menschheit ist, dass die Narren so selbstsicher sind und die Gescheiten so voller Zweifel." (Bertrand Russel, und in der Weiterentwicklung von Truman Capote:)

"Der Jammer mit der Menschheit ist, daß die Klugen feige, die Tapferen dumm und die Fähigen ungeduldig sind. Das Ideal wäre der tapfere Kluge mit der nötigen Geduld." (Truman Capote)

"Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit" (Marie von Ebner-Eschenbach)

"Die Menschenkinder sind ja alle Brüder, aus einem Stoff wie eines Leibes Glieder. Hat Krankheit nur einzig Glied erfasst, bleibt anderen weder Ruh und Rast. Wenn anderer Schmerz dich nicht im Herzen brennt, verdienst du nicht, dass man noch Mensch dich nennt." (Saadi (persischer Dichter, 1190-1283))

"Imagine all the people, living life in peace. You may say I'm a dreamer, but I'm not the only one. I hope one day you'll join us, and the world will live as one." (John Lennon, "Imagine")