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Bildungspolitik

Präambel Bildungspolitik

Die PIRATEN Bayern verstehen Bildung als eine der wichtigsten Ressourcen in Deutschland und als Grundlage für das soziale Gefüge der Gesellschaft. Sie soll ohne übermäßigen Leistungsdruck auskommen und Schülerinnen und Schüler individuell fördern. Grundsätzlich soll jedem Bürger möglich sein, sich selbstbestimmt zu bilden und entwickeln. Die PIRATEN Bayern haben kurz-, mittel- und langfristige bildungspolitische Ziele. Diese werden im Folgenden definiert.


Kurzfristige Ziele:

Schulkultur

Die PIRATEN Bayern setzen sich für eine moderne und offene Schulkultur ein. Dies setzt den vertrauensvollen und partner­schaftlichen Umgang aller Beteiligten miteinander voraus und schließt neben Schülerinnen und Schülern, Lehrenden und Eltern auch das nicht-pädagogische Personal ein. Toleranz und gegenseitiger Respekt sind Grundvoraussetzungen für das Gelingen von Schule. Hier müssen Schulen gestärkt und zeitliche, finanzielle sowie personelle Res­sourcen zur Verfügung ge­stellt werden. Menschen verbringen viel Zeit in der Schule. Da­her ist uns die Umgestaltung der Schulen von bloßen Lernorten zu ech­ten Lern- und Lebens­räumen ein zentrales Anliegen. Mensen, Aufenthaltsräume, Ruhezonen, Sportbereiche, Bibliotheken und gestaltete Außenbereiche sollen weiter ausgebaut wer­den. Schule kann auf diese Weise zu verschiedensten Aktivitäten einladen, was wiederum positiv auf das Lernklima zurückwirkt. Gemeinsame Unternehmungen wie Fahrten und Feiern sollten wieder einen höheren Stellenwert erlan­gen. Die finanzielle Situation der Erziehungsberechtigten darf dabei keine Rolle spielen. Bei Bedarf müssen Schülerinnen und Schüler finanziell durch den Staat unterstützt werden. In der unterrichtsfrei­en Zeit können in nicht genutzten Räumen Veranstaltungen der Schulgemeinschaft statt­finden. Das Thema Schulkultur muss in der Aus- und Fortbildung von Lehrpersonal mehr Berücksichti­gung finden. Diese Maßnahmen zielen auch darauf ab, Mobbing zu unterbinden und Schulverweigerung zu minimieren.

Individuelle Förderung

Die PIRATEN Bayern setzen sich für eine individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler ein. Um einen Unterricht zu gewährleisten, der allen gerecht wird, darf die Klassen- beziehungsweise Kurs­größe in der Sekundarstufen I und II maximal 25 Schüler betragen. Wo es pädagogisch notwendig ist, wie beispielsweise in speziellen Fördergruppen, muss diese Zahl entspre­chend niedriger sein. Die Un­terstützung des Lehrpersonals durch nicht-lehrendes Personal ist eine wesentli­che Voraussetzung für die Um­setzung der individuellen Förderung. Der Einsatz von nicht-lehrendem Personal hat sinnvoll und gezielt so stattzufinden, dass sich das Lehrpersonal wieder auf dessen Kernkompetenzen konzentrieren kann.


Abschaffung der ausbildungsbedingten Zweigpflicht an Beruflichen Oberschulen

Die PIRATEN Bayern setzen sich für die Abschaffung der ausbildungsbedingten Zweigpflicht an Beruflichen Oberschulen ein. Grundsätzlich sollte der Ausbildungsweg eines Menschen ausschließlich ihm selbst überlassen bleiben, was durch die Zuordnung nach Ausbildungsberufen an den BOS nicht möglich ist. Erfahrungsgemäß ist es zum Teil so, dass Schülerinnen und Schüler der BOS ihre Hochschulreife nachholen wollen, um sich nach ihrer beruflichen Ausbildung und dem Abschluss an der BOS neu zu orientieren oder auf den Beruf aufzubauen. Daher sollte der Zweig der Wahl für alle Schülerinnen und Schüler der BOS offen stehen.

