BW:Bezirksverband Karlsruhe/Nationalpark Nordschwarzwald/GegnerTreffen 121204

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Notizen zum Abend (Ergänzungen erbeten)

  • Treffen mit Prof. Dr. Tzschupke, Prof. d. Forstwirtschaft, am 04.12.2012 (Nationalpark-Gegner)
  • Ebenfalls anwesend: Manfred Senk, Förster vom Infozentrum Kaltenbronn (Nationalpark-Befürworter)
  • Außerdem sind ca. 10 Piraten anwesend.
  • Prof. Tzschupke verteilt zweiseitig bedruckten Infozettel, der seine Position kurz darstellt
  • Argument von Prof. Tzschupke (als Diagramm dargestellt): Artenvielfalt nimmt nach Beendigung der Eingriffe in die Landschaft zunächst zu, langfristig aber ab (Anstieg der Artenzahl binnen 7 Jahre, danach kontinuierliche Abnahme).
    • Eine Aufschlüsselung nach Arten bietet dieses Diagramm nicht. Die Y-Achse stellt die Artenvielfalt als Anzahl der in der Kernzone vertretenen Arten dar, ist aber ansonsten nicht beschriftet, d.h. ohne Skalierung mit Größenangaben. Es ist aus dem Diagramm nicht erkennbar, ob bei der Gesamtzahl Arten die seltenen Arten ebenfalls abnehmen.
    • Anmerkung von Manfred: Die Skala im Diagramm endet bei 70 Jahren. Wenn eine Nationalpark-Kernzone eingerichtet wird, dann müsste man die Betrachtung der Artenentwicklung auf 100 Jahre ausdehnen, weil die Bäume (Fichte) nicht nach 70 Jahren, sondern zum Optimalzeitpunkt (100 Jahre) vom Stock geholt werden (???)
  • Laut Prof. Tzschupke gibt es keinen Beleg dafür, dass Arten eine unberührte Fläche von 10.000 ha bräuchten.
    • Laut Förster Manfred würde jede Art große Flächen brauchen.
  • Laut Prof. Tzschupke steht in der Konvention von Rio keine Verpflichtung, Flächen von der Nutzung auszunehmen. Dies sei dennoch für den Nationalpark geplant.
  • Diskussion: Teilnehmer fragt, ob der Staat als Eigentümer des Staatswaldes damit nicht machen könne was er wolle, auch einen Nationalpark. Antwort Tzschupke: Das sei richtig, die Politik könne darüber frei entscheiden.
  • Diskussion: Auf die Frage eines Teilnehmers, welchen Gegenentwurf Prof. Tzschupke zum Nationalpark hätte, schlägt dieser ein Bannwaldkonzept aus einem Netzwerk stillgelegter Flächen "in überschaubarer Größe" vor.
    • Die Frage, welche Mindestgröße hier empfohlen wird und wie diese Flächen vernetzbar wären, bleibt offen.
  • Diskussion: Auf die Anmerkung eines Teinlehmers, 50.000 Festmeter Holz würden durch die Einrichtung der Nationalparkkernzone wegfallen (da nicht mehr entnehmbar), wärend landesweit ca. 8 Millionen Festmeter genutzt werden: Prof. Tzschupke entgegnet, dass diese 50.000 Festmeter eben woanders geschlagen würden. In den anderen Bundesländern hätte man dort nach Einrichtung von Nationalparks ähnlich argumtiert, aber irgendwo müssten die Bäume eben gefällt werden, man könne sich nicht darauf verlassen, dass das Holz schon irgendwer anders fälle.
    • Gegenargument v. Förster Manfred: Der Anteil geschlagenen Holzes schwankt jährlich um ein Mehrfaches der genannten 50.000 Festmeter Holz. Also liegt der Verlust im Bereich der statistischen Schwankung.
  • Prof. Tzschupke führt an, dass man zur Kenntnis nehmen sollte, dass die Anwohner einfach keinen Nationalpark wollten, und man dies respektieren solle.
    • Anmerkung eines Teilnehmers: Baden-Württemberg mache es bürgerfreundlicher als etwa Bayern, weil hier wenigstens vorher diskutiert würde. Bayern hätte den nationalpark einfach eingeführt ohne groß die Anwohner zu fragen.
  • Frage eines Teilnehmers: Wenn der heute von Fichte dominierte Wald umgestaltet werden soll, müssen dann die Fichten vorher gefällt werden, d.h. Kahlschlag?
    • Prof. Tzschupke: Nein, muss man nicht. Das wurde aber in der Eifel so gemacht.
    • Förster Manfred: Tanne und Buche sind Schattenpflanzen und daher als Jungbäume auf vorhandene Altbäume als Schattenspender angewiesen. Buche und Tanne können also unter Schichten von Fichten gepflanzt werden. Mit dem allmählichen Absterben alter Fichten würden die Tannen und Buchen ans Licht kommen und so die Fichten allmählich ersetzen. Nur das Auskeimen junger Fichten müsste eingedämmt werden.
    • Prof. Tzschupke: Aber das ist Waldbewirtschaftung, und die würde bei einem Nationalpark entfallen müssen.
    • Förster Manfred: Deshalb setzt man eine Zeit von 30 Jahren an, bis der Wald sich tatsächlich selbst überlassen wird.
    • Vorschlag eines Teilnehmers, einen "Erwartungsnationalpark" zu versuchen, bei dem erst die Landschaft vorbereitet wird und dann erst diskutiert wird, ob diese den Stempel "Nationalpark" auch bekommt.
  • Man müsse aber in jedem Fall von der Fichte weg (darin sind sich beide, Tzschupke und Manfred, einig)
  • Argument Prof. Tzschupke: Die Entnahme von Holz ist klimafördernd, weil durch die Entnahme der Biomasse Holz Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernt wird (Anmerkung: Bei der Photosynthese der Pflanzen wird der Atmosphäre das Treibhausgas CO2 entzogen und in Biomasse, etwa Monosacchariden (Zucker), umgewandelt. Etwa in Holz, das zu wesentlichen Teilen neben Lignin aus dem Polysaccharid Zellulose besteht. Indem man nun Bäume fällt und das Holz etwa zu Möbeln oder Holzhäusern verarbeitet wird, so das Argument, CO2 in Form von Häusern deponiert.
    • Anmerkung Teilnehmer: Würde sich das Konsumverhalten durch die Einrichtung eines Nationalparkes ändern? Kaufen die Leute weniger, wenn der Nationalpark eingerichtet wird?
      • Gegenrede von Prof. Tzschupke: Dann holt man etwa im Ausland, klar. Aber die einheimischen regionalen Firmen, etwa die Firma FS Karton aus Baiersbronn, hätten dann das Nachsehen. FS Karton etwa zögere aufgrund des Nationalparkprojektes mit Investitionen.
        • Gegen-Gegenrede von Manfred: Aber maximal 2% des Holzes käme aus dem Suchraum. Würden die Firmen sich das nicht auch aus dem Ausland holen können?
  • Der Abend endet nach einer sehr lebhaften Diskussion.