BY:Bezirksparteitag Oberbayern/Antragsfabrik 2012.1/Positionspapier Entscheidungsfreiheit statt Frauenquoten

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Tango-preferences-system.svg Dies ist ein Sonstiger Antrag (im Entwurfsstadium) für den BY:Bezirksverband Oberbayern/Bezirksparteitag von AG Familienpolitik (München): cmrcx, Rebecca, Christian Baumeister (Chris), Raphael, Thomas, Knut, Christian Baumeister (ChB), Dietmar.

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Sonstiger Antrag Nr.
(offen)
Beantragt von
AG Familienpolitik (München): cmrcx, Rebecca, Christian Baumeister (Chris), Raphael, Thomas, Knut, Christian Baumeister (ChB), Dietmar
Titel 
Positionspapier: Entscheidungsfreiheit statt Frauenquoten
Antrag

Der Bezirksparteitag möge folgendes Positionspapier beschließen:

Entscheidungsfreiheit statt Frauenquoten

Wir stehen Frauenquoten grundsätzlich skeptisch gegenüber und halten sie für kein geeignetes Mittel, das Zusammenleben der Geschlechter in unserer Gesellschaft zu gestalten. In unserem Grundsatzprogramm bekennen wir uns zur Vielfalt der Lebensstile und zur freien Entscheidung jedes Menschen für den selbstgewählten Lebensentwurf und die von ihm gewünschte Form des Zusammenlebens. Eine Gesellschaft, in der wesentliche Teile des gesellschaftlichen Lebens durch Quoten gelenkt werden, würde diese freie Entscheidung deutlich einschränken.

Anstatt gleiche Lebensentwürfe vorzugeben, wollen wir Chancengleichheit herstellen, die dem Individuum eine möglichst freie Entscheidung ermöglicht; nicht nur Chancengleichheit von Frauen im Vergleich zu Männern, sondern nachhaltige Chancengleichheit für alle Menschen und im Bezug auf alle Merkmale, aufgrund derer Diskriminierung stattfindet. Unterschiedliche Präferenzen für bestimmte Ausbildungen, Studiengänge, Berufe und Positionen sind zu akzeptieren, soweit sie nicht auf unterschiedliche Chancen zurückzuführen sind. Bei der Vergabe von Stellen und Aufgaben sollen Menschen nach Persönlichkeit und Fähigkeiten ausgewählt werden, nicht auf Grund ihres Geschlechts.

Je nach dem konkreten Modell und Anwendungsfall sprechen die folgenden Argumente in jeweils unterschiedlichem Maße gegen Frauenquoten:

  • Menschen sollen nicht auf Grund ihres Geschlechts unterschiedlich behandelt und bewertet werden, sondern als für sich selbst stehende Individuen gesehen werden. Eine Quote dagegen unterscheidet die Menschen strikt anhand ihres Geschlechts und verstärkt diese Unterscheidung im Bewusstsein der Menschen. Trans- und intersexuelle werden dabei ebenso wenig berücksichtigt wie unterschiedliche Persönlichkeitseigenschaften.
  • Insbesondere die absolute Quotenregelung setzt auf das Mittel der positiven Diskriminierung. Diskriminierung mit weiterer Diskriminierung zu begegnen, kann jedoch leicht zu nicht weniger, sondern letztlich nur immer mehr Diskriminierung führen. Verschiedene Diskriminierungen gegeneinander aufzurechnen, ist nicht sinnvoll möglich. Die Gräben zwischen den Geschlechtern werden dadurch nur größer statt kleiner.
  • Zu den Grundsätzen der Piratenpartei gehört die freie Entscheidung über die gewünschte Form des Zusammenlebens. Es ist Aufgabe der Politik, diese verschiedenen Formen des Zusammenlebens und eine freie Entscheidung zu ermöglichen, anstatt nur bestimmte Modelle etwa mittels Quoten zu bevorzugen.
  • Es ist nicht sinnvoll, Menschen in Positionen oder Berufe zu drängen, die sie gar nicht haben wollen. Wer lieber weniger exponierte Aufgaben übernehmen, nur Teilzeit arbeiten oder sich mehr um seine Kinder kümmern möchte, sollte nicht auf Unverständnis stoßen. Die Freiheit der Berufswahl sollte auch für das in einem Beruf bereits überrepräsentierte Geschlecht nicht zusätzlich eingeschränkt werden.
  • Quoten erzeugen einen Erfolgsdruck bei der vermeintlich geförderten Bevölkerungsgruppe, ohne gleichzeitig die Rahmenbedingungen zu verbessern, die eigentlich dafür verantwortlich sind, dass Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert sind.
  • Frauenquoten hängen Frauen den Makel an, ihre Position möglicherweise nur aufgrund der Quote, nicht aufgrund ihrer Kompetenz erhalten zu haben. Dadurch entsteht für diese Frauen erst recht die Gefahr, deshalb diskriminiert zu werden.
  • Entgegen den in sie gesetzten Erwartungen ändern Frauenquoten nichts an dem unmenschlichen Konkurrenzkampf, der an vielen Stellen geführt wird. Das Nachsehen haben zurückhaltende Männer, während durchsetzungsstarke Männer weitgehend unbeeindruckt bleiben. Dominante Frauen bekommen einen Platz, den sie vielleicht ohnehin bekommen hätten.
  • Durch Quoten eingesetzte Frauen in Führungspositionen führen nicht automatisch zu besseren Aufstiegschancen für andere Frauen, da Frauen nicht unbedingt Frauen fördern. Der Konkurrenzkampf unter Frauen ist nicht geringer als unter Männern.
  • Eine erfüllte Frauenquote könnte als Anlass genommen werden, keine Frauen darüber hinaus mehr einzustellen oder zu wählen. Damit wirkt eine Mindestquote gleichzeitig auch als diskriminierende Höchstquote.
  • In der Wirtschaft wären Quoten ein Eingriff in die unternehmerische Autonomie, welcher einer ausreichenden Rechtfertigung bedarf. Absolute Quoten würden Unternehmen außerdem dazu zwingen, auch Positionen an schlechter geeignete Kandidaten zu vergeben.
  • Die Gesellschaft entwickelt sich ohnehin weg von traditionellen Rollenmodellen. Menschen in für ihr Geschlecht ehemals untypischen Berufen sind heute fast überall akzeptiert. Berufstätigkeit von Frauen stellt den Normalfall dar, ebenso wie von Männern immer mehr erwartet wird, dass sie sich an der Betreuung ihrer Kinder beteiligen. Frauen in Spitzenpositionen in Wirtschaft oder Politik führen zu wesentlich weniger Irritationen als noch vor 50 Jahren. Dies durch Frauenquoten zu beschleunigen, ist nicht unbedingt notwendig und in Anbetracht der genannten Nachteile in der Regel nicht verhältnismäßig.
Begründung