Mittelfristige Ziele:

Frühkindliche Bildung

Die PIRATEN Bayern setzen sich für eine umfangreiche und zielführende frühkindliche Bildung ein. Ihre Aufgabe ist es, alle Kinder, ungeachtet der beste­henden Unterschiede in den persönlichen Kompetenzen und unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Her­kunft, so zu fördern, dass sie mit möglichst guten Grundvoraussetzungen ihre Schullauf­bahn beginnen. Wir fordern deshalb die flächendeckende Möglichkeit eines beitragsfreien Besuches und einer beitragsfreien Verpflegung in wohnort­nahen Kindertagesstätten mit kind- und elterngerechten Öffnungszei­ten für Kinder ab dem ersten Lebensjahr. Das Recht darauf ist gesetzlich festzu­schreiben. Eltern können die Kindertagesstätte für ihre Kinder frei wählen. Konfessionelle, soziale, kulturelle oder sonstige Zugangsbeschränkungen sind in Einrichtungen, die öffentlich finanziert werden, nicht zulässig. Kommu­nen, die aus eigener Kraft die notwendigen Plätze in Kindertagesstät­ten nicht bereitstellen können, werden vom Land finanziell un­terstützt. Die Ver­besserung der Ausstattung der Kindertagesstätten und die gesellschaftliche Aufwertung des Erzieherberufes ist anzustreben.

Mittel- langfristige Ziele:

Hochschulfinanzierung

Die PIRATEN Bayern sehen die Gesellschaft in der Pflicht, jedem Menschen die Chance auf eine Hoch­schulbildung zu ermöglichen. Studiengebühren lehnen wir in jeder Form ab. Wir betrachten die Förderung der Grundlagenforschung und die wissenschaftliche Lehre als eine öffentliche Aufgabe. Deshalb muss die öffentliche Hand stärker an der Finanzierung der Hochschulen beteiligt werden. Es ist Aufgabe der Landespolitik zu gewährleisten, dass den Hochschulen verlässlich ausreichend Mittel zur Verfügung stehen, um sowohl Grundla­genforschung als auch akademische Ausbil­dung wirksam betreiben zu können.

Angebot von Ganztagsschulen in allen Sekundarstufen

Die PIRATEN Bayern setzen sich für das Angebot der Ganztagsschulen in allen bestehenden Sekundarstufen ein. Dieses Angebot ist nicht verpflichtend, sofern es nicht den Pflichtunterricht am Nachmittag betrifft. Für alle Schülerinnen und Schüler ist eine Ganztagsbetreuung mit Mittagessen und individuel­len Lerngrup­pen oder einer Hausaufgabenhilfe am Nachmittag vorzusehen. Wir setzen uns dafür ein, dass die schulische Ganztagsbetreuung Familien in der Gestaltung ihrer Lebensentwürfe und Freizeit nicht unangemes­sen einschränkt.

Einführung von Kurssystemen an bayerischen Schulen

Die PIRATEN Bayern setzen sich für eine Einführung von Kurssystemen an bayerischen Schulen ab der Sekundarstufe I ein. Kurssysteme erlauben eine Flexibilisierung der bestehenden Angebote. Der Vorteil liegt nicht nur darin, dass sich alle Schülerinnen und Schüler mit bestimmten Neigungen (mathematisch, linguistisch o.ä.) in den Fächern spezialisieren können, sondern auch darin, dass man idR. nur noch Kurse statt Klassen wiederholen muss, wenn man sie nicht bestanden hat. Häufig fallen Schülerinnen und Schüler in einer Klasse durch, weil sie in zwei Fächern mangelhafte Leistungen erzielen, obwohl sie in anderen Fächern sehr gut sind. Das ist nicht nur demotivierend, sondern auch zeitlich benachteiligend. Umgekehrt werden be­sonders leistungsfähige Schülerinnen und Schüler nicht mehr unterfordert oder zum Übersprin­gen einer ganzen Klasse gezwungen, sondern können Kurse wählen, die ihrer Leistungsfähigkeit entsprechen.


Vom gegliederten Schulsystem zum eingliedrigen Schulsystem

Die PIRATEN Bayern setzen sich dafür ein, dass vom gegliederten Schulsystem mittel- bis langfristig Abstand genommen und ein eingliedriges Schulsystem eingeführt wird. Das bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler nicht wie bisher nach der vierten Klasse getrennt werden, sondern z.B. die ersten neun Schuljahre zusammen unterrichtet werden. Über die genaue Verfahrensweise soll mit allen Beteiligten diskutiert werden.

Beschluss

Dieser Antrag wurde auf dem Landesparteitag 2013.1 (Protokoll) in Unterhaching als PP077 ohne Modul 5 angenommen.