Es gibt bisher zum Thema Frauenquoten keinen Beschluss des Bundesparteitags oder des bayrischen Landesparteitags. Lange war dies auch nicht unbedingt notwendig, da ohnehin klar war, dass wir keine Fans von Quoten sind. Inzwischen gibt es aber einige wenige Leute, die im Rahmen der Piratenpartei regelmäßig öffentlich Frauenquoten fordern. Solange es keine offizielle Position gibt, führt dies zu einer verzerrten Darstellung in der Öffentlichkeit und entsprechenden Shitstorms. Es wird daher Zeit für eine Positionierung.

Hier einige Beispiele, an denen die Problematik der öffentlichen Wahrnehmung deutlich wird:

Falls der Bezirksparteitag dieses Positionspapier unterstützt, werden wir es dann auch beim Landesparteitag einbringen.

Der Inhalt dieses Positionspapiers soll noch weiter verbessert werden. Über Anregungen oder konstruktive Kritik würden wir uns freuen. Falls ihr diesem Positionspapier nicht zustimmen könnt, würden uns die genauen Gründe interessieren. Denn Ziel ist nicht, eine spezielle kontroverse Position durchzusetzen, sondern einen Minimalkonsens zu formulieren, dem möglichst viele Piraten zustimmen können.

Liquid Feedback: https://lqfb.piratenpartei.de/pp/initiative/show/3895.html






Unterstützung / Ablehnung

Piraten, die vrstl. FÜR diesen Antrag stimmen

  1. Manfred Plechaty
  2. Rebecca Wißner
  3. Christian Baumeister (ChB)
  4. Thomas Mayer

Piraten, die vrstl. GEGEN diesen Antrag stimmen

  1. Martin Schön
  2.  ?
  3. ...

Piraten, die sich vrstl. enthalten

  1.  ?
  2.  ?
  3. ...

Diskussion

Bitte hier das für und wieder eintragen.

  • Vorschlag: wir trennen mal zwischen Wunsch/Moral, greifen zurück auf Empirie und nicht individuelle Erfolgsstories und gegen davon aus, das man Quotenregelungen auch wieder zurücknehmen kann. Dass Quoten in der PP nicht viel Sinn machen, liegt an ihren eigen Verhältnissen. Die sind z.B. in der Gynäkologie oder in DAX-Firmen anders. mrtnschn
    • Es geht hier um eine allgemeine Haltung zu Frauenquoten, nicht um konkrete Einsatzfälle. --cmrcx 10:22, 27. Jul. 2012 (CEST)
      • Antwort zu 1.1
    • noch eine Antwort zu 1
  • Grundsätzlich unterstütze ich Euren Antrag im allgemeinen, wie er oben formuliert wurde, gerade bezugnehmend auf unser Grundsatzprogramm. Dennoch muss ich noch einiges anmerken: Momentane Diskussionen in der Politik beziehen sich in erster Linie auf eine Frauenquote in Vorstandspositionen. Bei den Top Konzernen in Deutschland sind ca. 4 % der Vorstandsmitglieder Frauen. Hier hinkt die BRD im internationalen Vergleich weit hinterher. Ein Land, das auf einen Fachkräftemangel zusteuert kann es sich nicht leisten, Frauen den Aufstieg an die Spitze so schwer zu machen. Die Karriereleitern für Frauen haben weiter oben nun mal keine Sprossen mehr. Gleichberechtigung ist kein bla bla, sondern verfassungsrechtliches Gebot. Das Gebot benötigt aber gesetzliche Konkretion, weil es sonst als bla bla abgetan wird. Rückblickend hätte es ohne konkrete und offensive Hilfe keine Emanzipationsfortschritte gegeben. Quotengesetze können probate Hilfsmittel sein. Gesetze schaffen Gleichberechtigung, Absichtserklärungen eher weniger. Man könnte klar abgrenzen: Gesetzlich vorgeschriebene Quoten für Aufsichtsrat und Vorstand + freiwillige Flexiquoten für sonstige Führungspositionen. Erst die flexiblen Quotenregelungen in den Parteien haben die Parlamente weiblicher gemacht. Euer Positionspapier in dieser Form "Entscheidungsfreiheit statt Frauenquoten" werde ich definitiv unterstützen, rate aber zur Vorsicht und klarer Abgrenzung zwischen allgemein und aktuell, gerade weil die Nation zum Thema Frauenquote in ihrem Meinungsbild einfach zu gespalten ist und die Gefahr besteht, dass Euer Antrag dementsprechend nicht richtig verstanden wird. Ansonsten ein Lob an Eure AG - tolle Ausarbeitung, toller Antrag! Thomas Mayer (Toma)
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